Treffpunkt Wattenmeer Auf ihrem Weg stoppen ... - spektrum nord
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Ihre kostenlose Urlaubszeitung für Hooksiel und Umgebung<br />
Hooksiel bereitet sich auf<br />
einen heißen sommer vor<br />
Zahlreiche Feste, Märkte und Aktivitäten sind geplant<br />
Die Zeit, in der sich das<br />
Leben wieder unter freiem<br />
Himmel abspielt,<br />
kann beginnen. Die Flaschenpost<br />
hält dafür die<br />
passenden Tipps parat.<br />
Urlaub an der Küste, das heißt<br />
immer auch Strand, Wasser<br />
und mindestens eine seichte<br />
Brise im Haar. Darüber hinaus<br />
aber bietet Hooksiel viele<br />
Möglichkeiten, um die freie und schönste Zeit<br />
des Jahres so richtig zu genießen. Die erste<br />
Ausgabe 2011 der Flaschenpost verrät Ihnen<br />
dazu die schönsten Stellen und interessantesten<br />
Aktivitäten rund um den traditionsreichen<br />
Sielort im Wangerland. In spannenden<br />
Reportagen erfahren Sie, wohin Sie Ihre Reise<br />
führen kann, Bilder sprechen über die Vielfalt<br />
des Lebens an und mit der nahen Nordsee.<br />
Die Urlaubssaison sieht auch in diesem<br />
Jahr wieder zahlreiche Feste, Märkte und Feiern<br />
vor. Langeweile ist dabei ein Fremdwort.<br />
<strong>Auf</strong> den spuren<br />
der Zugvögel<br />
Jedes Jahr queren Scharen von Zugvögeln<br />
das Wangerland und nutzen das <strong>Wattenmeer</strong><br />
für eine Rast. Hobbyornithologen<br />
bieten diese Wanderungen eine einzigartige<br />
Gelegenheit, den Gänsen, Enten oder Kormoranen<br />
ganz nahe zu kommen. Eine Expedition<br />
des Nordseehauses Wangerland in<br />
Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen<br />
Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umwelt<br />
(WAU) führte interessierte Gäste jetzt erstmals<br />
zu den Schlafplätzen der Vögel. Seite 3<br />
Blick auf die Marina am Hooksmeer, Heimathafen für zahlreiche Segler und Motorschiffe.<br />
Den <strong>Auf</strong>takt macht im Februar das Gästeboßeln<br />
der Wangerland Touristik, es folgen eine<br />
ganze Reihe Veranstaltungen wie zum Beispiel<br />
das Osterfest, die Hooksieler Heringstage<br />
im Juni und die Krabbentage im August.<br />
Ein ganz besonderes Ereignis erwartet die<br />
Besucher im Sommer: Der Hooksieler Renn-<br />
Action, Fun und<br />
Gründergeist<br />
Dass Hans-Ott Vogt einmal Besitzer<br />
eines Wasserskilifts sein würde, hätte<br />
er selbst wohl am wenigsten gedacht.<br />
Dann aber wollte seine Vater das Familienunternehmen,<br />
das eine 30-jährige Vergangenheit<br />
aufweist, verkaufen. Die Anlage, die die Vogts<br />
mit großem Einsatz am Hooksmeer errichtet<br />
hatten, drohte in Vergessenheit zu geraten.<br />
Hans-Ott Vogt kam kurzerhand ins Wangerland<br />
zurück und schrieb eine zweite Erfolgsgeschichte.<br />
Seite 15<br />
verein lädt 2011 zu seiner 30. Rennsaison auf<br />
seine Pferderennbahn. Im vergangenen Jahr<br />
kamen über 20000 Zuschauer, und man darf<br />
gespannt sein, wie viele es dieses Mal werden.<br />
Die Redaktion der Flaschenpost wünscht<br />
Ihnen schon jetzt eine schöne Zeit und natürlich<br />
viel Spaß beim Lesen.<br />
Herr über 1500<br />
stellplätze<br />
Zehn Jahre lang war Ingo Kruse zweiter<br />
Mann auf dem Campingplatz in Schillig.<br />
Kein leichter Job, bedenkt man, dass<br />
es sich um einen der größten seiner Art in Europa<br />
handelt. Es war jedoch die beste Schule<br />
für das, was Kruse jetzt erwartet. Seit dem<br />
