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Alte Maltechniken neu entdecken_Nr_277_4MB - SIB

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<strong>Alte</strong> <strong>Maltechniken</strong> <strong>neu</strong><br />

<strong>entdecken</strong><br />

Jürgen Klawitter<br />

Abschlussarbeit Baubiologie/Bauökologie<br />

<strong>SIB</strong> 2011


Facharbeit Baubiologie / Bauökologie 2011 <strong>Alte</strong> <strong>Maltechniken</strong> <strong>neu</strong> <strong>entdecken</strong><br />

Jürgen Klawitter 1


Facharbeit Baubiologie / Bauökologie 2011 <strong>Alte</strong> <strong>Maltechniken</strong> <strong>neu</strong> <strong>entdecken</strong><br />

Inhalt<br />

Abstrakt 4<br />

Vorwort<br />

6<br />

Einleitung 8<br />

Ölfarben 10 Mineralfarben 20 Marmorimitation 28<br />

Werkzeuge 34<br />

Ökologische Aspekte 36<br />

Fazit 44<br />

Vergleich 46<br />

Erfahrungsbericht<br />

48<br />

Zukunftsbericht 52<br />

Interviews<br />

54<br />

Schlusswort 58<br />

Danksagung 60<br />

Quellenverzeichnis 62<br />

Anhang 64<br />

Abbildungsverzeichnis 66<br />

Jürgen Klawitter 2


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Glossar 68<br />

Jürgen Klawitter 3


Facharbeit Baubiologie / Bauökologie 2011 <strong>Alte</strong> <strong>Maltechniken</strong> <strong>neu</strong> <strong>entdecken</strong><br />

Abstrakt<br />

In meiner Arbeit möchte ich Fachleute, Bauherren, Laien und Behörden die Ölfarben und<br />

Mineralfarben wieder etwas näher bringen. Bei den Mineralfarben werde ich mich allerdings<br />

auf die 2-Komponenten (2-K) Silikatfarbe beschränken. Vorurteile wie „altmodisch“, zu lange<br />

Trocknungszeiten, zu „aufwendig“ und zu teuer sind nur ein kleiner Teil dieser Unwissenheit.<br />

Noch vor einigen Jahren waren Öl- und Mineralfarben auch bei den meisten grossen<br />

Farbherstellern verrufen und als „ ÖKO“ oder „BIO“ betitelt und belächelt worden. Neue<br />

Anstrichsysteme wie z.B Siliconfarben waren das Know How des modernen Malers hiess es.<br />

Heute aber scheint eine <strong>neu</strong>e Zeit angebrochen zu sein. Grosse namenhafte Farbhersteller<br />

interessieren sich für die <strong>neu</strong>en, „alten“ Farben. Es entstehen die tollsten Namen für Farben<br />

wie z.B „Wellnes Farben“. Aber gibt es diese nicht bereits seit dem 19. Jahrhundert? Ich<br />

möchte nun auf den folgenden Seiten zeigen, dass Öl- und Mineralfarben bereits immer da<br />

waren, unsere Umwelt schonen und für den Menschen und die Tiere während und nach der<br />

Verarbeitung keine oder wenig Gefahr darstellen. Gleichzeitig wird anhand einer<br />

Marmortechnik aufgezeigt, wie man gestalterisch mit ihnen umgehen kann. Fotos, Grafiken,<br />

Technische Merkblätter sowie ein Bericht aus der Praxis runden die Arbeit ab.<br />

Jürgen Klawitter 4


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Jürgen Klawitter 5


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1. Vorwort<br />

Als ich Anfang der 90 er Jahre meine Ausbildung zum Maler in der Nähe von Berlin<br />

absolvierte, ahnte ich noch nicht, welchen Weg ich einmal gehen werde. Ich lernte also wie<br />

jeder der Auszubildenden etwas über Farben, Zeichnen, etwas Fachrechnen und wie man<br />

gestalterisch tätig wird. Zwei Farbsysteme fand ich damals schon im Unterricht besonders<br />

spannend. Die eine bestand aus 2- Komponenten und die andere faszinierte mich von der<br />

Oberfläche. Es war die 2-Komponenten Silikatfarbe und die Ölfarbe. Erstaunlicherweise<br />

kamen diese Anstrichsysteme aber nur am Rande des Unterrichts zur Geltung. Mich<br />

allerdings beeindruckte schon das diffusionsfähige Verhalten dieser Farben am Bauwerk.<br />

Beim Lehrer fragte ich einmal nach, warum wir über diese Anstrichsysteme nur so wenig<br />

erfahren würden. Die Antwort war erschreckend für mich: „ viel zu teuer, zu umständlich und<br />

zu lange Trocknungszeiten“. „Ausserdem vergilben die Ölfarben und die Silikatfarben<br />

waschen aus“. So erschreckend wie es für mich war, leuchtete es mir doch irgendwie ein.<br />

Wer dachte zu dieser Zeit schon an Ökologie und Nachhaltigkeit. Die Hersteller priesen ja<br />

Haltbarkeitszeiten der modernen Anstrichsysteme von 15 und 20 Jahren an. In<br />

Fachzeitschriften und in alten Fachbüchern habe ich mir dann selber ein kleines Fachwissen<br />

angeeignet.<br />

Bei einer Reise durch Italien fielen mir dann die ausgewaschenen Häuser auf. In Holland die<br />

glänzenden Dachuntersichten und Haustüren, in Deutschland und der Schweiz glänzende<br />

Kreuzstöcke und Fachwerkbalken. Bei genauem Hinsehen sogar am Haus des Nachbarn.<br />

Dies liess mir dann keine Ruhe mehr und ich fragte meinen damaligen Arbeitgeber, warum<br />

wir solche Anstrichsysteme nicht verwenden würden. Die Argumente waren ähnlich wie die<br />

meines damaligen Lehrers. Den wichtigsten Tipp, den er mir dann gab, war und ist, wenn ich<br />

heute zurückblicke, der richtige gewesen: „Mach eine Ausbildung in der Denkmalpflege und<br />

dort kannst du solche Anstrichsysteme verarbeiten“.<br />

So entschloss ich mich für eine Ausbildung zum „Techniker für Baudenkmalpflege und<br />

Altbauerhaltung“. Hier drehte sich plötzlich alles nur noch um diese Anstrichsysteme und<br />

viele andere. Ich hörte erstmals von den überwiegend positiven Aspekten dieser Produkte.<br />

Vorteile wie Diffusionsfähigkeit, lange Haltbarkeit, sie kommen aus der Natur und können<br />

auch dort wieder zurückgeführt werden, unschädlich für Menschen und Tiere, standen im<br />

Mittelpunkt des Schulalltages. Ich wusste nun aber, dass es gegenüber Mitarbeitern und<br />

Kunden viel Überzeugungsarbeit brauchte, um die Vorteile von Öl- und Mineralfarben<br />

darzulegen. Nach der Meisterschule bekam ich dann eine leitende Anstellung in einem<br />

mittelgrossen Maler Betrieb in Deutschland. Hier war der Umgang mit mineralischen Farben<br />

ein Teil des täglichen Arbeitsalltags. Seit Generationen arbeitete man hier mit mineralischen<br />

Anstrichsystemen. Bauherren und Architekten waren aber eher zurückhaltend und es<br />

brauchte auch hier wieder viel an Überzeugungskraft. Es war damals die Zeit der „Lotus<br />

Farbe“.<br />

Jürgen Klawitter 6


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Vor dreieinhalb Jahren siedelte ich dann in die Schweiz über. Ich kam hier in ein etwas<br />

grösseres Malergeschäft als das, was ich aus Deutschland kannte. Ich war erstaunt, dass<br />

hier viel mehr mit Öl- und Mineralfarbe gearbeitet wurde.<br />

Auch unseren Malern sind diese Anstrichsysteme gut vertraut, wobei es auch bei einigen<br />

Nachholbedarf gibt. Bei unseren Kunden, Bauherren und Architekten machte ich teilweise<br />

sehr positive Erfahrungen. Die Nachfrage nach Öl- und Mineralfarben und der Umgang der<br />

Informationsflut über diese Systeme, selbst bei den eigenen Leuten, haben mich dazu<br />

animiert, über dieses Thema zu schreiben. Meine Überzeugung war mir dabei von grosser<br />

Hilfe. Ich denke auch, dass der Punkt erreicht ist und jeder etwas für unsere Umwelt tun<br />

muss und sollte. Wir haben alle nur diese eine Erde und die Ressourcen werden und sind<br />

bereits knapp. Ich möchte meine Abschlussarbeit jenen widmen, die immer noch negativ<br />

eingestellt und unentschlossen sind. Es soll ein Nachschlagewerk sowie eine kleine<br />

praktische Hilfe für Kunden, Fachleute und Architekten sein, denen die Zukunft unserer<br />

Umwelt am Herzen liegt. Gleichzeitig soll sie meine tägliche Arbeit mit Bauherren und<br />

Behörden erleichtern, in dem ich sie bei Beratungsgesprächen einsetze. Auch im Geschäft<br />

wird sie von grosser Bedeutung sein und als Hilfestellung dienen. Ich hoffe, somit einen<br />

kleinen Beitrag für unsere Umwelt in eine richtige Richtung zu leisten und andere dafür zu<br />

motivieren, die diese Anstrichsysteme noch nicht erkannt haben und noch immer nicht<br />

nutzen.<br />

Jürgen Klawitter 7


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2. Einleitung<br />

Von allen Handwerkern ist der Maler wohl derjenige, der den stärksten künstlerischen<br />

Einschlag hat und oft weit über das Handwerkliche hinaus tätig ist. Er hat somit im Vergleich<br />

zu anderen Handwerkern eine doppelte Aufgabe als andere Handwerker zu erfüllen: zum<br />

einen die farbliche Gestaltung der Fassaden und Räumlichkeiten, zum anderen der<br />

Oberflächenschutz. Gleichzeitig ist es eine der wichtigsten Aufgaben des Malers, die<br />

Verschönerung und somit das Wohlbefinden der Menschen zu erreichen. Hierzu gehört aber<br />

nicht nur „den Farbeimer aufmachen und streichen“ sondern auch die Überlegung, was ist<br />

eigentlich in diesem Eimer für ein Beschichtungsmittel. Vielen meiner Kollegen ist dieses<br />

nicht bewusst, sie streichen das, was auf den Markt kommt. Es fragt niemand danach, wo<br />

kommt die Farbe her, wie ist sie entstanden, was passiert mit den Resten und das wichtigste<br />

am ganzen, wie sieht es bei späteren Renovationen aus.<br />

Jeder, der schon einmal eine Fassade von Kunststoffdispersion abgebeizt hat, weiss, wie<br />

schweisstreibend diese Arbeit ist und was für ein Sondermüll hier anfällt. Ist es da nicht viel<br />

schöner, einen Mineralfarbenanstrich einfach mit Wasser zu reinigen, ohne grosse<br />

Vorkehrungen zu treffen, um den Sondermüll aufzufangen und dann einfach zu streichen?<br />

Oder eine Ölfarbe schleifen und waschen anstatt Schichten von Kunstharzfarbe zu<br />

entfernen? Was bewegt einen Maler, solche Anstrichsysteme immer noch zu verwenden?<br />

Die Frage nach Nachhaltigkeit und Gesundheit braucht man wohl auch den meisten nicht zu<br />

stellen, denn bei denen stehen ganz klar der „Profit“ und die Zeit im Vordergrund. Bei<br />

richtiger Überlegung, Beratung vor Ort und dem Verkauf lässt sich hier in den meisten Fällen<br />

Verständnis des Kunden oder Architekten erzielen.<br />

Da ich in meinem täglichen Berufsleben ständig Beratungen von Anstrichsystemen<br />

vornehmen muss und das auch gerne tue, sehe ich mich in einer gewissen Verantwortung<br />

gegenüber dem Kunden und dem Architekten. Das grösste Anliegen ist mir, dabei auf<br />

Anstrichsysteme zurückzugreifen, die unsere Natur schonen, unsere Umwelt nicht zerstören,<br />

sowie gute bauphysikalische Eigenschaften besitzen. Ich möchte nun auf den folgenden<br />

Seiten zwei Anstrichsysteme beschreiben, die die meisten kennen und doch nicht<br />

anwenden. Anhand der Marmormalerei möchte ich zeigen, dass man auch mit ökologischen<br />

Farben wunderbar gestalterisch und modern tätig sein kann. Ein Bericht aus der Praxis zeigt,<br />

dass nicht immer der Preis und die Zeit zur Entscheidungsfindung einer Farbe beitragen. Ich<br />

hoffe, dass ich mit meiner Arbeit einige meiner Kollegen mitziehen kann und der eine oder<br />

der andere einmal mehr ins Merkblatt als nur in den Farbeimer schaut oder vielleicht auch<br />

einen Lehrgang besucht.<br />

Jürgen Klawitter 8


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Ölfarben<br />

Jürgen Klawitter 9


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Jürgen Klawitter 10


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3. Ölfarben<br />

3.1 Geschichte<br />

Ölfarben und deren Anfänge reichen bis in die Antike. Der römische Schriftsteller Plinius um<br />

70 v. Chr. hat bereits das Ausschmelzen von Harz und das Lösen dieser Schmelze in<br />

heissem Öl beschrieben. Im Norden wurde die Ölfarbe bereits im 12. Jahrhundert auf Holz<br />

verwendet und fand allgemeine Anwendung. Besonders ersichtlich ist dies an den Balken<br />

alter Fachwerk- und Riegelbauten. In der Gemäldemalerei des späteren Mittelalters kam<br />

man von der Temperamalerei zur Ölmalerei. Die Gebrüder Jan und Hubert van Eyck,<br />

Gemäldemaler aus den Niederlanden, gelten als die Erfinder der <strong>neu</strong>en Technik. Mit der<br />

Entwicklung der Polierlackierung im 19. Jahrhundert für Möbel wurde diese Lackiertechnik<br />

wesentlich geprägt. Bis dahin überwiegte das Wachsen und Ölen von Holzoberflächen. Im<br />

19. Jahrhundert begann man industriell Firnisse und Ölfarben herzustellen. Von da an fand<br />

die Ölfarbe grosse Anwendung im Malerhandwerk. 1<br />

Abb. 1 Jan van Eyk Abb. 2 Hubert von Eyk<br />

1 Quelle: Wikipedia<br />

Jürgen Klawitter 11


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3.2 Was sind Ölfarben?<br />

Ölfarben sind ökologische und umweltverträgliche Anstrichstoffe. Die meisten Rohstoffe sind<br />

nachwachsend und kommen aus der Natur. Das wichtigste Bindemittel in einer Ölfarbe ist<br />

das Leinöl, gewonnen aus Leinsamen (Flachs). Weiterhin geeignete Öle sind z.B.<br />

harttrocknendes Mohnöl, Sonnenblumenöl, sowie verschiedene andere. Als Pigment<br />

verwendet man in der Regel Trockenpigmente, die ausschliesslich bis auf einige künstlich<br />

hergestellte aus der Natur stammen. Sie werden auch Erdfarbenpigmente genannt.<br />

Folgende wichtige Naturpigmente möchte ich erwähnen: Terra di Siena, Umbra, Ocker,<br />

