Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte
Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte
Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
In seiner Dialektik zwischen Maskulinität und Femininität reflektiert dieses Werk Intellekt<br />
versus Emotion, Spiritualität versus Sensualität.<br />
Hinsichtlich dieses Aspekts versteht <strong>Jones</strong> ein Werk des amerikanischen Malers Jackson<br />
Pollock, Guardians of the Secret von 1943, als ein Schlüsselwerk. Der abstrakte<br />
Expressionist war in den 1940er-Jahren vom Surrealismus und von der Idee fasziniert, dass<br />
die Quelle der Kunst aus dem Unterbewusstsein kommt. i Im frühen Stadium seines<br />
Schaffens hatte Pollock, wie die Surrealisten und auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, einen engen Bezug zur<br />
Psychoanalyse. In diesem noch vor seiner »Dripping«-Technik entstandenen Werk setzt der<br />
amerikanische Künstler sich mit unterschiedlichen Einflüssen auseinander: amerikanischer<br />
naiver Malerei und Masken, Picasso sowie den Ideen Carl Gustav Jungs. Der Bildinhalt ist<br />
auf zwei konzentrische, rechteckige Bereiche verteilt: Links im Außenbereich steht eine<br />
weiblich anmutende Figur, zu der rechts symmetrisch das männliche Pendant wacht. Diese<br />
Wächter scheinen ein Geheimnis im inneren Bereich zu schützen, das wie auf einer Bühne<br />
präsentiert wird. Diese Präsentationsart zusammen mit der männlich-weiblichen Dualität<br />
sind Verknüpfungspunkte zu <strong>Jones</strong>‟Œuvre. Einige seiner Werke tragen sogar als Titel Zitate<br />
aus Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra (1891). Dies unterstreicht die wesentliche<br />
Rolle, die der Philosoph und speziell dieses Werk für <strong>Jones</strong>‟ künstlerisches Schaffen spielt:<br />
»Ich habe es als Prüfstein verwendet. In Schaffenskrisen habe ich durch Zarathustra eine<br />
Erkenntnis gewonnen, wenn ich ›Kreativität‹ durch ›Superman‹ ersetzt habe.«<br />
Stilistisch ist sein Frühwerk – ähnlich wie das von David Hockney – geprägt von Rückgriffen<br />
auf die Kunst vor 1945: Während sein Grey Self-Portrait von 1960 mit seinen kühlen<br />
Grautönen noch sehr vom Einfluss der europäischen Kubisten zeugt, steht sein Selbstporträt<br />
The Artist Thinks aus demselben Jahr mit seinen leuchtenden und flächenbildenden Farben<br />
eher in der Tradition der Fauvisten wie Henri Matisse oder André Derain. Wie die Wegbereiter<br />
der Abstraktion, Wassily Kandinsky und Robert Delaunay, so malt auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> bis heute<br />
abstrahierend von Gegenstand und Lokalkolorit, ohne dass sich sein Werk je völlig von der<br />
Präsenz der Figur löst. Als Maler und Sekretär beteiligt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> 1961 an der<br />
Ausstellung Young Contemporaries, die vor allem der zweiten Generation der britischen Pop-<br />
Art – das öffentliche Interesse an den Werken der Pioniere Richard Hamilton und Eduardo<br />
Paolozzi war Ende der 1950er-Jahre schon etwas abgeebbt – zum internationalen<br />
Durchbruch verhilft. Nicht zuletzt durch die Teilnahme an dieser Gruppenausstellung wurde<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> anschließend von der Galerie Arthur Tooth & Sons in London unter Vertrag<br />
genommen und in den darauffolgenden Jahren regelmäßig in Einzelausstellungen<br />
präsentiert. 1963 erhält <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> auf der Troisième Biennale de Paris: Manifestation<br />
biennale des jeunes artistes im Musée d‟Art Moderne de la Ville de Paris den Prix des jeunes<br />
artistes für seine Werke 3 rd Big Bus Red (1962), 10 th Bus Cornering (1962) sowie Parachutiste<br />
No. 2 (1963).<br />
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />
mail@voelklinger-huette.org Seite 52