1. Januar 2011 ist er neuer Leiter und damit<br />
erster Mann auf dem Campingplatz in Hooksiel,<br />
der mit 1500 Stellplätzen fast genauso<br />
groß ist wie sein etwas weiter nördlich gelegenes<br />
Pendant. Seite 18<br />
Lesenswert<br />
Ein Förderverein unterstützt<br />
die Feuerwehr Seite 2<br />
Zu Gast bei Strandanimateurin<br />
Gisela Willms Seite 4<br />
Friesenenergie – eine Gemeinde<br />
gibt Strom und Gas Seite 7<br />
Expedition ins Reich der<br />
Muscheln und Krabben Seite 11<br />
Der JadeWeserPort nimmt<br />
Formen an Seite 13<br />
Per AIS den Schiffsriesen in der<br />
Jade auf der Spur Seite 19
2011 / 1. Ausgabe FLASCHENPOST – Ihre kostenlose Urlaubszeitung Seite 3<br />
<strong>Treffpunkt</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
<strong>Auf</strong> <strong>ihrem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>stoppen</strong> jedes Jahr unzählige Zugvögel im<br />
Wangerland – ein eindrucksvolles Schauspiel nicht nur für Ornithologen.<br />
Lange vor Sonnenaufgang<br />
sticht das Schiff mit<br />
seinen Gästen in See. Das<br />
Ziel: Die Schlafplätze der<br />
Zugvögel auf der Jade.<br />
von GorDon PäScheL<br />
Morgens, 6.55 Uhr, ca. sieben,<br />
acht Seemeilen vor<br />
hooksiel. <strong>Auf</strong> dem oberdeck<br />
der MS Jens Albrecht<br />
stehen im Schutz der <strong>Auf</strong>bauten<br />
vereinzelt ein paar Gäste. es ist dunkel<br />
und das Schiff schaukelt in der Dünung.<br />
Immer wieder mischen sich regentropfen in<br />
den Wind. Dass hier in Kürze ganze Schwärme<br />
von Zugvögeln am himmel zu sehen<br />
sein sollen, erscheint in diesem Moment völlig<br />
abwegig. Zu kalt, zu nass, zu dunkel. Das<br />
kann doch nichts werden, denken die Pessimisten<br />
unter den Passagieren.<br />
Anderthalb Stunden später sind ihre<br />
Bedenken ausgeräumt: Im Formationsflug<br />
ziehen Scharen von Gänsen und enten vorüber<br />
zum Festland. <strong>Auf</strong>geregt schwenken die<br />
ornithologen an Bord ihre Feldstecher hinterher.<br />
Dass dazu wider erwarten die Sonne<br />
strahlt, versteht sich beinahe von selbst.<br />
Kurz nach Sonnenaufgang auf dem Oberdeck<br />
des Ausflugsschiffs.<br />
„Wir hatten keine Ahnung, wie es wird.<br />
Aber das experiment ist zu 100 Prozent geglückt“,<br />
sagt ralf Sinning und ist erleichtert.<br />
Als Leiter des <strong>nord</strong>seehauses Wangerland<br />
hat er diese Ausflugsfahrt zusammen mit<br />
der reederei und<br />
der WissenschaftlichenArbeits-<br />
gemeinschaft für<br />
natur und Umweltschutz<br />
(kurz<br />
WAU) organisiert.<br />
nach der erfolgreichen<br />
Premiere<br />
der Zugvogeltage<br />
2009 hatten sie für<br />
diese Saison einen<br />
neuen Programmpunkt<br />
entwickelt.<br />
Per Schiff sollte<br />
es direkt zu den<br />
Schlafplätzen der<br />
gefiederten Gäste<br />
gehen. Das risiko,<br />
dass der Ausflug<br />
floppt, war groß.<br />
Wer kann schon<br />
mit Sicherheit<br />
vorhersagen, dass<br />
nicht nebel die<br />
Sicht versperren<br />
oder die Zugvögel<br />
zum Zeitpunkt der<br />
Tour nicht eine<br />
gänzlich andere<br />
Flugroute nehmen<br />
würden? „natur<br />
ist eben nicht<br />
planbar“, hatte<br />
Sinning im vorfeld<br />
zu bedenken<br />
gegeben. Letztlich<br />
ging ihr Plan voll<br />
auf.<br />
Um 5.30 Uhr<br />
sollte die MS Jens Albrecht in See stechen.<br />
Mit einigen Minuten verspätung brach sie<br />
dann schließlich im Dunklen auf. Während<br />
