Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte
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Lernpaket für Lehrer und Schüler
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<strong>Lernpaket</strong> für Lehrer<br />
und Schüler
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009<br />
13. Oktober 2012 bis 16. Juni 2013, täglich ab 10 Uhr<br />
<strong>Lernpaket</strong> für Lehrer und Schüler<br />
Inhalt<br />
1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen S.2<br />
2. Vorwort S.4<br />
3. Pop-Art S.6<br />
4. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> und die britische Pop-Art S.7<br />
5. Biografie <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> S.9<br />
6. Werkphasen S.12<br />
7. Zeitleiste S.30<br />
8. Unterrichtsvorschläge S.38<br />
9. Quellentexte S.48<br />
10. Zitate S.77<br />
11. Pop-Art-ABC S.79<br />
12. Katalog zur Ausstellung S.83<br />
13. Literatur S.83<br />
14. Links S.92<br />
Impressum<br />
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />
mail@voelklinger-huette.org Seite 1
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen<br />
Öffnungszeiten<br />
bis 16. Juni 2013<br />
Erzhalle, täglich von 10 bis 19 Uhr<br />
Preise<br />
Ermäßigt 10,00 €<br />
Normal 12,00 €<br />
Familien (2 Erwachsene mit Kindern<br />
und Jugendlichen bis 16 Jahre) 25,00 €<br />
Kinder und Jugendliche 3,00 €<br />
Kinder und Jugendliche im Klassenverband 3,00 €<br />
Gebuchte Führung 80,00 € (plus ermäßigten Eintritt)<br />
(max. 30 Personen, Dauer der Führung ca. 1,5 Stunden).<br />
Jahreskarten<br />
Jahreskarten Kinder/Schüler 6,00 €<br />
Erwachsene 25,00 €<br />
Familien 55,00 €<br />
Sonderkonditionen für Schulen<br />
Schulklassenführung im Bonuspaket zum Preis von 100 Euro inkl. Führung<br />
(max. 30 Personen einschließlich Lehrkraft) in der Zeit von Montag bis Freitag<br />
zwischen 10 und 14 Uhr.<br />
Bucht eine Schule zum gleichen Termin drei Führungen zahlt sie nur zwei!<br />
Kontakt/Besucherservice<br />
Telefon +49 (0)6898/9 100 100<br />
+49 (0)6898/9 100 106<br />
Fax +49 (0)6898/9 100 111<br />
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />
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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
Service zur Ausstellung<br />
Sonderpublikation zur Ausstellung,<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009, Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Ostfildern 2012, 236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 €<br />
Sheer Magic<br />
1967<br />
Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung<br />
91,4 x 91,4 cm<br />
Privatsammlung<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
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2. Vorwort<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, Pop-Art und die <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Sehr geehrte Frau Fachleiterin, sehr geehrter Herr Fachleiter, liebe Freunde<br />
des Weltkulturerbes <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>,<br />
die Popkultur hat unsere Gesellschaft und unser Leben seit den Sechzigerjahren des<br />
20. Jahrhunderts vollständig verändert. Dank der Pop-Art gibt es heute keine<br />
Trennung mehr zwischen Hochkultur und Alltagskultur. Die Wirklichkeit des<br />
Alltagslebens ist im 21. Jahrhundert – dank und wegen der Pop-Art – genauso<br />
kunstfähig wie die industrielle Massenproduktion mit ihrem seriellen Gepräge, wie<br />
weggeworfene und übrig gelassene Dinge des Lebens oder die Stereotypen der<br />
Werbung, wenn sie von Künstlerinnen und Künstlern in den Transformationsprozess<br />
ihrer Kunst einbezogen werden. Ohne die tiefgehende Bewusstseinsveränderung und<br />
Perspektivverlagerung der Pop-Art, die unseren Bewertungsmaßstab von Kultur<br />
vollständig neu definiert hat, wäre die 1986 stillgesetzte <strong>Völklinger</strong> Eisenhütte nie in<br />
den Rang eines UNESCO Weltkulturerbe gelangt. Als 1994 die <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> von<br />
der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt wurde, war das der erste<br />
Höhepunkt eines Prozesses, der wesentlich von der Pop-Art ausgelöst wurde. Der<br />
ehemals industrielle Produktionsort, mit seinen gigantischen Maschinen und<br />
Gebäuden, an dem in aktiver Zeit über 17 000 Menschen am Tag arbeiteten, wird<br />
Schritt für Schritt zu einem Kulturort umgewertet. Es gehört zum Programm eines<br />
solchen Prozesses, bedeutende Positionen der Pop-Art am Ort sichtbar zu machen.<br />
Es ist uns deshalb eine große Freude, dass wir nach den Ausstellungen Duane<br />
Hanson – Sculptures of the American Dream und Mel Ramos. 50 Jahre Pop-Art nun<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall als weitere bedeutende internationale Position der Pop-<br />
Art in der <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> zeigen können.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> schuf Kunstgattungen übergreifende, provokante Interpretationen<br />
gesellschaftlicher Klischees. Diese Kunstwerke sind gleichzeitig Bild, Skulptur und<br />
Environment. »Off the Wall« umfassen sie den gesamten Raum und provozieren.<br />
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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
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Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
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Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
Herzlicher Dank gilt all denen, die dieses spannende Projekt ermöglicht haben, Otto<br />
Letze für die Tournee, meinem Kollegen Manfred Baldauf in der Geschäftsführung<br />
unserer Gesellschaft und meinem Weltkulturerbeteam um Frank Krämer für die<br />
Einrichtung der Ausstellung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall.<br />
Meinrad Maria Grewenig<br />
Generaldirektor und CEO des Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> -<br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
A Figment in Pigment<br />
1969<br />
Öl auf Leinwand<br />
245 x 305 cm<br />
Sammlung Liliane Fawcett<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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3. Pop-Art<br />
Mitte der 1950er Jahre entwickelte sich unabhängig in New York und<br />
London das Phänomen Pop-Art. Künstler wie Peter Blake, Andy Warhol und<br />
Roy Lichtenstein entdeckten die Welt der Unterhaltungsindustrie und der<br />
Werbung als Quelle der Inspiration für ihre Kunst.<br />
Sie isolierten, vergrößerten und verfremdeten die Motive der Massenmedien<br />
in ihren Arbeiten. Andy Warhol erlangte mit der Darstellung einer<br />
Suppendose der Firma Campell 1968 weltweite Berühmtheit.<br />
Die Pop-Art entstand vor dem Hintergrund der damals vorherrschenden<br />
abstrakten Kunstströmungen. Indem die Künstler ihre Werke mit der<br />
Lebenswirklichkeit des Betrachters verbanden, verweigerten sie sich nicht<br />
länger ihrer realen Umwelt. Der britische Pop-Art Künstler Richard Hamilton<br />
forderte der Pop-Art ab „populär, vergänglich, verbrauchbar, billig,<br />
massenproduziert, jung, witzig, sexy, spielerisch, verführerisch,<br />
geschäftstüchtig“ zu sein.<br />
Andy Warhol Roy Lichtenstein<br />
Campbell's Soup Can I M-maybe<br />
1968 1965<br />
(Quelle:<br />
http://www.ludwigforum.de/sammlung<br />
/hauptwerke/warhol2.html)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
(Quelle:<br />
http://www.museumludwig.de/)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
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4. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> und die britische Pop-Art<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> zählt zu den Mitbegründern und Hauptvertretern der britischen Pop-<br />
Art. Nach dem Zweiten Weltkrieg, versuchten Künstler sich wieder an einer mehr<br />
figurativen Malweise, als Kontrast zur vorherrschenden Abstraktion. Dabei waren<br />
die Sujets der Pop-Art in Großbritannien nicht im selben Maße der bunten<br />
Konsumwelt gewidmet, wie dies bei der amerikanischen Pop-Art der Fall gewesen<br />
ist. Die Arbeiten waren zudem eher weniger plakativ.<br />
Man kann die Entwicklung der englischen Pop-Art grob in zwei Phasen gliedern.<br />
Als Vorläufer der Pop-Art-Bewegung gilt die „Independent Group (IG)”, die sich um<br />
1952 in London gründete. Zu dieser kleinen Gruppe zählten Maler, Bildhauer,<br />
Architekten, Autoren und Kritiker. Bei ihren Treffen diskutierten sie die Folgen<br />
moderner kultureller Elemente wie Massenwerbung, Filme, Comics, Science Fiction<br />
und Technologie. Anlässlich ihres ersten Treffens im Winter 1952/1953<br />
präsentierte der Bildhauer Eduardo Paolozzi eine Serie von Collagen mit dem Titel<br />
„Bunk!“. Die Collagen setzten sich aus sogenannten „Objets trouvés“ zusammen,<br />
z.B. aus Werbung, Titelseiten von Magazinen und weiteren Grafiken, die oft die<br />
amerikanische Kultur zeigten.<br />
Auf einer dieser Collagen, „I was a Rich Man's Plaything" (dt.: Ich war eines reichen<br />
Mannes Spielzeug), war das Wort „Pop“ zu lesen, welches aus der Pulverwolke<br />
eines Revolvers erschien. Hier taucht das Wort „Pop“ erstmalig in der Kunst auf.<br />
Die „Independent Group“ beschäftigte sich vor allem mit der amerikanischen Pop-<br />
Kultur, speziell der Werbung in den Massenmedien.<br />
Ob das Wort „Pop-Art“ nun von John McHale, dem britischen Maler (1922–1978),<br />
geschaffen wurde oder von dem englischen Kunstkritiker Lawrence Alloway (1926–<br />
1990), die im Winter 1954/1955 im Rahmen eines Treffens der IG über Populärkultur<br />
diskutierten, ist strittig. Unstrittig ist jedoch, dass die Collage „Just what is it that<br />
makes today's homes so different, so appealing?" (dt.: Was macht eigentlich unser<br />
Zuhause heute so anders, so anziehend?) des Londoner Künstlers und<br />
Gründungmitgliedes der IG, Richard Hamilton (geb. 1922), aus dem Jahr 1956 eines<br />
der Schlüsselwerke der Pop-Art ist und zu einer Ikone avancierte. Dieses Werk ist<br />
noch der ersten Phase zuzuordnen. Eine wichtige Ausstellung dieser ersten<br />
Generation von PopArt-Künstlern trug den Titel „This Is Tomorrow“ (1956).<br />
Künstler wie <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, David Hockney (geb. 1937) und Ronald B. Kitaj (geb. 1932)<br />
bilden die zweite Generation. Alle drei kannten sich aus der gemeinsamen<br />
Studienzeit am Royal College of Art in London.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> prägte mit seinen unkonventionellen und provokativen Werken die<br />
moderne Kunst der 60er und 70er Jahre. Bekannt wurde er durch Skulpturen, die<br />
Frauenfiguren als Möbelstücke inszenieren.<br />
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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© Simon Thompson<br />
(Quelle: http://www.telegraph.co.uk/culture/art/3668398/<strong>Allen</strong>-<strong>Jones</strong>-The-day-Iturned-down-Stanley-Kubrick.html)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
In seiner über fünfzigjährigen Werkphase wird deutlich, dass <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> vor<br />
allem ein Ziel verfolgt: „Off the Wall“ – Von der Leinwand wegzukommen und<br />
in der Dreidimensionalität zu arbeiten. Dies geschieht über unkonventionelle<br />
Bildformate („Shaped Canvases“) über Reliefs bis hin zu Skulpturen. Dabei<br />
nimmt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> kritisch und persiflierend den Lifestyle unserer modernen<br />
Gesellschaft ins Visier.<br />
Sein umfangreiches Oeuvre wurde bei wichtigen Pop-Art-Ausstellungen im<br />
Museum of Modern Art (MoMA), der Tate Gallery London, dem Centre<br />
Pompidou Paris oder der documenta in Kassel präsentiert. Die Werkschau<br />
„<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall. Pop-Art 1957 – 2009“ bietet einen<br />
repräsentativen Überblick zu dem Oeuvre von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> und entstand<br />
anlässlich des 75. Geburtstages des Künstlers.<br />
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5. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Biografie<br />
1937<br />
Geburt von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> am 1. September in Southampton, England<br />
1955–1959<br />
Studium der Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London<br />
1959–1960<br />
Studium der Malerei am Royal College of Art in London<br />
Studienkollegen sind Ronald B. Kitaj, Peter Phillips und David Hockney<br />
1960–1961<br />
Ausbildung zum Zeichen- und Mallehrer am Hornsey College of Art in London<br />
1961<br />
Mit weiteren Pop-Art-Künstlern wie Derek Boshier, Patrick Caulfield, David Hockney,<br />
Ronald B. Kitaj und Peter Phillips Teilnahme an der Ausstellung „Young<br />
Contemporaries“<br />
1961–1963<br />
Lehrtätigkeit am Croydon College of Art in London im Fach Lithografie<br />
1963<br />
Verleihung des Prix des jeunes artistes auf der III. Biennale de Paris<br />
1964<br />
Teilnahme an der documenta III<br />
1964–1966<br />
Aufenthalt in New York mit Ehefrau Janet und Kollege David Hockney<br />
1966<br />
Geburt der Zwillinge Sarah und Thea<br />
Erste dreidimensionale Werke<br />
1968<br />
Teilnahme an der documenta IV<br />
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1968–1970<br />
Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg<br />
1969<br />
Frauenfiguren aus Fiberglas<br />
1970<br />
entwirft für das Musical „Oh! Calcutta!“ in London Set und Kostüme<br />
1973<br />
Verleihung des Design and Art Direction Silver Award für den Pirelli-Kalender<br />
1977<br />
Gastprofessor an der University of California in Los Angeles im Fachbereich Malerei<br />
1978<br />
Scheidung von seiner ersten Frau<br />
Model Deirdre Morrow ist seine neue Lebensgefährtin<br />
1979<br />
Erste Retrospektive im National Museum Liverpool<br />
1986<br />
Vollmitglied der Royal Academy of Arts in London<br />
1989<br />
Verleihung des Art and Work Awards<br />
1990–1999<br />
Trustee am British Museum in London, Kurator in der ägyptischen Abteilung<br />
1994<br />
Heirat mit Deirdre Morrow<br />
1995<br />
Retrospektive in der Barbican Art Gallery in London<br />
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1996<br />
Retrospektive in der Kunsthalle Darmstadt<br />
2002<br />
Einzelausstellung in der Royal Academy of Arts in London<br />
2007<br />
Ernennung zum Ehrendoktor der Kunst durch die University of Southampton<br />
Ausstellung in der Tate Britain zum 70. Geburtstag<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> lebt und arbeitet in London und Oxfordshire.<br />
Hot Wire<br />
1970 - 1971<br />
Öl auf Leinwand<br />
243,8 x 365,6 cm<br />
Sammlung Gil Weiss<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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6. Werkphasen<br />
1. Studium<br />
In seiner Studienzeit entsteht sein nach eigenen Aussagen erstes eigenständiges<br />
Werk – ein Selbstporträt, das ihn als schüchternen, verletzlich und verunsichert<br />
wirkenden Zwanzigjährigen zeigt. Dem detailreichen Gesicht steht der flächige<br />
Pullover und Hintergrund gegenüber. Er wendet sich schon hier einer<br />
abstrahierenden Vereinfachung zu. Es finden sich in Farbgebung und<br />
expressionistisch-flächiger Darstellung Anklänge an den britischen Expressionisten<br />
Mark Rothko (1903–1970) und in der klaren Zeichnung des Gesichts Parallelen zu<br />
Ben Shahn (1898–1969), ein Maler des amerikanischen naiven Realismus.<br />
Self-Portrait<br />
1957<br />
Öl auf Holz<br />
54,6 x 38,1 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© l<br />
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2. Fauvismus, Kubismus, Expressionismus<br />
Ende der 1950er Jahre reist er nach Frankreich und sieht die Bilder von Paul<br />
Cézanne, Fernand Léger und Robert Delaunay. In seinen Gemälden der<br />
beginnenden 60er Jahre zeigt sich deren, von kräftigen Farbflächen in Primär-<br />
und Sekundärfarben geprägte Stil. In der Auflösung der klassischen Ansichten<br />
sowie der Vernachlässigung von Perspektive werden Einflüsse von Fauvismus,<br />
Kubismus und Expressionismus deutlich. Das stark abstrahierte Motiv lässt<br />
sich gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Farbabstufungen<br />
werden durch kräftige Farbflächen, häufig in den Grundfarben, abgelöst.<br />
The Artist Thinks<br />
1960<br />
Öl auf Leinwand<br />
121 x 121 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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3. Farbe und Bewegung<br />
Als Lehrer stützt er sich z.B. auf die Schriften des Bauhaus-Künstlers Paul Klee, wie<br />
dessen „Pädagogisches Skizzenbuch“. So entsteht während eines Kurses für Kinder,<br />
die sich mit der normannischen Eroberung Englands beschäftigen, das Bild „The<br />
Battle of Hastings“. Die Schlacht fand am 14. Oktober 1066 statt und stellt den<br />
ersten militärischen Erfolg der französischen Normannen bei der Eroberung<br />
Englands dar. Das normannische Heer unter Herzog Wilhelm dem Eroberer besiegte<br />
die Angelsachsen und deren König Harold II.<br />
<strong>Jones</strong> zeichnet als Verdeutlichung den Schlachtenverlauf mit Hilfe taktischer,<br />
militärischer Symbole an die Tafel. Bei wiederholter Betrachtung der Zeichnung<br />
erkennt er die Flugbahn eines Pfeils. <strong>Jones</strong> setzt die Skizze in einem Gemälde um.<br />
Im linken, oberen Bildteil ist eine abstrahierte Person zu erkennen, die den Pfeil<br />
abschießt. Leicht abfallend setzt sich die Flugbahn in einer Reihe kleinerer<br />
Farbfelder fort. Im unteren Teil des Bildes endet sie mit drei Feldern, die in<br />
zunehmend figurativer Darstellung den Tod Harolds durch einen Pfeil zeigen.<br />
Weiterhin wird diese Flugbahn von einem Linienbündel von oben nach unten<br />
durchbrochen, welches die Stoßrichtung der Normannen verdeutlichen soll. Die<br />
Linien münden schließlich in der Formation der Angelsachsen, die als ein<br />
feuerballähnlicher Kreis dargestellt werden.<br />
Auf Wassily Kandinsky und Paul Klee beruhend werden also hier Bewegung und<br />
Dynamik in kraftvollen, farbigen Flächen erzeugt.<br />
The Battle of Hastings<br />
1961 – 1962<br />
Öl auf Leinwand<br />
182,9 x 182,9 cm<br />
Tate Gallery<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
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4. Shaped Canvases<br />
Schon zu Beginn seines Schaffens bricht er die Formen der Malerei auf, indem er die<br />
Leinwände an den Inhalt anpasst. Eine Technik, die u.a. auch sein Studienfreund<br />
David Hockney anwendet. Er nennt sie „Shaped Canvases“ (geformte Leinwände).<br />
Bei den „Busbildern“ erzeugen die teilweise schräg gestellten Seiten den Eindruck<br />
von Geschwindigkeit, „Räder“ werden als zusätzliche, kleine Leinwandstücke<br />
angesetzt. Andere Leinwände vermitteln z.B. den voyeuristischen Blick durch ein<br />
Schlüsselloch. Auf der III. Biennale de Paris erhält er u.a. für zwei seiner Busbilder<br />
den Prix des jeunes artistes.<br />
Large Bus<br />
1966<br />
Lithographien auf zwei Blättern<br />
72 x 108 cm/30 x 51,5 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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5. Collage<br />
Auf anderen Bildern nutzt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> in klassischer Pop-Art-Manier Fotos aus<br />
Zeitschriften, die er farblich verändert und in seine Gemälde einpasst. Diese<br />
Technik, banale Ausschnitte und Fotos aus Zeitschriften zu benutzen, verwendete<br />
der Pionier der britischen Pop-Art, Richard Hamilton, 1956 für „Just What Is It that<br />
Makes Today‟s Homes So Different, So Appealing?”, das als eines der erstes Pop-<br />
Art-Bilder gilt. Die isolierten Versatzstücke werden meistens verfremdet und allein<br />
oder in größerer Zahl zu Collagen verarbeitet.<br />
Self-Portrait<br />
1963<br />
Lithographie mit Fotografie<br />
76,2 x 49,5 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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6. Die Verschmelzung des Weiblichen und Männlichen<br />
In der Farbgebung seiner Gemälde zeigt sich der theoretische Einfluss der<br />
Expressionisten und des Bauhauses. Dabei sollen die Farben bestimmte<br />
Emotionen wecken. Das verbindet er mit F. Nietzsches und C.G. Jungs<br />
Theorien über das Weibliche und Männliche in beiden Geschlechtern, welches<br />
in der Vereinigung zur Perfektion führe. Der „männliche“ Intellekt und die<br />
„weibliche“ Emotion sind nach Nietzsche für den kreativen Akt<br />
gleichbedeutende Kräfte, die gemeinsam zur Vollkommenheit führen. <strong>Jones</strong>„<br />
Bilder mit eng umschlungenen Paaren geben diese Symbolik des<br />
künstlerischen Schaffens wieder, nämlich das Männliche und Weibliche beim<br />
Malprozess zu vereinigen, um so Perfektion zu schaffen. So sind seine Figuren<br />
oft anonym und zeigen eine androgyn, hermaphroditische Weltsicht als<br />
Sinnbild für Ganzheitlichkeit und Kreativität.<br />
Man Woman<br />
1963<br />
Öl auf Leinwand<br />
214,6 x 188,6 cm<br />
Tate Gallery<br />
