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Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte

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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

Bei seinen Exkursionen in dieses ihm ursprünglich fremde Gebiet hat es sich <strong>Jones</strong> zur<br />

Aufgabe gemacht, mitunter gigantische Fantasiefiguren zu schaffen, die das Auge<br />

ansprechen und den Betrachter – nicht selten im wahrsten Sinne des Wortes – in einen<br />

heiteren Reigen hineinversetzen. In diesen Werken zeigt sich unübersehbar ein Faible für den<br />

ausgelassenen Modernismus Mirós und vor allem Calders.<br />

Stilelemente aus den unterschiedlichsten Epochen aufzugreifen, wie es die Künstler der<br />

Postmoderne zu tun pflegten, die auf diese Weise historische Stile wiederbelebten, die sie<br />

durch den distanzierenden Kunstgriff der Ironie gleichzeitig jedoch etwas ins Lächerliche<br />

zogen, war <strong>Jones</strong>‟ Sache nicht. Er zog es vielmehr vor, die Stilrichtungen, die eine starke<br />

Anziehung auf ihn ausübten, mit Leben zu erfüllen und nach Möglichkeiten zu suchen, sie zu<br />

erweitern und zu seinen eigenen zu machen. So diente ihm etwa als Ausgangspunkt für die<br />

aus bemaltem Stahl gefertigte Skulpturengruppe Le déjeuner sur l‟herbe, die 2008 im Park<br />

von Chatsworth House aufgestellt wurde, lediglich das einst umstrittene Gemälde von<br />

Édouard Manet aus dem Jahr 1863. Die Variationen, die Picasso dazu geschaffen hat, ließ er<br />

vollkommen außer Acht, und das aus dem einfachen Grund, dass er sie nicht kannte oder<br />

dass sie bei ihm in Vergessenheit geraten waren. Dennoch stehen <strong>Jones</strong>‟ Skulpturen nicht<br />

nur in der Tradition der zahlreichen Bilder, die Picasso zwischen 1954 und 1962 zu diesem<br />

Thema gemalt hat, sondern auch der monumentalen Skulpturen aus Gasbeton, die der<br />

Spanier am Ende dieser Periode geschaffen hat und die sich heute im Park des Moderna<br />

Museet in Stockholm befinden. Dass er diese außergewöhnlichen Neuinterpretationen<br />

Picassos von Manets Gemälde nicht vor Augen hatte, als er ein ähnliches Projekt für den<br />

Park eines großen englischen Landguts plante, erwies sich im Grunde genommen als Vorteil,<br />

denn so konnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, die nackte Frauenfigur und ihre<br />

bekleideten männlichen Begleiter auf seine individuelle Weise neu zu gestalten.<br />

Obwohl <strong>Jones</strong>‟ eigentliche Pop-Art-Periode nunmehr bereits fast vier Jahrzehnte<br />

zurückliegt, zieht sich ein Merkmal dieses Frühwerks bis heute unverändert durch sein<br />

Schaffen: ewige Jugendlichkeit und ungezügelte Libido. In vieldeutigen großformatigen, von<br />

zahlreichen Figuren bevölkerten Gemälden, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts<br />

entstanden, darunter etwa The Dance Academy (2002) und Invitation Only (2006),<br />

zelebriert der Künstler, obwohl inzwischen im »Rentenalter«, noch immer plastisch die<br />

jugendliche weibliche Schönheit, Wollust und Erotik. Das letztgenannte Bild, eine<br />

ungewöhnliche Spielart des traditionellen Triptychons, zeigt eine Gruppe von Models vor und<br />

während ihres Auftritts auf dem Laufsteg. Durch die allmähliche Verkleinerung der drei<br />

Tafeln suggeriert der Künstler hier mit einfachen Mitteln einen nach hinten fliehenden Raum,<br />

wobei die einzelnen Figuren beziehungsweise Figurengruppen, wie häufig bei <strong>Jones</strong>, jeweils<br />

von einem nicht weit in die Tiefe reichenden Raum umrahmt werden.<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

mail@voelklinger-huette.org Seite 75

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