die Lichter vom Festland und der raffinerie<br />
langsam kleiner wurden, begrüßte Werner<br />
Menke, pensionierter oberstudienrat und 1.<br />
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„Wir hatten keine Ahnung, wie<br />
es wird. Aber das Experiment<br />
ist zu 100 Prozent geglückt.“<br />
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vorsitzender der WAU in Jever, unter Deck<br />
die rund 50 Teilnehmer. Kurz darauf half ein<br />
Frühstück mit heißem Tee, Kaffee und Brötchen<br />
gegen die Morgenmüdigkeit.<br />
Die meisten eltern blieben träge im<br />
beheizten Gruppenraum<br />
auf den<br />
Bänken sitzen.<br />
viele Kinder aber<br />
versammelten sich<br />
weiter vorne im Bug<br />
des Schiffes, wo sie<br />
von Friederike hater<br />
empfangen wurden.<br />
Die junge Frau,<br />
die ein freiwilliges<br />
ökologisches Jahr<br />
im <strong>nord</strong>seehaus in<br />
Minsen absolviert,<br />
zeigte anhand von<br />
Präparaten, was für<br />
vögel im herbst im<br />
nationalpark <strong>Wattenmeer</strong><br />
zu sehen<br />
sind. Wer wollte,<br />
konnte bei einem<br />
Quiz mitraten oder<br />
sich ein Fernglas bei<br />
ihr leihen.<br />
nach und nach<br />
trauten sich die ersten<br />
Gäste auch ins<br />
Freie. Die schwarze<br />
Wolkenwand war<br />
an einigen Stellen<br />
aufgerissen und<br />
gab den Blick auf<br />
die frühe Morgendämmerung<br />
frei.<br />
Die Umrisse der<br />
Insel Minsener oog<br />
tauchten auf und<br />
hin und wieder<br />
zeigte sich tatsächlich<br />
eine einzelne<br />
Möwe am horiziont. „Guck mal, ein vogel“,<br />
scherzten da noch drei Lehrerinnen aus dem<br />
rheinland. So recht mochten sie in diesem<br />
Augenblick nicht daran glauben, dass sie<br />
heute ganze vogelschwärme zu sehen bekommen<br />
sollten.<br />
Um kurz nach Acht nahm die Geschäftigkeit<br />
sowohl am himmel als auch auf dem<br />
oberdeck dann merklich zu. Immer wieder<br />
entdeckten die Gäste größere Gruppen von<br />
vögeln, die sich dem Schiff näherten. Finger<br />
zeigten in die Luft und Sekunden später<br />
guckten dutzende Augenpaare gebannt in die<br />
richtung, aus der die Tiere kamen. Parallel<br />
dazu griff Werner Menke zum Mikrofon und<br />
erklärte fachmännisch, um welche Art es sich<br />
jeweils handelte. In langgestreckten Formationen<br />
hoch oben oder dicht über der Wasseroberfläche<br />
zogen die Brand-, nonnen- und<br />
ringelgänse vorbei. eiderenten befanden<br />
sich ebenso auf dem <strong>Weg</strong> in richtung Festland<br />
wie Kormorane, Möwen und Limikolen.<br />
Die meisten von ihnen verbringen<br />
die Sommermonate in<br />
Brutgebieten in <strong>nord</strong>europa,<br />
<strong>nord</strong>russland und mitunter<br />
sogar in Grönland. Für die<br />
Wintermonaten kommen viele Gänse in die<br />
regionen rund um das niedersächsische<br />
<strong>Wattenmeer</strong>. Andere, darunter einige Limikolenarten,<br />
fliegen weiter in richtung Südeuropa.<br />
„So hatten wir uns das gedacht“, sagte<br />
Werner Menke zufrieden, als die Jens Albrecht<br />
wieder im hafen festgemacht hatte.<br />
Der frühere Biologielehrer und hobbyornithologe<br />
war ebenso auf seine Kosten gekommen<br />
wie die Gäste, die sich zufrieden<br />
auf den heimweg machten. „Das werden wir<br />
bestimmt wiederholen“, pflichtete ihm ralf<br />
Sinning bei.<br />
Im Formationsflug auf dem <strong>Weg</strong> in wärmere<br />
Gefilde.