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7. New York<br />
Im Jahr 1964 zieht er für zwei Jahre nach New York um. Während des Aufenthalts<br />
bereist er die gesamten USA. Die Bilderflut von Werbeanzeigen, Katalogen,<br />
Hochglanzzeitschriften und Fetischmagazinen dient ihm als Materialsammlung, die<br />
er z.T. als Versatzstücke in seinen Bildern verarbeitet. Schon 1962 lässt er sich von<br />
dem Bild „Step-On Can with Leg“ des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Roy<br />
Lichtenstein beeindrucken. Frauen oder nur deren Beine in hochhackigen Pumps, in<br />
Seidenstrümpfen oder Latex, zeigen jetzt eine bisher nur andeutungsweise in<br />
seinem Werk vorhandene Erotik sehr plastisch.<br />
(Quelle: http://thinkmuseum.files.wordpress.<br />
com/2012/08/step-on-can-with-leg1.jpg)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
Roy Lichtenstein<br />
Step-On Can with Leg<br />
1961<br />
First Step<br />
1966<br />
Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung<br />
91,5 x 91,5 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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8. Off the Wall<br />
Er geht nun in der Anpassung seiner Formate einen Schritt weiter und verformt<br />
nicht mehr nur wie bei seinen Busbildern die Leinwand, sondern sprengt sie, indem<br />
er den zweidimensionalen Bildern dreidimensionale plastische Elemente wie<br />
Treppenstufen oder Holzkrawatten anfügt. In den sogenannten „Step Paintings“<br />
sollen die angesetzten Sockel den Betrachter in das Bild hineinführen.<br />
Sheer Magic<br />
1967<br />
Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung<br />
91,4 x 91,4 cm<br />
Privatsammlung<br />
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9. Die plastische Wirkung der Malerei<br />
Sein Malstil wird nun sehr linear und umreißt die Konturen der Figuren, um deren<br />
Körperlichkeit zu betonten. Der ausgearbeitete, sehr feine, manchmal nur lasierende<br />
Farbauftrag und die plastische Auffassung seiner Motive lassen seine Gemälde<br />
skulptural erscheinen. Das unterstreicht die scheinbare Schlichtheit und<br />
Unkompliziertheit seiner Komposition.<br />
A New Perspective on Floors<br />
1966<br />
5 Farblithographien aus einer Serie von 6<br />
76,5 x 56 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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10. „What Do You Mean What Do I Mean?“<br />
Auch andere Künstler und Kunstrichtungen beeinflussen ihn. In den sogenannten<br />
„Cadavre Exquis“-Gemälde der Surrealisten gestaltet jeder Künstler einen Teil eines<br />
Bildes, ohne zu wissen, wie die übrigen Stücke aussehen. <strong>Jones</strong> spiegelt diese<br />
Technik in „What Do You Mean What Do I Mean?“, indem er ein älteres seiner Bilder<br />
fotografisch reproduziert, in Pop-Art-Manier im Airbrush-Verfahren behandelt und<br />
an ein neues Gemälde anfügt.<br />
What Do you mean What Do I mean?<br />
1968 – 1974<br />
Öl auf Fotografie auf Hartfaserplatte<br />
335 x 91 cm<br />
Act Art Collection<br />
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11. Furniture Sculptures<br />
1969 entstehen seine berühmten Möbel-Skulpturen, inspiriert durch einen<br />
Glücksspielautomaten in einem Casino, der in den Torso einer Frau eingelassen<br />
ist. Die „Furniture Sculptures“ bilden eine Gruppe aus Hutständer, Tisch und<br />
Stuhl. Die Figuren tragen Fetischkleidung aus Leder, sind stark geschminkt und<br />
wirken unpersönlich und puppengleich. Nach eigener Aussage waren die<br />
Figuren gegen das gängige Kunstverständnis, wie eine Skulptur auszusehen<br />
habe, gerichtet.<br />
Diese provokativ sexuelle Darstellung von Frauen als Objekte führte trotz aller<br />
Freizügigkeit der „Swinging Sixties“ auch zu Protesten, gerade seitens der<br />
Frauenbewegung. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wird auf einen Schlag berühmt.<br />
Hat Stand<br />
1969<br />
Mischtechnik<br />
191 x 108 x 40 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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12. Neue künstlerische Felder in den 70er Jahren<br />
Eine Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick für seinen Film „Clockwork Orange“<br />
zerschlägt sich wegen dessen Absicht an <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> kein Honorar zu zahlen.<br />
Die Ausstattung der „Korova Milchbar“ mit Möbeln, die seinen Skulpturen<br />
ähneln, werden schließlich von einem Set-Designer entworfen. Neben der<br />
Ausstattung für die WDR-Fernsehserie „Männer wir kommen!“ übernimmt er<br />
auch die Ausstattung des freizügigen Musicals „Oh! Calcutta!“ in London. 1976<br />
ist <strong>Jones</strong> für das Szenenbild und die Plakate des Films „Maîtresse“ mit Gérard<br />
Depardieu verantwortlich. <strong>Jones</strong> erhält Aufträge aus der Industrie. „Kneeling<br />
Woman“ entsteht als Tapetenmuster. Er entwirft ein Plakat für die<br />
Olympischen Spiele in München, gestaltet den Pirelli-Kalender von 1973 und<br />
Werbeplakate für die Strumpffirma Fogal.<br />
Maîtresse<br />
1976<br />
Öl auf Leinwand<br />
154 x 110 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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13. Die Plastiken beginnend mit den 80er Jahren<br />
In den 80er Jahren beschäftigt er sich wieder mit Möbelskulpturen; die<br />
geschwungenen Holzplastiken sind jedoch weniger provokant als die<br />
Dreiergruppe von 1969, obwohl auch sie meist weibliche Züge aufweisen. Mit<br />
„Tango“ schafft er für das International Garden Festival in Liverpool 1984<br />
seine erste große Stahlplastik. Der scherenschnittartige Stil seiner<br />
großformatigen Plastiken findet sich auch in zahlreichen kleinformatigen<br />
Figurengruppen aus unterschiedlichen Materialien. Den Metall- und<br />
Holzskulpturen gehen Maquetten aus Papier, Karton oder Aluminium voraus,<br />
deren einzelne Elemente von Hand zugeschnitten sind. Diese werden<br />
zusammengesetzt, gedreht und gebogen. So schafft er es, seinen Figuren eine<br />
große Leichtigkeit zu schenken.<br />
Fascinating Rhythm<br />
1982<br />
bemaltes Holz<br />
205,7 x 193 x 98 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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14. Table-Plastiken<br />
Schon in den 80er Jahren gestaltet er im bewussten Rückgriff auf seine<br />
realitätsnahen Plastiken wieder streng geformte Frauenfiguren, die in<br />
Hintergründe eingebunden sind oder auf kleinen Tischen bzw. Sockeln stehen.<br />
Die Frauen sind entweder nackt oder in hautenge Lederkleidung gezwängt. Sie<br />
sind kräftig bemalt, entsprechend der Farbgebung seiner Malerei. Teilweise<br />
erinnert die Strenge dieser Statuen an altägyptische Plastiken. So ist <strong>Jones</strong><br />
dann auch zwischen 1990 und 1999 Trustee, das bedeutet Kurator, in der<br />
ägyptischen Abteilung des British Museum in London.<br />
Enchanteresse<br />
2006<br />
Fiberglas, Leder, rostfreier Stahl<br />
196 x 45 x 45 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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15. Malerei beginnend in den 80er Jahren<br />
Wie bei der Skulptur bleibt er auch bei der Malerei seinem bevorzugten Thema, der<br />
Dynamik des Männlichen und Weiblichen, treu. Die Werke greifen verschiedene<br />
Themenbereiche auf. In einer Reihe von Motiven werden Mann und Frau in Form von<br />
Satzzeichen wiedergegeben. Besonders die Bereiche Musik, Tanz, Theater, Varieté<br />
oder Gesellschaften und Partys nehmen einen breiten Raum ein. In der Piano-Serie<br />
ist gut zu erkennen wie Pianospieler und Sängerin miteinander verschmelzen.<br />
A Question of Grammar<br />
1986<br />
Öl auf Leinwand<br />
152 x 152 cm<br />
Privatsammlung<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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16. Diptychen und Triptychen<br />
Wie schon zu Beginn seiner Karriere schafft er Diptychen und Triptychen,<br />
wobei die nun häufig auftretenden, unterschiedlichen Formate der einzelnen<br />
Tafeln zur Erzeugung einer dreidimensionalen Tiefe benutzt werden und an die<br />
Abfolge von Comic-Strips erinnern. In der Malerei ist ein Diptychon ein<br />
zweiteiliges Gemälde, das zusammen eine Aussage bildet. Die Ausführung mit<br />
drei Tafeln/Bildteilen heißt Triptychon. Üblicherweise handelt es sich um<br />
Andachts- oder Altarbilder, die mit Scharnieren verbunden sind.<br />
Im Triptychon „Interval“ benutzt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine Bild im Bild Technik und<br />
setzt die Leinwände direkt aneinander. Das Werk zeigt das berühmte Bild von<br />
Pablo Picasso „Les demoiselles d'Avignon“.<br />
Interval<br />
2007<br />
Öl auf Leinwand<br />
183 x 183 cm / 138 x 138 cm / 92 x 102 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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17. Ehefrau und Muse<br />
Seit 1994 ist er mit der Designerin Deirdre Morrow, mit der er seit der Scheidung<br />
von seiner ersten Frau Janet Brown im Jahr 1978 zusammenlebt, verheiratet. Als<br />
seine Muse ist sie in zahlreichen Werken wiederzuerkennen.<br />
Lady Mirror<br />
1989<br />
Bleistift auf Papier<br />
150 x 102 cm<br />
Act Art Collection<br />
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18. Serien<br />
An <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>„ Oeuvre fällt auf, dass er Werkserien mit großem zeitlichem Abstand<br />
fortsetzt. So folgt seinem Werk „Maîtresse“ von 1976 „London Derrière“ von 2008.<br />
Seine Frauen in Möbelgestalt nimmt er angelehnt an den bereits erwähnten<br />
Glücksspielautomaten in „Refrigerator“ 2002 wieder auf. 1991 beschäftigt er sich<br />
darüber hinaus nochmals mit den „Bus-Bildern“.<br />
Refrigerator<br />
2002<br />
Mischtechnik<br />
188 x 84 x 37 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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7. Zeitleiste historischer und politischer Entwicklungen<br />
von den 1950er Jahren bis zur Gegenwart<br />
Die 1950er Jahre<br />
1953<br />
Queen Elizabeth II.<br />
1957<br />
Römische Verträge<br />
Die 1960er Jahre<br />
1960<br />
Bürgerrechtsbewegung<br />
in den USA<br />
Am 2. Juni 1953 wird Elisabeth II. zur Königin gekrönt.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien,<br />
Belgien, die Niederlande und Luxembourg schließen sich<br />
durch die Unterzeichnung der Römischen Verträge zur<br />
EWG zusammen.<br />
Seit Mitte der 1950er Jahre kämpfen große Teile der<br />
afroamerikanischen Bevölkerung und ihr Hauptvertreter<br />
Martin Luther King friedlich um die Aufhebung der<br />
Rassentrennung.<br />
Antibabypille In den USA kommt die Antibabypille auf den Markt und<br />
1961<br />
Bau der Berliner Mauer<br />
1962<br />
Kuba-Krise<br />
ebnet den Weg zur sexuellen Revolution.<br />
Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 trennt<br />
die Mauer West-Berlin vom Ostteil der Stadt.<br />
Ist eine äußerst ernste Konfrontation zwischen den<br />
Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Auslöser ist<br />
die Stationierung US-amerikanischer, nuklearer<br />
Mittelstreckenraketen in Italien und der Türkei im Jahre<br />
1959, gefolgt von der Stationierung sowjetischer<br />
Raketen auf Kuba im Jahre 1962. Niemals zuvor ist ein<br />
Atomkrieg so wahrscheinlich wie zu diesem Zeitpunkt.<br />
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Minirock Die britische Modeschöpferin Mary Quant entwirft den<br />
1963<br />
Ermordung John F.<br />
Kennedys<br />
Minirock, der bereits drei Jahre später ein<br />
Verkaufsschlager war.<br />
Am 22. November 1963 wird Präsident John F. Kennedy<br />
in Dallas/Texas mit mehreren Gewehrschüssen während<br />
einer Fahrt durch die Innenstadt im offenen Wagen<br />
ermordet.<br />
The Beatles Mit der Single „I Want to Hold Your Hand“ gelingt den<br />
1964<br />
Vietnamkrieg<br />
Beatles der internationale Durchbruch.<br />
Beginn der amerikanischen Beteiligung am zweiten<br />
Indochinakrieg. Die brutalen Kampfeinsätze der<br />
Amerikaner werden im Verlauf des Krieges von der<br />
eigenen Bevölkerung stark verurteilt.<br />
1965 Mehr als 17.000 Menschen arbeiten in der <strong>Völklinger</strong><br />
<strong>Hütte</strong>. Es ist die höchste Beschäftigtenzahl in der<br />
1966<br />
Kulturrevolution in China<br />
1967<br />
Jungfernflug der Boeing<br />
737<br />
Geschichte der <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>.<br />
Mao Zedong initiiert eine politische Kampagne, um seine<br />
Macht gegenüber realen und vermeintlichen Gegnern in<br />
der kommunistischen Partei zu behaupten und die<br />
Volksrepublik China ganz nach seinen persönlichen<br />
Vorstellungen umzugestalten. Während ihrer<br />
dreijährigen Hochphase kam es zu Morden,<br />
Misshandlungen, Zerstörungen und Restriktionen.<br />
Im Dezember 1969 erfolgte die Auslieferung der ersten<br />
Boeing 737-100 an die Lufthansa. Die Boeing 737 ist<br />
heute eines der meistgebauten Flugzeugtypen; etwa alle<br />
sechs Sekunden startet eine Maschine.<br />
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Start Farbfernsehen in<br />
der BRD<br />
1968<br />
Höhepunkt der<br />
Studentenbewegung<br />
1969<br />
erste Mondlandung mit<br />
Apollo 11<br />
ARD und ZDF übertragen ab dem 25. August 1967 um<br />
14.30 Uhr in Farbe. Als gemeinsame Testsendung wurde<br />
der französische Film „Cartouche, der Bandit“ gezeigt.<br />
Zusammenschluss von Studenten in den USA und<br />
Deutschland, die gegen die politischen und<br />
gesellschaftlichen Verhältnisse (Vietnamkrieg, autoritäre<br />
Erziehung) und für die Gleichstellung von Minderheiten<br />
protestieren.<br />
Am 16. Juli 1969 starten Neil Armstrong, Michael Collins<br />
und Edwin Aldrin mit der Raumkapsel Apollo 11 in<br />
Richtung Mond. Vier Tage später betritt Armstrong als<br />
erster Mensch den Mond.<br />
Nordirland-Konflikt Die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten<br />
Die 1970er Jahre<br />
1972<br />
Geiselnahme von<br />
München bei den<br />
Olympischen Spielen<br />
zwischen den katholischen und protestantischen<br />
Bevölkerungsgruppen führen zunehmend zu<br />
gewaltsamen Auseinandersetzungen und<br />
Terroranschlägen, sodass sich die britische Armee zum<br />
Eingreifen gezwungen sieht.<br />
Am 5. September nehmen palästinensische Terroristen<br />
elf israelische Athleten als Geiseln. Bei einem<br />
gescheiterten und unzulänglichen Befreiungsversuch<br />
kommen alle Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf<br />
Terroristen ums Leben.<br />
Erstes Videospiel Das von Atari entwickelte Spiel „Pong“ gilt als Urvater<br />
der Videospiele. Es ist ein virtuelles Tischtennisspiel.<br />
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1973<br />
Ölkrise<br />
EG-Beitritt<br />
Großbritanniens<br />
1974<br />
Watergate-Affäre<br />
1975<br />
Ende des Vietnamkrieges<br />
1977<br />
Deutscher Herbst<br />
Die erste und bisher folgenreichste Ölkrise beginnt im<br />
Herbst 1973, als die Organisation der<br />
erdölexportierenden Länder bewusst die Fördermengen<br />
drosseln, um den Preis für Erdöl zu erhöhen. Dieses<br />
Ereignis geht auch unter dem Namen "Ölembargo" in die<br />
Geschichte ein. Die angesprochene Drosselung der<br />
Fördermengen ist Kalkül und politisches Druckmittel der<br />
OPEC-Staaten, die mit der Politik einiger<br />
erdölimportierender Staaten nicht einverstanden sind.<br />
Am 1. Januar erfolgt unter Premierminister Edward<br />
Heath der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft.<br />
Gravierende Missbräuche von Regierungsvollmachten,<br />
während der Amtszeit des republikanischen US-<br />
Präsidenten Richard Nixon zwischen 1969 und 1974.<br />
Deren Offenlegung ab Juni 1972 führt zum<br />
Verfassungskonflikt, der mit dem Rücktritt Nixons endet.<br />
Trotz der amerikanischen Interventionen steht Indochina<br />
ab diesem Zeitpunkt unter kommunistischer Kontrolle.<br />
Die Zeit und die politische Atmosphäre in<br />
Westdeutschland im September und Oktober 1977 ist<br />
geprägt durch Anschläge der linksextremistischen<br />
Terrororganisation Rote Armee Fraktion. Die Entführung<br />
und Ermordung Hanns Martin Schleyers, die Entführung<br />
des Lufthansa-Flugzeugs "Landshut" und die<br />
Selbstmorde der inhaftierten führenden Mitglieder der<br />
ersten Generation der RAF stellen den Höhepunkt des<br />
deutschen Terrorismus dar.<br />
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Die 1980er Jahre<br />
1981<br />
der erste PC kommt auf<br />
den Markt<br />
Der erste Personal Computer des Unternehmens IBM<br />
kommt auf den Markt. Apple hatte bereits 1977 den<br />
ersten industriell gefertigten Computer vorgestellt.<br />
Aids Aids wird als Pandemie eingestuft.<br />
1986<br />
Stilllegung der <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>: Der letzte Hochofen<br />
wird abgestochen.<br />
1985 Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ erscheint. Bis<br />
heute wurde er in 46 Sprachen übersetzt und 2006<br />
1986<br />
Atomreaktor<br />
Katastrophe in<br />
Tschernobyl<br />
1989<br />
Fall der Berliner Mauer<br />
Die 1990er Jahre<br />
1990<br />
Wiedervereinigung<br />
Deutschlands<br />
verfilmt.<br />
Bedienungsfehler und Mängel der Konstruktion des<br />
Reaktors lösen einen so genannten Super-GAU aus, das<br />
heißt einen Unfall, der die Möglichkeiten der<br />
eingesetzten Sicherheitstechnik überfordert. Große<br />
Mengen an radioaktiver Materie werden in die Luft<br />
geschleudert und verteilten sich hauptsächlich über die<br />
Region nordöstlich von Tschernobyl, sowie über viele<br />
Regionen Europas.<br />
Nach mehr als 28 Jahren Bestand werden in der Nacht<br />
vom 9. auf den 10. November die Grenzen der DDR zur<br />
Bundesrepublik geöffnet.<br />
Am 3. Oktober vollzieht sich die offizielle Deutsche<br />
Einheit.<br />
Das Internet wird für kommerzielle Zwecke nutzbar<br />
gemacht.<br />
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1991<br />
Zweiter Golfkrieg<br />
1991–1995<br />
Zerfall Jugoslawiens<br />
1993<br />
Internet<br />
Der Irak überfällt Kuwait. Alliierte Kräfte unter der<br />
Führung der USA befreien den Golfstaat.<br />
Der Balkankonflikt, der durch<br />
Unabhängigkeitserklärungen der Teilrepubliken<br />
Slowenien, Kroatien, Mazedonien und Bosnien-<br />
Herzegowina und der damit verbundenen Problematik<br />
der ethnischen Vielfalt in den neu gebildeten<br />
Nationalstaaten entsteht, zieht eine Reihe von<br />
Bürgerkriegen nach sich.<br />
Nachdem bereits 1990 beschlossen worden war, das<br />
Internet für kommerzielle Zwecke freizugeben, setzt mit<br />
dem ersten, zudem kostenlosen grafikfähigen Browser<br />
„Mosaic“, eine rasende Entwicklung ein, da nun der<br />
Zugang zum Internet auch für Laien problemlos möglich<br />
ist.<br />
1994 Die UNESCO erklärt die <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> zum<br />
Weltkulturerbe.<br />
Völkermord in Ruanda Der Völkermord in Ruanda unter den Gruppen der Tutsi<br />
1996<br />
Schaf Dolly<br />
und der gemäßigten Hutu beginnt in der Nacht vom 6.<br />
April zum 7. April 1994 und kostet innerhalb von nur 100<br />
Tagen 500.000 bis 1 Million Menschenleben. Anlass ist<br />
der Konflikt zwischen der damaligen ruandischen<br />
Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische<br />
Patriotische Front.<br />
Nach dem Ende der Apartheid wird Nelson Mandela zum<br />
ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt.<br />
Dolly, das erste geklonte Säugetier, wird geboren.<br />
Der letzte von Frankreichs 210 Atombombentests wird<br />
auf dem Moruroa-Atoll durchgeführt.<br />
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1997<br />
Lady Diana stirbt<br />
1998<br />
Game Boy<br />
Am 31. August 1997 kommt Lady Di bei einem Autounfall<br />
in Paris ums Leben. Die Unfallursache bleibt ist bis heute<br />
ungeklärt.<br />
Die Sonde Pathfinder landet am 4. Juli mit dem<br />
Geländewagen Sojourner auf dem Mars.<br />
In Japan kommt „Game Boy“ auf den Markt.<br />
„Karfreitagsabkommen“ Am 30. April wird das Friedensabkommen für Nordirland<br />
1999<br />
Weltbevölkerung<br />
geschlossen, das „Karfreitagsabkommen“ (Good Friday<br />
Agreement).<br />
Die Anzahl der weltweit lebenden Menschen übersprang<br />
nach Berechnungen der UN erstmals die 6-Milliarden-<br />
Marke.<br />
Sonnenfinsternis Am 11. August 1999 findet in Europa eine totale<br />
Die 2000er Jahre<br />
2001<br />
9/11<br />
2002<br />
Euro<br />
2003<br />
Zweiter Irakkrieg<br />
Sonnenfinsternis statt.<br />
Fundamentalistische Terroristen unternehmen Flugzeug-<br />
Anschläge auf das World Trade Center in New York<br />
sowie das Pentagon und das Weiße Haus in Washington,<br />
wobei letzterer fehlschlägt.<br />
Am 1. Januar 2002 löst der Euro als Zahlungsmittel die<br />
nationalen Währungen von 17 Mitgliedsstaaten der EU<br />
ab.<br />
Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September<br />
2001 beginnt die sogenannte „Koalition der Willigen“<br />
unter der Führung der USA und Großbritanniens den<br />
Zweiten Irakkrieg gegen Saddam Hussein. Die Truppen<br />
werden im Jahr 2011 wieder abgezogen.<br />
