Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte
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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
»1905 wollte man [als Künstler] nach Paris gehen. Und in den frühen 1960er-Jahren war für<br />
jedermann klar, dass New York der Ort war, an dem man sich messen wollte.« Kurz nach der<br />
Pariser Biennale zieht es <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wie seinen Studienkollegen David Hockney 1964 mit<br />
seiner damaligen Ehefrau Janet (geb. Bowen) nach New York. Zwei Jahre zuvor hatte er<br />
bereits seine erste Begegnung mit der amerikanischen Pop-Art, die ihn schwer beeindruckte.<br />
Speziell das Werk Step-On Can with Leg von Roy Lichtenstein faszinierte <strong>Jones</strong> und<br />
motivierte ihn, künstlerisch lieber seinen Träumen nachzugehen anstatt sich an die Regeln<br />
der formellen Kunsterziehung zu halten. ii Nachdem sich <strong>Jones</strong> zuerst in der berühmten<br />
Künstler- und Bohemienunterkunft, dem Chelsea Hotel in New York, eingemietet hatte,<br />
unternimmt er eine ausgedehnte Reise durch die USA. Eine besondere Begeisterung<br />
entwickelt er für Kalifornien; nach einem Aufenthalt in New Mexico hält er sich im Rahmen<br />
eines Stipendiums am Tamarind Lithography Workshop, Inc. in Los Angeles auf. iii Immer<br />
wieder wird <strong>Jones</strong> dorthin zurückkehren, um unter anderem auch an der University of<br />
California (in Los Angeles und Irvine) zu unterrichten. Er bleibt insgesamt zwei Jahre in den<br />
USA, bevor er nach England zurückkehrt. Kurze Zeit später werden seine Zwillingstöchter<br />
Sarah und Thea geboren. Während Hockney seine Aufmerksamkeit auf die Bildwelt des<br />
Massenkonsums lenkt, entdeckt <strong>Jones</strong> in den USA den reichen Bildervorrat erotischer,<br />
sexuell konnotierter Illustrationen und populärer Druckgrafik, wie sie unter anderem in<br />
Bestellkatalogen, Hochglanzzeitschriften, Werbeanzeigen und auf Merchandising-Produkten<br />
der 1940er- und 1950er-Jahre zu finden sind. Diese stereotypen, bislang nicht kunstwürdigen<br />
Darstellungen des weiblichen Körpers verwendet er, um eine neue, unkonventionelle und<br />
irritierende Bildsprache zu entwickeln. Versatzstücke aus Fetischcomics und<br />
Transvestitenkleidung sowie Nachtclubschönheiten werden zum Bildgegenstand erhoben:<br />
Frauen tragen oft Kleidung aus Leder oder Gummi. Diese Themen dienen <strong>Jones</strong> als Vorlage<br />
für künstlerisch ambitionierte, motivisch jeweils scharf umrissene Gemälde, die für sein<br />
weiteres Schaffen charakteristisch werden sollten. Von nun an konzentriert <strong>Jones</strong> sich<br />
darauf, die in seiner Arbeit bislang eher latent angelegte Erotik mit deutlich aggressiverer<br />
Geste herauszuarbeiten.<br />
<strong>Jones</strong>‟ Werke dieser Zeit sind teils noch zweidimensional, doch werden immer wieder auch<br />
dreidimensionale Elemente ins Bild eingebracht. Mit dem Einfügen realer Sockel oder<br />
Treppenstufen (First Step, 1966 und La Sheer, 1968), dem Montieren einer hölzernen<br />
Krawatte auf ein Porträt (Curious Man, 1964) oder einem mit Epoxidharz befüllten<br />
Plastikbusen (Curious Woman, 1964/65) bewegt sich <strong>Jones</strong> künstlerisch einen Schritt weiter<br />
in Richtung Skulptur, hinein in die Dreidimensionalität. Für den Betrachter potenziert sich so<br />
die Illusion der Nähe zum Geschehen im Bild. In den sogenannten Step Paintings dienen die<br />
Sockelkonstruktionen dazu, den Betrachter ins Bild hineinzuführen.<br />
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />
mail@voelklinger-huette.org Seite 53