Lapislazuli und Rebschwarz. Wie aber bereits erwähnt, benutzt man auch künstlich<br />

hergestellte Pigmente wie zum Beispiel: das Titandioxid, Bleiweiss, Kobaltblau,<br />

Eisenoxidschwarz und Eisenoxidrot. Als Füllstoffe verwendet man heute noch Kreide,<br />

Talkum, Kalk und Lithopone, um auch hier einige genannt zu haben. Als Verdünnungsmittel<br />

werden Balsamterpentinöl und rektifiziertes Terpentinöl benutzt. Die Zusammensetzung<br />

einer Ölfarbe besteht zum grössten Teil aus ökologisch unbedenklichen Stoffen. Die Öle,<br />

welche als Bindemittel dienen, werden aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und die<br />

Pigmente stammen zum grössten Teil aus der Natur (Erde). Ölfarbe trocknet durch<br />

Aufnahme von Sauerstoff (Oxidation), worauf ich im Kapitel 3.4 ausführlicher eingehen<br />

werde.<br />

Herstellung einer Ölfarbe auf traditionelle Weise:<br />

Abb. 3 Pigment wird dem Leinöl zugegeben<br />

Jürgen Klawitter 12


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Abb. 4 Pigment wird in Leinöl gemahlen<br />

Abb. 5 Verarbeitungsfähige Ölfarbe<br />

Jürgen Klawitter 13


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3.3 Untergründe für Ölfarbenanstriche<br />

Ölfarben kann man fast auf allen Untergründen und unter Beachtung einiger wichtiger<br />

Grundlagen und mit etwas Überlegung einsetzen. Hierzu zählen folgende Untergründe: Holz,<br />

Metall und sogar Putz lassen einen Ölfarbenanstrich zu. Holz- und Metalluntergründe sind in<br />

der Praxis allerdings die meist verbreiteten Untergründe. Bei allen Untergründen ist jedoch<br />

darauf zu achten, dass sie sauber, trocken und fettfrei sind sowie eine feste Oberfläche<br />

aufweisen. Einige Untergrundprüfmethoden wären z.B. der Gitterschnitt für die Festigkeit,<br />

Augenscheinlich um zu prüfen ob sie sauber und fettfrei sind und die Trockenheit kann mit<br />

einem Feuchtigkeitsgerät oder ganz einfach mit einem aufgeklebten Plastik gemessen<br />

werden. Aber Vorsicht: Was, wenn ein alter Anstrich vorhanden und man unsicher ist, ob es<br />

nun ein Ölfarbenanstrich oder Kunstharzanstrich ist, und wie prüft man dann am besten?<br />

Folgende Möglichkeiten stehen auch hier zur Verfügung:<br />

Salmiak: - lösende Wirkung auf Öllacke<br />

Universalverdünnung: - hohe Lösewirkung auf Öllacke<br />

- geringere Lösewirkung bei Kunstharzlacken<br />

Aceton: - gute Lösewirkung bei Kunstharzlacken und 2-K Lacken<br />

Wichtig bei allen Untergründen ist die Temperatur, besonders im Aussenbereich. Nicht nur<br />

die Lufttemperatur, sondern auch die Oberflächentemperatur sollte dringend beachtet<br />

werden. Im Kapitel 3.4 gehe ich noch näher auf die Temperaturen ein.<br />

3.3.1 Holzuntergründe<br />

Bei rohen und trockenen Holzuntergründen ist es unabdingbar, einen Grundanstrich mit<br />

Leinölfirnis vorzunehmen. Führt man diese Grundierung nicht aus, so droht hier bereits der<br />

erste Schaden. Beim Auftrag des ersten Ölfarbenanstriches wird das Leinöl vom Holz sofort<br />

aufgesogen und ein Abplatzen ist die Folge dieser unsachgemässen Vorbereitung. Bei<br />

auskreidenden Anstrichen empfiehlt es sich, mit Halböl vorzuarbeiten. Gleichzeitig sollte das<br />

zu beschichtende Holz untersucht werden. Hierbei ist nicht nur auf den Schutz von aussen<br />

zu achten, sondern auch auf die Einflüsse von innen. Besonders Wasser und Wasserdampf<br />

sind gefährliche Aspekte, die auf keinen Fall zu unterschätzen sind (Dampfdiffusion). Das<br />

Holz dehnt und zieht sich wieder zusammen, je nach Witterung. Aufgrund der Elastizität der<br />

Ölfarbe ist sie aber immer noch die beste Beschichtung auf Holz, da sie dieser Quellwirkung<br />

des Holzes gut standhält.<br />

Jürgen Klawitter 14


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Eine kleine goldene Regel für Fenster möchte ich hier an dieser Stelle noch anmerken:<br />

„innen mager und aussen fett gestrichen“. Sollten wir die ersten Punkte der Vorbereitung so<br />

vollzogen haben, können wir mit den weiteren Beschichtungen fortfahren. Gleichmässig<br />

saugende Untergründe (also intakte Beschichtungen) können geschliffen, mit Salmiak<br />

gewaschen und mit einem Grund- und Zwischenanstrich versehen werden. Die<br />

Endbeschichtung erfolgt dann in gewünschter Qualität seidenglänzend oder hochglänzend.<br />

Zu beachten ist bei einem Hochglanzanstrich, dass dieser meist sehr „speckig“ wirkt.<br />

3.3.2 Metalluntergründe<br />

Auf Metalluntergründen ist es ähnlich wie auf Holz. Hierbei ist aber darauf zu achten, dass<br />

diese Untergründe frei von Ölen, Fetten und anderen Trennschichten sind und grundsätzlich<br />

tragfähig. Hat man diese Vorbereitung getan, kann man mit dem abkratzen loser<br />

Farbschichten, dem Waschen mit Salmiak und dem Schleifen fortfahren. Bei Rostflecken ist<br />

dementsprechend mit Rostschutz vorzuarbeiten. Als nächstes folgt nun der Zwischen- und<br />

Endanstrich in der gewünschten Glanzqualität.<br />

3.3.3 Putzuntergründe<br />

Die Putzuntergründe waren und sind wohl die anfälligsten und kritischsten Untergründe für<br />

Ölfarben. Diese kommen heutzutage nur noch vereinzelt in Altbauten und an<br />

denkmalpflegerischen Objekten vor. Dabei handelt es sich überwiegend um abgesetzte<br />

Sockelelemente im Wohnbereich (Küchen, Badezimmer) und Treppenhäusern. Durch die<br />

höhere Festigkeit eines Ölfarbenanstriches ist die Oberfläche weniger anfällig gegen<br />

Beschädigungen und Verschmutzung. Diese können meistens mit Wasser gereinigt werden.<br />

Das wichtigste für einen korrekten Anstrichaufbau ist, dass der Putz völlig trocken sein muss.<br />

Ist auch nur in der Tiefe ein geringer Anteil an Feuchtigkeit vorhanden, so wird diese durch<br />

das Aufbringen der Ölfarbe eingeschlossen. Zu beachten ist, dass ein Zementputz sogar erst<br />

nach zwei Jahren Trocknungszeit gestrichen werden darf. Bei nicht beachten dieser<br />

grundlegenden Regeln können massive Schäden auftreten. Da der Putz nicht mehr trocknen<br />

kann, wird er völlig mürbe und platzt ab. Gleichzeitig entstehen grosse Wasserblasen, die an<br />

der Oberfläche deutlich sichtbar sind und später den Anstrich abplatzen lassen. Einen<br />

wichtigen Punkt möchte ich an dieser Stelle noch anmerken: Bei diesem Untergrund muss<br />

dringend vorgeölt werden und es darf nur bei trockenem Wetter gestrichen werden. Sobald<br />

Regen oder Nebel den Putz anfeuchten, ist er für die Ölfarbe nicht mehr aufnahmefähig. Der<br />

beste Anstrich für Putzuntergründe bleibt aber immer noch eine Kalk- oder Mineralfarbe.<br />

Jürgen Klawitter 15


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3.4 Verarbeitung und Trocknung von Ölfarben<br />

Bei der Verarbeitung und Trocknung von Ölfarben tun sich immer noch viele Maler,<br />

Bauherren, Architekten und Laien schwer. Dabei sage ich mir immer, es ist eine Sache der<br />

Koordination und Planung. Die Ölfarbe verarbeitet sich einfach und wenn die Planung des<br />

Malers optimal läuft, kann er während der Trocknungszeit bereits andere Tätigkeiten<br />

erledigen. Trotzdem sollten einige Regeln bei der Verarbeitung und Trocknung beachtet<br />

werden.<br />

Die erste Regel bei der Verarbeitung ist natürlich die der guten Untergrundvorbereitung. Als<br />

zweite Regel ist zwingend von „mager“ nach „fett“ zu streichen. Das „fett“ und „mager“<br />

bedeutet soviel wie bindemittelreich und bindemittelarm. Somit sollte immer der innere oder<br />

der darunterliegende Anstrichstoff arm an Bindemitteln sein und der äussere eher reichhaltig<br />

Bindemittel enthalten. Weiterhin sollte darauf geachtet werden, dass die Farbschichten beim<br />

Auftrag gleichmässig aufgetragen, verteilt und verstrichen werden. Somit haben Ölfarben<br />

einen schönen Verlauf und die berüchtigte „Runzelwirkung“ durch zu dicken Farbauftrag<br />

bleibt aus.<br />

Auch bei der Trocknung gibt es natürlich einige Kleinigkeiten zu beachten. Ölfarben trocken<br />

durch Oxidation (Sauerstoffaufnahme). Durch die Sauerstoffaufnahme tritt eine<br />

Volumenvergrösserung ein, die unbedingt bei der Anwendung von Ölfarbe berücksichtigt<br />

werden muss. Die Hersteller schreiben dabei bestimmte Trocknungszeiten und<br />

Oberflächentemperaturen bei der Verarbeitung der Ölfarbe vor. Man spricht hier von<br />

Trocknungszeiten zwischen den Anstrichen von ca. 12 – 24 Stunden. Staubtrocken hingegen<br />

sind die Anstriche bereits nach 2 – 3 Stunden. 2 Diese Angaben beruhen jedoch auf<br />

Erfahrungen bei einer Temperatur von 18°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65 %<br />

rLF. 3 Bei tieferen Temperaturen ist mit einer längeren Trocknungszeit zu rechnen. Auch die<br />

Oberflächentemperaturen beeinflussen die Trocknung. Zum Beispiel sind Metalluntergründe<br />

am Morgen länger kälter als Holzuntergründe. Um hier die “ Runzelwirkung“, besonders auf<br />

Metall zu vermeiden, sollte lieber noch einen Tag länger gewartet werden als ein schnelles<br />

Überstreichen voranzutreiben. Bei der Verarbeitung auf rohen Holzuntergründen sollte<br />

unbedingt die Holzfeuchte überprüft und gemessen werden. Trotz Dampfdiffusion der<br />

Ölfarbe sollte die Holzfeuchte nicht über 18 % liegen. 4<br />

2 Thymos AG<br />

3 Thymos AG<br />

4 Aus farbige Raumgestaltung Zwinscher<br />

Jürgen Klawitter 16


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3.5 Vor- und Nachteile der Ölfarbe<br />

Vorteile einer Ölfarbe Nachteile einer Ölfarbe<br />

Dampfdiffusionsfähig Trocknet langsamer<br />

Nachwachsende Rohstoffe Brandgefahr durch Öllappen<br />

geringe Gesundheitsgefährdung Vergilbung von hellen Farbtönen<br />

Gute Deckkraft Auskreidung<br />

UV- Beständigkeit höherer Preis als Kunstharz<br />

Wetterbeständigkeit höheres Know How des Verarbeiters<br />

Einfache Renovationsfähigkeit<br />

hohe Umweltverträglichkeit<br />

natürliche Elastizität<br />

3.6 Gegenüberstellung Ölfarbe zu Kunstharzfarbe<br />

Der grösste Unterschied zwischen der Herstellung von Öl- und Kunstharzfarbe fängt schon<br />

mit der Herkunft an. Siehe Fotos 6, 7 und 8.<br />

Abb. 6 Flachsfeld in Belgien<br />

Abb. 8 BASF in Ludwigshafen<br />

Abb. 7 Pigment Umbra<br />

Bereits anhand dieser Fotos sind die zwei grössten Unterschiede der Farbsysteme zu<br />

erkennen. Abbildung 6 und 7 zeigen die wichtigsten Bestandteile einer Ölfarbe. Bild 8 zeigt<br />

ein hoch modernes<br />

Jürgen Klawitter 17


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Chemiewerk zur Herstellung von Kunstharzlacken, welche in komplizierten Verfahren und<br />

mit hoher Energie und Erdöl hergestellt werden müssen. Sicherlich ist der Abbau der<br />

Pigmente für eine Ölfarbe auch sehr energieaufwendig, jedoch überwiegt der Teil von<br />

nachwachsenden Rohstoffen der Ölfarbe schon einmal in der Herstellung. Bei der<br />

Verarbeitung der beiden Farbsysteme komme ich zum Schluss, dass die Ölfarbe im Vorteil<br />

liegt. Aufgrund des natürlichen Leinöls trägt sie geringere gesundheitliche Risiken, wo<br />

hingegen Kunstharzlacke Schwermetalle und Lösemittel enthalten, die schwere<br />

gesundheitliche Schäden, wie z.B. Krebs herbeiführen können. Im Vordergrund sollte bei<br />

modernen Farbsystemen die Reduktion von Lösemitteln stehen. Derzeit existieren bereits<br />

die ersten wasserverdünnbaren Ölfarbensysteme. Ein weiterer Punkt oder auch Vorteil<br />

gegenüber den Kunstharzlacken ist die Dampfdiffusionsoffenheit und die Elastizität der<br />

Ölfarbe: Kunstharze sind zwar härter als Ölfarbe aber dadurch auch weniger elastisch und<br />

sie haben keine oder wenig Dampfdiffusionsoffenheit. Die Lebensdauer ist somit geringer als<br />

bei einer Ölfarbe. Zudem ist eine spätere Renovation mit Ölfarben wesentlich weniger<br />

aufwendig und klar umweltfreundlicher als Kunstharzfarben oder gar Acrylfarben, welche als<br />

Sondermüll entsorgt werden müssten.<br />

Die Verarbeitung von Ölfarben ist an die materialspezifischen Eigenschaften gebunden.<br />

Dadurch entstehen längere Trocknungszeiten, geringere Schichtstärken, die pro Anstrich<br />

aufgebracht werden können, sowie das höhere Brandverhalten. Diese Punkte werden von<br />

der Farb- und Lackmittelindustrie gern als gravierende Nachteile der Ölfarbe dargelegt. Bei<br />

genauerer Betrachtung, wo ich auch noch mal in Kapitel 7 unter den ökologischen Aspekten<br />

eingehen werde, wird man feststellen, dass dies von der Industrie nur sehr einseitig<br />

beleuchtet wird. Am Ende zählen doch die überwiegend positiven Eigenschaften des<br />