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2008<br />
Bankenkrise<br />
2009<br />
Barack Obama<br />
Die 2010er Jahre<br />
2011<br />
Arabischer Frühling<br />
Ungehemmte Spekulationen führen zu einer<br />
Bankenkrise, die zunächst die USA, dann auch die<br />
meisten europäischen Staaten in eine schwere<br />
Wirtschaftskrise stürzt.<br />
Barack Obama wird am 20. Januar 2009 als erster<br />
afroamerikanischer Präsident der USA vereidigt.<br />
Bereits im Dezember 2010 beginnt eine Serie von<br />
Protesten, Aufständen und Revolutionen gegen die<br />
autoritären Regime in der arabischen Welt. Im Jahr 2011<br />
führen diese Protestbewegungen zum Sturz einiger<br />
Staatsoberhäupter, z.B. in Ägypten Muhammad Husni<br />
Mubarak.<br />
Free Spirit<br />
1999<br />
Bronze<br />
64 x 25 x 30 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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8. Unterrichtsvorschläge<br />
Fächerübergreifende Unterrichtsvorschläge für Bildende<br />
Kunst und Politik (gymnasiale Oberstufe)<br />
Unterrichtsvorschlag für das Fach Kunst (Oberstufe)<br />
Thema: Pop-Art<br />
Im Unterricht<br />
Um die Arbeiten des Pop-Art Künstlers <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> erfassen zu können, ist es<br />
wichtig zu klären, was man unter dieser Kunstrichtung versteht. Dazu können<br />
Vertreter der englischen Pop-Art-Bewegung mit den wichtigsten Vertretern<br />
Eduardo Paolozzi, Peter Blake, David Hockney, <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> oder Ronald B.<br />
Kitaj besprochen werden. Zum Vergleich kann die amerikanische Pop-Art mit<br />
Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Jasper Johns herangezogen<br />
werden. Begleitend zu dieser Unterrichtseinheit sind im <strong>Lernpaket</strong><br />
Informationen zu einigen genannten Künstlern enthalten, sowie eine kurze<br />
Erläuterung zur Pop-Art und ein Pop-Art-ABC, in dem die wichtigsten Begriffe<br />
zum Thema aufgeführt sind.<br />
Die theoretische Behandlung der Kunstrichtung kann durch eine praktische<br />
Arbeit ergänzt werden. Vorschläge:<br />
Seriendrucke/Siebdruckverfahren<br />
Werbegrafiken<br />
Collagen<br />
In der Ausstellung<br />
Anhand der Exponate ist es möglich, die Merkmale der Pop-Art noch einmal<br />
nachzuvollziehen oder den Besuch als Vorbereitung für den theoretischen Teil<br />
zu nutzen.<br />
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Thema: Farbe<br />
Im Unterricht<br />
In der Farbgebung der Werke von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> zeigt sich der Einfluss der<br />
Expressionisten und des Bauhauses. Wie auch die Expressionisten benutzt der<br />
Künstler reine und intensive Farben und sagt: „Ich vermeide es nach<br />
Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine Farbe man direkt aus der Tube<br />
aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische Intensität.“<br />
Farbkreis nach Itten<br />
(Quelle:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Jo<br />
hannesItten)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
Sein Einsatz der Farben ist stark von der Theorie des zwölfteiligen Farbkreises<br />
des Bauhauskünstlers Johannes Itten beeinflusst. In seinen Werken spielt die<br />
Gegensätzlichkeit der Farben eine große Rolle.<br />
Die Verwendung von Ausdrucksfarbe soll beim Betrachter bestimmte<br />
Emotionen hervorrufen. Durch Friedrich Nietzsche und Carl Gustav Jung<br />
beeinflusst, spiegelt sich in seinen Werken auch ihre Theorie, nach welcher der<br />
Intellekt eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft ist wider.<br />
Die häufig dargestellten, eng umschlungenen Paare sind eine Metapher für die<br />
Vereinigung der beiden Kräfte, die im kreativen Akt gemeinsam zu<br />
Vollkommenheit führen.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
The Artist Thinks<br />
1960<br />
Öl auf Leinwand<br />
121 x 121 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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In der Ausstellung<br />
Wie wurde Farbe bei den Bildern/den Objekten eingesetzt?<br />
Wo besonders kontrastreich, besonders farbintensiv oder symbolisch?<br />
Wie wurde die Theorie des Farbkreises nach Itten umgesetzt?<br />
Thema: Werkvergleich<br />
Im Unterricht<br />
Innerhalb der Kunstgeschichte ist häufig zu beobachten, dass sich Künstler<br />
durch ihre Werke gegenseitig inspirieren. Auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> adaptierte im<br />
Rahmen seiner Laufbahn Arbeiten von Künstlern wie Henri Matisse oder Joan<br />
Miró, beides Vertreter der Klassischen Moderne. Der 1869 geborene,<br />
französische Künstler Henri Matisse gilt als Begründer des Fauvismus und<br />
malte großflächig, mit intensiven Farben. Der spanische Künstler Joan Miró<br />
wurde 1893 in Barcelona geboren und durch seine fantasievolle Malerei, die oft<br />
an Kinderzeichnungen erinnert, bekannt. Auch er nutze kräftige Farben und<br />
vereinfachte Formen.<br />
Es bietet es sich an, das Original und die Adaption einander gegenüber zu<br />
stellen. Da ein Werkvergleich formalen Kriterien unterliegt, können diese zur<br />
Vorbereitung besprochen werden.<br />
Vorschläge für den Werkvergleich:<br />
siehe nächste Seite<br />
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Henri Matisse<br />
L´Etrange Farandole<br />
1938<br />
(Quelle:<br />
http://www.amolenuvolette.it/root/image/abrupt_cli<br />
o_team.folder/matisse%201931-<br />
1953.folder/010%5Bamolenuvolette.it%5D1938%20projet%20de%20rideau%20pour%20etrange%2<br />
0farandole.jpg) [22.Oktober 2012]<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Arabesque<br />
1997<br />
Holz und Stahl, bemalt<br />
53 x 70 x 35 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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(Quelle: http://media.kunst-fueralle.de/img/15/m/15_egim512~joan-miro_blau-ii.jpg)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
Joan Miró<br />
Bleu II<br />
1961<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Falling Figure<br />
1964<br />
273 x 244 cm<br />
Sammlung Museum Ludwig<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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Thema: „Shaped Canvases“<br />
Im Unterricht<br />
In den sechziger Jahren malt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> seine Werke auf geformte<br />
Leinwände, sogenannte „Shaped Canvases“. Er gibt das traditionelle,<br />
rechtwinklige Bildformat auf und gestaltet die Leinwand nach dem Bildinhalt,<br />
der dadurch verstärkt wird. Die innere Struktur bestimmt den äußeren Rahmen<br />
und umgekehrt.<br />
2 nd Bus<br />
1962<br />
Öl auf Leinwand<br />
123 x 153 cm sowie zwei Leinwände mit<br />
31 x 31 cm<br />
Privatsammlung<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
(Quelle: http://www.bridgemanart.com/en-<br />
GB/news-and-features/collectionhighlights/2009/june/allen%20jones)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
Beispiel: Das<br />
Werk „Falling Woman“ hat die Form eines Schlüssellochs. Man blickt unter den<br />
Rock einer fallenden Frau. Die schlüssellochartige Form und der Blick in den<br />
Intimbereich versetzen den Betrachter in eine voyeuristische Rolle.<br />
Beispiel: Bei der „Bus-Serie“, soll durch eine schräge Leinwand der Eindruck<br />
von Geschwindigkeit vermittelt werden.<br />
Wunderbare Landung<br />
1963<br />
122 x 75 cm<br />
Sammlung Ferens Art Gallery<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
(Quelle:<br />
http://ichef.bbci.co.uk/arts/yourpaintin<br />
gs/images/paintings/fg/large/ery_fg_2<br />
005_5086_large.jpg)<br />
[22.Oktober 2012]<br />
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Beispiele für Thematiken im Unterricht:<br />
Wie wird Geschwindigkeit bei anderen Künstlern dargestellt (z.B. Futurismus)?<br />
Wo wird der voyeuristische Blick in der Kunst noch angewendet?<br />
In der Ausstellung<br />
Bilder der Bus-Serie betrachten und mit eigener Thematik im Unterricht<br />
verbinden.<br />
Thema: Skulpturen<br />
Im Unterricht<br />
Ab den 80er Jahren schafft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> scherenschnittartige Plastiken sowohl<br />
großformatig, für den öffentlichen Raum, als auch kleinformatig, für<br />
Innenräume. Den Skulpturen aus Holz oder Metall gehen verkleinerte Modelle<br />
aus Papier, Karton oder Aluminium voraus. Sie werden mit der Hand<br />
ausgeschnitten, zusammengesetzt, gedreht und gebogen. Den Plastiken<br />
gemein ist die große Leichtigkeit.<br />
Arbeitsvorschlag:<br />
Gestalten eines verkleinerten Modells nach Vorbild der Plastiken von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>.<br />
Acrobat<br />
1992<br />
Chelsea and Westminster<br />
Hospital<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
(Quelle:<br />
http://www.digitimaging.com/wp<br />
-content/uploads/2011/01/Artin-the-City...London_009-<br />
200x300.jpg) [22.Oktober 2012]<br />
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Fascinating Rhythm<br />
1982<br />
bemaltes Holz<br />
205,7 x 193 x 98<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Two to Tango<br />
1997<br />
TaiKoo Place, Hong Kong<br />
© Armand Attard<br />
(Quelle: http://www.weheart.co.uk/uploadimages/swirehotelsart8.jpg)<br />
[22.Oktober<br />
2012]<br />
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Unterrichtsvorschlag für das Fach Politik (Oberstufe)<br />
Thema: Die gesellschaftliche Stellung der Frau<br />
Im Unterricht<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wirkte in den 60er Jahren in einer Zeit, in der die feministische<br />
Bewegung in Europa und den USA immer mehr an Raum gewinnt. Noch 1958<br />
konnte der Ehemann in Deutschland nach Belieben den Anstellungsvertrag<br />
seiner Frau kündigen und bereits gute zehn Jahre später bekennen 374<br />
Frauen, darunter Romy Schneider und Senta Berger: "Wir haben abgetrieben!“<br />
Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft durchlebt einen rasanten Wandel.<br />
Eines der durchgehend behandelten Themen bei <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ist die Frau. Oft<br />
werden sie in Lack- und Lederkleidung dargestellt. Das aufsehenerregendste<br />
Werk sind seine „Furniture Sculptures“, die bei ihrer Erstausstellung 1970 auf<br />
heftige Kritik seitens der Emanzipationsbewegung stoßen. In dem Werk<br />
verdinglicht er die spärlich in Lack gekleideten Frauenfiguren zu Möbelstücken.<br />
Die Empörung gipfelt in einem Säureattentat auf die Skulptur „Chair“.<br />
In der Ausstellung<br />
Bei diesem Thema ist es sinnvoll, sich die Werke vor Ort anzuschauen.<br />
Hat Stand<br />
1969<br />
Mischtechnik<br />
191 x 108 x 40 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong><br />
<strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Table<br />
1969<br />
Mischtechnik<br />
60,9 x 83,8 x 144,8 cm<br />
Sammlung Gunter Sachs<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Chair<br />
1969<br />
Mischtechnik<br />
77 x 100 cm<br />
Sammlung Gunter Sachs<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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66302 Völklingen/Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
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Thema: Historische und gesellschaftliche Ereignisse von 1960–2007<br />
Im Unterricht<br />
Hier kann die im <strong>Lernpaket</strong> enthaltene Zeitleiste den Ausgangspunkt bilden,<br />
um Themen auszusuchen.<br />
Mögliche Themen:<br />
Bürgerrechtsbewegung in den USA<br />
Ölkrise<br />
Fall der Berliner Mauer<br />
Poster für die Olympischen Spiele<br />
in München<br />
1972<br />
Lithografie<br />
102 x 64 cm<br />
Sammlung Institut für<br />
Kulturaustausch, Tübingen<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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9. Quellentexte<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Leben und Werk<br />
von Otto Letze<br />
»Er war jung, dynamisch und britisch – und der provokanteste Pop-Künstler jener Zeit. Nur<br />
Galerien wagten, seine lackbestiefelten, naturgetreuen Frauenfiguren zu zeigen.«<br />
Andy Warhol hat seine Marilyns, Roy Lichtenstein seine »comic book paintings«, Tom<br />
Wesselman seine Great American Nudes. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> hat seine »furniture sculptures«, die<br />
ihm einen Stern auf dem Walk of Fame der Pop-Art gesichert haben. Nur war es für <strong>Jones</strong><br />
sicherlich am schwierigsten, seinen Stern zu erlangen. Heftige Kontroversen, Rauchbomben<br />
und sogar Säureattacken hinderten diese dreiteilige Möbelfigurengruppe lange Zeit daran,<br />
ihren wohlverdienten Platz am Firmament der Pop-Art-Meisterwerke einzunehmen. Besagte<br />
drei 1969 entstandene Frauenfiguren bilden zusammen ein elementares<br />
Wohnzimmermobiliar der ungewöhnlichsten Art: Eine der Frauenfiguren kniet auf allen<br />
Vieren – leicht bekleidet in Leder, lediglich mit Slip, Korsett, Handschuhen sowie<br />
hochhackigen Stiefeln. Ihr flacher Rücken dient als Untergestell einer Glastischplatte, die sie<br />
dank eines auf dem Boden vor ihren Augen liegenden Handspiegels wiederum betrachten<br />
kann. Die zweite Figur agiert in ähnlicher Aufmachung – mit nacktem Oberkörper, ebenso<br />
stark geschminkt – als Stuhl beziehungsweise Sessel: Sie liegt auf dem Rücken, ihre<br />
Oberschenkel berühren ihre Brüste und die Unterschenkel streckt sie in die Höhe, sodass<br />
diese als Rückenlehne dienen können. Das lebensgroße Trio wird durch eine stehende und<br />
ebenfalls leicht bekleidete weibliche Figur vervollständigt, die als Hutständer konzipiert ist.<br />
Eine Radikalisierung der Aussage dieser Möbelskulpturen ergibt sich aus ihren plakativen<br />
Titeln: Table, Chair und Hat Stand. Sie reduzieren die Frauenfiguren auf ihre Funktion; die<br />
weiblichen, ihrer Persönlichkeit beraubten Wesen mutieren zu Möbelstücken. Eine derartige<br />
voyeuristische Präsentationsform brachte dem damals 32-jährigen Künstler auf einen Schlag<br />
zum einen internationale Bekanntheit und immer vollere Auftragsbücher, zum anderen aber<br />
auch heftige Kritik der Emanzipationsbewegung ein, die sich bis zum heutigen Tag noch nicht<br />
ganz gelegt hat. Vermutlich sind die Verantwortlichen für den Vandalismus an seinen Werken<br />
in eben diesen Kreisen zu suchen. Aber all dies hat <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nicht daran gehindert, den<br />
Frauenkörper weiterhin in seinen Werken zu thematisieren.<br />
Geboren wurde <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> am 1. September 1937 in Southampton als Sohn walisischer<br />
Eltern. Bereits kurz nach seiner Geburt siedelt die Familie nach London über. Dort erlebt er<br />
im jungen Alter von vier Jahren »The Blitz«, die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf<br />
London; dieses einschneidende, schreckliche Ereignis gehört zu seinen frühesten<br />
Kindheitserinnerungen.<br />
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Von 1955 bis 1959 studiert er Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London.<br />
In dieser Zeit entsteht eines seiner frühesten Werke, Self-Portrait (1957). Es zeigt den 20-<br />
jährigen, sehr schüchtern und verunsichert wirkenden Künstler mit Hemd und dunklem<br />
Pullover vor einem neutralen rötlichen Hintergrund. Während das Gesicht noch detailliert<br />
ausgearbeitet ist, sind Pullover und Hintergrund sehr flächig gehalten und markieren damit<br />
schon eine Hinwendung zur abstrahierenden Vereinfachung. Die weiche, runde<br />
Pinselführung folgt der Form des Porträtierten, wodurch das Zusammenspiel von Fläche<br />
und Farbe an Bedeutung gewinnt. In diese frühe Schaffensphase fallen auch seine ersten<br />
grafischen Werke.<br />
Ende der 1950er-Jahre reist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nach Frankreich, wo er in der Provence neben<br />
Arles auch das einstige Atelier von Paul Cézanne in Aix-en-Provence sowie das Musée<br />
national Fernand Léger in Biot besucht. In Paris sind es vor allem die Bilder des Malers<br />
Robert Delaunay im Musée d‟Art Moderne de la Ville, die ihn nachhaltig beeindrucken. Von<br />
1959 bis lediglich 1960 setzt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> sein Malereistudium am renommierten Royal<br />
College of Art in London fort, wo er zusammen mit dem amerikanischen Maler und<br />
Druckgrafiker Ronald B. Kitaj sowie mit den englischen Malern Peter Phillips, David<br />
Hockney und Derek Boshier in einer Klasse arbeitet. Sie alle waren Zeugen der Geburt der<br />
britischen Pop-Art-Bewegung, setzten sich kritisch damit auseinander und wurden bald –<br />
nach den Pionieren Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi – zu den wichtigsten Vertretern<br />
der zweiten Generation der britischen Pop-Art. Bereits am Ende seines ersten<br />
Studienjahres am Royal College of Art musste <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wegen heftiger<br />
Auseinandersetzungen mit dem Lehrkörper das College verlassen. Das Lehrerkollegium<br />
hatte offensichtlich mit mehreren provokanten Künstlern aus seiner Klasse Probleme. Die<br />
Ausbildung am Royal College of Art zielte darauf hin, Kunstlehrer und nicht freie Künstler<br />
auszubilden. Freie Kunst und Interpretation stellte nur einen kleinen Anteil im<br />
Lehrprogramm dar und das enge Korsett des klassischen Kunstlehrekanons wurde von<br />
vielen Künstlern am College immer wieder gesprengt. Dass es ausgerechnet <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
war, der des Colleges verwiesen wurde, war eine willkürliche Entscheidung. Es sollte ein<br />
Exempel statuiert werden, das ihn und seine Kommilitonen abschrecken sollte; es hätte<br />
auch jeden anderen treffen können.<br />
Während seiner Studienjahre interessiert <strong>Jones</strong> sich für formale Fragen der abstrakten<br />
Malerei, ohne die Figürlichkeit ganz aufzugeben. Er beginnt schon zu diesem frühen<br />
Zeitpunkt seiner Karriere, die formalen Konventionen der klassischen Malerei zu<br />
durchbrechen. In den 1960er-Jahren schafft er seine ersten sogenannten Shaped Canvases.<br />
Diese Leinwände überwinden die viereckige Form, um dadurch einerseits Inhalte zu<br />
verstärken, andererseits um die Expressivität der Werke zu akzentuieren. Ein Beispiel dafür<br />
ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Bus-Serie, in der die schrägen Leinwände den Eindruck von Geschwindigkeit<br />
vermitteln.<br />
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Oder auch sein 1964 entstandenes Werk Falling Woman: Durch die schlüssellochförmige<br />
Leinwand erhascht der Betrachter einen Blick auf den Intimbereich einer fallenden Frau. Die<br />
ungewöhnliche Form versetzt den Betrachter in die physische Position des Voyeurs. Um die<br />
Illusion des Schlüssellochblicks zu komplettieren, bedient sich <strong>Jones</strong> der Farbabstufung und<br />
schafft somit den Anschein von Tiefe. Auch Marriage Medal, Wunderbare Landung und<br />
Cockpit (alle von 1963) sind Beispiele für Shaped Canvases.<br />
1961 kehrt <strong>Jones</strong> an das Hornsey College zurück, wo er eine Ausbildung zum Zeichen- und<br />
Mallehrer absolviert. Zwischen 1961 und 1963 unterrichtet er Lithografie am Croydon<br />
College of Art und 1964 Zeichnen an der Chelsea School of Art. Die Lithografie, sein<br />
bevorzugtes grafisches Verfahren, begleitet den Künstler bis heute. Ideen und Motive, die<br />
sich in seinen Gemälden kristallisieren, sind oft in seinen Lithografien und Zeichnungen<br />
bereits zuvor bearbeitet worden. Andere, in Gemälden entstandene Motive werden später<br />
häufig in Lithografien verarbeitet oder neu dargelegt. Die Interaktion und die<br />
Gleichwertigkeit dieser und weiterer Gattungen sind charakteristisch für <strong>Jones</strong>‟ Œuvre.<br />
Auch seine Lehrtätigkeit wird über die nächsten 40 Jahre ein fester Bestandteil seines<br />
Lebens bleiben.<br />
Angeregt durch die Lektüre Friedrich Nietzsches, Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs,<br />
auf die sich bereits vor <strong>Jones</strong> verschiedene Künstler bezogen haben, wie zum Beispiel René<br />
Magritte, Salvador Dalí und Willem de Kooning, ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Werk Anfang der 1960er-<br />
Jahre inhaltlich stark psychologisch ausgerichtet. Nietzsche und Jung definierten den<br />
Künstler als jemanden, der über sich selbst hinaus schafft. Nach Nietzsche ist der Intellekt<br />
eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft. Für den kreativen Akt sind beide<br />
gleichbedeutende Kräfte. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> folgt diesem kulturpsychologischen Ansatz, indem er<br />
seine Bilder als Versuch darstellt, beide Bestandteile der menschlichen Seele miteinander<br />
zu versöhnen. Seine eng umschlungenen Paare sind Metaphern des kreativen Akts und der<br />
ganzheitlichen Synthese zwischen gleichberechtigten männlichen und weiblichen Elementen<br />
im künstlerischen Schaffensprozess. Hieraus entwickelt sich das prägnanteste Bildmotiv,<br />
