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Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte

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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

9. Quellentexte<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Leben und Werk<br />

von Otto Letze<br />

»Er war jung, dynamisch und britisch – und der provokanteste Pop-Künstler jener Zeit. Nur<br />

Galerien wagten, seine lackbestiefelten, naturgetreuen Frauenfiguren zu zeigen.«<br />

Andy Warhol hat seine Marilyns, Roy Lichtenstein seine »comic book paintings«, Tom<br />

Wesselman seine Great American Nudes. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> hat seine »furniture sculptures«, die<br />

ihm einen Stern auf dem Walk of Fame der Pop-Art gesichert haben. Nur war es für <strong>Jones</strong><br />

sicherlich am schwierigsten, seinen Stern zu erlangen. Heftige Kontroversen, Rauchbomben<br />

und sogar Säureattacken hinderten diese dreiteilige Möbelfigurengruppe lange Zeit daran,<br />

ihren wohlverdienten Platz am Firmament der Pop-Art-Meisterwerke einzunehmen. Besagte<br />

drei 1969 entstandene Frauenfiguren bilden zusammen ein elementares<br />

Wohnzimmermobiliar der ungewöhnlichsten Art: Eine der Frauenfiguren kniet auf allen<br />

Vieren – leicht bekleidet in Leder, lediglich mit Slip, Korsett, Handschuhen sowie<br />

hochhackigen Stiefeln. Ihr flacher Rücken dient als Untergestell einer Glastischplatte, die sie<br />

dank eines auf dem Boden vor ihren Augen liegenden Handspiegels wiederum betrachten<br />

kann. Die zweite Figur agiert in ähnlicher Aufmachung – mit nacktem Oberkörper, ebenso<br />

stark geschminkt – als Stuhl beziehungsweise Sessel: Sie liegt auf dem Rücken, ihre<br />

Oberschenkel berühren ihre Brüste und die Unterschenkel streckt sie in die Höhe, sodass<br />

diese als Rückenlehne dienen können. Das lebensgroße Trio wird durch eine stehende und<br />

ebenfalls leicht bekleidete weibliche Figur vervollständigt, die als Hutständer konzipiert ist.<br />

Eine Radikalisierung der Aussage dieser Möbelskulpturen ergibt sich aus ihren plakativen<br />

Titeln: Table, Chair und Hat Stand. Sie reduzieren die Frauenfiguren auf ihre Funktion; die<br />

weiblichen, ihrer Persönlichkeit beraubten Wesen mutieren zu Möbelstücken. Eine derartige<br />

voyeuristische Präsentationsform brachte dem damals 32-jährigen Künstler auf einen Schlag<br />

zum einen internationale Bekanntheit und immer vollere Auftragsbücher, zum anderen aber<br />

auch heftige Kritik der Emanzipationsbewegung ein, die sich bis zum heutigen Tag noch nicht<br />

ganz gelegt hat. Vermutlich sind die Verantwortlichen für den Vandalismus an seinen Werken<br />

in eben diesen Kreisen zu suchen. Aber all dies hat <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nicht daran gehindert, den<br />

Frauenkörper weiterhin in seinen Werken zu thematisieren.<br />

Geboren wurde <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> am 1. September 1937 in Southampton als Sohn walisischer<br />

Eltern. Bereits kurz nach seiner Geburt siedelt die Familie nach London über. Dort erlebt er<br />

im jungen Alter von vier Jahren »The Blitz«, die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf<br />

London; dieses einschneidende, schreckliche Ereignis gehört zu seinen frühesten<br />

Kindheitserinnerungen.<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

mail@voelklinger-huette.org Seite 49

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