Materials und dessen Herstellung und Herkunft.<br />

Aufgrund der vorangegangenen Kapitel über Ölfarben ist sicherlich ersichtlich geworden,<br />

dass es ein bestimmtes Know How braucht, um mit einer Ölfarbe vernünftig und fachgerecht<br />

umzugehen. Um sich nun für das richtige Produkt zu entscheiden, reichen sicherlich meine<br />

aufgezählten Kriterien denn jeder von uns weiss, dass die Rohstoffe knapp werden und<br />

sind.<br />

Für mich persönlich überwiegen die Vorteile einer Ölfarbe und ich werde sie weiter nach<br />

besten Wissen und Gewissen empfehlen und anwenden.<br />

Jürgen Klawitter 18


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Mineralfarben<br />

Jürgen Klawitter 19


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Jürgen Klawitter 20


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4. Reine Mineralfarben<br />

4.1 Geschichte<br />

Zu den Mineralfarben gehören nicht nur 1- K und 2- K Silikatfarben, sondern auch die<br />

Kalkfarben. Kalkfarben sind seit Jahrtausenden bekannt und wurden schon in der Römerzeit<br />

verwendet. Später wurden sie dann in frischen Putz gemalt (Fresco) oder der Putz wurde<br />

gleich eingefärbt (Sgraffitotechnik) und verarbeitet. So ausgeführte Malereien sind teilweise<br />

bis heute noch gut erhalten. Genau diese Malereien fielen dem kunstsinnigen Bayrischen<br />

König Ludwig I bei seinen Reisen durch Italien auf. Adolf Wilhelm Keim bekam sodann im<br />

18. Jahrhundert den Auftrag vom Bayrischen König, eine Farbe zu entwickeln, die aussieht<br />

wie „Kalk und über einen längeren Zeitraum“ haltbar ist. Seine Erfahrungen mit Kalkfarben<br />

waren nicht die besten, da sie aufgrund der Witterung auf der Nordseite der Alpen schneller<br />

auswuschen als in Italien. 1878 wurde dann die reine Mineralfarbe vom Handwerker und<br />

Forscher Adolf Wilhelm Keim erfunden und patentiert. Sie werden bis heute im<br />

Nachfolgeunternehmen Keim in Diedorf bei Augsburg (Deutschland) hergestellt. 5 Aber nicht<br />

nur Keim stellt diese Farben heute her, viele andere Hersteller wie z.B. Becksche Farben,<br />

SAX Farben und andere sind mit der Herstellung von Silikatfarben vertraut.<br />

Abb. 9 A.W. Keim, Erfinder der Mineralfarbe<br />

4.2 Was sind reine Mineralfarben?<br />

Reine Mineralfarben, auch Wasserglasfarben oder Keimfarben genannt, bestehen aus<br />

Wasserglas als Bindemittel (Fixativ) und den Pigmenten (Farbpulver). Durch die<br />

Verkieselung mit dem Untergrund entsteht eine chemische Reaktion. Es entsteht eine<br />

5 Keim Farben Augsburg<br />

Jürgen Klawitter 21


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sogenannte „untrennbare Einheit“. Es bilden sich somit keine Anstrichfilme und keine<br />

oberflächige Beschichtungen. Der Anstrich dringt tief in den<br />

Untergrund ein und verbindet sich erst dort mit ihm. Es bilden sich nach Abbinden der Farbe<br />

feine und „reine mineralische Kristallgitterstrukturen“. Diese hervorragenden Eigenschaften<br />

des Materials überwiegen gegenüber anderen filmbildenden Anstrichen. Reine Mineralfarben<br />

sind anorganische Verbindungen. Es sind Verbindungen, die von Gesteinen stammen oder<br />

eine gesteinsähnliche Struktur aufweisen. Die Rohstoffe stammen vorwiegend aus der<br />

Erdkruste und den Gesteinen (Quarzsand). Der Quarzsand wird nach dem Abbau bei 1400<br />

°C mit Kalium (Pottasche) geschmolzen und es entsteht das Kaliwasserglas. Die Pigmente<br />

werden zu grössten Teilen aus Metallerzen gewonnen und als Füllstoffe werden Kalk und<br />

Feldspat eingesetzt. Reine Mineralfarben nennt man auch 2- K Silikatfarben, da sie aus 2<br />

Komponenten bestehen. Diese 2 Komponenten (Fixativ und Farbpulver) werden am Vortag<br />

vor der Verarbeitung ineinander gemischt (eingesumpft) und müssen mindestens 12<br />

Stunden eingesumpft sein. Es darf jeweils nur soviel Farbe angemischt werden, wie am<br />

Folgetag auch verarbeitet werden kann. Mischt man zuviel Fixativ bei, so besteht die Gefahr<br />

von Verglasung. Das heisst, es entstehen glasige Stellen und der Anstrich kann fleckig<br />

auftrocknen, eindicken oder sogar an der Fassade auswaschen.<br />

Abb. 10 Quarzsandabbau bei Frechen Abb. 11 Kaliumcarbonat<br />

4.3 Untergründe für reine Mineralfarben<br />

Reine Mineralfarben werden in der Regel auf allen Mineralputzen und Beton eingesetzt.<br />

Allerdings gibt es auch Untergründe wie Holz und Zink, auf welchen sie eingesetzt werden<br />

können. In der Hauptsache werden sie aber im Aussenbereich an Fassaden mit<br />

mineralischem Putzuntergrund verarbeitet. Dringend ist in jedem Fall vorab zu prüfen, sobald<br />

es kein <strong>neu</strong>er Mineralputz ist, was für ein Material sich auf der zu beschichtenden<br />

Fassadenfläche befindet. Hier nimmt man sich der gebräuchlichsten Methode auf der<br />

Baustelle mit dem Feuerzeug an. Reine Mineralfarben sind unbrennbar im Gegensatz zu<br />

kunststoffgebundenen Farben. Eine andere Möglichkeit ist das Benetzen mit Wasser. Die<br />

reine Mineralfarbe saugt es auf und der Farbton wird dunkler, wo hingegen eine<br />

Jürgen Klawitter 22


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kunststoffgebundene Farbe das Wasser nicht aufnimmt und auch der Farbton sich nicht<br />

ändert.<br />

Bei gestrichenen Fassadenflächen mit reinen Mineralfarben muss die Fassade mit dem<br />

Hochdruckreiniger abgewaschen und gereinigt werden. Neue Putzausbesserungen sowie<br />

Kalksinterschichten müssen dringend mit Ätzflüssigkeit, z. B. Fluat vorbereitet werden.<br />

Aufgrund der Alkalität kann es zu weissen Ausblühungen bei dunklen Farbtönen kommen.<br />

Bei saugenden und gestrichenen Putzen empfiehlt es sich je nach Saugverhalten, mit<br />

verdünntem Fixativ vorzustreichen. Sobald man diese Vorarbeiten erledigt hat, kann man<br />

mit dem 2-3 maligem Anstrich beginnen.<br />

Ich möchte nun noch kurz auf die nicht so üblichen Untergründe wie z. B. Holz, Glas und<br />

Zink eingehen. Der Anstrich auf Holz zum Beispiel ist nur im Innenbereich zu empfehlen, da<br />

sich das Bindemittel nur an der Holzoberfläche verkrallt, aber nicht verkieseln kann. Die<br />

Folge im Aussenbereich wäre, dass er beim ersten Regenschauer wieder abgespült werden<br />

würde. Diese Methode wurde aufgrund des „Nicht Brennens“ häufig in der Theatermalerei<br />

eingesetzt.<br />

Weiterhin kann man die reine Mineralfarbe auf Glas unbedenklich einsetzen, da das<br />

Wasserglas hier besonders gut haftet. Allerdings ist zu beachten, dass bei Anstrichen auf<br />

Fassaden Glas besonders gut geschützt werden muss, da ansonsten Farbspritzer zu<br />

Verätzungen führen. In den früheren Jahren nach Kriegsende wurde dieser Effekt genutzt,<br />

um Fenster in Badezimmern und Toiletten „blind“ zu machen.<br />

Für Zinkbleche oder Regenrinnen und Fallrohre ist die reine Mineralfarbe ein geeigneter<br />

Anstrichstoff, nur wissen es die meisten nicht. Da bei Zinkblech keine Schutzwirkung durch<br />

Anstriche erforderlich ist, sondern nur zur farbigen Fassung bzw. gestalterischen Zwecken<br />

angewendet wird, ist reine Mineralfarbe bedenkenlos einsetzbar. Er verbindet sich mit dem<br />

Untergrund durch das Einätzen des Kaliwasserglases in die Oberfläche. Ich selbst habe<br />

schon Zinkbleche während meiner Ausbildung als „Techniker für Baudenkmalpflege und<br />

Altbauerhaltung“ gestrichen und sie halten heute nach 13 Jahren immer noch. Aber auch<br />

hier gilt das Prinzip einer guten Untergrundvorbereitung und das wichtigste Kriterium ist das<br />

Entfernen fettiger Bestandteile, Schmutz oder Säurereste.<br />

4.4 Verarbeitung und Trocknung der reinen Mineralfarbe<br />

Nachdem die trockenen Mischfarben (Pigmente und Farbpulver) nun einen Tag vor der<br />

Verarbeitung mit Wasserglas eingesumpft wurden und die Untergrundvorarbeiten<br />

abgeschlossen wurden, kann man mit dem Anstrich beginnen. Im übrigen braucht eine reine<br />

Mineralfarbe aufgrund ihrer alkalischen Eigenschaft nicht fungizid ausgestattet zu werden.<br />

Um nun festzustellen, ob die Farbe die richtige Konsistenz hat, kann man einen<br />

Probeanstrich anlegen um zu prüfen, ob die Bindung nicht zu stark ist. Bei einer zu starken<br />

Jürgen Klawitter 23


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Bindung entstehen „glasige Stellen“, deren Folgen fleckige Anstriche oder nicht<br />

verkieselnde, blätternde Anstriche sein<br />

können. Eine Empfehlung während der Verarbeitung ist das ständige Umrühren<br />

zwischendurch. Somit verbinden sich die Pigmente und das Bindemittel ständig und bleiben<br />

im Kontakt.<br />

Bei starker Sonneneinstrahlung ist es nicht zu empfehlen zu streichen, da auch bei einer<br />

Mineralfarbe „nass in nass“ eine der wichtigsten Regeln ist. Durch starke<br />

Sonneneinstrahlung brennt die Farbe zu schnell auf den Untergrund auf und es kann auch<br />

hier wieder zu fleckigen Anstrichen und Auskreidungen kommen. Sollte es an einigen Stellen<br />

trotzdem zu leichten Auskreidungen oder Wischen kommen, so kann man vorsichtig mit<br />

verdünntem Wasserglas den Untergrund z.B. mit einer Gartenspritze übersprühen.<br />

Die Trocknungszeit hängt von der Witterung ab. Die verschiedenen Hersteller schreiben<br />

teilweise bis zu 24 Stunden Zwischentrocknung vor, bevor der zweite und dritte Anstrich<br />

erfolgen darf. Weiterhin ist bei der Verarbeitung darauf zu achten, dass man nur saubere<br />

Gefässe und Pinsel zum Anstrich verwendet. Sollte sich an einem Werkzeug zum Beispiel<br />

noch Ölfarbe befinden, so kann dies fatale Folgen haben. Durch die Reste von Ölfarbe kann<br />

der Anstrich verschmieren oder verseifen. Für den Auftrag der Farbe nimmt man am besten<br />

Bürsten mit kurzen Borsten und Pinsel mit breiter Fläche.<br />

Was heute leider aus Zeitgründen von den meisten Malern gemacht wird, ist das Vorlegen<br />

mit dem Roller anstelle des Bürstenauftrages. Mit der Bürste wird dann allenfalls<br />

nachgestrichen oder es wird ganz auf diese Applikationstechnik verzichtet. Das Schlimmste<br />

für mich war, als ich eines Tages einen Termin mit einem namenhaften Hersteller von reinen<br />

Mineralfarben hatte und er mir riet, eine Kirche mit dem Spritzgerät zu spritzen. Meiner<br />

Meinung nach sollte man vor solchen Gebäuden noch etwas Ehrfurcht und der Maler<br />

Berufsstolz haben und zumindest hier die traditionelle Anstrichweise nutzen.<br />

4.5 Vor- und Nachteile der reinen Mineralfarbe<br />

Vorteile einer reiner Mineralfarbe Nachteile einer reinen Mineralfarbe<br />

Dampfdiffusionsfähigkeit längere Trocknungszeiten<br />

Keine Gesundheitsgefährdung bei richtigem höheres Know How des Malers erforderlich<br />

Einsatz<br />

Hohe Umweltverträglichkeit<br />

Relativ teures Material<br />

Einfache Renovierungsanstriche möglich leichte Farbtonunterschiede möglich<br />

Hohe Wetterbeständigkeit<br />

Angenehmes Aussehen, tuchmatte Wirkung<br />

Lichtecht<br />

Jürgen Klawitter 24


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Nicht brennbar<br />

4.6 Gegenüberstellung Mineralfarbe zu Dispersionsfarbe<br />

Abb. 12 Mineralfarbe abgewaschen<br />

Abb. 13 Dispersion blätternd<br />

Auf Abbildung 12 und Abbildung 13 sind bereits die ersten Unterschiede der zwei<br />

Anstrichsysteme zu erkennen. Aber was erkennt man eigentlich? Der eine Anstrich sieht<br />

sehr blass und verwaschen aus und der andere platzt grossflächig ab. Was ist hier nun<br />

passiert?<br />

Auf Abbildung 12 findet man den idealen Untergrund eines ausgewaschenen<br />

Mineralfarbenanstriches für einen <strong>neu</strong>en Renovationsanstrich vor. Es muss nicht viel an<br />

Vorarbeit geleistet werden, um hier wieder ein sauberes, frisches Aussehen zu erreichen.<br />

Das heisst reinigen mit dem Heissdampfreiniger, einen Voranstrich verdünnt mit Fixativ und<br />

einen Endanstrich mit reiner Mineralfarbe.<br />

Bei Abbildung 13 kommt man mit dem einfachen Heissdampfreiniger nicht mehr weit: da es<br />

sich um einen organischen Dispersionsanstrich handelt, muss für die notwendige komplette<br />

Entfernung ein umweltschädlicher chemischer Abbeizer eingesetzt werden.<br />

Sicherlich gibt es Malergeschäfte, die nur das Notwendigste tun würden und die<br />

abplatzenden Schichten entfernen, die Übergänge ein wenig spachteln und genau<br />

denselben Anstrich wieder verwenden würden. Nach 1 - 2 Jahren würde die Fassade genau<br />

wieder so aussehen wie auf der Abbildung 13. Dadurch, dass der Anstrich so stark blättert,<br />

ist davon auszugehen, dass die Fassade bereits mehrmals gestrichen wurde und der „dicke<br />

Anstrich“ aufgerissen ist. Wasser und Feuchtigkeit können somit ungehindert in den<br />

Untergrund eindringen und für noch mehr Schäden bis hin zur Durchfeuchtung des Deck-<br />

und Grundputzes der Fassade führen. Daher muss in diesem Fall zwingend der gesamte<br />

Anstrichaufbau bis auf den Untergrund entfernt respektive abgebeizt werden. Hierbei<br />

entsteht Sondermüll, der teuer und aufwendig zu entsorgen ist. Nach dem Abbeizen kann die<br />