das heute noch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Werke bevölkert: Wo-Men! Frauen-Männer! So wie das<br />
englische Wort für »Frau« sich den Stamm mit jenem für »Mann« teilt, so entwickelte <strong>Jones</strong><br />
eine androgyne, hermaphrodite Weltsicht, die er in seinen Bildern immer wieder zum<br />
Ausdruck bringt.<br />
Wenn man von einigen Auftragswerken oder auch der Tatsache, dass er gerne seine<br />
Ehefrauen als Modell nahm, absieht, bleiben die männlichen und weiblichen Figuren bei<br />
<strong>Jones</strong> stereotypisch anonym. Ihn interessiert ihre Kraft und Präsenz auf der Leinwand weit<br />
mehr als einzelne Menschen. Ein frühes Beispiel hierfür ist das Ölgemälde Hermaphrodite<br />
aus dem Jahr 1963 (Abb. 10), übrigens das erste Werk von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, das von einem<br />
Museum angekauft wurde.<br />
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In seiner Dialektik zwischen Maskulinität und Femininität reflektiert dieses Werk Intellekt<br />
versus Emotion, Spiritualität versus Sensualität.<br />
Hinsichtlich dieses Aspekts versteht <strong>Jones</strong> ein Werk des amerikanischen Malers Jackson<br />
Pollock, Guardians of the Secret von 1943, als ein Schlüsselwerk. Der abstrakte<br />
Expressionist war in den 1940er-Jahren vom Surrealismus und von der Idee fasziniert, dass<br />
die Quelle der Kunst aus dem Unterbewusstsein kommt. i Im frühen Stadium seines<br />
Schaffens hatte Pollock, wie die Surrealisten und auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, einen engen Bezug zur<br />
Psychoanalyse. In diesem noch vor seiner »Dripping«-Technik entstandenen Werk setzt der<br />
amerikanische Künstler sich mit unterschiedlichen Einflüssen auseinander: amerikanischer<br />
naiver Malerei und Masken, Picasso sowie den Ideen Carl Gustav Jungs. Der Bildinhalt ist<br />
auf zwei konzentrische, rechteckige Bereiche verteilt: Links im Außenbereich steht eine<br />
weiblich anmutende Figur, zu der rechts symmetrisch das männliche Pendant wacht. Diese<br />
Wächter scheinen ein Geheimnis im inneren Bereich zu schützen, das wie auf einer Bühne<br />
präsentiert wird. Diese Präsentationsart zusammen mit der männlich-weiblichen Dualität<br />
sind Verknüpfungspunkte zu <strong>Jones</strong>‟Œuvre. Einige seiner Werke tragen sogar als Titel Zitate<br />
aus Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra (1891). Dies unterstreicht die wesentliche<br />
Rolle, die der Philosoph und speziell dieses Werk für <strong>Jones</strong>‟ künstlerisches Schaffen spielt:<br />
»Ich habe es als Prüfstein verwendet. In Schaffenskrisen habe ich durch Zarathustra eine<br />
Erkenntnis gewonnen, wenn ich ›Kreativität‹ durch ›Superman‹ ersetzt habe.«<br />
Stilistisch ist sein Frühwerk – ähnlich wie das von David Hockney – geprägt von Rückgriffen<br />
auf die Kunst vor 1945: Während sein Grey Self-Portrait von 1960 mit seinen kühlen<br />
Grautönen noch sehr vom Einfluss der europäischen Kubisten zeugt, steht sein Selbstporträt<br />
The Artist Thinks aus demselben Jahr mit seinen leuchtenden und flächenbildenden Farben<br />
eher in der Tradition der Fauvisten wie Henri Matisse oder André Derain. Wie die Wegbereiter<br />
der Abstraktion, Wassily Kandinsky und Robert Delaunay, so malt auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> bis heute<br />
abstrahierend von Gegenstand und Lokalkolorit, ohne dass sich sein Werk je völlig von der<br />
Präsenz der Figur löst. Als Maler und Sekretär beteiligt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> 1961 an der<br />
Ausstellung Young Contemporaries, die vor allem der zweiten Generation der britischen Pop-<br />
Art – das öffentliche Interesse an den Werken der Pioniere Richard Hamilton und Eduardo<br />
Paolozzi war Ende der 1950er-Jahre schon etwas abgeebbt – zum internationalen<br />
Durchbruch verhilft. Nicht zuletzt durch die Teilnahme an dieser Gruppenausstellung wurde<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> anschließend von der Galerie Arthur Tooth & Sons in London unter Vertrag<br />
genommen und in den darauffolgenden Jahren regelmäßig in Einzelausstellungen<br />
präsentiert. 1963 erhält <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> auf der Troisième Biennale de Paris: Manifestation<br />
biennale des jeunes artistes im Musée d‟Art Moderne de la Ville de Paris den Prix des jeunes<br />
artistes für seine Werke 3 rd Big Bus Red (1962), 10 th Bus Cornering (1962) sowie Parachutiste<br />
No. 2 (1963).<br />
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»1905 wollte man [als Künstler] nach Paris gehen. Und in den frühen 1960er-Jahren war für<br />
jedermann klar, dass New York der Ort war, an dem man sich messen wollte.« Kurz nach der<br />
Pariser Biennale zieht es <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wie seinen Studienkollegen David Hockney 1964 mit<br />
seiner damaligen Ehefrau Janet (geb. Bowen) nach New York. Zwei Jahre zuvor hatte er<br />
bereits seine erste Begegnung mit der amerikanischen Pop-Art, die ihn schwer beeindruckte.<br />
Speziell das Werk Step-On Can with Leg von Roy Lichtenstein faszinierte <strong>Jones</strong> und<br />
motivierte ihn, künstlerisch lieber seinen Träumen nachzugehen anstatt sich an die Regeln<br />
der formellen Kunsterziehung zu halten. ii Nachdem sich <strong>Jones</strong> zuerst in der berühmten<br />
Künstler- und Bohemienunterkunft, dem Chelsea Hotel in New York, eingemietet hatte,<br />
unternimmt er eine ausgedehnte Reise durch die USA. Eine besondere Begeisterung<br />
entwickelt er für Kalifornien; nach einem Aufenthalt in New Mexico hält er sich im Rahmen<br />
eines Stipendiums am Tamarind Lithography Workshop, Inc. in Los Angeles auf. iii Immer<br />
wieder wird <strong>Jones</strong> dorthin zurückkehren, um unter anderem auch an der University of<br />
California (in Los Angeles und Irvine) zu unterrichten. Er bleibt insgesamt zwei Jahre in den<br />
USA, bevor er nach England zurückkehrt. Kurze Zeit später werden seine Zwillingstöchter<br />
Sarah und Thea geboren. Während Hockney seine Aufmerksamkeit auf die Bildwelt des<br />
Massenkonsums lenkt, entdeckt <strong>Jones</strong> in den USA den reichen Bildervorrat erotischer,<br />
sexuell konnotierter Illustrationen und populärer Druckgrafik, wie sie unter anderem in<br />
Bestellkatalogen, Hochglanzzeitschriften, Werbeanzeigen und auf Merchandising-Produkten<br />
der 1940er- und 1950er-Jahre zu finden sind. Diese stereotypen, bislang nicht kunstwürdigen<br />
Darstellungen des weiblichen Körpers verwendet er, um eine neue, unkonventionelle und<br />
irritierende Bildsprache zu entwickeln. Versatzstücke aus Fetischcomics und<br />
Transvestitenkleidung sowie Nachtclubschönheiten werden zum Bildgegenstand erhoben:<br />
Frauen tragen oft Kleidung aus Leder oder Gummi. Diese Themen dienen <strong>Jones</strong> als Vorlage<br />
für künstlerisch ambitionierte, motivisch jeweils scharf umrissene Gemälde, die für sein<br />
weiteres Schaffen charakteristisch werden sollten. Von nun an konzentriert <strong>Jones</strong> sich<br />
darauf, die in seiner Arbeit bislang eher latent angelegte Erotik mit deutlich aggressiverer<br />
Geste herauszuarbeiten.<br />
<strong>Jones</strong>‟ Werke dieser Zeit sind teils noch zweidimensional, doch werden immer wieder auch<br />
dreidimensionale Elemente ins Bild eingebracht. Mit dem Einfügen realer Sockel oder<br />
Treppenstufen (First Step, 1966 und La Sheer, 1968), dem Montieren einer hölzernen<br />
Krawatte auf ein Porträt (Curious Man, 1964) oder einem mit Epoxidharz befüllten<br />
Plastikbusen (Curious Woman, 1964/65) bewegt sich <strong>Jones</strong> künstlerisch einen Schritt weiter<br />
in Richtung Skulptur, hinein in die Dreidimensionalität. Für den Betrachter potenziert sich so<br />
die Illusion der Nähe zum Geschehen im Bild. In den sogenannten Step Paintings dienen die<br />
Sockelkonstruktionen dazu, den Betrachter ins Bild hineinzuführen.<br />
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Für die Akteure auf der Leinwand wirken diese dreidimensionalen Elemente wie eine subtile<br />
Einladung, das Medium Leinwand zu verlassen und den realen Raum zu betreten. Der<br />
Prozess des konturierten Überzeichnens, des »Aufblasens« seiner erotischen<br />
Fetischbildinhalte, gipfelt vorerst 1969 in der Schaffung der eingangs erwähnten berühmt-<br />
berüchtigten Möbelskulpturen. Er lässt die Figurengruppe nach einem Besuch in einer<br />
Spielhalle in Reno, Nevada, anfertigen. Von dort hat er die Fotografie einer sogenannten<br />
»slot machine« mitgebracht, eines Spielautomaten in Form einer Frauenfigur, die auf<br />
sexistische Weise als Showgirl inszeniert wird. In Anlehnung daran sind <strong>Jones</strong>‟ surreal-<br />
masochistische Schaufensterpuppen-Möbel Frauenfiguren in engen Korsagen.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Malstil dieser Zeit entwickelt sich zu einem sehr linearen, der die Konturen klar<br />
umreißt, als Mittel, um die Körperlichkeit der dargestellten Figuren zu betonen, ja zu<br />
überbetonen. Aufgrund des feinen, elaborierten Duktus und der plastischen Auffassung<br />
seiner Motive erscheinen die gemalten Bilder durchaus skulptural. Ein Beispiel hierfür stellt<br />
<strong>Jones</strong>‟ Beitrag für die documenta 4 in Kassel 1968 dar, wo er zusammen mit Andy Warhol<br />
und anderen Künstlern einige seiner Werke als Repräsentant der nun etablierten Pop-Art-<br />
Bewegung vorstellte. Das ungewöhnliche Triptychon Perfect Match von 1966/67 besteht aus<br />
drei übereinander montierten Leinwänden, die durch scharfe schwarze Konturen sowie Licht-<br />
und Schattendarstellungen einen Frauenkörper wiedergeben. Weitere auf der documenta 4<br />
ausgestellte Werke waren A Matter of Fact (1967/68) sowie What Do You Mean What Do I<br />
Mean? (1968). Bei Letzterem handelt es sich um ein Diptychon in schmalem Hochformat. Der<br />
untere Teil des Gemäldes stellt ein älteres Werk des Künstlers, Wet Seal von 1966, dar. Diese<br />
Vorlage ist hier in Form einer mit Airbrush übermalten Fotografie auf Holz bearbeitet und<br />
zeigt ein Paar muskulöser Frauenbeine in eng anliegenden schwarzen Leggins mit hohen<br />
Absatzschuhen. Der obere Teil des Diptychons gibt eine vollbusige Frau mit wehenden<br />
Haaren, erschrockenem Gesichtsausdruck und tränenden Augen wieder.<br />
Im Jahr der documenta-Teilnahme produziert <strong>Jones</strong> sein erstes Künstlerbuch mit dem Titel<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Figures. Das Buch vereint einen umfangreichen Fundus an Material wie<br />
Zeitschriften und Werbung aus <strong>Jones</strong>‟ Beständen, das ihn zu zahlreichen seiner Kunstwerke<br />
inspiriert hat. Außerdem sind Skizzen und Studien sowie Fotografien zu einer Reihe von<br />
bedeutenden Werken darin enthalten, wie zum Beispiel von A Figment in Pigment (1969),<br />
Perfecto (1969) sowie Chair und Hat Stand (1969). Besonders interessant ist dabei <strong>Jones</strong>‟<br />
Kategorisierung des Quellenmaterials in Themen wie etwa »Women in ecstasy«, »Women in<br />
synthetic garments«, »Women as rhythm«, »Women on benches«, »Water women« und<br />
»Women as men«. Die Frau erweist sich für den Kreativen <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> als unerschöpflicher<br />
Fundus an Ideen und Motiven. Im Anschluss an die documenta 4 erhält <strong>Jones</strong> von 1968 bis<br />
1970 eine Gastdozentur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1969 lehrt er als<br />
Gastprofessor Malerei an der University of South Florida in Tampa.<br />
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Die 1970er-Jahre stehen im Zeichen der Auseinandersetzung mit weiteren künstlerischen<br />
Disziplinen: 1970 entwirft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Ausstattung und Kostüme für die erotisch-freizügige<br />
Bühnenrevue 0h! Calcutta! in London, geschrieben vom britischen Theaterkritiker Kenneth<br />
Tynan. Wieder geht es um die Beziehungen von Mann und Frau und deren Wirrnisse. Die aus<br />
sechs Sketchen bestehende Show war zu jener Zeit sehr kontrovers, denn das Ensemble –<br />
sowohl seine männlichen als auch weiblichen Mitglieder – trat in mehreren Szenen nackt auf.<br />
Der Titel stellt eine Verballhornung aus dem Französischen dar: Oh quel cul t‟as (»Oh, was<br />
für einen Hintern Du hast«) ist abgeleitet aus dem Titel eines Kunstwerks des französischen<br />
Malers Clovis Trouille. In dieser Inszenierung experimentiert <strong>Jones</strong> mit dem Licht. Die<br />
Theaterbühne gestaltet er als »Lichtschachtel«, in die er anstatt farbiger Kulissen Darsteller<br />
als mobile Bildpunkte einsetzt und mit deren Schattenwurfeffekten überrascht. Die Kostüme<br />
der Schauspieler sind wie bei den Figuren seiner Gemälde und Skulpturen eng anliegend,<br />
knapp und äußerst freizügig.<br />
Für die Fernsehproduktion Männer wir kommen! des Westdeutschen Rundfunks mit Senta<br />
Berger in der Hauptrolle entwirft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> die Kostüme und das Set-Design. Sein<br />
Engagement für diesen 1970 unter der Leitung des holländischen Regisseurs Bob Rooyens<br />
entstandenen Film belegt erneut, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er sei ein –<br />
wenngleich intellektuell zynischer – männlicher Chauvinist, nicht zutreffen. Die Sendung ist<br />
aus heutiger Sicht eine moderne, ironische Satire auf die Emanzipationsbewegung der Frau,<br />
umgesetzt in Form einer farbenfrohen, poppigen Show, bei der stark mit den damals neuen<br />
Möglichkeiten der elektronischen Bildbearbeitung experimentiert wurde. Unter anderem<br />
bewegen sich Frauen auf einem lebensgroßen Brettspiel und dürfen sich entsprechend ihrer<br />
Aktionen vor- und zurückbewegen: »Politikerin, ein Feld vor ... Hausfrau, vier Felder zurück,<br />
Sie haben Ihrem Mann die Schuhe geputzt ... Arbeiterin, 3 Felder vor, Sie haben eine andere<br />
Partei gewählt als Ihr Mann ...«<br />
Kurz nach seiner Kooperation mit dem WDR veröffentlicht <strong>Jones</strong> sein zweites Künstlerbuch,<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Projects (1971), in dem neben Männer wir kommen! einige andere seiner<br />
realisierten und auch nicht realisierten Projekte für Film, Fernsehen sowie Oper und Theater<br />
anhand von Aufschrieben, Entwürfen und Fotografien beziehungsweise Filmstills vorgestellt<br />
werden. Darunter befindet sich auch das nicht realisierte Filmprojekt A Clockwork Orange:<br />
Als Reaktion auf einen Ausstellungsbesuch und der Betrachtung seiner Möbelskulpturen<br />
erhält <strong>Jones</strong> im Februar 1970 eine Anfrage von Regisseur Stanley Kubrick, der die<br />
Figurengruppe in einer Szene seines neuen Films A Clockwork Orange einsetzen will. Der<br />
Versuch Kubricks, <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ohne jegliches Honorar für das komplette Set-Design und die<br />
Kostümgestaltung zu gewinnen, scheitert – vermutlich aufgrund der zu direkten, plumpen<br />
Art, mit der Kubrick dem intellektuellen Künstler begegnet.<br />
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So blieben in der Endfassung des Films nur <strong>Jones</strong>‟ Entwürfe der Kaffeetische und der<br />
Kostüme der Kellnerinnen als Inspirationsquelle für die Innenausstattung der Korova Milk<br />
Bar, einer der Hauptschauplätze des Films, wo Milch und Drogen serviert werden.<br />
In den 1970er-Jahren avanciert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – auch ohne die Hilfe von Stanley Kubrick, von<br />
dem er später sagen wird, er habe ein größeres Ego als jeder andere Künstler, den er kenne iv<br />
– zu einem berühmten und gefragten Mann in der Kunstszene. Seine Preise steigen und für<br />
die meisten seiner Ölbilder sind damals schon mehr als 50 000 DM zu bezahlen. Die<br />
Auftragsarbeiten häufen sich und stehen teilweise im Gegensatz zu seinen künstlerischen<br />
Ambitionen. In Kooperation mit <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> entwirft das Designerehepaar Ritva und Mike<br />
Ross 1971 einen Pullover, den sein berühmtes Gemälde Sheer Magic aus den 1960er-Jahren<br />
ziert und für den er hinterher mit seiner damaligen Ehefrau sogar Modell steht. Mit dem als<br />
Tapete konzipierten Multiple Kneeling Woman erregt <strong>Jones</strong> 1972 Aufsehen bei der Xart<br />
Walls-Schau im Rahmen der documenta 5. Die von der Marburger Tapetenfabrik hergestellte<br />
Tapetenserie Xart Walls, an der neben <strong>Jones</strong> unter anderem auch Jean Tinguely und Niki de<br />
Saint Phalle mitwirkten, zeigt in <strong>Jones</strong>‟ Abschnitt eine Comic-Heldin vor silberfarbigem<br />
Hintergrund: kniend, leicht bekleidet, mit hohen Stiefeln und mit üppigem Dekolleté, einen<br />
Reifen in ihrer linken Hand haltend. Parallel zur documenta 5 wurde in Kassel neben anderen<br />
Entwürfen <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Plakatvorschlag für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München<br />
gezeigt, wobei der Künstler sich hier ausnahmsweise für die Darstellung vier athletischer<br />
männlicher und nicht weiblicher Beine unter den fünf olympischen Ringen entschieden hat.<br />
1973 übernimmt er eine Gastdozentur an der University of California in Irvine und erhält den<br />
Auftrag, den Pirelli-Kalender, einen jährlich erscheinenden Pin-up-Kalender des italienischen<br />
Reifenherstellers, zu gestalten, der aufgrund seiner streng limitierten Auflage und der<br />
Berühmtheit seiner Gestalter – Fotografen und Künstler – sowie Modelle längst Kultstatus<br />
genießt. Für die Gestaltung des Kalenders erhält <strong>Jones</strong> den Design and Art Direction Silver<br />
Award.<br />
1976 zeichnet sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> verantwortlich für das Set-Design sowie das Werbeplakat zu<br />
Barbet Schroeders französischem Liebesfilm Maîtresse mit Gérard Depardieu und Bulle<br />
Ogier, für den Karl Lagerfeld die Kostüme entwirft. Auf dem Plakat ist eine in Leder<br />
gekleidete Frau zu sehen, die zwischen zwei Farbflächen beziehungsweise Vorhängen steht.<br />
Das grelle gelbe Licht, das hinter den Vorhängen durchscheint, bildet zugleich den Boden in<br />
der unteren Partie des Plakats, auf dem der Filmtitel zu lesen ist. Dieser Effekt verleiht der<br />
Szene auf dem Plakat Tiefe. Programmatisch für <strong>Jones</strong>, handelt der Film von den Extremen<br />
in den Geschlechterrollen. Ariane (Bulle Ogier) betreibt in ihrem Haus, dem Ort ihrer<br />
bürgerlichen Existenz, ein Sadomaso-Studio und arbeitet als professionelle Domina. Oliver<br />
(Gérard Depardieu) ist gleichzeitig ihr Liebhaber und Gehilfe. Das Paar ist zwischen realem<br />
Alltag und der Welt des Sadomasochismus genauso hin- und hergerissen wie zwischen<br />
männlicher und weiblicher Dominanz.<br />
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1977 ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Gastdozent in der Abteilung für Malerei der University of California in<br />
Los Angeles, im Sommer Gaststudienleiter für Malerei und Zeichnen an der Banff Centre<br />
School of Fine Arts in Alberta, Kanada. 1978 lässt sich <strong>Jones</strong> von seiner ersten Frau Janet<br />
scheiden. Seit dieser Zeit lebt er zusammen mit Deirdre Morrow, einer Designerin, die er als<br />
sein »Modell und [seine] Muse« bezeichnet und deren Züge häufig in seinen Werken<br />
erkennbar sind. 1978 entwirft <strong>Jones</strong> eine überdimensionale Werbetafel für das Schweizer<br />
Strumpfwarenunternehmen Fogal, die damals temporär am Bahnhof in Basel zu sehen ist.<br />
Das zweiteilige Plakat war über 21 Meter hoch und stellte eine Frau dar, die einen sich von ihr<br />
entfernenden Mann zur Rückgabe ihrer Strümpfe auffordert. Einige Jahre später, 1981, setzt<br />
<strong>Jones</strong> diese Thematik in einem Folgeauftrag fort: Die Frau hat den nun liegenden Mann<br />
eingeholt und hält seinen Kopf zwischen ihren Knöcheln fest. Zu sehen sind von der<br />
weiblichen Gestalt nur die Unterschenkel in roten Strümpfen. Diese zweite Werbetafel wurde<br />
für den Bahnhof in Zürich entworfen.<br />
Im Jahr 1979 richten die National Museums Liverpool in der Walker Art Gallery <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟<br />
erste umfangreiche Retrospektive aus, die anschließend mit großem Erfolg auch in der<br />
Serpentine Gallery in London sowie der Kunsthalle in Baden-Baden und in Bielefeld gezeigt<br />
wird. In diesem Jahrzehnt entstehen trotz seiner intensiven Hinwendung zu anderen<br />
Disziplinen ebenfalls wichtige Gemälde und Skulpturen, die die explizite Aggressivität der<br />
Werke aus den 1960ern-Jahren allmählich hinter sich lassen: Ein Beispiel hierfür ist das<br />
Ölgemälde mit der Seiltänzerin, Hot Wire (1971), das Marco Livingstone in seinem Essay auf<br />
Seite 55 ausführlich beschreibt.<br />
In den 1980er-Jahren schafft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine Fülle von Werken, in denen er seine stets<br />
gehegte Liebe zum Dreidimensionalen, zur Skulptur, weiter ausleben kann. Er beginnt zum<br />
Beispiel mit der Arbeit an einem Typus Skulptur, der ihn bis heute beschäftigt und den er in<br />