2011 / 1. Ausgabe FLASCHENPOST – Ihre kostenlose Urlaubszeitung Seite 15<br />
Gewagter Sprung ins kalte Wasser<br />
30 Jahre Wasserskilift in Hooksiel / Gründergeist und schwarze Stunden<br />
Aus einer spinnerten Idee<br />
hat sich ein erfolgreiches<br />
Familien-Unternehmen<br />
entwickelt. Ein Rückblick<br />
mit Hans-Ott Vogt.<br />
VON GORDON PäScHEL<br />
Als erstes kommt Hans-Ott Vogt:<br />
Grau meliertes, kurzes Haar,<br />
wache Augen und ein kraftvoller<br />
Händedruck. Kurz darauf<br />
betritt auch seine Partnerin<br />
Anja Freitag den lichtdurchfluteten Raum<br />
mit Blick auf das Hooksmeer. Es ist Dienstagmorgen.<br />
Und obwohl der Wasserskilift<br />
erst vor wenigen Minuten seinen Betrieb<br />
aufgenommen hat, bildet sich vor<br />
dem Starthäuschen bereits eine<br />
Warteschlange. Einen Augenblick,<br />
sagt Vogt, der<br />
Geschäftsführer, entschuldigend,<br />
dreht<br />
sich zur Glaswand<br />
hinter<br />
ihm und<br />
schiebt<br />
die faltbaren<br />
Scheiben zur Seite.<br />
Wusch. Der Wintergarten wird zur überdachten<br />
Terrasse. Kinderstimmen und Radiomusik<br />
strömen herein, und mit ihnen die<br />
Geräusche des Wassers und ein angenehm<br />
kühlender Wind.<br />
In wenigen Tagen feiert die Anlage<br />
in Hooksiel ihr<br />
30-jähriges Bestehen.<br />
Was sich heute<br />
als erfolgreiches<br />
Kleinunternehmen<br />
präsentiert, hat<br />
1980 als Experiment<br />
mit offenem<br />
Ausgang begonnen.<br />
Mehrfach stand die<br />
Anlage vor dem<br />
Aus, zuletzt 2004,<br />
als Hans-Ott Vogt den Wasserskilift zurück in<br />
die Familie holte. Das Jahr markiert den vorläufig<br />
letzten Wendepunkt in einer bewegten<br />
Geschichte.<br />
400000 D-Mark für eine neue Existenz<br />
Als zum ersten Mal ein Wasserskifahrer<br />
ohne Boot über das Binnenmeer gezogen<br />
wurde, war Hans-Ott Vogt zehn Jahre alt.<br />
Sein Vater, Hans-Otto, hatte entschieden,<br />
sein Lohnunternehmen in Schleswig-Holstein<br />
aufzugeben, um hier im Wangerland für<br />
400000 DM eine neue Existenz aufzubauen.<br />
<strong>Auf</strong> dem weitgehend kahlen Areal, das erst<br />
„Wenn du seit der<br />
Kindheit dabei bist, wirst du<br />
irgendwann betriebsblind“<br />
in den 1970er Jahren aufgespült worden war,<br />
ragten im Sommer 1980 vier Masten auf. Ein<br />
Seil spannte sich dazwischen, 830 Meter lang.<br />
Bewegt wurde es von einem 45 kW starken<br />
Elektromotor, der damals bis zu acht Personen<br />
gleichzeitig auf ihren Brettern ziehen<br />
konnte. Für viele Nordseeurlauber war das<br />
neue Trendsportangebot in Hooksiel geradezu<br />
revolutionär, sagt Vogt.<br />
Trotz der großen Skepsis, die ihm von<br />
allen Seiten begegnete, glaubte sein Vater fest<br />
an die Geschäftsidee. Das Problem bestand lediglich<br />
darin, dass er in wenigen Monaten den<br />
Umsatz für das gesamte Jahr erzielen musste.<br />