Fassade dann gereinigt, grundiert und 2-mal gestrichen werden. Nachdem die Fassade nun<br />

gereinigt und von der alten Dispersionsfarbe befreit wurde, ist ein Mineralfarbenanstrich die<br />

Jürgen Klawitter 25


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beste Lösung, um nicht wieder einen solchen Aufwand bei späteren Renovationsanstrichen<br />

zu haben.<br />

Warum nun ist dieser Dispersionsanstrich eher nicht zu empfehlen? Aus der Industrie hört<br />

man ja immer die Vorteile der Dispersions- oder auch Siliconharzfarben, wie zum Beispiel<br />

gute Deckkraft, alle Farbtöne mischbar, einfache Verarbeitung, günstiger Preis, kein<br />

Auswaschen oder Auskreiden<br />

und sind lange haltbar. Das mag in einigen Fällen unter der Voraussetzung stimmen, wenn<br />

sie fachgerecht verarbeitet werden. Die meisten machen sich keine Gedanken bei solch<br />

tollen Aussagen der Industrie. Das grösste Problem was uns die Industrie aber verschweigt<br />

oder ungern auf Anfragen mitteilt, ist der „wasserunlösliche Film“ und somit die geringe<br />

Diffusionsfähigkeit. Eine Dispersionsfarbe trocknet durch das Zusammenfliessen der<br />

Kunststoffteilchen. Es entsteht eine sogenannte „Gummihaut“. Wie ich bereits im Kapitel 4.2<br />

erläutert habe, verkieselt hingegen die reine Mineralfarbe mit dem Untergrund und das<br />

heisst, sie bildet keinen Film und bildet somit mit dem Untergrund eine Einheit. Das<br />

Diffusionsverhalten ist somit deutlich besser als bei der Dispersionsfarbe. Aufgrund der<br />

dichten Filmbildung bei der Dispersionsfarbe stören die dichten Farbschichten ständig das<br />

Diffusionsverhalten und den Austausch von Feuchtigkeit. Bei jedem Renovationsanstrich der<br />

weiter aufgebracht wird, verdichtet sich dieser Film bis hin zur völligen<br />

Diffusionsgeschlossenheit. Hierdurch kommt es nicht nur im Aussenbereich zu Schäden<br />

durch Risse und Abplatzen, sondern auch im Inneren des Gebäudes. Die<br />

Sanierungsarbeiten sind dann enorm hoch, zeitaufwendig und belasten die Umwelt. Im<br />

Gegensatz hierzu sind reine Mineralfarben umweltfreundlich und wie schon im 1 Absatz<br />

geschildert, brauchen sie nur eine geringe Vorarbeit.<br />

Abb. 14 Unterschiede Verkieselung / Filmbildung<br />

Jürgen Klawitter 26


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Marmorimitation<br />

Jürgen Klawitter 28


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5. Marmorimitation<br />

5.1 Geschichtliches<br />

Sobald man das Wort Marmor hört, so denkt sicher der eine oder andere an griechische<br />

Tempel, Säulen, Schlösser oder grosse Fussböden in Hallen und Kirchen. Aber nicht nur<br />

dort findet man diesen edlen und wertvollen Stein. Wenn man nun über einen Friedhof läuft,<br />

finden sich auch hier die unterschiedlichsten und schönsten Gesteins- und<br />

Marmorskulpturen. Wer an Marmor denkt, denkt oft zuerst an Italien und hier wiederum an<br />

den weissen und schwarzen Carrara, welcher am Ort gleichen Namens im Tagebau<br />

abgebaut wird.<br />

Abb. 15 Marmorwerk Carrara<br />

Marmor wird aber nicht nur in Italien gebrochen sondern es gibt auf der ganzen Welt<br />

entsprechende Vorkommen in unterschiedlicher Qualität. So zum Beispiel den Belgischen<br />

Marmor, den Brasilianischen Marmor, den schon genannten Carrara und sogar den in<br />

Deutschland vorkommenden „Jura-Marmor“. Er wird zwischen dem Gebiet Eichstatt und<br />

Trenchlingen gebrochen. Marmor ist ca. 5000 Jahre alt und er wurde von den Ägyptern und<br />

den Völkern der Ägäis entdeckt. Sie nutzten ihn für ihre Tempel, Monumentalbauten und<br />

Statuen. Marmor ist so alt wie seine Entdecker und trägt daher auch den Namen seit ca.<br />

5000 Jahren. „Im Griechischen heisst mamareos glänzend, während marmararos Stein oder<br />

Felsblock bedeutet. Wegen seiner mühsamen Gewinnung, Bearbeitung und Verbauung<br />

entstanden viele Legenden um ihn. So weiss eine Legende zu berichten, er stamme aus den<br />

Tränen der Sterne, so die Bewohner der Apuler Alpen, und eine andere sagt, seine<br />

Jürgen Klawitter 29


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Quarzkristalle seien die Tränen Christi.“ 6 Was auch immer über ihn spekuliert und erzählt<br />

wird, er bleibt und ist bis heute ein Stein welcher nichts von seiner Ausstrahlung und<br />

Schönheit verloren hat. Zu Imitieren<br />

begann man ihn vor ca. 2000 Jahre aus verschiedenen Gründen. Einer davon war wohl<br />

sicher eine Materialknappheit. Selbst in Pompeji wurden wesentliche gemalte Bestandteile<br />

nachgewiesen. Besondere Bedeutung der Marmorimitation war im Zeitalter des Barock und<br />

Neobarock. Sogar im 19. Jahrhundert wurde diese Technik noch bis Kriegsende<br />

weitergeführt. Danach erlebte sie bis heute ein eher stilles Dasein. Allerdings wird die<br />

Marmorimitation nach wie vor in der Denkmalpflege und im gehobenen privaten Bereich<br />

angewendet. Marmorimitation kann in verschiedenen Techniken ausgeführt werden. In<br />

meiner Arbeit möchte ich zwei Techniken näher beschreiben und erklären. Zum einen das<br />

Malen von Marmor mit Mineralfarben und das Malen von Marmor mit Ölfarben.<br />

5.2 Was versteht man unter Marmorimitation?<br />

Bei einer Marmorimitation können fast alle Untergründe und Oberflächen nach Art des<br />

polierten Marmorsteins gestaltet und imitiert werden. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass<br />

der Handwerker genau die verschiedenen Arten des Marmors kennt. Gleichzeitig kann er die<br />

Möglichkeiten bei der Farb- und Mustergestaltung durch seine eigenen Ideen unterstützen<br />

und kann sie dadurch dem Umfeld und der Umgebung besser anpassen. Marmor kann dort<br />

gemalt werden, wo es die Architektur zulässt und wo auch echter Marmor verarbeitet werden<br />

könnte. Einige Beispiele hierfür sind: Säulen, Pfeiler, Pilaster, Täfer, Zierleisten, Simse,<br />

Wandkassetten, Wandflächen, aber auch Türen und vieles mehr. Es ist jedoch immer darauf<br />

zu achten, dass der imitierte Marmor sich der Umgebung anpassen muss. Dazu gehören<br />

auch die Beleuchtung und Nutzen der Räumlichkeiten oder einzelne Gebäudeteile. Das<br />

Imitieren von echtem Marmor nennt man „Marmorieren“.<br />

5.3 Marmorimitationen mit Mineral- und Ölfarben<br />

Am Anfang meiner Arbeit erwähnte ich bereits, dass man auch mit Mineralfarben<br />

hervorragende Gestaltungsarbeiten ausführen kann. Eine der schönsten davon ist nach<br />

meiner Meinung die Marmorimitation. Ich werde nun im folgenden Absatz erläutern, wie sich<br />

eine solche Imitation im Einzelnen aufbauen lässt.<br />

Als Farbe wird reine Mineralfarbe bzw. Ölfarbe und eingesumpfte Farbpigmente je nach<br />

Farbton verwendet. Nun kann man auf dem vorbereiteten Untergrund mit der Arbeit<br />

beginnen. Je nach Grösse und Fläche kommt es auf die Materialmenge an. Da aber in der<br />

Regel recht dünn gearbeitet wird, hält sich der Farbbedarf in Grenzen. Wichtig beim ganzen<br />

Aufbau der Marmorimitation ist, dass man sich von Anfang an überlegt, welchen Marmor<br />

man imitieren möchte und wie gross der Materialbedarf in den zu verwendenden<br />

Farbrichtungen sein muss. Da durch den sehr dünnen und wässrigen Schichtaufbau die<br />

Farbe schnell antrocknet, sollte man alle Materialien, Farben, Pinsel und Geräte in Griffnähe<br />

6 Zitat: Hans Rottländer<br />

Jürgen Klawitter 30


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haben. Als kleine Hilfe kann man vorab mit Holzkohle die Aderung auf Papier anhand eines<br />

Originals ausprobieren und üben. Eine gut ausgeführte Marmorimitation bedarf langjähriger<br />

Übung, technischer Versiertheit und einer genauen Beobachtungsgabe. Keiner sollte davon<br />

ausgehen, dass es nur eine Übung braucht, um den Marmor richtig zu imitieren.<br />

Als ersten Schritt legt man nun den Grundton auf den dafür vorgesehenen Untergrund an.<br />

Einen wichtigen Tipp möchte ich gleich an dieser Stelle geben. Die Farbe sollte so angelegt<br />

sein, dass man direkt mit einem zweiten, etwas dunkleren oder helleren Ton „nass in nass“<br />

arbeiten kann. Das kann sogar „schwimmend“ erfolgen. Mit dem Modler kann man dann<br />

bereits die unterschiedlichen Grundtöne ineinander wischen. Durch Seifen-Spiritus und das<br />

Einspritzen von Farbtropfen erreicht man hervorragende Effekte. Zum Beispiel das<br />

„Ausbluten“ von oxidhaltigen Steinen, welches auch im echten Marmor zu beobachten ist.<br />

Sobald die Farbe etwas angezogen hat, kann man mit einem halbtrockenen Pinsel diese<br />

Flächen leicht überziehen. So erhält man eine leichte Streifigkeit und durchscheinende<br />

Transparenz.<br />

Abb. 16 Auftragen der Grundtöne<br />

Da sich die Erdschichten bewegen, z.B. durch<br />

Erdbeben, kann es vorkommen, dass es in der<br />

Natur an einem Stein zum sogenannten Bruch<br />

kommt. Diesen erzielt man, in dem man Ton in Ton<br />

(dunkler) übereinander arbeitet. Möglich ist aber<br />

auch, z.B. bei einem weissen Carrara, ein<br />

Umbragrün einzusetzen, da durch den Bruch auch<br />

Schmutzpartikel in den Stein eingespült werden.<br />

Das wichtigste bei dieser Arbeit: „Der Kopf sollte<br />

abgeschaltet“ sein. Die Hand sollte locker und<br />

möglichst ohne Überlegung über die Fläche gleiten.<br />

Diagonales Arbeiten, wie bei den Abbildungen 16ff gezeigt, erhöhen die Natürlichkeit und<br />

Lebendigkeit der Imitation.<br />

Abb. 17 Verwischen mit dem<br />

Dachshaarvertreiber<br />

Dass es Marmor in den verschiedensten Farben<br />

gibt, habe ich bereits erwähnt. Aber auch bei der<br />

„Musterung“ gibt es die unterschiedlichsten<br />

Aderungen. Folgende Hilfsmittel möchte ich<br />

erwähnen, die hier sehr hilfsreich sein können: Der<br />

Zackenpinsel eignet sich besonders, um Drusen<br />

und Konglomerate zu zeichnen. Er kann einfarbig<br />

oder durch mehrfaches Eintauchen in<br />

unterschiedlichen Farbtönen gut zum imitieren<br />

genutzt werden. Die Farbe sollte dabei flüssig aus<br />

dem Pinsel laufen und durch unterschiedlichen<br />

Druck auf den Pinsel kann man unterschiedlich<br />

dicke Linien erzeugen. Die Farbtöne können somit gut ineinander fliessen und mit dem<br />

Dachsvertreiber kann schnell und vorsichtig über die Fläche gewischt werden.<br />

Jürgen Klawitter 31


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Bereits jetzt kann man den Spitzpinsel ansetzen,<br />

um die ersten feinen Adern und die verlaufende<br />

Schichtung anzudeuten. Auch hier gilt es wieder,<br />

locker und mit viel Kreativität zu arbeiten. Als Hilfe<br />

für die feine Aderung eignet sich auch eine<br />

Gänsefeder, mit welcher hier die Ansatzkanten mit<br />

dem Dachsvertreiber auseinandergetrieben<br />

werden. Für Fleckmarmor oder auch feine Brüche<br />

eignen sich besonders Ledertücher, Jutelappen<br />

Abb. 18 einziehen der Äderung<br />

und Schwämme. Um die Transparenz des<br />

gemalten Marmors zu verbessern, eignet sich das<br />

Darüberlegen einer Lasur, die im Anschluss mit dem Dachsvertreiber vertrieben werden<br />

sollte. Um nun einen transparenten und tiefenwirkenden Charakter zu erzielen, wachst man<br />

die Fläche mehrmals über. Hiezu eignen sich z.B. geschmolzener Bienenwachs oder Seife,<br />

welche in mehreren Schichten aufgetragen wird. Durch diese Überzüge und das Polieren<br />

wird unser Marmor dem echten Marmor immer ähnlicher.<br />

Bei den Ölfarben ist zusätzlich darauf zu achten, dass zwischen den einzelnen Arbeitszeiten<br />

längere Trocknungszeiten eingeplant werden.<br />

Abb. 19 fertiges Produkt<br />

Jürgen Klawitter 32


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Jürgen Klawitter 33


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6. Typische Werkzeuge für Öl- und Mineralfarben<br />

Nun möchte ich anhand von Bildern und kurzen Erklärungen das Werkzeug, welches für die<br />

zuvor beschriebenen Anstriche gebraucht wird, erläutern. Da das Werkzeug des Malers in<br />

der Regel klein ist, brauchen wir auch für die Öl- und reinen Mineralfarben nur wenig<br />

Werkzeug. Selbst in der Marmorimitation reichen nur einige wenige spezielle Pinsel und<br />

Hilfsmittel, um schöne Ergebnisse erzielen zu können.<br />

Ölfarbenanstriche<br />

Abb. 20 Strichwerkzeuge für Ölfarbe<br />

Reine Mineralfarbenanstriche<br />

Abb. 2 Strichbürste<br />

Abb. 21 Streichwerkzeuge für<br />

Mineralfarbe<br />

Für die Ölfarbenanstriche eigenen sich besonders<br />

Ringpinsel und breite Plattpinsel. Diese gibt es in<br />

verschiedenen Grössen. Auch werden heute schon<br />

kleine und mittlere Roller eingesetzt. Auch ist das<br />

Spritzen bei grösseren Flächen keine Seltenheit mehr.<br />

Das wichtigste Streichwerkzeug bei der reinen<br />

Mineralfarbe ist die Bürste mit kurzen Borsten und der<br />

Pinsel mit breiter Fläche. Weiterhin werden Roller und<br />

Spritzgeräte eingesetzt.<br />

Jürgen Klawitter 34


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Marmorimitation<br />

Abb. 22 Werkzeug Marmorierung<br />

unabdingbar.<br />

Bei der Marmorimitation werden wenn auch nicht<br />

ganz so viele, dafür aber eher spezielle Werkzeuge<br />

eingesetzt. Die wichtigsten sind hier sicher die Modler<br />

in verschiedenen Grössen und der Dachsvertreiber<br />

und Zackenpinsel. Einfache Werkzeuge wie<br />

Ringpinsel und verschiedene Spitzpinsel sollten dabei<br />

nicht fehlen. Als Zusatzwerkzeuge oder Hilfsmittel<br />

eignen sich besonders: Ledertücher und Schwämme.<br />

Bei den Schwämmen ist der Naturschwamm<br />

Jürgen Klawitter 35


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7.Ökologische Aspekte (Ökobilanz) der vorgestellten<br />