unterschiedlichsten Varianten und Materialien produziert hat: Girl on Table oder Waiting on<br />
Table nennt <strong>Jones</strong> seine Skulpturen, die wesentlich schmaler und mit rund 150 Zentimetern<br />
auch kleiner sind als seine berühmten Möbelskulpturen. Die Girls on Table sind meist haarlos<br />
und gleichen eher Schaufenster- und Modepuppen als echten Menschen. Sie haben seltsame<br />
androgyne, roboterähnliche Züge und strahlen Verletzlichkeit und Fragilität aus. Dieser Typ<br />
Frau taucht in zahlreichen seiner Skulpturen auf, besonders in seinen Reliefs wie Stand Out<br />
(1990) und Stand In (1991/92) oder den aktuelleren wie Diva (2010) und Think Pink (2011).<br />
Ihre Körper sind – bis auf die Ledervarianten – selten bekleidet, sondern nur bemalt; die<br />
Körperformen werden dementsprechend sehr betont. Auch diese Werke bestätigen erneut<br />
<strong>Jones</strong>‟ Liebe zur seriellen Arbeit und unterstreichen auf beeindruckende Weise, wie sehr er<br />
Meister der Variation bestimmter Themen oder Motive ist. In den Jahren 1982 bis 1983 ist<br />
<strong>Jones</strong> Gastprofessor an der Hochschule der Künste in Berlin.<br />
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Seit den 1980er-Jahren beschäftigt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> zudem mit einer anderen Art von<br />
Möbelskulptur, die zwar weibliche Züge aufweist, doch sind diese weit weniger offensichtlich<br />
und kritikprovozierend als bei besagter Dreiergruppe von 1969. Die Skulpturen Odalisque<br />
(1983) und Sungoddess (1987) stellen abstrahierte Frauenoberkörper dar, können aber<br />
gleichzeitig als Sitzbänke fungieren. Auch die Skulptur Bathers (2000) mit ihren<br />
Treppenstufen ist als Sitzmöbel vorgesehen.<br />
Dank mehrerer Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum schafft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ab den 1980er-<br />
Jahren auch einige großformatige Skulpturen, unter anderem für das Liverpool International<br />
Garden Festival (1984), für das Cottons Atrium in der London Bridge City (1987), für das<br />
Hilton Hotel am Terminal 4 des Flughafens Heathrow (1990) und für das Chelsea and<br />
Westminster Hospital (1992). Acrobat, die Skulptur im Innenhof des Krankenhauses, ist ein<br />
beeindruckendes Beispiel für <strong>Jones</strong>‟ plastisches Schaffen. Beinahe 20 Meter hoch ragt die<br />
Figur eines Akrobaten, der auf nur eine Hand gestützt, die Beine in die Luft gestreckt, einen<br />
Ball balanciert. Sein Kopf ist auf ein zweidimensionales rautenförmiges Stahlstück gemalt<br />
und hängt nahe am Boden. Das Balancieren des Riesen auf einer Hand verleiht ihm Anmut<br />
und Leichtigkeit. Programmatisch für <strong>Jones</strong>‟ skulpturale Werke ist das Schaffen von Figuren<br />
aus geschnittenem Metall, so wie im Fall des Akrobaten. Bei seinen Werken für den<br />
öffentlichen Raum besteht <strong>Jones</strong>‟ Hauptinteresse darin zu beobachten, wie ein realer<br />
architektonischer Raum sich verändert, wenn ein Objekt, eine Skulptur, darin platziert wird.<br />
So schafft es die Skulptur Acrobat im Chelsea and Westminster Hospital, die bisher<br />
architektonisch streng separierten Etagen des Gebäudes miteinander zu verbinden und das<br />
Atrium als einen einheitlichen Raum erscheinen zu lassen.<br />
Thematisch bleibt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> treu: Die Dynamik des Männlichen und Weiblichen, die<br />
Gender-Frage, ist auch in seinen Gemälden der 1980er- und 1990er-Jahre präsent,<br />
wenngleich die Figuren freier werden und der Umgang mit der Farbe expressiver. Beim Werk<br />
A Question of Grammar (1986) reduziert <strong>Jones</strong> männliche und weibliche Formen gar zu<br />
semantischen Zeichen. Ein großes Fragezeichen verkörpert den Mann, ein überdimensionales<br />
Ausrufezeichen die Frau. Beide stehen sich wie in einem ungleichen Dialog gegenüber, sie<br />
leicht nach hinten gelehnt, während ihr männliches Pendant sich zu ihr nach vorne beugt. Im<br />
selben sowie in den darauffolgenden Jahren entstehen zahlreiche Variationen von Gemälden<br />
mit Verkörperungen von Mann und Frau in Form von Satzzeichen. In The Sitter (1986) taucht<br />
das Motiv schließlich als Bild im Bild auf. Parallel zu seinem künstlerischen Schaffen wird das<br />
inszenatorische Talent <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ zunehmend öffentlich wahrgenommen und gewürdigt.<br />
<strong>Jones</strong> wird 1986 zum ordentlichen Mitglied der Royal Academy of Arts in London v ernannt<br />
und hat daher Stimmrecht im Ausstellungsprogramm. Von 1990 bis 1999 ist er Kurator<br />
(Trustee) in der Abteilung Ägyptologie des British Museum in London und seit dem Jahr<br />
2000 emeritierter Kurator.<br />
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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Motivwahl und Bildsprache werden oft über die unterschiedlichen<br />
Kunstgattungen hinweg beibehalten. Hat er sich 1992/93 in seinen Gemälden Boogie Woogie<br />
und Let‟s Dance erneut mit dem Thema Musik und Tanz beschäftigt, so verwendet er dieses<br />
nun auch im Medium Lithografie. In den Jahren 1992/93 entsteht zum Thema Piano<br />
beziehungsweise den Akteuren rund um das Piano und deren sozialem Milieu eine Vielzahl an<br />
Zeichnungen, in denen <strong>Jones</strong> die Farben für die späteren Lithografien und Gemälde<br />
theoretisch festlegt. Erneut ist es die Beziehung zwischen Mann und Frau, zwischen Pianist<br />
und Barsängerin, die ihn fasziniert und antreibt. Er will die Verschmelzungen, Trennungen,<br />
Stimmungen, Aggressionen und Ermunterungen der beiden Geschlechter in diesem<br />
stimulierenden Milieu verarbeiten. Nach mehreren Bildern und Bildserien, die die obige<br />
Thematik am Beispiel größerer sozialer Zusammenkünfte wie Partys oder Festgesellschaften<br />
behandeln, wirken diese Zwei-Protagonisten-Werke aus dem Nachtleben in Bars viel intimer<br />
und persönlicher. Sein erfinderisches Wesen verleiht den immer wiederkehrenden Themen<br />
neue Dimensionen und Entfaltungsmöglichkeiten. Mehr als zehn Jahre lang befasst sich<br />
<strong>Jones</strong> immer wieder mit Variationen des Piano-Motivs.<br />
1993 beauftragt die National Portrait Gallery in London den Künstler mit einem Porträt der<br />
berühmten Balletttänzerin Darcey Bussell. Für <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> erweist es sich als bedeutende<br />
Herausforderung, das Porträt eines lebenden Modells zu malen, denn er hat seit seiner<br />
Studienzeit nicht mehr auf diese Weise gearbeitet. Doch der Auftrag bietet ihm, als<br />
begeistertem Opern- und Ballettgänger, die Gelegenheit, hinter die Kulissen des<br />
faszinierenden Ballettbetriebs zu schauen. Zunächst beobachtet er Darcey Bussell während<br />
des Tanzens, fotografiert sie in typischen Posen und klassischen Figuren sowie bei<br />
Tanzschritten, um hinterher verschiedene Skizzen und Aquarelle und schließlich 1994 das<br />
Ölgemälde daraus zu fertigen. Am 28. Dezember desselben Jahres heiratet <strong>Jones</strong> seine<br />
Muse Deirdre Morrow, nachdem sie mehr als 15 Jahre zusammengelebt hatten.<br />
Ab den frühen 1990er-Jahren beginnt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> mehr und mehr, mit Galerien und<br />
Sammlern zu kooperieren und die Welt zu bereisen, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.<br />
Durch diese Kooperationen erhält er wiederholt Aufträge für den öffentlichen Raum, auch<br />
aus dem Ausland. Zwischen 1997 und 2003 beauftragt Swire Properties, eine englische<br />
Immobilienentwicklungsfirma mit Sitz in Hongkong, den Künstler, mehrere Skulpturen auf<br />
ihrem Firmengelände zu realisieren. Es entstehen die überdimensional großen Werke Two to<br />
Tango (1997) sowie City Boy und City Girl (2003); wieder ist der Tanz sowie die<br />
Verschmelzung von weiblichen und männlichen Figuren das Thema. 2006 entwirft und<br />
fertigt <strong>Jones</strong> für eine chinesische Stiftung die dreiteilige Skulpturengruppe Banquet, die an<br />
einem See im Yuzi Paradise Sculpture Park in Guilin steht. Die drei sieben Meter hohen<br />
Figuren, an die chinesische Schrift angelehnt, stehen auf einem gewaltigen, fünf Meter hohen<br />
Granitsockel.<br />
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Ab 2001 realisiert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine Reihe von Gemälden mit altbekannten Motiven, denen er<br />
den Überbegriff Stage Paintings gibt. Die Themen dieser Werke sind die Bühne,<br />
Bühnenperformances, Zirkus, Zauberei und Magie, Tanz sowie die Modewelt. Dass sich <strong>Jones</strong><br />
dazu entschließt, eine Serie mit Werken zu diesen immer wiederkehrenden Motiven zu<br />
schaffen, bekräftigt, wie wesentlich die Welt der performativen Künste für ihn seit jeher ist.<br />
Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends entsteht darüber hinaus eine Reihe von<br />
kleinformatigen Kompositionen, die sich mit dem Motiv der Bühne, des Bühnenvorhangs und<br />
des Bildes im Bild befasst. Die Werke nehmen Bezug auf <strong>Jones</strong>‟ künstlerische Vorbilder, die<br />
zugleich Pioniere der klassischen Moderne sind: Matisse Curtain (2006), Picasso Curtain<br />
(2006), Delaunay Curtain (2009) und Mirror Miró (2009) sind einige Beispiele dieser<br />
Hommageserie. Dabei befinden sich im Vordergrund, am Rand der Bilder angedeutet,<br />
Frauenköpfe vor einer Säule und hinter ihnen Gemälde der jeweiligen im Titel genannten<br />
Künstler, denen gehuldigt wird.<br />
Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn experimentiert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> immer wieder mit<br />
ungewöhnlichen, zum Teil überdimensional großen Formaten, zum Beispiel in Form von<br />
Diptychen und Triptychen. Mit Invitation Only (2006) hat er ein dreiteiliges Gemälde in ganz<br />
besonderem Format geschaffen. Die einzelnen Bildteile, die insgesamt einen langen Laufsteg<br />
mit weiblichen Models sowie einigen Fotografen zeigen, sind in ihrem Format unterschiedlich,<br />
von links nach rechts kleiner werdend. Dadurch wird dem Triptychon eine besondere Tiefe<br />
gegeben und seine erzählerische Komponente verstärkt. Die einzelnen Szenen sind durch<br />
pinke Säulen getrennt. Im rechten Bildteil ist am Ende des Laufstegs ein Vorhang zu sehen,<br />
hinter dem ein Model gerade zweideutig von einem knienden Mann auf ihren Auftritt<br />
vorbereitet wird. Das außergewöhnliche Format des Triptychons, wie es sich zum Beispiel<br />
auch in Interval (2007) findet, erlaubt es dem Künstler, den Aspekt der Bewegung sowie<br />
mehrere simultane Handlungen auf verschiedene Einzelbilder verteilt darzustellen. Er knüpft<br />
damit an filmische Sequenzen oder Comics an.<br />
Ebenso an Cartoons oder Comics erinnern <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Zeichnungen, die er stets als<br />
Vorbereitung und zur Ideenentwicklung für viele seiner Werke anfertigt: Jahrzehntelang hat<br />
er die Angewohnheit, in Skizzenbüchern zu zeichnen. Später entwickelt er stattdessen<br />
großformatige Storyboards, Blätter mit mehreren Skizzen zu einem Thema. Farbe verwendet<br />
er dabei in der Regel erst, wenn die Produktion eines konkreten Gemäldes oder Aquarells<br />
beginnt. Auch bei seinen Skulpturen arbeitet er mit verschiedensten Stufen von Vorstudien<br />
wie etwa Zeichnungen, Maquetten und Modellen; die Letztgenannten werden oftmals in<br />
unterschiedlich großen Formaten, im ersten Schritt aus Papier oder Karton, später aus<br />
Weißblech, Aluminium oder auch in Bronze, gefertigt.<br />
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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> greift immer wieder dieselben Motive für Werke in unterschiedlichen Medien auf<br />
und setzt häufig Serien mit einem großen zeitlichen Abstand fort. So auch beispielsweise<br />
beim Werk Maîtresse von 1976, das ihn im Jahr 2008 in London Derrière wieder beschäftigt.<br />
Der Spielfilm ist vorbei: die Buchstaben des Titels liegen nun zerstört am Boden, die Dame –<br />
diesmal von hinten zu sehen – verlässt die Bühne durch den Vorhang, eine Peitsche in der<br />
Hand haltend. Auch im Bereich der Skulptur tauchen thematische Wiederholungen in seinem<br />
Werk auf: Hatte sich <strong>Jones</strong> im Jahre 1965 durch eine »slotmachine« in Reno, Nevada, sowie<br />
durch Anzeigen und Werbung der 1940- und 1950er-Jahre dazu inspirieren lassen, einige<br />
Jahre später seine berühmt gewordenen Möbelskulpturen zu kreieren, so entsteht<br />
wesentlich später, im Jahr 2002, Refrigerator, eine weibliche Skulptur ähnlicher Anmutung,<br />
die gleichzeitig die Funktion eines kleinen Kühlschranks hat.<br />
Das Leitmotiv, das sich beinahe ungebrochen bis heute durch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Werk verfolgen<br />
lässt, ist das der Figuren von Frauen und Männern. Seine sinnlichen Frauen- und<br />
Männergestalten – teils ausgearbeitet als hermaphrodite Zwitterwesen in einer modernen<br />
Gesellschaft ohne Tabus, teils vielleicht auch nur das Bild der Frauen in den Männerköpfen<br />
repräsentierend – geben heute noch ein hochaktuelles Statement des Künstlers zur<br />
Gesellschaft ab. Mittels Erotik und provokanter Aussagen zu den Geschlechterbeziehungen<br />
sowie deren Fetischreliquien erreicht <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> mit seinem facettenreichen Œuvre ein<br />
breites Publikum. Die individuell rezipierbaren und rezipierten Aussagen seiner über alle<br />
Kunstgattungen hinausreichenden Werke verwandeln jeden Betrachter in einen<br />
Kunstkritiker. Es bedarf keiner übergreifenden wissenschaftlichen Erklärung durch die<br />
Kunstgeschichte. Die Pop-Art wollte die Kunst demokratisieren, sie durch die Schaffung von<br />
neuen Ebenen im Ausdruck und in den Bildmotiven für jedermann zugänglich machen. <strong>Allen</strong><br />
<strong>Jones</strong> schafft diese Ebene mithilfe der Erotik, zu der jeder Betrachter unmittelbar aufgrund<br />
seiner persönlichen Erfahrungen eigene Vorstellungen beziehungsweise eine Meinung<br />
entwickeln kann. In über 50 Jahren künstlerischen Schaffens ist <strong>Jones</strong> diesem<br />
demokratischen Ansatz der Pop-Art treu geblieben. Im Jahr 2012 feiert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nun<br />
seinen 75. Geburtstag; er lebt und arbeitet in London und Oxfordshire.<br />
Auszüge aus dem Katalogtext: Dr. Otto Letze: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Leben und Werk, in:<br />
Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–<br />
2009, Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />
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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Einige Gedanken<br />
von Sir Norman Rosenthal<br />
Das Erste, was an <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass er 1937 geboren<br />
wurde, also vor einer ganzen Weile. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt,<br />
dass sein in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren entstandenes Frühwerk, in dem<br />
er im Wesentlichen seine unverwechselbare Formensprache und Bildthematik entwickelte,<br />
nach wie vor jugendlich und modern wirkt, was selbstverständlich auch für seine neueren<br />
Arbeiten gilt, die paradoxerweise deutlicher in einem kulturellen Kontext verankert sind.<br />
Der Betrachter – und der Verfasser dieses Textes schließt sich mit ein – kann sich daran<br />
erfreuen, seinen Blick über ein ganzes Spektrum an Quellenmaterial aus gehobener und<br />
populärer Kultur, aus der Gegenwart, aber auch aus längst vergangenen Zeiten schweifen<br />
zu lassen. Bekannt geworden ist <strong>Jones</strong> aber natürlich vor allem durch sein legendäres<br />
Ensemble fetischistischer Möbelstücke, die inzwischen Kultstatus besitzen. Selbst wenn er<br />
mit Chair, Table und Hat Stand jene sonderbare Spielart der Perversität, die unter dem<br />
Namen Forniphilie bekannt ist, nicht gerade erfunden hat, sind seine Möbel doch ohne<br />
Zweifel die berühmtesten und für viele anrüchigsten Darstellungen dieses Phänomens.<br />
Gewiss, die Sexpuppe als Kulturobjekt hat eine lange Geschichte. Allem Anschein nach<br />
nahmen die Seeleute solche Puppen bereits im 17. Jahrhundert als Seelentrost mit auf<br />
lange Seereisen. Opernfreunde und Kenner der deutschen Literatur der Romantik werden<br />
an die Puppe Olimpia aus Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen denken, in die sich<br />
der Dichter und Titelheld E.T.A. Hoffmann unsterblich verliebt. Künstler einer jüngeren<br />
Generation, etwa Jeff Koons oder die Brüder Chapman – ganz zu schweigen von einigen<br />
eher erschreckenden Verkleidungen Cindy Shermans –, setzen die Puppe, die auch ein mehr<br />
oder weniger perverses Sexobjekt ist, für Überraschungseffekte ein. Erst kürzlich hat Jeff<br />
Koons eine Figur von Betty Page geschaffen, einem amerikanischen Model der 1950er-<br />
Jahre, das in seiner Ikonografie eine zentrale Rolle spielt. Mit ihren tiefschwarzen Haaren,<br />
den blauen Augen, dem dick aufgetragenen Make-up und nicht zuletzt mit ihrem<br />
Riesenbusen wurde sie zu einem neuen Rollenmodell der amerikanischen Sexualität, wie es<br />
sich heute noch in jeder »niederen« Vergnügung – vom Stripteaselokal bis hin zum Internet<br />
und natürlich dem Kino – manifestiert.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> war neben einer Handvoll amerikanischer und europäischer Künstler wie Mel<br />
Ramos, Tom Wesselmann und Martial Raysse, um nur einige zu nennen, ohne Zweifel einer<br />
der ersten seriösen Künstler, die bildliche Darstellungen von derart offensichtlicher<br />
Schamlosigkeit bereits in den frühen 1960er-Jahren bewusst verwendeten. Dabei ist nicht<br />
so sehr von Interesse, welcher dieser Künstler hier eine Vorreiterrolle spielte, sondern<br />
vielmehr die Frage nach dem Zeitgeist, der es möglich machte, derart unmissverständliche<br />
Bilder zu schaffen.<br />
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Und selbstverständlich beschränkt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Kunst bei Weitem nicht nur auf Sex<br />
und Sexualität, auch wenn die Erotik seit jeher eine Triebfeder jeder kulturellen<br />
Manifestation ist. <strong>Jones</strong>‟ Kritiker – und derer gab es viele, vor allem jene, die an die Kunst<br />
puritanische feministische Maßstäbe anlegten – gehen sogar so weit zu behaupten, sein<br />
gesamtes Œuvre sei, genau wie die berüchtigten Möbelskulpturen, eine einzige<br />
»Versachlichung der weiblichen Form«.<br />
Doch selbst dabei muss man irgendwie an das Wort »Sachlichkeit« denken, das in der Kunst<br />
eine ganz eigene Konnotation hat, die auf die deutsche Kunst der 1920er- und 1930er-<br />
Jahre zurückgeht. Und genau in diesem Sinn ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, sind der Künstler und sein<br />
Werk von einem Wissen geprägt, das seine Inspiration aus allen nur erdenklichen<br />
kulturellen Kontexten bezieht.<br />
Tatsächlich ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine zentrale Gestalt jener internationalen Strömung, der man<br />
den Namen Pop-Art gab und deren beeindruckendste Vertreter ohne Zweifel zumeist aus<br />
Amerika, vor allem aus New York, kamen, der damals neuen Hauptstadt der Kunstwelt, die<br />
diese Rolle erst ein Jahrzehnt zuvor – um die Jahre 1950 bis 1955 – von Paris übernommen<br />
hatte. Interessanterweise kamen viele der damals bahnbrechenden Ideen, aus denen sich<br />
die Pop-Art entwickelte, jedoch aus London – Künstler wie Eduardo Paolozzi und Richard<br />
Hamilton suchten 1952 in Diskussionen und beim Herumspielen mit und Collagieren von<br />
erotischen Bildern und entsprechender Symbolik nach adäquaten Ausdrucksformen, um<br />
aufzuzeigen, in welche Richtung die moderne Gesellschaft sich ihrer Ansicht nach<br />
entwickelte. Nur ein Jahr zuvor hatte in London das Festival of Britain stattgefunden,<br />
dessen Symbol, der geschwungene Skylon, auf geradezu erotische Weise gen Himmel ragte<br />
– dieses Festival war zugleich der gesellschaftliche Versuch, die Bedrücktheit zu<br />
zerstreuen, die noch immer über dem Großbritannien der Nachkriegszeit hing, das mit<br />
Lebensmittel- und Konsumgüterknappheit und einer massiven Verschuldung zu kämpfen<br />
hatte. Damals sah es so aus, als habe der Sieg kaum Früchte getragen. Dies sollte sich<br />
Anfang der Sechzigerjahre mit dem Aufstieg der Beatles und anderer Popgruppen ändern,<br />
die die Welt eroberten, ganz zu schweigen von der Modewelt dieses Jahrzehnts, die<br />
samstags nachmittags auf der Londoner King‟s Road Parade lief – und selbstverständlich<br />
den jungen Kunststudenten, die seit 1959 das Londoner Royal College of Art besuchten:<br />
David Hockney, Ron Kitaj, Derek Boshier, Peter Phillips und natürlich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Peter<br />
Blake und Joe Tilson hatten ihr Studium bereits etwas früher aufgenommen.<br />
Es waren unbeschwerte Tage, in denen man als junger Kunststudent bilderstürmerisch<br />
daran mitwirken konnte, der verlogenen Selbstgefälligkeit und der vermeintlichen<br />
Ernsthaftigkeit ein Ende zu setzen, die damals an der Akademie, die nach wie vor unter<br />
dem Einfluss missverstandener cézannescher Orthodoxien stand, vorherrschte.<br />
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Zu diesen Studenten gehörte ohne Zweifel auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – sein farbenfrohes Frühwerk,<br />
inspiriert durch die Londoner Doppeldeckerbusse, wies starke Anklänge an den<br />
italienischen Futurismus auf.<br />
Bald darauf sollte Bewegung zu einem wesentlichen Element seiner Kunst werden, von der<br />
er sehr schnell und fast ausschließlich zum menschlichen Körper und zur menschlichen<br />
Gestalt überging.<br />
In den Jahren 1964 und 1965 lebte <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> überwiegend in den USA, vor allem in New<br />
York, wo er mit den »Freuden« der amerikanischen Popkultur vertraut gemacht wurde,<br />
primär über Zeitungen und Zeitschriften. <strong>Jones</strong> war von jeher ein besessener Sammler von<br />
Druckerzeugnissen, wobei das Spektrum von den teuren, in den Fünfzigerjahren in Paris<br />
herausgegebenen Livres de luxe mit Bildern von Künstlern wie Matisse, Léger und Picasso<br />
bis hin zu den kurzlebigen amerikanischen Fetischmagazinen reichte, die man zerschneiden<br />
und für Collagen verwenden konnte oder die ganz allgemein als buntes Quellenmaterial<br />
dienten. Wie viele Künstler seiner Generation legte auch <strong>Jones</strong> größten Wert darauf,<br />
genauestens zwischen kommerziellen Werbezeichnungen und wirklicher Kunst zu<br />
unterscheiden.<br />
Man denke etwa an die »kommerziellen Arbeiten« von Henri de Toulouse-Lautrec auf der<br />
einen Seite und jene von Kurt Schwitters auf der anderen, um nur zwei bedeutende<br />
Beispiele aus der Vergangenheit zu nennen, die kaum gegensätzlicher sein konnten, ganz<br />
zu schweigen von den zahllosen Künstlern des vergangenen Jahrhunderts, die sich mit<br />
Begeisterung auf dem Gebiet der politischen Propaganda betätigten. Kunst wird nicht<br />
immer nur um der Kunst willen gemacht, doch <strong>Jones</strong> verwendet das kommerzielle<br />
Quellenmaterial auf eine sehr spezielle, für die Pop-Art-Künstler seiner Generation typische<br />
Art, um Kunst um ihrer selbst willen zu schaffen: Eine politische oder<br />
gesellschaftspolitische Intention findet sich hier nicht.<br />
Kunst um der Kunst willen ist eine Vorstellung, die eine ganze Reihe von Themen<br />
beinhaltet, die mit reiner Ästhetik und vor allem mit Fragen der Abstraktion zu tun haben,<br />
die ein elementares Leitmotiv der Malerei des 20. Jahrhunderts waren. Seit der<br />
Geburtsstunde des Kubismus 1907 in Paris und der des (auf der Farbentheorie<br />
aufbauenden) Expressionismus 1911, als Wassily Kandinsky sein berühmtes Manifest Über<br />
das Geistige in der Kunst veröffentlichte, waren diese beiden Lösungsansätze zentraler<br />
künstlerischer Fragen von besonderer Bedeutung für alle Künstler des 20. und auch 21.<br />
Jahrhunderts. Der Kubismus konzentrierte sich auf geometrische Formen und multiple<br />
Perspektiven als Mittel zur Darstellung der Realität.<br />
Die Farbsymbolik war das Kennzeichen des Expressionismus. Aus diesen beiden Positionen<br />
entwickelte sich ein Diskurs, der nicht nur für die Malerei, sondern auch für die verwandten<br />
Kunstgattungen der Bildhauerei und Grafik ein schier unerschöpfliches Potenzial an<br />
kompositorischen und fantasievollen Abbildungen der Welt zu eröffnen schien.<br />
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Als bildender Künstler, der eine eigene Vision und ein besonderes Gespür für Bildsprache<br />
besitzt, hat sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> mehr als ein halbes Jahrhundert einerseits mit den abstrakten<br />
Themen Farbe, Oberfläche, Dynamik, ja sogar mit Kinetik beschäftigt und andererseits mit<br />
menschenbezogenen Themen wie Mann und Frau beziehungsweise ihren physischen und<br />
geistigen Beziehungen sowie mit Geschichte, Theater, Tanz und Musik. Natürlich<br />
überschneiden sich diese beiden Aspekte, doch als Betrachter sind wir ebenso in der Lage,<br />
sie in unseren Köpfen zu trennen. Was die formalen Eigenschaften der Arbeiten des<br />
Künstlers betrifft, so hat er mit seinen unverwechselbaren, aus Quadraten, Kuben, Ellipsen<br />
etc. zusammengesetzten Formen eindeutig seinen eigenen Weg gefunden. Auf einer Ebene<br />
kann man <strong>Jones</strong>‟ Werk als privaten und persönlichen Diskurs über Picassos legendäres<br />
poetisches Meisterwerk Les demoiselles d‟Avignon von 1907 interpretieren. Dies ist schon<br />
ein Gemälde an sich, mit all den formalen Innovationen, die sich hier, gepaart mit sexuellen<br />
Anspielungen, Bahn brechen. Darüber hinaus war <strong>Jones</strong> allem Anschein nach jedoch auch<br />
durchdrungen von dem, was Kandinsky in seinem berühmten Traktat von 1911 als »die<br />
innere Notwendigkeit der Farbe« bezeichnete, denn seine Arbeiten sind stets ganz bewusst<br />
in reine, charakteristische Farben von geradezu magischer Intensität getaucht. Wie rein<br />
und intensiv die Farben sind, die er verwendet – sei es nun Gelb, Blau, Rot, ja sogar Weiß<br />
oder Schwarz – erkennt man beim Betrachten seiner Werke. In Bildern wie Sheer Magic,<br />
einem Gemälde in quadratischem Format, das gleichermaßen an die amerikanische<br />
Ikonografie eines Kenneth Noland und Jasper Johns erinnert, sehen wir eine Spirale –<br />
aufgemalt auf einen breiten, sich über die gesamte Länge des Bildes erstreckenden gelben<br />
Streifen –, deren Farbspektrum einem Regenbogen ähnlich von einem intensiven Grün und<br />
Blau bis zu einem ebenso intensiven Rot und Orange reicht.<br />
Die Farbe wird überlagert von einem auf einem Brett stehenden weiblichen Bein in einem<br />
transparenten Seidenstrumpf beziehungsweise einem hochfetischistischen glänzenden<br />
schwarzen Stiletto. Auch wenn es sich hier streng genommen nicht um ein geistiges Thema<br />
im kandinskyschen Sinne handelt, so ist die Farbsymbolik ohne Zweifel der<br />
Hauptbezugspunkt des Gemäldes. Hohe und seicht-erotische Kunst treffen hier aufeinander<br />
– und dies setzt sich in zahllosen fantasievollen Variationen in Gemälden, Grafiken und<br />
Skulpturen fort. Denn 1967 hatte <strong>Jones</strong> seine Sprache bereits weitgehend gefunden und<br />
diese war eine Quelle, die in ihrer Vielfalt schier unerschöpflich war. Toulouse-Lautrec fand<br />
seine Sujets in den Pariser Varietés, wo er seine subtile impressionistische »Linie«<br />
entfalten konnte. Es gelang ihm, verschiedene Aspekte des Pariser Kaffeehausmilieus zu<br />
vermitteln und dieses reale Leben durch seine Kunst für alle Zeiten festzuhalten.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ist in der Lage, die schäbige Kneipe und das Treiben auf der Tanzfläche für eine<br />
zukünftige Zeit zu dokumentieren, was dann schlimmstenfalls vielleicht etwas altmodisch<br />
wirkt und eines Tages vielleicht sogar ganz verschwindet. Dies ist eines der vielen Dinge,<br />
die Kunst so hervorragend kann.<br />
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Und deshalb hat es vermutlich auch seinen Grund, dass einige der erstaunlichen erotischen<br />
Skulpturen, die <strong>Jones</strong> in den vergangenen Jahren entworfen und geschaffen hat, den alten<br />
ägyptischen Skulpturen so verblüffend ähneln – vor allem jenen aus der glanzvollen<br />
Amarna-Zeit, die mit der Regentschaft des legendären revolutionären Pharaos Echnaton<br />
begann, der gegenständliche Skulpturen von außergewöhnlicher Ebenmäßigkeit, Strenge<br />
und Eleganz schuf, deren glänzende Oberflächen zu ihrer Zeit gewiss ebenso<br />
farbenprächtig waren wie etwa <strong>Jones</strong>‟ Girl on Table (1987) oder Enchanteresse (2006).<br />
Diese und andere Skulpturen aus jener Zeit strahlen eine durchdringende, ja geradezu<br />
furchteinflößende Autorität aus, die an den außergewöhnlichen Kopf jener Domina erinnert,<br />
die uns aus dem alten Ägypten erhalten geblieben ist. Sie ist eine Ikone der weiblichen<br />
Schönheit und residiert heute in Berlin. Und selbst nach vielen tausend Jahren durchdringt<br />
sie uns noch mit ihrem Blick. Ihr Name ist Nofretete.<br />
Auszüge aus dem Katalogtext: Sir Norman Rosenthal: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Einige Gedanken,<br />
in: Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–<br />
2009, Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />
La Sheer<br />
1968<br />
Öl auf Leinwand<br />
183 x 152 cm<br />
The Berardo Collection, Lissabon<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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Der Schwerkraft trotzen<br />
von Marco Livingstone<br />
Balanceakte, wie der der Seiltänzerin in Hot Wire einem gleichermaßen leichtfüßigen wie<br />
imposanten Gemälde von 1970/71, mit denen er sein Publikum in atemlose Begeisterung<br />
versetzen möchte, sind das zentrale Thema im Schaffen des englischen Malers <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>.<br />
Man könnte in der hier dargestellten Hochseilartistin einfach nur eine Akrobatin sehen,<br />
tatsächlich handelt es sich jedoch wie so häufig bei den Figuren in den Gemälden des<br />
Künstlers um eine Metapher, das heißt, die Figur steht für den Maler, der den Betrachter in<br />
seinen Bann zu ziehen versucht. Dass <strong>Jones</strong> hier stellvertretend eine weibliche Figur wählte<br />
– es könnte sich allerdings genauso gut um ein androgynes männliches Wesen handeln –, ist<br />
an sich bereits ein symbolischer Akt, zeigt der Künstler damit doch, dass er dem weiblichen<br />
Prinzip eine zentrale Bedeutung im Schöpfungsakt zuerkennt. Die balancierende Figur, deren<br />
Gewicht wie bei einer Balletttänzerin auf den Zehenspitzen ruht und die dabei in der Luft zu<br />
schweben scheint, lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die ebenso schön<br />
ausgearbeiteten kompositorischen und stilistischen Kräfte, die das Gemälde permanent in<br />
der Schwebe halten: hell gegen dunkel, volle Formen in einem leeren Raum von geringer<br />
Tiefe, Gefülltheit gegen Leere, Gegenständlichkeit und satte Farben versus Transparenz und<br />
Abstraktion. Die Kraftlinien, die auf den Drehpunkt – die Spitze des linken Fußes – zulaufen<br />
und zugleich in Form des Drahtseils und der gebogenen Stange in den Händen der Artistin<br />
dargestellt sind, setzen die Komposition und die gemalte Oberfläche mit der Metaphorik des<br />
Bildes und in der Folge auch mit dessen philosophischem und subjektiven Inhalt gleich.<br />
Artisten spielen eine zentrale Rolle im Schaffen des Malers, und sie stehen dabei stets<br />
stellvertretend für den Künstler selbst. Wie er nehmen Zauberer und Musikanten, Tänzer und<br />
Varietékünstler, Clowns und Zirkuskünstler für sich in Anspruch, Schöpfer von Illusionen und<br />
visuellen Fantasien zu sein. Und wie er versuchen auch sie, uns glauben zu machen, sie<br />
brächten ihre grandiosen Kunststücke mit einer Mühelosigkeit zuwege, die es zu einem noch<br />
größeren Vergnügen macht, ihnen bei ihrer Darbietung zuzusehen. Die Spannung, die sich<br />
einstellt, wenn man diesen Unterhaltungskünstlern zusieht, rührt zum Teil von dem damit<br />
verbundenen Nervenkitzel her, von der Tatsache, dass uns bewusst ist: Wenn etwas<br />
schiefgeht – wenn der Akrobat einen falschen Schritt macht, wenn der Zauberkünstler seiner<br />
hübschen Assistentin in der Kiste mit der Säge zu nahe kommt –, wäre dies nicht nur<br />
peinlich, sondern hätte geradezu katastrophale Folgen. Machte der Künstler jedoch zu viel<br />
Aufhebens um dieses Risiko, würde er seine Leistung dadurch schmälern, wirkte eine<br />
derartige Dramatisierung auf uns doch nicht sehr überzeugend, sondern vielmehr<br />
übertrieben theatralisch.<br />
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Deshalb kommt es auch hier auf eine geschickte Balance an, darauf, uns davon, wie schwierig<br />
das Unterfangen ist, nur gerade so viel erahnen zu lassen, um uns nach geglückter<br />
Ausführung zum Applaudieren zu animieren – eine Taktik, derer sich der Maler <strong>Jones</strong><br />
bediente, indem er die Farben dünn oder gerne auch als durchsichtige Lasuren auftrug. Auf<br />
diese Weise unterstreicht er die scheinbare Schlichtheit und Unkompliziertheit der<br />
Komposition und gibt dabei gerade so viel von seinen Zweifeln und seinen ursprünglichen<br />
Ideen preis, dass wir die verschiedenen Phasen des Prozesses erkennen können, aus dem das<br />
scheinbar einfache Endergebnis hervorgegangen ist. Dabei arbeitet er, wie er William Feaver<br />
in Jake Auerbachs 2007 entstandenem Film <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Women and Men erläuterte, seit<br />
Mitte der 1970er-Jahre nach folgender Faustregel: Malt er etwas, um eine Form darzustellen,<br />
so nimmt er dafür nur gerade so viel Farbe, um diese Illusion zu vermitteln. Ist jedoch ein Teil<br />
des Bildes von dieser Funktion befreit, so verwendet er dort so viel Farbe, wie er benötigt,<br />
um der Farbe als solcher ausreichendes Gewicht zu verleihen.<br />
Seit den frühen 1960er-Jahren zählte <strong>Jones</strong> zu den führenden Vertretern der britischen Pop-<br />
Art-Bewegung. Das lag zum Teil daran, dass er einer Gruppe von Studenten angehörte, die<br />
1959 ihr Studium am Royal College of Art in London aufgenommen hatte und die auf<br />
unterschiedliche Weise mit traditionellen bildlichen Darstellungen experimentierte, wobei sie<br />
bewusst in ein und demselben Bild extrem kontrastierende Stile und Bildsprachen mischte.<br />
Ihre Gemälde wollten sie ausdrücklich als materielle Objekte verstanden wissen, die mit<br />
Dingen der Alltagswelt und mit Inspirationsquellen verknüpft sind, die bislang in dem Ruf<br />
standen, mit der bildenden Kunst nicht vereinbar zu sein. Aus diesen Studienkollegen – dem<br />
fünf Jahre älteren Amerikaner R. B. Kitaj (der, obwohl er keinen Hehl aus seiner Abneigung<br />
gegen die Popkultur machte, einen gewissen Einfluss auf die anderen hatte), David Hockney,<br />
Derek Boshier und Peter Phillips – wurden schon bald Freunde, die eine verschworene<br />
Gemeinschaft bildeten. Die führenden Kräfte des Colleges empfanden den Nonkonformismus<br />
dieser ungestümen, fantasievollen jungen Maler allerdings als Bedrohung, und so wurde<br />
<strong>Jones</strong> als abschreckendes Beispiel für die anderen bereits nach einem Jahr exmatrikuliert.<br />
Bedenkt man, welche Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit der Künstler bereits in diesen<br />
frühen studentischen Arbeiten an den Tag legte, erscheint es aus heutiger Sicht<br />
verwunderlich, dass man in ihm ein gefährliches Potenzial vermutete, das es zu eliminieren<br />
galt. Denn das radikale und wirklich verstörende Potenzial seiner Kunst kam erst nach seiner<br />
kurzen New Yorker Zeit 1964 zum Vorschein. Die sanfte Erotik, die die eng umschlungenen<br />
Figuren in den Werken der frühen Sechzigerjahre verkörpern – man denke etwa an das<br />
Gemälde Bikini Baby von 1962 oder die miteinander verschmelzenden männlich-weiblichen<br />
Paare, wie sie uns beispielsweise in Hermaphrodite von 1963 begegnen – wurde gesteigert zu<br />
einer weitaus stärker sexuell-fetischistisch geprägten Darstellungsweise, die nun tatsächlich<br />
als Bedrohung des bürgerlichen Sittenkodex empfunden werden konnte.<br />
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Durch die begeisterte Hinwendung zur subversiven, »seichten« Erotikdarstellung vollzog<br />
<strong>Jones</strong> zur gleichen Zeit auch den endgültigen Wandel zum Pop-Art-Künstler, der sich von der<br />
traditionellen Kunst losgelöst hatte. Als er Ende der 1960er-Jahre seine höchst<br />
außergewöhnlichen und umstrittenen Symbole fetischistischen Verlangens, die hyperrealen<br />
und dennoch stark stilisierten lebensgroßen Frauenfiguren in Bondage-Outfits als<br />
Möbelstücke präsentierte, machte er sich damit endgültig zum Geächteten. In gewisser<br />
Hinsicht wurde ihm dies zum Verhängnis, zumindest was das Echo der Kritik anbelangte und<br />
in Anbetracht der Empörung, die Chair, Table und Hat Stand bei den Feministinnen<br />
auslösten. Im Hinblick auf seine Identität als Künstler erwies sich diese Entwicklung hin zu<br />
einer eher provokativen Ästhetik dagegen als notwendig und überaus fruchtbar.<br />
Selbst wenn <strong>Jones</strong>, unter anderem mit seinen originellen Lithografien und seinen<br />
Möbelskulpturen, einen wichtigen Beitrag für diese Strömung geleistet hat, würde man ihm<br />
nicht gerecht, wollte man ihn lediglich als Popkünstler sehen, ließe man damit doch außer<br />
Acht, dass sich die moderne europäische Kunstgeschichte seit seiner Studienzeit bis heute<br />
wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen zieht. Zu den Strömungen, die seine<br />
studentischen Arbeiten prägten, zählten der Kubismus und der Orphismus, die uns etwa in<br />
der gebrochenen Struktur des kleinen Grey Self-Portrait von 1960 begegnen. Vor allem aber<br />
beeinflussten ihn die Werke von Robert Delaunay und der Fauves mit ihren kräftigen, direkt<br />
aus der Tube aufgetragenen Primär- und Sekundärfarben, wie <strong>Jones</strong> sie bereits in seinem<br />
ebenfalls 1960 entstandenen Gemälde The Artists Thinks bevorzugte. Die Vorliebe, in ein und<br />
demselben Werk eine ganze Palette satter Farben zu verwenden, an der er sein Leben lang<br />
festhielt, ist zum Teil aus der Bewunderung für die Werke Delaunays und Wassily Kandinskys<br />
entstanden – das eher monochromatische Arbeiten und die deutlich erkennbaren fließenden<br />
Übergänge waren stets, in seinen Augen, die bequemere Lösung. In einem Interview, das<br />
Irène Salas kürzlich für die undatierte Ausgabe Nr. 4 des Modemagazins Twill mit dem<br />
Künstler führte, erklärte <strong>Jones</strong> seine Haltung mit der für ihn typischen Offenheit: »Ich kaufe<br />
gerne viele verschiedene Versionen ein- und derselben Farbe [...] von verschiedenen<br />
Herstellern, um eine größere Auswahl an Farbtönen zur Verfügung zu haben. Denn obwohl<br />
man meinen könnte, es handle sich nur um winzige Nuancen, macht das auf der Leinwand<br />
einen großen Unterschied. Ich vermeide es nach Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine<br />
Farbe man direkt aus der Tube aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische<br />
Intensität. « Inspiration fand <strong>Jones</strong> in den Werken und Schriften Paul Klees, insbesondere in<br />
seinem Pädagogischen Skizzenbuch von 1925. Er ging sogar so weit, die Übungsstücke, die<br />
Klee für seine Studenten entworfen hatte, als Ausgangspunkt für seine Gemälde zu<br />
verwenden. So ist etwa das Bild The Battle of Hastings (1961/62), das auf schematischen<br />
Darstellungen basiert, die <strong>Jones</strong> für seine Schüler angefertigt hatte, um den Flug des Pfeils<br />
zu demonstrieren, der König Harold tötete, eine spielerische Interpretation des kleeschen<br />
Gedankens der Linie, die einem Spaziergang gleicht.<br />
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<strong>Jones</strong> war fasziniert von diesem frühen Pionier der abstrakten Malerei, vor allem aber von<br />
dem historischen Augenblick, als begrifflich-abstrakte Sprache und darstellende Funktion<br />
noch nebeneinander bestanden. Sein besonderes Interesse galt den Werken, die Kandinsky<br />
vor seiner Bauhaus-Zeit geschaffen hatte, vor allem seinen Improvisationen aus den frühen<br />
1910er-Jahren – ein Einfluss, der sich sowohl in der Komposition von The Battle of Hastings<br />
als auch in den vieldeutigen Darstellungen der Figuren in Gemälden wie Here and There<br />
Faces (1961) widerspiegelt.<br />
Schon als Student – und dabei darf man nicht vergessen, dass <strong>Jones</strong> 1962, als er einen<br />
Zyklus mit neun herrlich geformten Gemälden mit Darstellungen der roten Londoner<br />
Doppeldeckerbusse schuf, gerade einmal 25 Jahre alt war – zeigte er bei seiner<br />
Neuinterpretation modernistischer Sujets und Themen eine erstaunliche Reife und<br />
außergewöhnliches Selbstvertrauen. Die Busse beispielsweise entstanden ebenfalls aus<br />
einem – diesmal futuristischen – Übungsstück, in dem es darum ging, mit den statischen<br />
Formen auf der Leinwand den Eindruck von Bewegung zu vermitteln. <strong>Jones</strong>‟ Lösung, bei der<br />
er von der futuristischen Methode, Bewegungsabläufe fortlaufend wie mehrfach belichtete<br />
Fotografien wiederzugeben, abwich, war ebenso einfach wie meisterhaft: Er nahm statt der<br />
konventionellen rechteckigen eine trapezförmige Leinwand. Der dadurch entstehende<br />
Eindruck der Neigung impliziert die Bewegung eines mit hoher Geschwindigkeit nach links<br />
fahrenden Fahrzeugs. Durch die ungewöhnliche, gestreckte Form der Leinwand hatte der<br />
Künstler die Freiheit, die Oberfläche nach Belieben zu »dekorieren« und konnte sich dabei<br />
dennoch sicher sein, dass das Gemälde das Bild eines fahrenden Busses vermittelte. <strong>Jones</strong><br />