Also mussten Anreize geschaffen<br />
werden,<br />
die Gäste<br />
länger<br />
a u f<br />
der Anlage zu halten.<br />
Die Vogts setzten dabei früh auf Gastronomie.<br />
Mit Hilfe von Freunden, Bekannten<br />
und Wasserski-Verrückten aus dem Dorf<br />
wurden nach und nach Teile der heutigen Infrastruktur<br />
errichtet. „Jedes Jahr wurde umgebaut,<br />
angebaut und erneuert“, erinnert sich<br />
Vogt an die Gründerzeit.<br />
Trotz der Neuerungen<br />
und der<br />
wachsenden Akzeptanz<br />
in der Bevölkerungkämpften<br />
seine Eltern<br />
bis weit in die<br />
1990er Jahre mit<br />
wirtschaftlichen<br />
Sorgen. Die Einnahmen<br />
der Anlage in den Sommermonaten<br />
alleine reichten kaum.<br />
Erst mit dem Boom des Wakeboard-<br />
Fahrens, der in den 90er-Jahren als Folge des<br />
immer populäreren Snowboard-Fahrens ausgelöst<br />
wurde, trug sich das Unternehmen. Ein<br />
folgenschwerer Unfall sorgte jedoch für einen<br />
neuerlichen Rückschlag. An einem der ersten<br />
Tage in der Saison 1993 verlor ein Fahrer die<br />
Kontrolle über seine Ski und raste frontal in<br />
die Startrampe. Der <strong>Auf</strong>prall war so heftig,<br />
dass der Mann sich irreparabel verletzte. Er<br />
verklagte die Besitzer des Wasserskilifts auf<br />
Schadenersatz. Das Verfahren zog sich über<br />
Jahre hin. „Es war unsere schwärzeste Stunde<br />
Wasserskilift Hooksiel<br />
An der Werft 1<br />
26434 Hooksiel<br />
Tel. 04425 / 99 01 80<br />
www.wasserski-hooksiel.de<br />
und eine nervraubende Zeit“, sagt Vogt. Hätten<br />
die Richter der Forderung stattgegeben,<br />
hätte es das Aus für die Anlage bedeutet, ist er<br />
sicher. Sie taten es nicht.<br />
Hans-Ott Vogt wohnte zu dieser Zeit in<br />
Oldenburg. Er war 1989 hierher gezogen,<br />
um eine Lehre zu machen und hatte sich hier<br />
niedergelassen.<br />
Dass er einmal den<br />
Wasserskilift über-<br />
nehmen würde,<br />
stand überhaupt<br />
noch nicht zur Debatte.<br />
Im Gegenteil:<br />
2001 übertrugen<br />
seine Eltern die<br />
Verantwortung<br />
in fremde Hände.<br />
Beide hatten ein Alter erreicht, in dem sie<br />
nicht mehr bereit waren, neue Kraft, Arbeit<br />
und Mittel in die sanierungsbedürftige Anlage<br />
zu stecken. Die neuen Pächter aber taten<br />
nichts, um den Wasserskilift zukunftsfähig zu<br />
machen. Als Hans-Ott Vogt im Spätsommer<br />
2004 an einem seiner freien Tage ein paar<br />
Runden auf dem Hooksmeer<br />
drehen wollte,<br />
fand er einen marodenBetrieb<br />
vor, der augenscheinlich<br />
in die Jahre<br />
gekommen war. Am<br />
Ende des Tages saß er mit<br />
seinem Vater zusammen auf der<br />
morschen Terrasse und sagte ihm auf den Kopf<br />
zu, wie er die Dinge sah. Was er nicht wusste:<br />
Sein Vater stand kurz davor die gesamte Anlage<br />
zu verkaufen. Ein Käufer war gefunden,<br />
der Vertrag bereits aufgesetzt. Spontan fragte<br />
er stattdessen jedoch seinen jüngsten Sohn,<br />
ob dieser den Wasserskilift nicht weiterführen<br />
wolle. „Da fängst du an zu grübeln“, sagt Hans-<br />
Ott Vogt. In Oldenburg hatte er eine feste Anstellung,<br />
ein geregeltes Leben und eine sichere<br />
Perspektive. Ohne Anja Freitag hätte er all das<br />
vielleicht nie aufgegeben.<br />
Denn ein paar Tage nach dem Angebot<br />
seines Vaters lernte Hans-Ott Vogt in Ham-<br />
„Jedes Jahr wurde<br />
irgendetwas umgebaut,<br />
angebaut und erneuert“<br />
burg seine spätere Lebensgefährtin kennen.<br />
Anja Freitag lebte zu dem Zeitpunkt in München<br />
und arbeitete bei einem namhaften Bankinstitut.<br />
Vogt erzählte ihr von seinen Plänen<br />
und auch von seinen Zweifeln. „Ich hatte drei<br />
Wochen Zeit, mich zu entscheiden“, erinnert<br />
er sich. Gemeinsam erstellten die beiden einen<br />
Businessplan. Vogt<br />
begann, an die Idee<br />
zu glauben und sie<br />
Schritt für Schritt in<br />
die Tat umzusetzen.<br />
Freitag half entscheidend<br />
mit. Wochenende<br />
für Wochenende<br />
pendelte sie 2005<br />
zwischen München<br />
und Hooksiel, um an<br />
der Seite von Hans-<br />
Ott Vogt den Businessplan abzuarbeiten. Im<br />
September schließlich hängte auch sie ihre<br />
Karriere in Bayern an den Nagel und zog mit<br />
ihren drei Kindern zu Vogt an die Küste.<br />
Mit <strong>ihrem</strong> Einstieg in das Unternehmen<br />
nahm die Entwicklung rasant zu. Freitag ist<br />
gelernte Bankkauffrau, studierte Betriebswirtin<br />
und Informatikerin. Und sie schloss mit<br />
<strong>ihrem</strong> Wissen die Lücken, die Hans-Ott Vogt<br />
alleine nicht stopfen konnte. „Wenn du seit<br />
deiner Kindheit dabei bist, wirst du irgendwann<br />
betriebsblind“, sagt Vogt, der die Impulse<br />
von Anja Freitag dankbar aufgriff. Wie<br />
schon sein Vater und dessen Frau Inga haben<br />
Hans Ott und Anja in den zurücklie-<br />
genden<br />
Jahren permanent<br />
umgebaut und<br />
erweitert. Und wie schon<br />
die beiden Gründer verstehen es<br />
auch ihre Nachfolger, die Gäste mit<br />
einzubeziehen. Beim Bau eines Kinderspielplatzes<br />
halfen Freunde und Bekannte mit.<br />
Der Mitarbeiterstamm wächst<br />
Parallel zur Infrastruktur wuchs auch<br />
der Mitarbeiterstamm beträchtlich. Denn wo<br />
tagsüber Kinder über das Wasser gleiten, feiern<br />
inzwischen abends Hochzeitgesellschaften.<br />
Fünf Angestellte und drei Auszubildende<br />
unterstützen Hans-Ott Vogt und Anja Freitag<br />
heute, um den Wasserskilift und die Gastronomie<br />
zu betreiben. „Wir ernten die Früchte,<br />
die meine Eltern gesät haben“, sagt Vogt und<br />
guckt auf die Anlage rund um die gen Süd<br />
ausgerichtete Terrasse. Und seine Frau Anja<br />
ergänzt: „Und wir haben noch viele Ideen“.<br />
Gut besucht: Die Terrasse bei einem der Schaulaufen, die regelmäßig auf der Wasserski-Anlage stattfinden.