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Lernpaket Allen Jones - Völklinger Hütte

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<strong>Lernpaket</strong> für Lehrer<br />

und Schüler


Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009<br />

13. Oktober 2012 bis 16. Juni 2013, täglich ab 10 Uhr<br />

<strong>Lernpaket</strong> für Lehrer und Schüler<br />

Inhalt<br />

1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen S.2<br />

2. Vorwort S.4<br />

3. Pop-Art S.6<br />

4. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> und die britische Pop-Art S.7<br />

5. Biografie <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> S.9<br />

6. Werkphasen S.12<br />

7. Zeitleiste S.30<br />

8. Unterrichtsvorschläge S.38<br />

9. Quellentexte S.48<br />

10. Zitate S.77<br />

11. Pop-Art-ABC S.79<br />

12. Katalog zur Ausstellung S.83<br />

13. Literatur S.83<br />

14. Links S.92<br />

Impressum<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

mail@voelklinger-huette.org Seite 1


Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen<br />

Öffnungszeiten<br />

bis 16. Juni 2013<br />

Erzhalle, täglich von 10 bis 19 Uhr<br />

Preise<br />

Ermäßigt 10,00 €<br />

Normal 12,00 €<br />

Familien (2 Erwachsene mit Kindern<br />

und Jugendlichen bis 16 Jahre) 25,00 €<br />

Kinder und Jugendliche 3,00 €<br />

Kinder und Jugendliche im Klassenverband 3,00 €<br />

Gebuchte Führung 80,00 € (plus ermäßigten Eintritt)<br />

(max. 30 Personen, Dauer der Führung ca. 1,5 Stunden).<br />

Jahreskarten<br />

Jahreskarten Kinder/Schüler 6,00 €<br />

Erwachsene 25,00 €<br />

Familien 55,00 €<br />

Sonderkonditionen für Schulen<br />

Schulklassenführung im Bonuspaket zum Preis von 100 Euro inkl. Führung<br />

(max. 30 Personen einschließlich Lehrkraft) in der Zeit von Montag bis Freitag<br />

zwischen 10 und 14 Uhr.<br />

Bucht eine Schule zum gleichen Termin drei Führungen zahlt sie nur zwei!<br />

Kontakt/Besucherservice<br />

Telefon +49 (0)6898/9 100 100<br />

+49 (0)6898/9 100 106<br />

Fax +49 (0)6898/9 100 111<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

Service zur Ausstellung<br />

Sonderpublikation zur Ausstellung,<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009, Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Ostfildern 2012, 236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 €<br />

Sheer Magic<br />

1967<br />

Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung<br />

91,4 x 91,4 cm<br />

Privatsammlung<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

2. Vorwort<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, Pop-Art und die <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Sehr geehrte Frau Fachleiterin, sehr geehrter Herr Fachleiter, liebe Freunde<br />

des Weltkulturerbes <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>,<br />

die Popkultur hat unsere Gesellschaft und unser Leben seit den Sechzigerjahren des<br />

20. Jahrhunderts vollständig verändert. Dank der Pop-Art gibt es heute keine<br />

Trennung mehr zwischen Hochkultur und Alltagskultur. Die Wirklichkeit des<br />

Alltagslebens ist im 21. Jahrhundert – dank und wegen der Pop-Art – genauso<br />

kunstfähig wie die industrielle Massenproduktion mit ihrem seriellen Gepräge, wie<br />

weggeworfene und übrig gelassene Dinge des Lebens oder die Stereotypen der<br />

Werbung, wenn sie von Künstlerinnen und Künstlern in den Transformationsprozess<br />

ihrer Kunst einbezogen werden. Ohne die tiefgehende Bewusstseinsveränderung und<br />

Perspektivverlagerung der Pop-Art, die unseren Bewertungsmaßstab von Kultur<br />

vollständig neu definiert hat, wäre die 1986 stillgesetzte <strong>Völklinger</strong> Eisenhütte nie in<br />

den Rang eines UNESCO Weltkulturerbe gelangt. Als 1994 die <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> von<br />

der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt wurde, war das der erste<br />

Höhepunkt eines Prozesses, der wesentlich von der Pop-Art ausgelöst wurde. Der<br />

ehemals industrielle Produktionsort, mit seinen gigantischen Maschinen und<br />

Gebäuden, an dem in aktiver Zeit über 17 000 Menschen am Tag arbeiteten, wird<br />

Schritt für Schritt zu einem Kulturort umgewertet. Es gehört zum Programm eines<br />

solchen Prozesses, bedeutende Positionen der Pop-Art am Ort sichtbar zu machen.<br />

Es ist uns deshalb eine große Freude, dass wir nach den Ausstellungen Duane<br />

Hanson – Sculptures of the American Dream und Mel Ramos. 50 Jahre Pop-Art nun<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall als weitere bedeutende internationale Position der Pop-<br />

Art in der <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> zeigen können.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> schuf Kunstgattungen übergreifende, provokante Interpretationen<br />

gesellschaftlicher Klischees. Diese Kunstwerke sind gleichzeitig Bild, Skulptur und<br />

Environment. »Off the Wall« umfassen sie den gesamten Raum und provozieren.<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

Herzlicher Dank gilt all denen, die dieses spannende Projekt ermöglicht haben, Otto<br />

Letze für die Tournee, meinem Kollegen Manfred Baldauf in der Geschäftsführung<br />

unserer Gesellschaft und meinem Weltkulturerbeteam um Frank Krämer für die<br />

Einrichtung der Ausstellung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall.<br />

Meinrad Maria Grewenig<br />

Generaldirektor und CEO des Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> -<br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

A Figment in Pigment<br />

1969<br />

Öl auf Leinwand<br />

245 x 305 cm<br />

Sammlung Liliane Fawcett<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

3. Pop-Art<br />

Mitte der 1950er Jahre entwickelte sich unabhängig in New York und<br />

London das Phänomen Pop-Art. Künstler wie Peter Blake, Andy Warhol und<br />

Roy Lichtenstein entdeckten die Welt der Unterhaltungsindustrie und der<br />

Werbung als Quelle der Inspiration für ihre Kunst.<br />

Sie isolierten, vergrößerten und verfremdeten die Motive der Massenmedien<br />

in ihren Arbeiten. Andy Warhol erlangte mit der Darstellung einer<br />

Suppendose der Firma Campell 1968 weltweite Berühmtheit.<br />

Die Pop-Art entstand vor dem Hintergrund der damals vorherrschenden<br />

abstrakten Kunstströmungen. Indem die Künstler ihre Werke mit der<br />

Lebenswirklichkeit des Betrachters verbanden, verweigerten sie sich nicht<br />

länger ihrer realen Umwelt. Der britische Pop-Art Künstler Richard Hamilton<br />

forderte der Pop-Art ab „populär, vergänglich, verbrauchbar, billig,<br />

massenproduziert, jung, witzig, sexy, spielerisch, verführerisch,<br />

geschäftstüchtig“ zu sein.<br />

Andy Warhol Roy Lichtenstein<br />

Campbell's Soup Can I M-maybe<br />

1968 1965<br />

(Quelle:<br />

http://www.ludwigforum.de/sammlung<br />

/hauptwerke/warhol2.html)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

(Quelle:<br />

http://www.museumludwig.de/)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen/Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111<br />

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4. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> und die britische Pop-Art<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> zählt zu den Mitbegründern und Hauptvertretern der britischen Pop-<br />

Art. Nach dem Zweiten Weltkrieg, versuchten Künstler sich wieder an einer mehr<br />

figurativen Malweise, als Kontrast zur vorherrschenden Abstraktion. Dabei waren<br />

die Sujets der Pop-Art in Großbritannien nicht im selben Maße der bunten<br />

Konsumwelt gewidmet, wie dies bei der amerikanischen Pop-Art der Fall gewesen<br />

ist. