Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte
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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
Von 1955 bis 1959 studiert er Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London.<br />
In dieser Zeit entsteht eines seiner frühesten Werke, Self-Portrait (1957). Es zeigt den 20-<br />
jährigen, sehr schüchtern und verunsichert wirkenden Künstler mit Hemd und dunklem<br />
Pullover vor einem neutralen rötlichen Hintergrund. Während das Gesicht noch detailliert<br />
ausgearbeitet ist, sind Pullover und Hintergrund sehr flächig gehalten und markieren damit<br />
schon eine Hinwendung zur abstrahierenden Vereinfachung. Die weiche, runde<br />
Pinselführung folgt der Form des Porträtierten, wodurch das Zusammenspiel von Fläche<br />
und Farbe an Bedeutung gewinnt. In diese frühe Schaffensphase fallen auch seine ersten<br />
grafischen Werke.<br />
Ende der 1950er-Jahre reist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nach Frankreich, wo er in der Provence neben<br />
Arles auch das einstige Atelier von Paul Cézanne in Aix-en-Provence sowie das Musée<br />
national Fernand Léger in Biot besucht. In Paris sind es vor allem die Bilder des Malers<br />
Robert Delaunay im Musée d‟Art Moderne de la Ville, die ihn nachhaltig beeindrucken. Von<br />
1959 bis lediglich 1960 setzt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> sein Malereistudium am renommierten Royal<br />
College of Art in London fort, wo er zusammen mit dem amerikanischen Maler und<br />
Druckgrafiker Ronald B. Kitaj sowie mit den englischen Malern Peter Phillips, David<br />
Hockney und Derek Boshier in einer Klasse arbeitet. Sie alle waren Zeugen der Geburt der<br />
britischen Pop-Art-Bewegung, setzten sich kritisch damit auseinander und wurden bald –<br />
nach den Pionieren Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi – zu den wichtigsten Vertretern<br />
der zweiten Generation der britischen Pop-Art. Bereits am Ende seines ersten<br />
Studienjahres am Royal College of Art musste <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wegen heftiger<br />
Auseinandersetzungen mit dem Lehrkörper das College verlassen. Das Lehrerkollegium<br />
hatte offensichtlich mit mehreren provokanten Künstlern aus seiner Klasse Probleme. Die<br />
Ausbildung am Royal College of Art zielte darauf hin, Kunstlehrer und nicht freie Künstler<br />
auszubilden. Freie Kunst und Interpretation stellte nur einen kleinen Anteil im<br />
Lehrprogramm dar und das enge Korsett des klassischen Kunstlehrekanons wurde von<br />
vielen Künstlern am College immer wieder gesprengt. Dass es ausgerechnet <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
war, der des Colleges verwiesen wurde, war eine willkürliche Entscheidung. Es sollte ein<br />
Exempel statuiert werden, das ihn und seine Kommilitonen abschrecken sollte; es hätte<br />
auch jeden anderen treffen können.<br />
Während seiner Studienjahre interessiert <strong>Jones</strong> sich für formale Fragen der abstrakten<br />
Malerei, ohne die Figürlichkeit ganz aufzugeben. Er beginnt schon zu diesem frühen<br />
Zeitpunkt seiner Karriere, die formalen Konventionen der klassischen Malerei zu<br />
durchbrechen. In den 1960er-Jahren schafft er seine ersten sogenannten Shaped Canvases.<br />
Diese Leinwände überwinden die viereckige Form, um dadurch einerseits Inhalte zu<br />
verstärken, andererseits um die Expressivität der Werke zu akzentuieren. Ein Beispiel dafür<br />
ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Bus-Serie, in der die schrägen Leinwände den Eindruck von Geschwindigkeit<br />
vermitteln.<br />
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />
mail@voelklinger-huette.org Seite 50