Anstrichsysteme<br />

7.1 Ökobilanz<br />

Unter dem Begriff „Ökobilanz“ versteht man eine ganzheitliche Analyse der wirtschaftlichen,<br />

technischen und sozialen Aspekte, welchen ein Produkt während seiner Lebensdauer<br />

unterworfen ist. Dabei wird die Umweltwirkung in der Herstellung, während der Nutzung und<br />

bei der Entsorgung geprüft. Alle umweltrelevanten Entnahmen aus der Erde und die<br />

entstehenden Emissionen werden in die Bilanz einbezogen. 7 In meiner Arbeit habe ich zwei<br />

Anstrichsysteme vorgestellt. So kommen zum Beispiel bei der Ölfarbe die meisten Rohstoffe<br />

aus der Natur und sind nachwachsend. Bei der Mineralfarbe zum Beispiel kommen die<br />

meisten aus der Erdkruste. Aber sind sie allein deshalb umweltfreundlicher als andere<br />

Farben? Was wir unter dem Wort „ Ökobilanz“ verstehen, habe ich bereits erläutert. Aber<br />

hiess es dort nicht „Von der Herstellung bis hin zur Entsorgung“? In den folgenden beiden<br />

Absätzen habe ich mich mit der Ökobilanz von Ölfarben und Kunstharzlacken, sowie reine<br />

Mineralfarben und Dispersionsfarben auseinandergesetzt.<br />

7.2 Zusammensetzungen von Ölfarben und Kunstharzlacken<br />

Abb. 23 Ölfarbe<br />

In den Abbildungen 23 und 24 lässt sich nun genau erkennen, was die beiden<br />

Anstrichsysteme im einzelnen unterscheidet. In der Darstellung der Ölfarbe wird ersichtlich,<br />

dass der grösste Anteil der Rohstoffe aus der Natur stammt sowie ein grosser Teil aus<br />

mineralischen Rohstoffen besteht. Bei der Kunstharzfarbe überwiegen fossile Rohstoffe bei<br />

weitem, der Anteil mineralischer Rohstoffe ist deutlich kleiner als bei Ölfarben und sie enthält<br />

7 aus Wikipedia<br />

Abb. 24 Kunstharzlack<br />

Jürgen Klawitter 36


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keinerlei nachwachsende Rohstoffe. Zudem ist der Lösemittelanteil deutlich höher als bei der<br />

Ölfarbe. In den folgenden Abschnitten werden auch noch einige andere Einflussfaktoren im<br />

Hinblick auf die Ökologie der Ölfarbe erläutert und erklärt.<br />

7.3 Rohstoffe der Ölfarbe<br />

Die Herkunft der Rohstoffe für die Ölfarben hängt sehr vom einzelnen Produkt ab. Die<br />

Bindemittel und auch ein Teil der Hilfsstoffe stammen fast alle und ausschliesslich aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen. Das meist verwendete Bindemittel ist das Leinöl. Dieses wird<br />

aus dem Leinsamen der Flachspflanze gewonnen und wird fast überall auf der Welt<br />

angebaut. Bei den Harzen ist das Fichtenharz das wichtigste und gebräuchlichste. Diese Öle<br />

sind bei den meisten Farben die Hauptkomponenten des Bindemittels und sind<br />

lösungsmittelarm. Die Pigmente werden zum grössten Teil durch Erdfarbenpigmente<br />

eingesetzt. Leider sind diese Farbtöne dann nur beschränkt mischbar. Als Beispiel für ein<br />

Weisspigment sei Titandioxid genant, welches in aufwendigen Verfahren in<br />

Titanerzaufbereitungsanlagen hergestellt wird. Kalk und Feldspat dienen als Füllstoffe und<br />

werden nicht berücksichtigt.<br />

7.3 Die Herstellung<br />

Ölfarben werden in relativ einfachen Prozessen wie Destillation und durch mechanische<br />

Verarbeitungen wie pressen, reinigen, trocknen und mahlen hergestellt. Die Rohstoffqualität<br />

spielt hierbei eine wichtige und grosse Rolle. Das Kiefernharz wird durch Destillation in die<br />

Hauptbestandteile Kolophonium und Terpentinöl zerlegt. Durch kochen werden die<br />

Pflanzenöle zu Standölen mit besseren technischen Eigenschaften verarbeitet. Diese<br />

Herstellungsprozesse finden in Betrieben statt, in denen keine Gefahrenstoffe verarbeitet<br />

werden. Die Pigmente kommen, wie schon erwähnt, aus konventionellen Chemiebetrieben.<br />

7.4 Graue Energie<br />

Die wichtigste Graue Energie bei der Herstellung von Ölfarben entsteht bei der Produktion<br />

des Weisspigments Titandioxid und gewissen chemisch hergestellten Buntpigmenten. Bis zu<br />

90 % des Energieaufwandes verschlingt dieser Herstellungsprozess. Auch in der<br />

Verwendung von Testbenzin in Produkten mit modifizierten Ölen ist der Lösemittelanteil<br />

relativ energiebestimmend. Je mehr Natur in einem Produkt steckt, umso geringer ist der<br />

Energieaufwand.<br />

Vergleich unterschiedlicher Anstrichsysteme 8<br />

Graue Energie Dispersionslackfarben Ölfarben Alkydharzlackfarben<br />

[MJ/m2] 11 - 14 9 – 20 20 - 24<br />

8 aus WECOBIS Ökologisches Baustoffinformationssystem<br />

Jürgen Klawitter 37


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Die Tabelle zeigt, dass sich die Ölfarben sehr stark den konventionellen Anstrichsystemen<br />

annähern. Vergleichbar mit Dispersionslackfarben ist der Verbrauch der grauen Energie sehr<br />

hoch. Mitbestimmend sind hier aber auch die verschiedenen Anteile in der Rezeptur der<br />

Farben. Aufgrund<br />

der Gewinnung der Rohstoffe aus der Natur und der späteren Rückführung in die Natur ist<br />

die Ölfarbe ein nach wie vor ökologischer Baustoff.<br />

7.5 Umweltbelastungszahlen (BZ) gemäss BUWAL - Methode im Vergleich 9<br />

Umweltbelastungszahl Dispersionslackfarben Ölfarben Alkydharzlackfarben<br />

BZ[-/m2] 15 – 19 26 - 45 31 - 38<br />

Die Tabelle zeigt auf, dass Ölfarben in der gesamt Bilanz die Umwelt mehr belasten als<br />

Dispersionslacke und Alkydharzfarben. Dieses überraschende Ergebnis basiert auf dem<br />

hohen Anteil von Titandioxid sowie der Verwendung von Terpenen. Terpene werden beim<br />

BZ- Indikator stärker bewertet als Testbenzine.<br />

7.6 Verarbeitung<br />

Aufgrund der beschriebenen Eigenschaften erfordern Ölfarben eine besondere Sachkenntnis<br />

bei der Verarbeitung. Da sie oxidativ-chemisch trocknen, muss dringend darauf geachtet<br />

werden, dass sie nicht zu dick aufgetragen werden. Gleichzeitig muss die längere<br />

Trocknungszeit beachtet werden. Die Trocknungszeit beträgt zwischen 12 und 24 Stunden.<br />

Sollten die Temperaturen sehr tief sein, trocknen Ölfarbanstriche über einen längeren<br />

Zeitraum nicht richtig aus.<br />

7.7 Gesundheitsrisiken<br />

Ölfarben bergen gewisse Gesundheitsrisiken: Das Einatmen von terpenhaltigen Dämpfen<br />

kann eben so schädlich sein wie die mögliche allergische Wirkung auf die Haut. Die<br />

Lösemittelemissionen sind aber vom Produkt abhängig. Bei der Verwendung von<br />

leichtflüssigen Ölen wird ein Lösemittel nicht benötigt, was aber nur sehr selten vorkommt. In<br />

der Regel enthalten die Ölfarben einen Lösemittelanteil von 25 – 35 %.<br />

Emissionen (Dämpfe) im Vergleich 10<br />

Emissionen Dispersionslackfarben Ölfarben Alkydharzlackfarben<br />

[g/m2] 13 - 23 0 - 140 120 - 150<br />

7.8 Schadstoffabgabe<br />

9 aus WECOBIS Ökologisches Baustoffinformationssystem<br />

10 aus WECOBIS Ökologisches Baustoffinformationssystem<br />

Jürgen Klawitter 38


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Ölfarben können sehr geruchsintensiv sein. Es muss davon ausgegangen werden, dass über<br />

einen längeren Zeitraum gesehen gesundheitsschädigende Stoffe freigesetzt werden<br />

können. Es handelt sich hierbei um Stoffe, die dem Formaldehyd verwandte Verbindungen<br />

aufweisen wie z.B. Hexanal.<br />

Allerdings sei darauf hingewiesen, dass bei einer fachgerechten Verarbeitung (Schichtdicke<br />

und Trocknungszeit) das Risiko gering ist.<br />

7.9 Umweltrelevante Bestandteile<br />

Umweltrelevante Bestandteile einer Ölfarbe sind die Metallsikkative. Dafür enthalten sie<br />

keine Konservierungsmittel und Weichmacher sowie andere umweltgefährdende Hilfsstoffe.<br />

Da sie chemisch-oxidativ trocknen, enthalten Ölfarben immer Metallsikkative auf Basis von<br />

Kobalt oder Zink. Bei einem notwendigem Renovationsanstrich, hervorgerufen durch<br />

Versprödung oder Verwitterung, können diese Stoffe bei der Vorarbeit (abblättern, schleifen<br />

und abkratzen) in die Umwelt gelangen. Besonders bei grellen und leuchtenden Farben.<br />

Einige dieser Sikkative sind z.B. Chrom, Nickel, Blei oder Cadium.<br />

7.10 Beständigkeit<br />

Ölfarben haben eine wunderbare Abriebfestigkeit, sind gut abwaschbar und haben eine gute<br />

Härte und Kratzfestigkeit. Gegenüber der Witterung weisen sie gute Eigenschaften aus,<br />

verlieren aber relativ schnell ihren Glanz im Aussenbereich.<br />

7.11 Pflege und Wartung<br />

Grosse Vorteile bietet ein Ölfarbenanstrich gegenüber anderen herkömmlichen<br />

Farbsystemen bezüglich Wartung und Pflege. Da sie durch die Witterung schnell verblassen,<br />

kann man sie gut nachölen und sie erstrahlen wieder wie „<strong>neu</strong>“. Deshalb kann, bevor eine<br />

aufwendigere Renovation auszuführen ist, in der Regel zu erst einmal geölt und das Bauteil<br />

so aufgefrischt werden. Bei einer späteren Renovation kann die Untergrundvorbereitung mit<br />

Laugenpulver und Salmiak ausgeführt werden.<br />

7.12 Recycling<br />

Baustoffe, die mit einer Ölfarbe behandelt wurden, sind in ihrer Recyclierbarkeit<br />

beeinträchtigt. Bei einer Wiederverwendung bzw. Entsorgung müssen Qualitätseinbussen<br />

bei Sekundärbaustoffen hingenommen werden.<br />

Jürgen Klawitter 39


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7.13 Zusammensetzung der reinen Silikatfarbe und Dispersionsfarbe<br />

Abb. 25 Reine Mineralfarbe Abb. 26 Dispersionsfarbe<br />

Aus diesen Abbildungen ist klar ersichtlich, welche der beiden Farben aus ökologischer und<br />

nachhaltiger Sicht eingesetzt werden sollte. Die reine Mineralfarbe enthält weder Lösemittel<br />

noch befinden sich in ihr fossile Rohstoffe. Sie kann also rein mineralisch verarbeitet und<br />

bedenkenlos eingesetzt werden. Die Dispersionsfarbe hingegen hat sogar einen kleinen Teil<br />

an Lösemittel und enthält viele Kunststoffanteile. Weitere ökologische Einflussfaktoren<br />

werden in den folgenden Abschnitten erläutert.<br />

7.14 Rohstoffe der Mineralfarbe<br />

Die reine Mineralfarbe besteht nur aus mineralischen Rohstoffen und Wasser. Die<br />

Herstellung der Pigmente unter anderem das Weisspigment, stammt aus Metallerzen, die in<br />

relativ aufwendigen Energieprozessen hergestellt werden. Gesteinsmehle wie z.B. Kalk und<br />

Feldspat werden als Füllstoffe eingesetzt.<br />

7.15 Die Herstellung<br />

Im Gegensatz zu Dispersionsfarben ist die Herstellung des Bindemittels (Kaliwasserglas) der<br />

reinen Mineralfarben ein einfacher und risikoloser Prozess. Es kommen auch keine<br />

Gefahrenstoffe bei der Herstellung zum Einsatz. Das Kaliwasserglas wird durch das<br />

Jürgen Klawitter 40


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Schmelzen von Natriumcarbonat oder Kaliumcarbonat bei 1400 °C geschmolzen und<br />

hergestellt.<br />

7.16 Graue Energie<br />

Wie auch bei der Ölfarbe, ist auch bei der reinen Mineralfarbe die Herstellung des<br />

Weisspigments Titandioxid die grösste Energiequelle. Wobei auch die Herstellung des<br />

Kaliwasserglases ein energieaufwendiger Prozess ist. Jedoch kommt es auch immer auf den<br />

Anteil des Weisspigmentes in der reinen Mineralfarbe an. Je mehr die Farbe beinhaltet,<br />

desto höher oder niedriger ist der Energieaufwand.<br />

Vergleich unterschiedlicher Anstrichsysteme 11 :<br />

Graue Energie Kalkfarben Reine Mineralfarbe Dispersionsfarben<br />

[MJ/m2] 1 - 2 4 – 5 12 - 13<br />

Anhand dieser Tabelle sieht man bereits, dass der Aufwand an Energie bei den<br />

Dispersionsfarben am grössten ist und bei den Kalkfarben am geringsten.<br />

7.17 Umweltbelastungszahlen gemäss BUWAL – Methode im Vergleich 12<br />

Umweltbelastungszahl Kalkfarben Reine Mineralfarben Dispersionsfarben<br />

BZ[-/m2] 2.5 - 3 7.5 – 9.5 14 - 17<br />

Auch hier ist bereits wieder zu erkennen, welches Anstrichsystem die Umwelt während der<br />