war nicht der Einzige, der um diese Zeit das Potenzial der geformten Leinwand auslotete.<br />
Auch andere britische Künstler wie David Hockney (in seinem Tea Painting in an Illusionistic<br />
Style von 1961) und Richard Smith (in seinen zunehmend skulpturalen Interpretationen<br />
überdimensionaler Zigarettenschachteln von 1962/63) sowie abstrakte amerikanische Maler<br />
wie Frank Stella und Ellsworth Kelly suchten nach Wegen, um die traditionelle Leinwandform<br />
aufzubrechen. Die Bus-Bilder, vor allem aber andere ungewöhnlich geformte Gemälde aus<br />
dieser Zeit wie zum Beispiel Wunderbare Landung von 1963 (der deutsche Titel ist eine<br />
Hommage an ein Gemälde von Paul Klee) sind die wohl heitersten und spielerischsten unter<br />
diesen Werken und nehmen – obwohl nach wie vor unterbewertet – eine herausragende<br />
Stellung innerhalb dieser Werkgruppe ein.<br />
Unter seinen Kollegen war <strong>Jones</strong> nicht der Einzige, der sich von den Wegbereitern der<br />
Moderne inspirieren ließ. Hockney etwa wurde, insbesondere was seine stilistischen<br />
Freiheiten anbelangt, stark durch die Begegnung mit den Arbeiten Picassos anlässlich einer<br />
großen Retrospektive, die die Tate Gallery 1960 veranstaltete, beeinflusst.<br />
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Patrick Caulfield, der einige Monate nach <strong>Jones</strong>‟ Exmatrikulation ein Aufbaustudium am<br />
Royal College of Art aufnahm, orientierte sich dagegen am Kubismus Juan Gris‟ und am<br />
Purismus Le Corbusiers und Amédée Ozenfants, während sich Kitaj, der in seinen Collagen<br />
sowohl ikonografisch als auch hinsichtlich seiner Darstellungsmethoden in reichem Maße aus<br />
der gesamten Kunstgeschichte schöpfte, als Kind des Surrealismus betrachtete. Einflüsse<br />
des Surrealismus finden sich aber auch in <strong>Jones</strong>‟ Kunst: Die Gewohnheit, seine<br />
Kompositionen anhand winziger Skizzen auszuarbeiten, ging auf die »automatischen«<br />
Zeichnungen der Surrealisten zurück, und die Gestaltung manch späterer Arbeiten, etwa die<br />
des Gemäldes What Do You Mean What Do I Mean? (1968), lässt den Einfluss der von den<br />
Surrealisten als Gemeinschaftswerke entwickelten »Cadavre Exquis«-Gemälde (jeder<br />
Künstler zeichnet einen Teil der Figur, ohne zu wissen, wie der angrenzende Bildteil gestaltet<br />
wurde) erkennen.<br />
Worin sich <strong>Jones</strong> bei seinen Adaptionen der Errungenschaften der ersten modernen Künstler<br />
unterscheidet, ist das Interesse und die Begeisterung für ihre vielen verschiedenen<br />
Ausprägungen, und dies schloss auch solche Experimente ein, die zu ihrer Zeit als umstritten<br />
galten. Wer außer ihm setzte sich damals mit den frühen Werken Marc Chagalls auseinander<br />
und fand in den skurrilen, schwerelosen Figuren des Russen Anregungen für die<br />
schwebenden Körper in seinen eigenen Bildern, etwa dem bereits erwähnten<br />
Hermaphrodite? Und wer verband diese Bezüge dann auch noch mit einer Reminiszenz an<br />
die beinahe abstrakten Improvisationen eines Joan Miró, woraus so kühne Kompositionen<br />
wie die Female and Male Composition (1964/65) entstanden? Der Schwerkraft trotzen, und<br />
dies nicht nur in der wörtlichen Bedeutung von »sich den physikalischen Kräften entziehen«,<br />
sondern auch im übertragenen Sinn des Strebens nach Leichtigkeit, sowohl des Geistes als<br />
auch der Pinselführung: Dieses Thema sollte zu einem Leitmotiv und einem<br />
charakteristischen Merkmal von <strong>Jones</strong>‟ Kunst werden, das sich immer wieder Bahn bricht: So<br />
findet es sich zum Beispiel in den humorvollen Einfällen, die uns in seinem Œuvre immer<br />
wieder begegnen, und auch als Metaphern in Gestalt der Akrobaten der späteren Werke. Des<br />
Weiteren wird das Thema evident in den Frauen, die auf dem Schoß oder den Schultern von<br />
Pianisten Pirouetten drehen, etwa in The Art of Allusion (1993), sowie auch in den wie von<br />
Zauberhand schwebenden Frauenfiguren in neueren Werken, etwa dem Gemälde Float aus<br />
dem Jahr 2003. In Gemälden, die Dirigenten und Tänzer oder Nachtschwärmer bei<br />
orgiastischen Festen zeigen, knüpfte <strong>Jones</strong> folglich an das an, was Kandinsky bereits<br />
hundert Jahre vor ihm getan hatte und was sich in der Begeisterung der französischen<br />
Symbolisten für die Synästhesie (der Begriff bezeichnet ein neurologisches Phänomen, das<br />
sich Dichter wie Arthur Rimbaud zunutze machten, um die durch einen Sinnesreiz ausgelöste<br />
gleichzeitige Wahrnehmung eines zweiten Reizes, etwa die Kopplung von Geschmack und<br />
Farbe oder von Farbe und Klang, zu beschreiben) niederschlug: die Verschmelzung von Musik<br />
und Malerei.<br />
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Obwohl der (häufig von der Norm abweichende) Sexualtrieb, der von Mitte der 1960er- bis<br />
Anfang der 1970er-Jahre eine zentrale Rolle im Schaffen des Künstlers spielte, ab seinem<br />
vierzigsten Lebensjahr an Radikalität abnahm, ist <strong>Jones</strong>‟ Kunst in ihrem Kern nach wie vor<br />
stark von Erotik und Sinnlichkeit geprägt. Partyszenen wie Encounter (1984/85) und Night<br />
Moves (1985), mit ihren Rollenspielfantasien, ihrem Exhibitionismus und ihrer Halbnacktheit,<br />
mit ihren leidenschaftlichen öffentlichen Geschlechtsakten und ihren Anspielungen auf<br />
Bondage und Partnertausch, haben auch heute noch ein beträchtliches provokatives<br />
Potenzial und können bei sensiblen Zeitgenossen Anstoß erregen. Die ungehemmte<br />
Darstellung der freien Liebe ist ohne Zweifel ein Relikt der sexuellen Befreiung der<br />
Sechzigerjahre, an dem der Künstler bis heute festhält, auch wenn er dadurch noch immer<br />
Gefahr läuft, von der Frauenbewegung kritisiert zu werden (und dies obwohl es in besagten<br />
Bildern häufig die Frauen zu sein scheinen, die die Oberhand haben). Allerdings hat sich die<br />
Bildsprache nun in eher matissesche Sphären und ganz allgemein hin zu einer<br />
Neuinterpretation der sinnesfrohen französischen Malerei des frühen 20. Jahrhunderts<br />
verlagert. Die Verschmelzung gegenständlicher Darstellungen zu vieldeutigen Abstraktionen,<br />
die Konzentration auf wohlgeformte Körper, das Nebeneinander von geschichteter<br />
räumlicher Komplexität und häufig abgeflachten Formen, vor allem aber die meisterhafte<br />
Komposition einer breiten Palette kräftiger reiner Farben – dies alles trägt dazu bei, die<br />
Atmosphäre dionysischer Hemmungslosigkeit zu verstärken. Vielleicht sind diese Bilder aber<br />
auch ganz anders zu interpretieren, vielleicht ist die narrative Bildsprache nicht als<br />
Selbstzweck zu verstehen, sondern vielmehr als Auslöseimpuls des sinnlichen Erlebnisses,<br />
das die Bildsprache ausschließlich mit den Mitteln der Malerei erzeugt. Das Gewirr von<br />
Formen, Farben, verführerischen Oberflächen und bruchstückhaften Begegnungen mit dem<br />
menschlichen Körper versetzen den Betrachter in eine Art Rausch.<br />
Obwohl die erotische Spannung bei <strong>Jones</strong> weit über die melancholisch-sehnsuchtsvolle<br />
Erotik hinausgeht, die man mit den matisseschen Odalisken verbindet, möchte auch <strong>Jones</strong><br />
wie sein Vorbild mit seiner Kunst zur Erholung von den täglichen Pflichten beitragen, gerade<br />
so, wie es Matisse 1908 in seinen Notizen eines Malers beschrieben hat: »Ich träume von<br />
einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, der Ruhe, ohne beunruhigende und sich<br />
aufdrängende Gegenstände, von einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter, für den<br />
Geschäftsmann so gut wie für den Literaten ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das<br />
Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen<br />
erholen kann.« Eher sittenstrenge Zeitgenossen mögen dies als Eskapismus bewerten, den<br />
sie ebenso ablehnen wie den sexuellen Eskapismus. <strong>Jones</strong> lädt den Betrachter ein, sich fallen<br />
zu lassen, der Versuchung nachzugeben und in Schönheit und reiner Körperlichkeit zu<br />
schwelgen.<br />
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Sein unapologetisches Oszillieren zwischen diesen beiden Arten intensiver Sinnesfreude, die<br />
beide, zumindest für kurze Zeit, jeden anderen Gedanken ausschalten können, lädt jeden<br />
Betrachter dazu ein, den Augenblick bewusst und in Gänze auszukosten, sich durch und<br />
durch lebendig zu fühlen.<br />
1978 schuf <strong>Jones</strong> ein großes und in gewisser Weise untypisches Gemälde. Es zeigt eine an<br />
einem Bambuszaun entlangschreitende Varietékünstlerin mit einer furchterregenden<br />
rituellen Maske, die ihren Rumpf und ihr Gesicht verdeckt. Dabei ließ er sich nicht nur von<br />
einem großen Gemälde eines unbekannten Künstlers inspirieren, das früher einmal als<br />
Dekoration in einer Bar gehangen hatte und das er in Los Angeles, wo er damals gerade<br />
lebte, erworben hatte, sondern er besaß auch noch die Unverfrorenheit, seiner Version exakt<br />
den gleichen französischen Titel zu geben, den ein zu Recht berühmtes fauvistisches<br />
Gemälde von Matisse aus dem Jahr 1904 trägt: Luxe, calme et volupté. Das in einer<br />
pointillistischen Technik gemalte matissesche Bild, das eine Gruppe von weiblichen<br />
Badenden zeigt, die sich an einem Mittelmeerstrand räkeln, war wiederum von Charles<br />
Baudelaires Gedicht »Einladung zur Reise« inspiriert, in dem der Dichter schreibt: »Dort wird<br />
nur Ordnung im Verein / Mit Schönheit, Frieden, Wonne sein.« 3 Matisse bleibt nahe an der<br />
Metaphorik des baudelaireschen Gedichts, einem der berühmtesten aus dem Gedichtband<br />
Die Blumen des Bösen, in dem die Schönheit der Frau, an die es gerichtet ist, mit der eines<br />
idyllischen Traumlandes gleichgesetzt wird, das für einen Zustand vollkommenen<br />
Wohlbehagens und inneren Friedens steht. Das exotische Flair, das <strong>Jones</strong> von seiner<br />
Barentdeckung übernommen hat, entführt den Betrachter in eine andere Welt, eine Welt, die<br />
an unbeschwerte Ferien an tropischen Stränden und an die romantischen, primitivistischen<br />
Anklänge in den Werken Paul Gauguins erinnert, die wiederum die matissesche Fantasie<br />
angeregt hatten. Für <strong>Jones</strong> werden die baudelaireschen Verse zu Passwörtern, die den<br />
Zugang in die Welt der Fantasie – insbesondere der sexuellen Fantasie – ermöglichen und uns<br />
in einen Zustand reiner Sinnesempfindung versetzen, der uns in Farben und visueller<br />
Sinnesfreude schwelgen lässt. So bringt uns <strong>Jones</strong> auch in diesem Gemälde, mit seinen<br />
räumlich wiedergegebenen Palmwedeln und Anspielungen auf den Südsee-Eskapismus, dazu,<br />
seine Kunst als Ort der Freude zu erleben, der frei von den Zwängen des Alltags ist.<br />
Der Maler und Aquarellist <strong>Jones</strong> hatte und brauchte in seinem Atelier nie einen Assistenten,<br />
war es für ihn doch stets ein Gebot, seine Arbeiten von Anfang bis Ende von eigener Hand<br />
auszuführen. Bei seinen Skulpturen und seinen zahlreichen editierten Lithografien, die in<br />
Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialdruckereien entstanden, arbeitete er jedoch<br />
sinnvollerweise mit Spezialisten zusammen, die in der Lage waren, seine Anweisungen<br />
hinsichtlich Gestaltung und Verarbeitung mit höchster Professionalität auszuführen. Dies<br />
galt bereits für die Möbelskulpturen von 1969, die Dick Beech unter Anleitung des Künstlers<br />
aus Ton modellierte und die anschließend in Fiberglas gegossen und von der Firma Atomage,<br />
einem Hersteller von Bondage-Outfits, mit hautengen Lederdessous bekleidet wurden.<br />
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Wie in seinen Gemälden soll dem Betrachter auch bei diesen Objekten suggeriert werden, die<br />
geschmeidigen Formen, die makellosen Oberflächen und die perfekte Konstruktion seien<br />
nicht das Ergebnis mühevoller Arbeit.<br />
Dennoch legt der Künstler Wert darauf, auch in diesen Arbeiten etwas von ihrem<br />
Entstehungsprozess zu vermitteln. Besonders augenfällig ist dies bei den ganz kleinen<br />
Plastiken, etwa der Bronzeskulptur Stretching Dancer von 1982 oder der bemalten<br />
Silberplastik Bathers von 1994, die den je nach Größe der Skulptur aus Papier, Karton oder<br />
Aluminium gefertigten Maquetten, die ihnen zugrunde liegen, sehr ähnlich sind. Die einzelnen<br />
Elemente wurden von Hand ausgeschnitten, zusammengesetzt und in die gewünschte<br />
Position gebogen oder gedreht. Das Vergnügen, das man beim Betrachten dieser Skulpturen<br />
empfindet, resultiert zu einem großen Teil daraus, dass sich die Verspieltheit, mit der sie<br />
entworfen und gestaltet wurden, auf den Betrachter überträgt, der sich so mit dem Künstler<br />
identifiziert und der – einfach indem er das Werk mit Interesse und Neugier betrachtet –<br />
selbst zum aktiven Partner dieses schöpferischen Akts wird.<br />
<strong>Jones</strong>‟ plastische Arbeiten nahmen ab Ende der 1960er-Jahre dieselbe Entwicklung wie seine<br />
Gemälde und druckgrafischen Werke: Die perfekte, realitätsgetreue Wiedergabe, die den<br />
fetischistisch-obsessiven Charakter der Figuren unterstrich, wich einer eher spielerischen,<br />
vereinfachten und abstrakten Darstellung (eine allgemeine Entwicklung, von der der Künstler<br />
jedoch auch hin und wieder abwich, denn spätere plastische Werke, etwa die 2006<br />
entstandene Skulptur Enchanteresse, lassen eine bewusste Rückkehr zu Sprache und<br />
Ausführung der Möbelskulpturen von 1969 erkennen). Was ursprünglich lediglich ein Exkurs<br />
von der Malerei war, hat in den letzten Jahren einen zentralen Platz in <strong>Jones</strong>‟ Kunst<br />
eingenommen, und das nicht nur in Gestalt von mitunter monumentalen öffentlichen<br />
Auftragsarbeiten, sondern auch in kleinen, geradezu handlichen »jeux d‟esprit«. Obwohl der<br />
Künstler seine eigenen dreidimensionalen Arbeiten stets als plastische Werke eines Malers<br />
bezeichnet hat, hat er sich inzwischen auch mit den Auftragsskulpturen, die er in den<br />
vergangenen beiden Jahrzehnten geschaffen hat, international einen Namen gemacht. Ein<br />
besonders gelungenes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der 18 Meter hohe Acrobat, der<br />
den Innenhof des Londoner Chelsea and Westminster Hospital mit solch großer<br />
Selbstverständlichkeit einnimmt. Die überschäumende Lebensfreude, die sich in der<br />
dynamischen Haltung dieser abstrahierten Figur ausdrückt, und die klaren, farbenfrohen<br />
Formen strahlen eine lebensbejahende Vitalität aus, die in einer Umgebung, die sonst von<br />
Gedanken an Krankheit und Tod infiziert sein könnte, eine erfreulich ansteckende Wirkung<br />
hat.<br />
Die Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum der Nachkriegszeit ist überreich an<br />
Beispielen ungeliebter, einer Umgebung willkürlich aufgezwungener Metallskulpturen.<br />
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Bei seinen Exkursionen in dieses ihm ursprünglich fremde Gebiet hat es sich <strong>Jones</strong> zur<br />
Aufgabe gemacht, mitunter gigantische Fantasiefiguren zu schaffen, die das Auge<br />
ansprechen und den Betrachter – nicht selten im wahrsten Sinne des Wortes – in einen<br />
heiteren Reigen hineinversetzen. In diesen Werken zeigt sich unübersehbar ein Faible für den<br />
ausgelassenen Modernismus Mirós und vor allem Calders.<br />
Stilelemente aus den unterschiedlichsten Epochen aufzugreifen, wie es die Künstler der<br />
Postmoderne zu tun pflegten, die auf diese Weise historische Stile wiederbelebten, die sie<br />
durch den distanzierenden Kunstgriff der Ironie gleichzeitig jedoch etwas ins Lächerliche<br />
zogen, war <strong>Jones</strong>‟ Sache nicht. Er zog es vielmehr vor, die Stilrichtungen, die eine starke<br />
Anziehung auf ihn ausübten, mit Leben zu erfüllen und nach Möglichkeiten zu suchen, sie zu<br />
erweitern und zu seinen eigenen zu machen. So diente ihm etwa als Ausgangspunkt für die<br />
aus bemaltem Stahl gefertigte Skulpturengruppe Le déjeuner sur l‟herbe, die 2008 im Park<br />
von Chatsworth House aufgestellt wurde, lediglich das einst umstrittene Gemälde von<br />
Édouard Manet aus dem Jahr 1863. Die Variationen, die Picasso dazu geschaffen hat, ließ er<br />
vollkommen außer Acht, und das aus dem einfachen Grund, dass er sie nicht kannte oder<br />
dass sie bei ihm in Vergessenheit geraten waren. Dennoch stehen <strong>Jones</strong>‟ Skulpturen nicht<br />
nur in der Tradition der zahlreichen Bilder, die Picasso zwischen 1954 und 1962 zu diesem<br />
Thema gemalt hat, sondern auch der monumentalen Skulpturen aus Gasbeton, die der<br />
Spanier am Ende dieser Periode geschaffen hat und die sich heute im Park des Moderna<br />
Museet in Stockholm befinden. Dass er diese außergewöhnlichen Neuinterpretationen<br />
Picassos von Manets Gemälde nicht vor Augen hatte, als er ein ähnliches Projekt für den<br />
Park eines großen englischen Landguts plante, erwies sich im Grunde genommen als Vorteil,<br />
denn so konnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, die nackte Frauenfigur und ihre<br />
bekleideten männlichen Begleiter auf seine individuelle Weise neu zu gestalten.<br />
Obwohl <strong>Jones</strong>‟ eigentliche Pop-Art-Periode nunmehr bereits fast vier Jahrzehnte<br />
zurückliegt, zieht sich ein Merkmal dieses Frühwerks bis heute unverändert durch sein<br />
Schaffen: ewige Jugendlichkeit und ungezügelte Libido. In vieldeutigen großformatigen, von<br />
zahlreichen Figuren bevölkerten Gemälden, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts<br />
entstanden, darunter etwa The Dance Academy (2002) und Invitation Only (2006),<br />
zelebriert der Künstler, obwohl inzwischen im »Rentenalter«, noch immer plastisch die<br />
jugendliche weibliche Schönheit, Wollust und Erotik. Das letztgenannte Bild, eine<br />
ungewöhnliche Spielart des traditionellen Triptychons, zeigt eine Gruppe von Models vor und<br />
während ihres Auftritts auf dem Laufsteg. Durch die allmähliche Verkleinerung der drei<br />
Tafeln suggeriert der Künstler hier mit einfachen Mitteln einen nach hinten fliehenden Raum,<br />
wobei die einzelnen Figuren beziehungsweise Figurengruppen, wie häufig bei <strong>Jones</strong>, jeweils<br />
von einem nicht weit in die Tiefe reichenden Raum umrahmt werden.<br />
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Die graziös auf ihren Stilettos balancierenden langbeinigen, großbusigen Frauen gehören<br />
offensichtlich zur gleichen Gattung von Superfrauen, denen <strong>Jones</strong> seit Mitte der 1960er-<br />
Jahre immer wieder ein Denkmal gesetzt hat. Sie befinden sich nun jedoch in einer weitaus<br />
komplexeren räumlichen Umgebung, in der die Farbkompositionen des Künstlers erst richtig<br />
zur Geltung kommen, und sie zeigen eine Handlung, die sie mit der »realen« Welt außerhalb<br />
der Malerei verbindet und sie ins neue Jahrtausend versetzt.<br />
Wie sinnig, dass ein Künstler, dessen künstlerische Einfälle die Haute Couture beeinflusst<br />
haben, seit er in den frühen Sechzigerjahren den Minirock vorwegnahm, auf diese Weise zu<br />
seinem Ausgangspunkt zurückkehrt und dabei der Modewelt als einer anderen Sphäre Tribut<br />
zollt, in der Fantasie, Erotik und ein idealisiertes Bild weiblicher Schönheit ein Fenster zu<br />
einer anderen Welt öffnen.<br />
Die für diese Ausstellung – die erste große <strong>Jones</strong>-Retrospektive seit der von mir für<br />
Großbritannien und Deutschland kuratierten Wanderausstellung seiner Gemälde von 1979/80<br />
– zusammengestellten Arbeiten erstrecken sich über <strong>Jones</strong>‟ gesamtes 50-jähriges Schaffen<br />
und zeigen, dass er nicht nur ein Meister auf dem Gebiet der Malerei ist, sondern auch auf<br />
jenem des Aquarells, der Lithografie und der Bildhauerei. Die Vorführung eines 1970 für das<br />
deutsche Fernsehen produzierten Beitrags mit dem Titel Männer wir kommen! gibt außerdem<br />
einen kleinen Einblick in seine zahlreichen Ausflüge in Gebiete jenseits der bildenden Kunst.<br />
Ein kleiner Teil dieser Projekte ist in einem 1971 unter dem Titel <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Projects<br />
erschienenen Buch dokumentiert; darunter finden sich neben gemeinsamen Arbeiten mit<br />
Fotografen (allen voran Brian Duffy, mit dem er den Pirelli-Kalender von 1973 realisierte) und<br />
Filmemachern (Stanley Kubrick adaptierte <strong>Jones</strong>‟ Möbelskulpturen von 1969 für die Szenen<br />
in der Korova Milk Bar in seinem Film A Clockwork Orange) auch Theaterarbeiten (zwei<br />
Szenen für die Londoner Inszenierung von Oh! Calcutta! und Kostümentwürfe (1987) für die<br />
Inszenierung von Richard Alstons Ballett Cinema, aufgeführt durch die Rambert Dance<br />
Company). Darüber hinaus schuf er grandiose Dekorationsgemälde für verschiedene<br />
Londoner Spitzenrestaurants, unter anderem für das Ivy und für eine Brasserie von Terence<br />
Conran in Soho (Mezzo, 1995), sowie Postervorlagen (Maîtresse, 1976) und Vorlagen für<br />
Großwerbeflächen (Fogal Mural, 1978).<br />
<strong>Jones</strong>‟ Betätigungsfeld reicht weit über die Welt der Kunst hinaus, am stärksten war er dabei<br />
vermutlich auf den Gebieten der Mode, der Musik und des Grafikdesigns vertreten: Das<br />
Airbrush-Foto, das die Innenseite von David Bowies 1973 erschienenem Album Aladdin Sane<br />
ziert, hätte sich beispielsweise ebenso gut im Pirelli-Kalender desselben Jahres finden<br />
können, zweifellos auch als Hommage an Letzteren gedacht. Dass <strong>Jones</strong> jedes dieser Genres<br />
so nachhaltig beeinflusst hat, ist nicht verwunderlich, zählten zu seinen Bewunderern,<br />
Freunden und Sammlern doch unter anderem Modeschöpfer wie Zandra Rhodes, Fotografen<br />
wie Helmut Newton und Mick Rock und Popstars wie Adam Ant.<br />
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Doch so groß die Spuren, die er mit seinen Gemälden, die in den Sammlungen von Museen in<br />
aller Welt zu finden sind, und die er auch als langjähriges Mitglied der Royal Academy of Arts<br />
in der Kunstwelt hinterlassen hat, auch sein mögen – am stärksten wird der allgegenwärtige<br />
Einfluss seiner originellen, unverwechselbaren Visionen auch in Zukunft in diesem weiteren<br />
kulturellen Kontext spürbar sein.<br />
Auszüge aus dem Katalogtext: Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen, in: Meinrad<br />
Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–2009, Edition<br />
<strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />
A New Perspective on Floors<br />
1966<br />
Serie von 6 Farblithografien<br />
77 x 56 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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10. Zitate<br />
Mein Leben könnte viel leichter sein, wenn ich Quadrate malen würde - aber ich bin<br />
nun mal von Frauen besessen.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Ich sehe die Skulpturen nach wie vor als gutes Bildnis und Zeitzeugnis für die<br />
Feministenbewegung.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Man kann immer nur sein eigenes Umfeld verarbeiten, sich von befreundeten<br />
Künstlern, seiner Zeit und Umgebung, den politischen Umständen inspirieren lassen.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Und vergesst mir ja die Beine nicht.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Ich weiß nicht, woher Inspiration kommt oder welche Gestalt sie annehmen kann,<br />
deshalb halte ich die Augen weit geöffnet, damit ich ja nichts verpasse.<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Mir ist es wichtig, solche Dinge zu benutzen, die in der Gesellschaft bereits zu<br />
Klischees geworden sind und die jeder sofort erkennt.<br />
Mel Ramos<br />
Alles wird Kunst sein, und nichts wird Kunst sein, weil alles, wie ich glaube, schön ist.<br />
Andy Warhol<br />
Warenhäuser werden zu Museen, Museen werden zu Warenhäusern.<br />
Andy Warhol<br />
[…] Du kannst Fernsehwerbung für Coca Cola sehen und du weißt, daß der Präsident<br />
Coke trinkt, daß Liz Taylor Coke trinkt und, denk‟ nur – auch du kannst Coke trinken.<br />
Coke ist Coke, und keine Summe Geld kann dir ein besseres Coke verschaffen als<br />
das, das der Penner an der Ecke trinkt. Jedes Coke ist gut. Liz Taylor weiß es, der<br />
Präsident weiß es und du weißt es.<br />
Andy Warhol<br />
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Ich möchte eine Maschine sein.<br />
Andy Warhol<br />
Pop-Art ist gewiss eines der Dinge, von denen ich glaube, dass sie zu den frechsten<br />
und erschreckendsten Charakteristika unserer Kultur gehören, Dinge, die wir<br />
hassen, die aber doch einen starken Einfluss auf uns haben.<br />
Roy Lichtenstein<br />
Die Welt ist draußen, Pop-Art schaut hinaus in die Welt.<br />
Roy Lichtenstein<br />
Kunst soll etwas anderes tun als im Museum auf dem Hintern zu sitzen.<br />
Claes Oldenburg<br />
Ich bin für die Kunst verlorener oder weggeworfener Dinge… Ich bin für Kunst, die<br />
man raucht wie eine Zigarette… Ich bin für Kunst, die wie eine Fahne flattert.<br />
Claes Oldenburg<br />
In der PopArt wird Kitsch erlöst und in einen neuen Zustand ästhetischer<br />
Erhabenheit versetzt.<br />
Umberto Eco<br />
Neither Forget Your Legs<br />
1965<br />
Öl auf Leinwand<br />
127 x 102 cm<br />
Privatsammlung<br />
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11. Pop-Art-ABC<br />
Androgynität Die Vereinigung weiblicher und männlicher Merkmale.<br />
Peter Blake<br />
(geb. 1932)<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> versucht in seinen Werken Frau und Mann<br />
miteinander verschmelzen zu lassen.<br />
Das bekannteste Werk des britischen Pop-Art-Künstlers<br />
Peter Blake ist das Design des Schallplattencovers des<br />
Beatles-Albums „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“<br />
von 1967.<br />
Collage Ein Bild, das aus verschiedenen aufgeklebten und<br />
gemalten Teilen besteht.<br />
Dose Dosen werden häufig in Zusammenhang mit der Kunst von<br />
Andy Warhol gebracht, der 1968 Suppendosen der Firma<br />
Campell als Kunstwerk inszenierte.<br />
Expressionismus Insbesondere die Fauves (siehe Buchstabe „F“) können<br />
dieser Stilrichtung der Kunst zugeordnet werden, die sich<br />
u.a. durch eine starke Farbgebung und der Tendenz zur<br />
Vereinfachung auszeichnet.<br />
Fauves Die Fauves waren eine Vereinigung von Malern von ca.<br />
1905 bis 1907. Ihr Credo war, dass die Farbe Vorrang vor<br />
dem Motiv hat. Sie lehnten Perspektive und Tiefenwirkung<br />
ab, stattdessen standen Farbe, Fläche, Kontur im<br />
Vordergrund. Vertreter waren: Henri Matisse, André<br />
Derain und Maurice de Vlaminck.<br />
Gegenstand Der Gegenstand in der Pop-Art ist meist von trivialer<br />
Natur, dem Alltag, Comics oder der Werbung entnommen.<br />
Happening Als Happening bezeichnet man avantgardistische<br />
provokative Kunstveranstaltungen ab Ende der 1950er<br />
Jahre in Fortführung dadaistischer und surrealistischer<br />
Inszenierungen. Das Publikum ist Teil der vom Künstler<br />
erdachten Aktion.<br />
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Independant Group 1952 wurde die Gruppe um den Kunstkritiker Lawrence<br />
Jasper Johns<br />
(geb. 1930)<br />
Alloway in Großbritannien gegründet, die durch die<br />
Einbeziehung von Alltagsgegenständen in ihre Kunstwerke<br />
bahnbrechend war für die Durchsetzung der Pop-Art.<br />
Er ist zusammen mit Robert Rauschenberg einer der<br />
Wegbereiter der amerikanischen Pop-Art. Bekannt wurde<br />
Johns durch seine Serien von amerikanischen Flaggen und<br />
Zielscheiben.<br />
Konsum Die Welt des Konsums lieferte den Pop-Art Künstlern ihre<br />
Roy Lichtenstein<br />
(1923–1997)<br />
Bildmotive. Gegenstände wie Colaflaschen, Suppendosen<br />
und Hamburger wurden zu Kunstobjekten deklariert.<br />
Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Pop-Art.<br />
Lichtenstein griff für seine Arbeiten vor allem auf<br />
Zeitungsannoncen und Comic Hefte zurück. Er übertrug<br />
die Vorlagen in einer Rasterstruktur auf große Formate.<br />
Kurze, oft ironisierende Texte in Sprechblasen begleiten<br />
die Darstellungen.<br />
Medien Sie bilden eine entscheidende Inspirationsquelle für alle<br />
Pop-Art Künstler. Egal ob Zeitungsbericht, Werbeplakat<br />
oder Comic Heft. Die Künstler übernahmen die Motive und<br />
entwickelten sie in ihren Arbeiten weiter.<br />
Maquette Darunter versteht man ein kleinformatiges<br />
Bildhauermodell.<br />
Nouveaux Réalistes Die französische Künstlergruppe wurde 1960 gegründet.<br />
Mitglieder waren u.a. Pierre Restany (1930–2003), Yves<br />
Klein (1928–1962) oder Niki de Saint Phalle (1930–2002).<br />
Charakteristisch für die Werke dieser Gruppe ist die<br />
Verwendung sog. „Objets trouvés“ (s. Buchstabe „O“).<br />
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Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
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Objet trouvé Ein Objet trouvé (dt.: gefundener Gegenstand) kann ein<br />
Kunstwerk oder Teil eines Kunstwerks sein, welches aus<br />
gefundenen Alltagsgegenständen oder Abfällen gefertigt<br />
wird.<br />
Jackson Pollock<br />
(1912–1956)<br />
Der US-amerikanische Maler inspirierte <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, z.B.<br />
sein Werk „Guardian of the Secret“ von 1943.<br />
Quellen Paul Klees „Pädagogisches Skizzenbuch“, Henri Matisse,<br />
oder auch Wassily Kandinsky waren Inspirationsquellen<br />
für <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>.<br />
Relief Als Relief werden sich plastisch erhebende Darstellungen<br />
aus einer Fläche bezeichnet. Man kann zwischen Hoch-,<br />
Halb- und Flachrelief unterscheiden.<br />
Shaped Canvas <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> arbeitet gerne mit speziellen Leinwänden,<br />
deren Form an das Bildmotiv angepasst wird, so z.B. bei<br />
den Bus-Bildern.<br />
Triptychon Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Gemälde oder Relief.<br />
Unterhaltungskultur Die Pop-Art lässt die Grenzen zwischen der E-Kultur, der<br />
ernsthaften Kultur, und der U-Kultur verschwimmen.<br />
Variation Eines von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>„ Hauptthemen ist die Beziehung<br />
Andy Warhol<br />
(1928–1987)<br />
zwischen Frau und Mann, die er in den unterschiedlichsten<br />
Ausführungen in seinem Oeuvre behandelt.<br />
Andy Warhol ist wohl der bekannteste Vertreter der Pop-<br />
Art. Für seine Werke vergrößerte er Details aus der<br />
Werbung und anderen Medien, reproduzierte sie in<br />
Variationen und reihte sie nebeneinander. Seit 1962<br />
entstanden die meisten seiner Werke in der „Factory“,<br />
seiner Wohn- und Arbeitsstätte, durch eine Vielzahl von<br />
Assistenten.<br />
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Xart Walls Mit dieser Tapetenserie nahm <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> an der<br />
documenta 5 teil.<br />
Zarathustra „Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen“,<br />
(1883–1885) wird von vielen als das Hauptwerk des<br />
deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche angesehen.<br />
Zarathustra war ein persischer Religionsstifter aus dem 1.<br />
oder 2. Jahrtausend v.Chr.<br />
The Sitter<br />
1986<br />
Öl auf Leinwand<br />
152 x 152 cm<br />
Privatsammlung<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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12. Katalog zur Ausstellung<br />
Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.)<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–2009<br />
Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />
236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 €<br />
13. Literatur<br />
Literatur zur Pop-Art<br />
Martina Angelotti<br />
Pop Art<br />
Vercelli 2011<br />
Stefanie Mallon<br />
Die wichtigsten Vertreter der britischen Pop-Art<br />
Eduardo Paolozzi, Richard Hamilton, David Hockney, Peter Blake und Peter Phillips<br />
München 2010<br />
Hajo Düchting<br />
Wie erkenne ich? Die Kunst der Pop Art<br />
Stuttgart 2009<br />
Tobia Bezzola/Franziska Lentzsch (Hg.)<br />
Europop<br />
Köln 2008<br />
Karl Ruhrberg u.a. (Hg.)<br />
Kunst des 20. Jahrhunderts, Band I und II<br />
Köln 2005<br />
Mark Francis<br />
Pop<br />
London 2005<br />
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Walter Grasskamp (Hg.)<br />
Was ist Pop? Zehn Versuche<br />
Frankfurt am Main 2004<br />
Uta Grosenick (Hg.)<br />
Pop Art<br />
Köln 2004<br />
Clare Oliver<br />
1960–80. Experiments an new Direction. From Op and Pop Art to Super-Realism,<br />
Minimalism and Conceptual Art<br />
Milwaukee 2001<br />
David McCarthy<br />
Kunst Basics. Pop Art<br />
Ostfildern 2001<br />
Thomas Crow<br />
Die Kunst der Sechziger Jahre<br />
Ostfildern 1999<br />
Tilman Osterwold<br />
Pop Art<br />
Köln 1999<br />
Marco Livingstone (Hg.)<br />
Pop Art<br />
München 1992<br />
Jürgen Jacob<br />
Die Entwicklung der Pop Art in England<br />
Von ihren Anfängen bis 1957<br />
Frankfurt am Main 1986<br />
José Pierre<br />
DuMont‟s kleines Lexikon der Pop Art<br />
Köln 1978<br />
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Literatur zu <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Meinrad Maria Grewenig (Hg.)<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Off the Wall. Pop Art 1957–2009<br />
Völklingen 2012<br />
Showtime<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />
Hamburg 2009<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Magic. Works from 1999–2005<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />
Hamburg 2007<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. The City<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galeria António Prates<br />
Lissabon 2007<br />
Andrew Lambirth<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Between the Sheets – Paintings, Watercolours, Prints 1999-2007<br />
Katalog zur Ausstellung in der Alan Cristea Gallery<br />
London 2007<br />
Andrew Lambirth<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Works<br />
London 2005<br />
Enrico Mascelloni<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Believe It or Not<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore<br />
Bologna 2002<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore<br />
Bologna 1999<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Photo Files<br />
Little Sungoddess<br />
1989<br />
Bronze<br />
14 x 43 x 19 cm<br />
Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />
Hamburg 1999<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Catwalk<br />
Katalog zur Ausstellung in der Fondazione Nicola Trussardi<br />
Mailand 1998<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Obras recientes<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />
Hamburg und Madrid 1995<br />
Marco Livingstone/Richard Llod<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Prints<br />
Katalog zur Ausstellung in der Barbican Art Gallery<br />
London u.a. 1995<br />
Nicola Hodges (Hg.)<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Art & Design Monographs<br />
London/Berlin 1993<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> 1976–1992<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galerie Frank Pages<br />
Baden-Baden 1992<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Bilder, Aquarell, Skulpturen und Lithographien<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />
Hamburg 1992<br />
<strong>Allen</strong> Lambirth<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Sculpture<br />
Katalog zur Ausstellung in der Vivian Art Gallery<br />
Swansea 1992<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Katalog zur Ausstellung in der Wetterling Gallery<br />
Stockholm 1989<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. New Sculpture<br />
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Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries<br />
London 1988<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Skulpturen – Zeichnungen<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galerie Bogislav von Wentzel<br />
Köln 1984<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. An Exhibition of Recent Works<br />
Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries<br />
London 1983<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Stages: Lithographs 1981/82<br />
Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Galleries<br />
London 1982<br />
Marco Livingstone<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Sheer Magic<br />
London 1979<br />
Hans Albert Peters<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Retrospective of Paintings 1957-1978<br />
Katalog anlässlich der Ausstellung in der Walker Art Gallery/Serpentine Gallery/<br />
Staatlichen Kunsthalle<br />
Liverpool/London/Baden-Baden 1979<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Works on Paper<br />
Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Graphics Galleries<br />
London 1976<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Projects<br />
London 1971<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Il Fauno<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte<br />
Turin 1971<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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Katalog zur Ausstellung im Museum Boijmans Van Beuningen<br />
Rotterdam 1969<br />
<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Recent Paintings<br />
Katalog zur Ausstellung in der Galerie Arthur Tooth & Sons<br />
London 1963<br />
Literatur zu weiteren Künstlern<br />
Derek Boshier<br />
Carolin Piontek<br />
Pop Art. R.B. Kitaj, Peter Phillips und Derek Boshier unter den Kriterien der Pop Art –<br />
Ikonographie<br />
München 2011<br />
Paul Cézanne<br />
Roberta Bernabei<br />
Cézanne<br />
München 2012<br />
Götz Adriani<br />
Paul Cézanne. Leben und Werk<br />
München 2006<br />
Robert Delaunay<br />
Gustav Vriesen<br />
Robert Delaunay. Licht und Farbe des Orphismus<br />
Köln 1992<br />
Michel Hoog<br />
Robert Delaunay<br />
München 1983<br />
David Hockney<br />
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David Hockney. A Bigger Picture<br />
Katalog zur Ausstellung in der Royal Academy of Arts<br />
London 2012<br />
Paul Melia/Ulrich Luckhardt<br />
David Hockney. Paintings<br />
München 2000<br />
Wassily Kandinsky<br />
Ulrike Becks-Malorny<br />
Kandinsky<br />
Köln 2008<br />
Hajo Düchting<br />
Wassily Kandinsky 1866-1944. Revolution der Malerei<br />
14. Aufl., Köln 2008<br />
Paul Klee<br />
Boris Friedewald<br />
Paul Klee. Sein Leben – Seine Kunst<br />
München 2011<br />
Fernand Léger<br />
Moma Artist Series<br />
Fernand Léger<br />
New York 2010<br />
Fondation Beyeler (Hg.)<br />
Fernand Léger. Paris – New York<br />
Ostfildern 2008<br />
Roy Lichtenstein<br />
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Gianni Mercurio<br />
Roy Lichtenstein. Kunst als Motiv<br />
Köln 2012<br />
Roy Lichtenstein/Janis Hendrickson<br />
Lichtenstein<br />
Köln 2010<br />
Henri Matisse<br />
Volkmar Essers<br />
Matisse<br />
Köln 2006<br />
Jean Selz<br />
Matisse<br />
München 1990<br />
Jackson Pollock<br />
Leonard Emmerling<br />
Pollock. An der Grenze der Malerei<br />
Köln 2009<br />
Jackson Pollock<br />
Jackson Pollock<br />
Heidelberg 1999<br />
Andy Warhol<br />
Mark Francis (Hg.)<br />
Andy Warhol: Photographs, films, videos, books, interviews<br />
München 2004<br />
Mirror Miró<br />
2009<br />
© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
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Heiner Bastian (Hg.)<br />
Andy Warhol: Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie Berlin<br />
Berlin 2001<br />
Kunstgattungen<br />
Fauves<br />
Marcel Giry<br />
Der Fauvismus<br />
Ludwigsburg 1981<br />
Bernard Denvir<br />
Fauvismus und Expressionismus<br />
München/Zürich 1976<br />
Philosophen<br />
Carl Gustav Jung<br />
Tilman Evers<br />
Mythos und Emanzipation. Eine kritische Annäherung an C.G. Jung<br />
Hamburg 1987<br />
Carl Gustav Jung<br />
Gesammelte Werke<br />
Zürich/Olten 1958-1981<br />
Friedrich Nietzsche<br />
Günter Figal<br />
Nietzsche. Eine philosophische Einführung<br />
Stuttgart 1999<br />
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Giorgio Coli/Mazzino Montinari<br />
Friedrich Nietzsche. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe<br />
Berlin/New York 1967<br />
14. Links<br />
Links zur Pop-Art<br />
Überblick<br />
http://www.pop-art-kunst.de/<br />
Centre Pompidou, Artikel zur PopArt auf Englisch<br />
http://www.centrepompidou.fr/education/ressources/ENS-Object-EN/ENS-<br />
objet-EN.htm<br />
Links zu <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />
Biografie<br />
http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=1640&RID=1<br />
Werke<br />
http://www.popartheaven.com/perl/search.pl?ARTISTL=<strong>Jones</strong><br />
Dokumentation<br />
http://kunstschau.netsamurai.de/2012/06/25/allen-jones-off-the-<br />
wall/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+<br />
KunstPresseSchau+%28Kunst+%7C+Presseschau%29&utm_content=FeedBu<br />
rner+user+view<br />
Links zu Andy Warhol<br />
Das Andy Warhol Museum Pittsburgh<br />
http://www.warhol.org/<br />
Burda Museum Baden Baden, Kurzbiographie<br />
http://www.bad-bad.de/burda-museum/warhol.htm<br />
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Links zu Roy Lichtenstein<br />
Die Roy Lichtenstein Foundation<br />
http://www.lichtensteinfoundation.org/<br />
Biographie<br />
http://www.roy-lichtenstein.de/<br />
Links zu den 1960er Jahren<br />
Planet Schule<br />
http://www.planet-schule.de/wissenspool/die-wilden-60er-jahre/inhalt.html<br />
Luxe, calme et volupté<br />
1978<br />
Öl auf Leinwand<br />
183 x 274 cm<br />
Privatsammlung<br />
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Impressum<br />
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Konzept und Redaktion<br />
Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
Recherche<br />
Jeanette Wagner<br />
Aufsätze<br />
Otto Letze: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Leben und Werk<br />
Sir Norman Rosenthal: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Einige Gedanken<br />
Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen<br />
Stand<br />
Oktober 2012<br />
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