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Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte

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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

Patrick Caulfield, der einige Monate nach <strong>Jones</strong>‟ Exmatrikulation ein Aufbaustudium am<br />

Royal College of Art aufnahm, orientierte sich dagegen am Kubismus Juan Gris‟ und am<br />

Purismus Le Corbusiers und Amédée Ozenfants, während sich Kitaj, der in seinen Collagen<br />

sowohl ikonografisch als auch hinsichtlich seiner Darstellungsmethoden in reichem Maße aus<br />

der gesamten Kunstgeschichte schöpfte, als Kind des Surrealismus betrachtete. Einflüsse<br />

des Surrealismus finden sich aber auch in <strong>Jones</strong>‟ Kunst: Die Gewohnheit, seine<br />

Kompositionen anhand winziger Skizzen auszuarbeiten, ging auf die »automatischen«<br />

Zeichnungen der Surrealisten zurück, und die Gestaltung manch späterer Arbeiten, etwa die<br />

des Gemäldes What Do You Mean What Do I Mean? (1968), lässt den Einfluss der von den<br />

Surrealisten als Gemeinschaftswerke entwickelten »Cadavre Exquis«-Gemälde (jeder<br />

Künstler zeichnet einen Teil der Figur, ohne zu wissen, wie der angrenzende Bildteil gestaltet<br />

wurde) erkennen.<br />

Worin sich <strong>Jones</strong> bei seinen Adaptionen der Errungenschaften der ersten modernen Künstler<br />

unterscheidet, ist das Interesse und die Begeisterung für ihre vielen verschiedenen<br />

Ausprägungen, und dies schloss auch solche Experimente ein, die zu ihrer Zeit als umstritten<br />

galten. Wer außer ihm setzte sich damals mit den frühen Werken Marc Chagalls auseinander<br />

und fand in den skurrilen, schwerelosen Figuren des Russen Anregungen für die<br />

schwebenden Körper in seinen eigenen Bildern, etwa dem bereits erwähnten<br />

Hermaphrodite? Und wer verband diese Bezüge dann auch noch mit einer Reminiszenz an<br />

die beinahe abstrakten Improvisationen eines Joan Miró, woraus so kühne Kompositionen<br />

wie die Female and Male Composition (1964/65) entstanden? Der Schwerkraft trotzen, und<br />

dies nicht nur in der wörtlichen Bedeutung von »sich den physikalischen Kräften entziehen«,<br />

sondern auch im übertragenen Sinn des Strebens nach Leichtigkeit, sowohl des Geistes als<br />

auch der Pinselführung: Dieses Thema sollte zu einem Leitmotiv und einem<br />

charakteristischen Merkmal von <strong>Jones</strong>‟ Kunst werden, das sich immer wieder Bahn bricht: So<br />

findet es sich zum Beispiel in den humorvollen Einfällen, die uns in seinem Œuvre immer<br />

wieder begegnen, und auch als Metaphern in Gestalt der Akrobaten der späteren Werke. Des<br />

Weiteren wird das Thema evident in den Frauen, die auf dem Schoß oder den Schultern von<br />

Pianisten Pirouetten drehen, etwa in The Art of Allusion (1993), sowie auch in den wie von<br />

Zauberhand schwebenden Frauenfiguren in neueren Werken, etwa dem Gemälde Float aus<br />

dem Jahr 2003. In Gemälden, die Dirigenten und Tänzer oder Nachtschwärmer bei<br />

orgiastischen Festen zeigen, knüpfte <strong>Jones</strong> folglich an das an, was Kandinsky bereits<br />

hundert Jahre vor ihm getan hatte und was sich in der Begeisterung der französischen<br />

Symbolisten für die Synästhesie (der Begriff bezeichnet ein neurologisches Phänomen, das<br />

sich Dichter wie Arthur Rimbaud zunutze machten, um die durch einen Sinnesreiz ausgelöste<br />

gleichzeitige Wahrnehmung eines zweiten Reizes, etwa die Kopplung von Geschmack und<br />

Farbe oder von Farbe und Klang, zu beschreiben) niederschlug: die Verschmelzung von Musik<br />

und Malerei.<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

mail@voelklinger-huette.org Seite 71

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