Herstellung am meisten belastet. Der Unterschied zwischen mineralischen Systemen und<br />

organischen Dispersionen ist sehr gross und wird vor allem durch die Weisspigmente und<br />

die Bindemittel verursacht. Die mineralischen Systeme werden deshalb in die nicht oder<br />

wenig rohstoff- und herstellungsintensiven Anstrichstoffe eingeteilt.<br />

7.18 Verarbeitung der reinen Mineralfarbe<br />

Aufgrund der beiden Komponenten stellt die reine Mineralfarbe erhöhte Anforderungen an<br />

den Ausführenden. Es muss auf die peinlich genaue Beachtung der Hinweise des<br />

Produktherstellers geachtet werden. Auch sind Witterung und vorgegebene<br />

Temperaturangaben dringend einzuhalten.<br />

7.19 Gesundheitsrisiken<br />

Aufgrund des Bindemittels Wasserglas wirkt die reine Mineralfarbe ätzend. Es sollten<br />

dringend bei der Verarbeitung Schutzmassnahmen für Mensch und die nicht zu<br />

11 aus WECOBIS Ökologisches Baustoffinformationssystem<br />

12 aus WECOBIS Ökologisches Baustoffinformationssystem<br />

Jürgen Klawitter 41


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beschichtenden angrenzenden Bauteile getroffen werden. Einige einfache Möglichkeiten wie<br />

das Aufsetzen einer Schutzbrille und das Anlegen von Handschuhen seien hier erwähnt. Die<br />

angrenzenden Bauteile können mit den<br />

entsprechenden Abdeckmaterial wie Folien, Klebband und Papier geschützt werden. Da<br />

reine Mineralfarben keine Lösemittel enthalten, sind sie bezüglich Emissionsabgaben<br />

vollständig befreit.<br />

Emissionen (Dämpfe) im Vergleich 13<br />

Emissionen Kalkfarben Reine Mineralfarben Dispersionsfarben<br />

[g/m2] 0 0 4 - 8<br />

7.20 Umweltrelevante Bestandteile<br />

Reine Mineralfarben stellen während und nach der Verarbeitung kein Umweltrisiko dar. Sie<br />

werden in der Natur gewonnen und können auch dort wieder zurückgeführt werden. Reine<br />

Mineralfarben enthalten keine Metallsikkative, keine Konservierungsmittel und keine<br />

Weichmacher. Auch haben sie keine polymeren Bestandteile, die eine Gefährdung der<br />

Gesundheit darstellen würden. Aufgrund der Rohstoffe, die in der Natur gewonnen wurden,<br />

stellen sie auch keine Gefahr bei der Abwitterung, Diffusion und bei der Renovation für die<br />

Umwelt dar. Bei stark pigmentierten Farben können jedoch Schwermetalle, Chrom und<br />

Kobalt enthalten sein.<br />

7.21 Beständigkeit<br />

Reine Mineralfarben sind nicht filmbildend, haben eine gute Abriebfestigkeit und können gut<br />

nach der Abwitterung abgewaschen werden. Sie sind ein guter Witterungsschutz und sind<br />

auch gegen saure Abgase beständig. Aufgrund der Alkalität sind sie auch noch nach Jahren<br />

leicht basisch und hemmen die Pilzwirkung.<br />

7.22 Pflege und Wartung<br />

Das schönste an reinen Mineralfarben ist mit unter die Renovation. Wenn sie nach Jahren<br />

abgewittert sind, brauchen sie einfach nur abgewaschen und gereinigt werden. Danach<br />

erfolgt ein er<strong>neu</strong>ter Anstrich mit einer reinen Mineralfarbe.<br />

7.23 Recycling<br />

Baustoffe und Werkstoffe, die mit einer reinen Mineralfarbe bearbeitet sind oder wurden, sind<br />

in ihrer Recyclierbarkeit nicht beeinträchtigt. Qualitätseinbussen an Sekundärbaustoffen<br />

werden durch diese Farben auch nicht verursacht.<br />

13 aus WECOBIS Ökologisches Baustoffinformationssystem<br />

Jürgen Klawitter 42


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Jürgen Klawitter 43


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8. Fazit Ölfarbe – Mineralfarbe<br />

Im Kapitel 7 sind die wichtigsten Kriterien für die beiden ökologischen Anstrichsysteme<br />

eingeflossen. Bei den von mir vorgestellten Anstrichsystemen, die Ölfarben und die reinen<br />

Mineralfarben, ergeben sich nun für mich folgende Feststellungen: Bei der Ölfarbe ist mir<br />

sehr stark der hohe Lösemittelanteil aufgefallen, der auch zu gesundheitlichen Schäden und<br />

zu Belastungen in der Umwelt führt. Ich wunderte mich bei meiner Ausarbeitung, warum ein<br />

solches Anstrichsystem als „umweltfreundlich“ angepriesen wird. Auf Anfragen bei Toni<br />

Rosano von der Thymos AG, erklärte dieser mir, dass das ursprünglich eingesetzte<br />

Terpentinbalsam von der EU als toxisch zu hoch eingestuft wurde und somit nur noch wenig<br />

zum Einsatz kommt. Als Ersatz würde man alipatische Kohlenwasserstoffe und Isoaliphaten<br />

einsetzen, die weniger schädlich sind. Dies war eigentlich der einzige „Stolperpunkt“, der mir<br />

bei der Ölfarbe aufgefallen ist. Sicherlich ist die graue Energie bei der Herstellung der<br />

Pigmente auch noch einiges an Belastung für die Umwelt, die nicht zu vernachlässigen ist.<br />

Aufgrund der ansonsten überwiegend positiven Eigenschaften werde ich mich aber auch in<br />

Zukunft, wenn immer möglich, für die Verwendung von Ölfarbe einsetzen. Zum einen sind es<br />

die nachwachsenden Rohstoffe, zum anderen die mineralischen Anteile und die schönen<br />

Oberflächen, die man mit ihnen erzielen kann. Bis hin zur Entsorgung fügen sie sich gut in<br />

den ökologischen Kreislauf ein. Kunstharze hingegen enthalten keine nachwachsenden<br />

Rohstoffe. Sie werden in noch belastenderen Energieprozessen hergestellt als Ölfarbe und<br />

der Anteil an mineralischen Rohstoffen ist zu gering. In der Zwischenzeit sind aber erste<br />

wasserverdünnbare Ölfarben mit noch besseren ökologischen Eigenschaften auf dem Markt.<br />

Die modernen PU-Lacke hingegen, ebenfalls wasserverdünnbar, aber in langen und<br />

aufwendigen Prozessen hergestellt, stellen bis zur Entsorgung eine Belastung für die Umwelt<br />

dar.<br />

Bei den reinen Mineralfarben zeigt die Abbildung 25 im Kapitel 7, dass die verschiedenen<br />

Komponenten fast vollständig aus nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen gewonnen<br />

werden. Ausser bei der Herstellung ist auch hier ein grosser Anteil an grauer Energie zu<br />

verzeichnen. Aber die vielen anderen positiven Eigenschaften, unter anderem auch die gute<br />

Diffusionsfähigkeit, die einfachen Renovationsmöglichkeiten und das natürliche reine<br />

Aussehen, werden mich immer wieder auf eine reine Mineralfarbe zurückgreifen lassen. Die<br />

Rohstoffe stammen aus der Natur und es gibt sie in ausreichender Form. Bei<br />

Dispersionsfarben wird teures und knappes Erdöl verarbeitet, sie haben schlechte<br />

Diffusionswerte oder haben gar keine Diffusionsoffenheit und schädigen die Bausubstanz mit<br />

einem dicken Farbfilm. Bei der Renovation fallen zusätzliche Entsorgungskosten für<br />

Sondermüll an.<br />

Jürgen Klawitter 44


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Für mich sind beide Anstrichsysteme, die Ölfarbe und die reine Mineralfarbe, ökologisch und<br />

umweltfreundlich und sind Farben der Zukunft. Wir Maler müssen uns allerdings der<br />

ökologischen aber auch ästhetischen Vorteile vermehrt bewusst werden. Von der Industrie<br />

erwarte ich in den<br />

nächsten Jahren auch nachhaltigere Entwicklungen der Anstrichsysteme und nicht nur<br />

Versprechungen. Ich zumindest werde meinen Teil dazu beitragen und diese<br />

Anstrichsysteme noch mehr anwenden und empfehlen. Ich sehe für diese Anstrichsysteme<br />

in einer zunehmend sensibler agierenden Gesellschaft ein grosses Potential und einen<br />

festen Platz bei Unternehmen, die ihre Verantwortung zum Schutz der Umwelt wahr nehmen<br />

wollen.<br />

Jürgen Klawitter 45


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9. Vergleich einiger Anstrichsysteme (Farben und Lacke) nach<br />

ökologischen Kriterien<br />

Anstrichsystem Primärenergie<br />

MJ/ m3<br />

in BZ in 1 / m2 LSM in g / m2<br />

Kalkfarben 1 – 2 2.5 - 3 0<br />

Leimfarben<br />

Naturharzlacke<br />

1 – 3 2 - 7 0<br />

lösemittelhaltig<br />

Naturharzlacke<br />

1.5 – 4.5<br />

5.5 - 7<br />

80 – 120<br />

lösemittelfrei 2.5 – 4.5<br />

4.4 – 9.5<br />

0<br />

Naturharzfarben 3.5 – 5.5 9 - 13 4 – 27<br />

2 K Silikatfarben<br />

Dispersionsfarben<br />

4 – 5 7.5 – 9.5 0<br />

lösemittelfrei 6.5 – 9<br />

7.5 - 13<br />

0<br />

1 K Silikatfarben 9 – 11 13 – 16 4.5 – 12<br />

Silikonharzfarben<br />

Ölfarbe<br />

8 – 12 10 - 14 0 – 5<br />

Naturharzlacke<br />

Kunstharzlasuren<br />

9 -20<br />

26 - 45<br />

0 – 140<br />

lösemittelhaltig 22 -25<br />

30 - 36<br />

300 - 400<br />

(Quelle: Buwal)<br />

Jürgen Klawitter 46


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Jürgen Klawitter 47


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10. Erfahrungsbericht aus der Praxis im Umgang mit<br />

Mineralfarben<br />

Im April dieses Jahres wurde ich zu einem Termin in Winterthur gerufen. Es sollte eine stark<br />

verschmutzte und veralgte Fassade eines relativ grossen Hauses gestrichen werden. Als ich<br />

angefahren kam, sah ich bereits die stark veralgten und verschmutzten Fassadenflächen.<br />

Des weiteren bemerkte ich einen grossen alten Baumbestand und Sträucher, die rings um<br />

das Haus standen. In diesem Umfeld war die Veralgung am schlimmsten. Die Flächen<br />

schienen in diesen Bereichen nicht mehr weiss sondern grün. Die Kundschaft und der<br />

Architekt erwarteten mich bereits im Garten.<br />

Nach einer Begrüssung und Vorstellung machten wir einen kleinen Rundgang ums<br />

Gebäude. Dabei fielen mir an einigen Stellen der Fassade Löcher und eingedrückte Stellen<br />

auf. Bei unserem Gespräch erzählte mir der Architekt, dass es sich um einen ganz dünnen<br />

mineralischen Glattputz handelt, welcher seinerzeit zu dünn aufgetragen wurde. Darunter<br />

befindet sich eine mineralische Isolation. Dies erklärte natürlich die beschädigten Stellen,<br />

die mir bereits beim Rundgang aufgefallen waren. Die Aufgabe war es nun, einen Anstrich<br />

zu finden, der dieser Situation gerecht und für einen längeren Zeitraum Stand hielt. Der<br />

Baumbestand durfte trotz entsprechenden Hinweisen betreffend des<br />

Wiederveralgungspotenzials nicht angetastet werden, lieber nehmen die Kunden eine <strong>neu</strong>e<br />

Veralgung in Kauf. Des weiteren sollte auf ein zusätzliches Verputzen der Fassade verzichtet<br />

werden. Bei dieser Ausgangslage war mir schnell klar, dass mit der reinen Mineralfarbe das<br />

mutmasslich beste Ergebnis erzielt werden könnte.<br />

Ich wollte die Kundschaft und den Architekten allerdings nicht verunsichern und so behielt<br />

ich meinen Lösungsansatz vor erst für mich. So schlug ich vor, mit verschiedenen<br />

technischen Fachberatern von Farbherstellern die Situation vor Ort unter den gegebenen<br />

örtlichen Verhältnissen zu prüfen und mir Vorschläge unterbreiten zu lassen. Der Architekt<br />

und die Kundschaft waren einverstanden und so nahm ich fürs erste das Ausmass. Die<br />

ersten Termine nahm ich mit technischen Beratern von konventionellen Farbherstellern<br />

wahr. Was mir hier alles empfohlen wurde, ahnte ich bereits vorab: Von<br />

Dispersionsanstrichen bis zu Latexanstrichen war alles dabei. Ein technischer Berater<br />

äusserte sich sogar positiv zum „ guten Zustand des Putzes“; offensichtlich bemerkte er es<br />

nicht, dass dieser viel zu dünn war. Zumindest empfahl er die 1-K Mineralfarbe. Am Schluss<br />

machte ich einen Termin mit einem Fachvertreter der Firma Thymos ab und wir schauten<br />

uns gemeinsam die Fassade an. Immerhin kam er zum gleichen Schluss wie ich selbst: Die<br />

Flächen sollten mit Heisswasser gereinigt werden und bei starken Veralgungen empfahl er<br />

einen Zusatz von Algizid. Nach Austrocknung sollte ein Quarzfüller zur Festigung und<br />

Stabilisation des sehr dünnen Putzes ausgeführt werden, welcher Dank der nun<br />

verbesserten Eigenschaften bzgl. Feuchtigkeitsaufnahme respektive –abgabe auch zur<br />

Jürgen Klawitter 48


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besseren Regenerierung der Verputzschicht führt. Nach Durchtrocknung zweimal reine<br />

Silikatfarbe streichen. Genau das war das Anstrichsystem, welches ich guten Gewissens als<br />

Malermeister und zukünftiger Baubiologe anbieten und verkaufen wollte.<br />

Nach Rücksprache mit dem Architekten war dieser ebenfalls von diesem Aufbauvorschlag<br />

begeistert und übermittelte ihn der Kundschaft. Sodann sollte ich 2 Offerten erstellen, die<br />

eine mit der 1-K Mineralfarbe und die zweite mit dem zusätzlichen Quarzanstrich und dem 2<br />

maligen Anstrich mit 2- K Mineralfarbe. Die zweite Variante mit dem zusätzlichen<br />

Quarzanstrich war natürlich teurer als die Variante 1. Ich liess in der Zwischenzeit Muster<br />

anfertigen und brachte diese der Kundschaft. Bei einem Gespräch erläuterte ich nun anhand<br />

des vorliegenden Musters das von uns vorgeschlagene Farbsystem. Ich wies die<br />

Bauherrschaft weiter darauf hin, dass dieses Anstrichsystem aus der Natur stammt und in<br />

der Ökobilanz eine herausragende Stellung einnimmt (Ökologischer Kreislauf). Auf die<br />

Musterplatte träufelte ich während des Gespräches Wasser und so sah man, wie es<br />

einerseits aufgezogen wurde und die Feuchtigkeit aber auch problemlos wieder entweichen<br />

konnte. Es gelang so auf einfache Art, die Kundschaft von den Vorteilen dieses Systems,<br />

insbesondere der Diffusionsfähigkeit, zu überzeugen.<br />

Nach ca. 1 Woche rief mich der Architekt an und teilte mir mit, dass wir um rund 15 % teurer<br />

als andere Malergeschäfte sind. Trotzdem sollte ich mich aber mit der Bauherrschaft zu<br />

einem nochmaligen Besprechungstermin verabreden. Zwei Tage später musste ich<br />

nochmals detailliert Position um Position erläutern und die Vor- und allfälligen Nachteile<br />

meines Vorschlages gegenüber anderen, konventionellen Systemen erläutern. Als wir die<br />

Offerte durchgegangen waren, schauten sie mich freundlich an und sagten: „ Wir übergeben<br />

Ihnen gerne die Arbeiten an unserem Haus!“ Die Beratung und Bemusterung als auch das<br />

Augenmerkmal, auf einen ökologische und umweltgerechten Anstrich zu gehen, haben der<br />

Kundschaft und auch den Architekten überzeugt. Beratung, Bemusterung und mein Einsatz<br />

zu Gunsten einer ökologischen und umweltgerechten Anstrichlösung konnten also meine<br />

Kunden und den Architekten überzeugen. Insbesondere mit dem Einsatz von Musterplatten<br />

hinterliess ich offenbar einen nachhaltigen Eindruck. Zu meinem Erstaunen setzte keiner<br />

meiner Mitbewerber dieses doch naheliegende und selbstklärende Mittel ein. Es sei aber<br />

nicht verschwiegen, dass wir unserer Kundschaft trotz überzeugender Argumente noch<br />

einen kleinen, eher psychologisch motivierten Rabatt geben mussten.<br />

8.1 Fazit aus diesem Auftrag<br />

Für mich wurde bei diesem Auftrag wieder ganz klar, wie wichtig es für den Verkaufserfolg<br />

ist, den Kunden richtig und fachmännisch zu informieren und, das ist die wichtige<br />

Vorraussetzung, sich selbst für die Thematik zu interessieren. Aufgrund der Vielfalt der<br />

Farben ist es wichtig, sich ständig als Fachmann weiterzubilden und nicht einfach zu<br />

glauben, was einen die Farbhersteller erzählen, sondern selber keine Ahnung von der<br />

Materie zu haben. Viele Malergeschäfte gehen unkritisch und gedankenlos den Vorschlägen<br />

der Farbhersteller nach oder sind selber meistens so unwissend, dass sie einfach die<br />

bekannte oder nächst beste Lösung wählen. Sie sind primär am Preis interessiert und<br />

weniger am Produkt. Das Thema Nachhaltigkeit wird dabei völlig ausser Acht gelassen. Für<br />

mich ist bei diesem Auftrag noch einiges klarer geworden. Eine wichtige Erkenntnis und<br />

Jürgen Klawitter 49


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gleichzeitig Chance ist, dass der Kunde durchaus ein offenes Ohr für ökologische Anliegen<br />

hat und auch die Bereitschaft, dafür etwas mehr zu bezahlen. Wir haben nur diese eine Erde<br />

und deren Rohstoffe sind knapp. Wir tragen eine grosse Verantwortung auch gegenüber den<br />

nachfolgenden Generationen, dass wir sorgfältig mit den vorhandenen Ressourcen<br />

umgehen. Persönlich werde ich in der Zukunft aber noch mehr auf diese Anstrichsysteme<br />

zurückgreifen, nicht zuletzt aus eigener Überzeugung.<br />

Jürgen Klawitter 50


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Jürgen Klawitter 51


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11. Zukunft für einen Malerbetrieb im Umgang mit ökologischen<br />

Anstrichsystemen<br />

Ich arbeite zurzeit in einem Malergeschäft mit rund 45 fest angestellten Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern. Die Interessen der einzelnen Persönlichkeiten sind so unterschiedlich wie sie<br />

unterschiedlicher nicht sein könnten. Da gibt es sehr positive Meinungen zu ökologischen<br />

Anstrichsystemen, teilweise aber auch Unsicherheit und Zurückhaltung. Was ich aber immer<br />

wieder im täglichen Alltag merke: es gibt niemanden, der sich den ökologischen Anstrichen<br />

völlig versperrt. Trotzdem denke ich, sollte man auch diese letzten davon überzeugen, wie<br />

wichtig es ist, mit Anstrichsystemen zu arbeiten, die unsere Umwelt schonen und sie nicht<br />

weiter belasten und gefährden. Immerhin gibt es genügend Vorteile und Argumente, die für<br />

natürliche Anstrichsysteme sprechen. Wenn wir unsere Mitarbeiter, Kunden und<br />

Interessenten mit Engagement und Fachkompetenz überzeugen können, haben wir gute<br />

Chancen im zunehmend härter werdenden Verdrängungsmarkt.<br />

Dies erreichen wir schon mit relativ einfachen Mitteln. Zum einen bieten die<br />

Naturfarbenhersteller immer mehr Schulungen an, veranstalten auch Mitarbeiterschulungen<br />

in den Betrieben und nehmen den Anwendern mit einfachen Übungen die Angst vor den<br />

noch unbekannten Produkten. Kleine Schritte können dabei hilfreicher sein als grosse. Die<br />

eigene Überzeugung spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle: denn wenn wir nicht selbst<br />

überzeugt sind von einer Tätigkeit oder einem Produkt, so fällt es uns logischerweise<br />

schwer, den Kunden zu begeistern. Aus wahrer Überzeugung begeistern zu können, fällt<br />

hingegen viel leichter. Ökologische Anstrichsysteme müssen aktiv verkauft werden. Es gilt,<br />

die vielen Vorteile darzulegen, aber auch die kleinen Nachteile wie höherer Preis oder<br />

Vergilbungsbeständigkeit bei Ölfarben zu kommunizieren. In der Regel wird ein<br />

umweltbewusster Kunde diese problemlos akzeptieren, wenn er den generellen Mehrnutzen<br />

aus ökologischer Sicht nachvollziehen kann. Ich könnte noch viele weitere Beispiele<br />

aufzählen und ich komme immer wieder auf die ersten Punkte zurück: Gutes Fachwissen,<br />

Überzeugung vom Produkt und positive Grundeinstellung erhöhen den Erfolg. Denn nicht<br />

erst in Zeiten nach Fukushima wird der Mensch zum Umdenken auf umweltfreundliche<br />

Materialien angeregt, sondern alle Bereiche (Industrie, Verkehr und Bau) sind gefragt und wir<br />

sind alle offen für <strong>neu</strong>e Wege und Möglichkeiten.<br />

Auch die ständigen und massiven Steigerungen der Rohölpreise werden zum Umdenken<br />

zwingen und helfen, auf ökologische Systeme umzustellen. Also packen wir es an und<br />

leisten alle unseren Beitrag für unsere Umwelt. Es gibt genügend Möglichkeiten, hier<br />

positiven Einfluss zu nehmen und Hilfestellungen bei der Auswahl von Anstrichstoffen zu<br />

leisten. Weitere positive Signale kommen von den Regierungen mit der Förderung für Alt-<br />

und Umbauten unter Einsatz von ökologischen Baumaterialien. Dies alles sind die besten<br />

Beweise für eine positive Zukunft im Bereich ökologischer Anstrichsysteme und anderen<br />

Jürgen Klawitter 52


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Baumaterialien. Wer sich jetzt nicht schult und diese Marktchance nutzt, verliert in naher<br />

Zukunft Kunden und somit Aufträge.<br />

Sicherlich sind die oben genannten Punkte richtige Ansätze für ein modernes Malergeschäft.<br />

Umzudenken, sich weiter zu entwickeln, Schulungen besuchen, sich in der Materie<br />

hineinknien sind die ersten wichtigen Schritte. Aber reichen diese auch auf der Baustelle<br />

aus, wenn andere Handwerksgeschäfte weiter arbeiten wie bisher und eben nicht<br />

umdenken? Was bringt es für mich als Malergeschäft, wenn ich mich ökologisch verhalte,<br />

aber einen schimmelanfälligen Gipsputz oder eine Kunststoffputzfassade mineralisch<br />

streichen muss? Zum einen ist jeder noch so kleine Schritt ein Schritt in die richtige<br />

Richtung.<br />

Zum anderen braucht es innovative Ansätze: eine Handwerkerkooperation mit<br />

gleichgesinnten Unternehmen aus verschiedenen Branchen könnte durchaus ein<br />

Lösungsansatz sein, bei welcher der Kunde alles aus einer Hand bekommt und die<br />

Handwerker aus allen Bereichen das gleiche Ziel verfolgen. Wo z. B auch der Dachdecker<br />

als erstes an eine Dachbegrünung und nicht an Kunststoff- oder Teerdächer denkt, der<br />

Sanitär die Nutzung des Regenwassers in Betracht zieht und der Maurer an Kalk- oder<br />

Lehmputz und nicht erst an Gipsputz denkt oder der Isolateur an eine mineralische<br />

Dämmung statt an Polystyrolplatten. Somit kann dem Kunden eine gute Renovation nach<br />

ökologischen Kriterien geboten werden. Daneben brauchte man einen Baukoordinator und –<br />

leiter, welcher über die notwendigen fachspezifischen Kenntnisse auch aus ökologischer<br />

Sicht verfügt und Wünsche und Anliegen von Handwerkern und Bauherren entsprechend<br />

vermitteln kann. Der Höhepunkt wäre bei einer solchen Kooperation ein Verantwortlicher der<br />

mit dem Kunden ständig in Kontakt steht und die Bedürfnisse beider Parteien übermittelt.<br />

Ich selbst arbeite im Moment mit zwei Kollegen aus der Baubiologenschule an einem Projekt<br />

in Küsnacht. Die Absprachen mit Handwerkern und Kunde und der bisherige<br />

Baustellenablauf verlaufen sehr gut und sind der beste Beweis, dass solche Kooperationen,<br />

in welchen primär das ökologische Ergebnis und nur sekundär der tiefe Preis von Wichtigkeit<br />

sind, Zukunft haben.<br />

Jürgen Klawitter 53


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12. Interview mit meinem Chef, Christian Schröckel<br />

Christian, seit wann arbeitet die Firma Schröckel mit Ölfarben und Mineralfarben?<br />

„Erst seit ca. 8 Jahren- die ältere Generation hatte kein Interesse daran und bei der<br />

Farbenindustrie war es kein Thema (ausser Keim). Auch gab es seitens der Kundschaft in<br />

den 80/90 Jahren kein grosses Interesse an diesen Produkten. Ich selber habe aber meine<br />

Ausbildung in einem Kirchenrestaurationsbetrieb gemacht und bin daher für diese Systeme<br />

offen.“<br />

Welche Erfahrungen hast du bei den Kunden mit diesen Systemen gemacht?<br />

„Es klappt nicht sofort, wenn die Kunden jahrelang von Kunstharzen, Nanotechnologie,<br />

Dispersionen oder Siliconfarben gehört haben. Mit der Sensibilisierung der Gesellschaft für<br />

einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen hat sich die Situation aber langsam<br />

zum besseren verändert. Heute verlangt die Mehrzahl der Kunden minimal möglichst<br />

lösemittelarme Farben.“<br />

Wie reagierten die Mitarbeiter mit der Einführung dieser Anstrichsysteme?<br />

„Es war eine „schleichende“ Einführung der Produkte und sie wurde von der Mehrzahl der<br />

Mitarbeiter mehr oder minder kommentarlos aufgenommen. Grundsätzlich reagieren aber die<br />

Mitarbeiter sensibel, sobald man die Produktpalette und damit die Gewohnheiten ändert. Bei<br />

Ölfarben und den darin enthaltenen Citrussäuren reagieren aber auch heute noch ab und zu<br />

Mitarbeiter und Kunden mit Ablehnung oder zum Teil mit Allergien.“<br />

Hast du selbst einmal mit diesen Farben gearbeitet und wie war Dein Empfinden von der<br />

Verarbeitung? War sie für Dich „einfach“ oder „schwieriger“ zu Verarbeiten?<br />

„Kann ich nicht beurteilen – liegt zu weit zurück“<br />

Wie siehst du die Zukunft für deinen Betrieb in Hinsicht auf die ökologischen<br />

Anstrichsysteme?<br />

„Für mich ist das aus einer persönlichen Haltung heraus evident, dass wir uns möglichst<br />

ökologisch und nachhaltig verhalten, denn wir haben eine Verantwortung gegenüber<br />

späteren Generationen. Dabei können wir als Malerunternehmen keine grossen Sprünge<br />

machen, aber doch Zeichen setzen für Mitarbeiter und Kunden, welche auch über das reine<br />

„Malen“ hinausgehen. Darüber hinaus dürfte die Ökologie in Zukunft in unserem Business<br />

durchaus eine strategische Erfolgsposition sein, bei welcher man sich klar positionieren und<br />

von der Konkurrenz abheben kann (wobei auch die nicht schläft).“<br />

Jürgen Klawitter 54


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Zu guter letzt: was erwartest du denn von uns Projektleitern in Hinsicht auf diese<br />

ökologischen Anstrichsysteme?<br />

Projektleiter sollten grundsätzlich – nicht nur in unserem Bereich, sondern auch in der<br />

eigenen Lebensgestaltung - sich mit Themen wie Nachhaltigkeit und Ökologie<br />

auseinandersetzen und dies<br />

auch verinnerlichen. Das ist aber ein Prozess, welcher nicht von einem Tag auf den anderen<br />

abläuft. Es braucht den steten Tropfen, der dann letztlich den Stein aushöhlt. Dazu kommt,<br />

dass bei grossen Projekten Ökologie noch zu wenig nachgefragt wird oder besser formuliert:<br />

der Preisdruck derart hoch ist, dass sich ökologische Produkte und Anstrichsysteme im<br />

Einzelfall nicht „rechnen“. Dies ist zu bedauern, bräuchte aber noch ein verstärktes<br />

Umdenken seitens der Architekten und Kunden“<br />

Christian, vielen Dank für deine Zeit und Auskunft.<br />

Jürgen Klawitter 55


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13. Interview mit unserem langjährigen Mitarbeiter Andreas<br />

Mehzoud<br />

Andreas, seit wann arbeitest du mit Ölfarben?<br />

„ Ich arbeite seit meiner Lehre 1976 mit Ölfarben und bin nach wie vor immer noch sehr<br />

begeistert von den Ölfarben. Leider werden sie immer noch zu wenig eingesetzt. Bei uns im<br />

Geschäft war sie, seit dem ich hier arbeite, immer ein Bestandteil, aber ich kenne genügend,<br />

die darüber schmunzeln. Schön war es auch, wenn ich in meiner Lehre zu den „Hausfrauen“<br />

kam. Die freuten sich über den <strong>neu</strong>en, frischen Duft nach dem Streichen ihrer Wohnungen.<br />

Da hatte die Farbe eben noch das reine Terpentinbalsam, welches heute nicht mehr<br />

enthalten ist.“!<br />

Was für Erfahrungen hast du mit den Kunstharzlacken gemacht?<br />

Lacht. „ Ich musste es <strong>neu</strong> lernen, mit Kunstharzfarben zu streichen. Das war die Zeit nach<br />

der Lehre, als ich wieder anfing zu lernen. Aber sie ist ohne Frage einfacher zu verarbeiten<br />

und am nächsten Tag ist sie trocken und fast belastbar. Schade, die meisten interessiert es<br />

ja gar nicht mehr, was in den Töpfen für eine Farbe ist. Ölfarben muss man kennen und<br />

erkennen. Die älteren Maler haben in meiner Lehre immer gesagt: wer mit Ölfarbe und<br />

Pinsel umgehen kann, der ist ein richtiger Maler.“<br />

Arbeitest du gern mit ökologischen Farben?<br />

„ Ja absolut! Sie haben lange Offenzeiten und man kann mit ihnen auch wunderbar arbeiten.<br />

Ich denke nur an all die LC-Farben (Le Corbusier), bei denen die Farbreihen auf Erdfarben<br />

beruhen.“<br />

Andreas, bist du von den reinen Mineralfarben auch so begeistert wie von den Ölfarben?<br />

„Absolut! Für mich sind Dispersionsfarben wie Plastiksäcke und erinnern mich an<br />

aufwendige Abbeizarbeiten. Bei der Mineralfarbe reicht es aus, wenn man die Fassade mit<br />

dem Hochdruckreiniger reinigt und dann wieder streicht als aufwendige Abbeizarbeiten<br />

durchzuführen. Wichtig ist natürlich auch, die Atmungsaktivität des Hauses sie wird somit<br />

beibehalten bzw. wiederhergestellt.“<br />

Andreas, besten Dank für deine Zeit und Auskunft.<br />

Jürgen Klawitter 56


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Jürgen Klawitter 57


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14. Schlusswort<br />

Nach Abschluss meiner Arbeit, stelle ich rückwirkend fest, dass sich mein fachspezifisches<br />

Wissen in diesen Prozessen stark verbessert hat. Obwohl ich fast jeden Tag mit Ölfarben<br />

und Mineralfarben umgehe, habe ich doch so einige Details erst jetzt richtig wahrgenommen.<br />

Die Vielzahl an genutzten Unterlagen und Medien liessen mich oft an meine Grenzen<br />

kommen, und ich nicht mehr wusste, was „richtig“ und was „falsch“ ist. Oft hielt ich mich an<br />

Artikeln fest, die alle mit meinem Thema zu tun hatten oder mit ihnen in Verbindung standen,<br />

aber nicht konsequent dazu passten. Sie waren aber so interessant, so dass ich manchmal<br />

viel Zeit damit „verlor“.<br />

Für mich persönlich war und ist es keine „verlorene“ Zeit, denn mein nun erwobenes Wissen<br />

hätte ich sonst sicher nicht in gleichem Masse erlangt. Bei meinen Recherchen fragte ich<br />

mich immer wieder, wie man in dieser Vielzahl von Informationen, Merkblättern, Literatur<br />

oder persönlich vorhandenes Wissen den Überblick behalten sollte. Es war auch für mich als<br />

Fachmann schwierig, den roten Faden nicht zu verlieren. Und selbst in der Nacht mussten<br />

Ideen und Gedanken im Zusammenhang mit meiner Arbeit notiert werden, damit sie am<br />

Morgen danach noch vorhanden waren. Ich war froh, dass ich mir für diese Hauptzeit des<br />

Entstehens meiner Arbeit Ferien genommen hatte. Somit konnte ich mich voll und ganz auf<br />

die Arbeit konzentrieren.<br />

Trotzdem gab es, wie vorher erwähnt, die eine oder andere schlaflose Nacht, in welcher<br />

Zweifel am Erreichen des Ziels auftauchten. Umso glücklicher war ich dann am nächsten<br />

Tag, wenn wieder ein Artikel fertig formuliert war. Es war eine stressige und intensive Zeit,<br />

aber die positiven Aspekte der intensiven Auseinandersetzung mit einer Materie und die<br />

daraus gewonnenen Erkenntnisse für meine tägliche und zukünftige Arbeit überwogen bei<br />

weitem. Auch fanden interessante Gespräche mit Herstellern und natürlich die Interviews mit<br />

meinem Chef und unserem langjährigen Mitarbeiter statt. Diese waren besonders interessant<br />

und aufschlussreich, denn im täglichen Alltag stellt man sich selten solche Fragen. Ich werde<br />

aus dieser Arbeit nur positive Erfahrungen mitnehmen, denn das darin erworbene<br />

Fachwissen kann mir niemand mehr nehmen. Ich werde dieses nach bestem Wissen und<br />

Gewissen an Kunden, Architekten und Mitarbeiter weitergeben.<br />

Auch denke ich daran, Teile meiner Arbeit interessierten Bauherren oder Planern zur<br />

Verfügung zu stellen. Ich denke, dass mich meine Facharbeit weiter auf meinem beruflichen<br />

Weg begleiten wird. Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, diese Anstrichsysteme noch<br />

intensiver zu empfehlen und anzuwenden. Mein Selbstvertrauen und das, was ich dazu<br />

lernte, wurden durch meine Arbeit noch mehr bestärkt und bestätigt. Mit dieser nun<br />

vorliegenden Arbeit ist für mich und sicherlich auch für Bauherren, Architekten, Behörden<br />

und unseren eigenen Mitarbeitern ein wichtiges kleines Nachschlagewerk entstanden,<br />

welches mit seinen vielen nützlichen Informationen einen Beitrag leistet, damit wir uns in der<br />

Jürgen Klawitter 58


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Zukunft weiterhin und mit guten Gewissen für das richtige, nämlich ökologische,<br />

Anstrichsystem entscheiden können.<br />

Jürgen Klawitter 59


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15. Danksagung<br />

Herzlich bedanken möchte ich mich bei all jenen, die mich in der Entstehungszeit dieser<br />

Arbeit mit Rat und Tat, seelisch und moralisch unterstützten.<br />

Ein besonderer Dank geht an meinen Chef, Herr Christian Schröckel in Winterthur, und Frau<br />

Veronika Stettler in Merishausen für die kritische Gegenlesung meines Skriptes. Einen<br />

weiterer Dank geht an die Mitarbeiter der Schröckel AG, welche das eine oder andere mal<br />

nach einer meiner kurzen, durchgearbeiteten Nächte oder wenn ich wieder mal „am Berg“<br />

stand, eine meiner sonst seltenen schlechten Launen zu ertragen hatten.<br />

Jürgen Klawitter 60


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Jürgen Klawitter 61


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16. Quellenverzeichnis<br />

Historische Techniken des Malers, Hans Rottländer, 4. Auflage 1995<br />

Mündl. Quelle Hans Rottländer, Malermeister und Restaurator im Handwerk<br />

Ökologisches Baustofflexikon, Zwiener / Mötzl, 3. Auflage 2006<br />

Farbige Raumgestaltung, Oskar Zwinscher, 4. Auflage 1956<br />

Beeck - Farbwerke Stuttgart<br />

Keim - Farben Augsburg<br />

Thymos - Farben AG Bern<br />

Buwal – Vergleich Farben und Lacke nach Ökologischen Kriterien<br />

www.wikipedia.ch<br />

www.wecobis.de<br />

www.keim-farben.de<br />

Jürgen Klawitter 62


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Jürgen Klawitter 63


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17. Anhangverzeichnis<br />

- VSLF – Produktdeklaration Ölfarben<br />

- VSLF – Produktdeklaration Reine Silikatfarbe<br />

- Kreislauf für die Herstellung von PU Lacke<br />

- Erklärung<br />

Jürgen Klawitter 64


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Jürgen Klawitter 65


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18. Abbildungsverzeichnis<br />

- Abbildung 1 : Jan von Eyk – www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 2 : Hubert von Eyk - www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 3 : Herstellen einer Ölfarbe, Pigment wird dem Leinöl zugegeben –<br />

Thymos AG<br />

- Abbildung 4 : Herstellen von Ölfarbe, Pigment wird in Leinöl gemahlen – Thymos AG<br />

- Abbildung 5 : Herstellen von Ölfarbe, Verarbeitungsfähige Ölfarbe – Thymos AG<br />

- Abbildung 6 : Flachsfeld in Belgien, www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 7 : Pigment Umbra, www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 8 : BASF Ludwigshafen, www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 9 : A.W. Keim, Erfinder der Mineralfarbe, www.keim.de<br />

- Abbildung 10 : Quarzsandabbau in Frechen, www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 11 : Kaliumcarbonat, www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 12 : Mineralfarbe abgewaschen, Eigene Aufnahme, Schweiz 2011<br />

- Abbildung 13 : Dispersion blätternd, Eigene Aufnahme Italien 2011<br />

- Abbildung 14 : Unterschiede verschiedener Anstrichsysteme – Filmbildend –<br />

Verkieselung, Beecksche Farbwerke<br />

- Abbildung 15 : Marmorwerk Carrara, www.wikipedia.ch<br />

- Abbildung 16 : Marmorimitation, Auftrag des Grundtons, Deutschland 1997<br />

- Abbildung 17 : Marmorimitation, Vertreiben mit dem Dachsvertreiber, Deutschland<br />

1997<br />

- Abbildung 18 : Marmorimitation, Anlegen von Adern mit Gänsefeder, Deutschland<br />

1997<br />

- Abbildung 19 : Marmorimitation, Einzeichnen von Quadern, fertiges Produkt<br />

Deutschland 1997<br />

- Abbildung 20 : Werkzeuge Ölfarbenanstriche, Eigene Aufnahme Schweiz 2011<br />

Jürgen Klawitter 66


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- Abbildung 21 : Werkzeuge Mineralfarbenanstriche, Eigene Aufnahme Schweiz 2011<br />

- Abbildung 22 : Werkzeuge Marmorimitation, Eigene Aufnahme Schweiz 2011<br />

- Abbildung 23 : Zusammensetzung Ölfarbe, www.wecobis.de<br />

- Abbildung 24 : Zusammensetzung Kunstharz, www.wecobis.de<br />

- Abbildung 25 : Zusammensetzung Mineralfarbe, www.wecobis.de<br />

- Abbildung 26 : Zusammensetzung Dispersionsfarbe, www.wecobis.de<br />

Jürgen Klawitter 67


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19. Glossar<br />

- Aceton Aceton ist eine farblose Flüssigkeit und findet<br />

Verwendung als polares, aprotisches<br />

Lösungsmittel<br />

- aliphatische Kohlenwasserstoffe Aliphatische Kohlenwasserstoffe (griech.<br />

aleiphar, „fettig“) sind organische chemische<br />

Verbindungen, die aus Kohlenstoff und<br />

Wasserstoff zusammen- gesetzt und nicht<br />

aromatisch sind. Damit sind sie eine Untergruppe<br />

der Kohlenwasserstoffe.<br />

- Alkydharz Alkydharze sind synthetische hydrophobe<br />

Polymere, die durch Kondensation mehrwertiger<br />

Alkohole mit<br />

mehrprotonigen Säuren unter Zusatz von Ölen<br />

bzw. Fettsäuren (zur Modifizierung der<br />

Eigenschaften des Harzes) entstehen.<br />

- Applikation Aufbringen von Materialien mit<br />

bestimmten Eigen- schaften auf ein<br />

Grundmaterial (streichen)<br />

- Basisch Sauer, pH-Wert 7,1 bis 14<br />

- Dampfdiffusion Unter Dampfdiffusion versteht man die<br />

Wanderung feuchtehaltiger Luft durch einen<br />

Bauteil.<br />

- Dispersion Kunstharzdispersionsanstriche (auch<br />

Kunststoffdis- persionsanstriche) sind<br />

Wandanstriche, die in der Regel aus einer<br />

Dispersion aus Kunstharz und Wasser bestehen.<br />

- fossile Rohstoffe sind: Braunkohle, Steinkohle, Torf, Erdgas und<br />

Erdöl<br />

- Fresco das malen mit Pigmenten auf den noch feuchten<br />

Untergrund (Kalkputz).<br />

- Halböl ist eine Mischung, die zu gleichen Teilen aus<br />

Leinöl- firnis und Terpentinöl besteht.<br />

- Hexanal wird in der Natur gebildet, wenn ungesättigte F<br />

ett- säuren durch Oxidation abgebaut werden.<br />

Jürgen Klawitter 68


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- Kaliumcarbonat (Pottasche) K2CO3, das Kaliumsalz der Kohlensäure<br />

- Kolophonium ist ein gelbes bis braunschwarzes Baumharz mit<br />

muscheligem Bruch und Glasglanz. Es ist ein<br />

natür- liches Harz, das aus dem Balsam von<br />

Kiefern, Fichten und Tannen gewonnen wird.<br />

- Kunstharz werden durch Polymerisations-, Polyadditions-<br />

oder Polykondensationsreaktionen synthetisch<br />

hergestellt.<br />

- Litophone Lithopone ist ein hoch effektives Weißpigment.<br />

- Natriumcarbonat (Na2CO3), wasserfrei auch calciniertes Soda<br />

genannt, ist ein Salz der Kohlensäure.<br />

- Polymer ist eine chemische Verbindung aus Ketten- oder<br />

erzweigten Molekülen<br />

- Pottasche siehe Kaliumcarbonat<br />

- rektifiziertes Terpentinöl Die Rektifikation ist ein thermisches<br />

Trennverfahren und stellt eine Erweiterung der<br />

Destillation oder eine Hintereinanderschaltung<br />

vieler Destillationsschritte d dar.<br />

- Sgraffito ist vom italienischen Verb sgraffiare, deutsch<br />

kratzen, abgeleitet. Eigentlich stellt es eine<br />

Putztechnik dar, weil es meist auf einer Putzfläche<br />

zur Anwendung kommt: Es handelt sich hier um<br />

eine historische Technik zur Bearbeitung von<br />

Wandflächen durch Auflage<br />

verschiedenfarbiger Putzschichten.<br />

- Sikkative sind Stoffe, die ölhaltigen Farben und Lacken<br />

zuge- setzt werden, um die Trocknung zu<br />

beschleunigen.<br />

- Terpene siehe Terpentinöl<br />

- Terpentinöl Terpentinöl (auch als Balsamterpentinöl,<br />

echtes Terpentinöl, Kienöl oder Terpentingeist<br />

bezeichnet, lateinisch Oleum terebinthinae),<br />

umgangssprachlich häufig<br />

auch einfach Terpentin, wird durch<br />

Destillation aus dem Balsam Terpentin vor<br />

allem von Kiefern (Pinus sp.) gewonnen.<br />

- Testbenzin auch Siedegrenzbenzin, Waschbenzin,<br />

Terpentin- ersatz genannt, ist eine spezielle Art von<br />

Leicht- benzin, welches als Verdünnungs- und<br />

Lösungsmittel verwendet wird.<br />

- Titandioxid Weisspigment, auch Titanweiss genannt.<br />

Jürgen Klawitter 69


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- MJ/m² die Energie, die benötigt wird, um für eine Fläche<br />

von einem Quadratmeter, Farbe herzustellen.<br />

- BZ/m² gibt die Belastung der Umwelt an, die für eine<br />

Fläche von einem Quadratmeter,<br />

entsteht. lt. BUWAL<br />

(Bundesamt für Umwelt,<br />

Wald, und Landschaft)<br />

- g/m² wieviel Emission (Dämpfe) bei der Verarbeitung<br />

einer Farbe, auf einer Fläche von einem<br />

Quadratmeter, entstehen<br />

Jürgen Klawitter 70

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