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Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte

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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

So blieben in der Endfassung des Films nur <strong>Jones</strong>‟ Entwürfe der Kaffeetische und der<br />

Kostüme der Kellnerinnen als Inspirationsquelle für die Innenausstattung der Korova Milk<br />

Bar, einer der Hauptschauplätze des Films, wo Milch und Drogen serviert werden.<br />

In den 1970er-Jahren avanciert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – auch ohne die Hilfe von Stanley Kubrick, von<br />

dem er später sagen wird, er habe ein größeres Ego als jeder andere Künstler, den er kenne iv<br />

– zu einem berühmten und gefragten Mann in der Kunstszene. Seine Preise steigen und für<br />

die meisten seiner Ölbilder sind damals schon mehr als 50 000 DM zu bezahlen. Die<br />

Auftragsarbeiten häufen sich und stehen teilweise im Gegensatz zu seinen künstlerischen<br />

Ambitionen. In Kooperation mit <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> entwirft das Designerehepaar Ritva und Mike<br />

Ross 1971 einen Pullover, den sein berühmtes Gemälde Sheer Magic aus den 1960er-Jahren<br />

ziert und für den er hinterher mit seiner damaligen Ehefrau sogar Modell steht. Mit dem als<br />

Tapete konzipierten Multiple Kneeling Woman erregt <strong>Jones</strong> 1972 Aufsehen bei der Xart<br />

Walls-Schau im Rahmen der documenta 5. Die von der Marburger Tapetenfabrik hergestellte<br />

Tapetenserie Xart Walls, an der neben <strong>Jones</strong> unter anderem auch Jean Tinguely und Niki de<br />

Saint Phalle mitwirkten, zeigt in <strong>Jones</strong>‟ Abschnitt eine Comic-Heldin vor silberfarbigem<br />

Hintergrund: kniend, leicht bekleidet, mit hohen Stiefeln und mit üppigem Dekolleté, einen<br />

Reifen in ihrer linken Hand haltend. Parallel zur documenta 5 wurde in Kassel neben anderen<br />

Entwürfen <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Plakatvorschlag für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München<br />

gezeigt, wobei der Künstler sich hier ausnahmsweise für die Darstellung vier athletischer<br />

männlicher und nicht weiblicher Beine unter den fünf olympischen Ringen entschieden hat.<br />

1973 übernimmt er eine Gastdozentur an der University of California in Irvine und erhält den<br />

Auftrag, den Pirelli-Kalender, einen jährlich erscheinenden Pin-up-Kalender des italienischen<br />

Reifenherstellers, zu gestalten, der aufgrund seiner streng limitierten Auflage und der<br />

Berühmtheit seiner Gestalter – Fotografen und Künstler – sowie Modelle längst Kultstatus<br />

genießt. Für die Gestaltung des Kalenders erhält <strong>Jones</strong> den Design and Art Direction Silver<br />

Award.<br />

1976 zeichnet sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> verantwortlich für das Set-Design sowie das Werbeplakat zu<br />

Barbet Schroeders französischem Liebesfilm Maîtresse mit Gérard Depardieu und Bulle<br />

Ogier, für den Karl Lagerfeld die Kostüme entwirft. Auf dem Plakat ist eine in Leder<br />

gekleidete Frau zu sehen, die zwischen zwei Farbflächen beziehungsweise Vorhängen steht.<br />

Das grelle gelbe Licht, das hinter den Vorhängen durchscheint, bildet zugleich den Boden in<br />

der unteren Partie des Plakats, auf dem der Filmtitel zu lesen ist. Dieser Effekt verleiht der<br />

Szene auf dem Plakat Tiefe. Programmatisch für <strong>Jones</strong>, handelt der Film von den Extremen<br />

in den Geschlechterrollen. Ariane (Bulle Ogier) betreibt in ihrem Haus, dem Ort ihrer<br />

bürgerlichen Existenz, ein Sadomaso-Studio und arbeitet als professionelle Domina. Oliver<br />

(Gérard Depardieu) ist gleichzeitig ihr Liebhaber und Gehilfe. Das Paar ist zwischen realem<br />

Alltag und der Welt des Sadomasochismus genauso hin- und hergerissen wie zwischen<br />

männlicher und weiblicher Dominanz.<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

mail@voelklinger-huette.org Seite 56

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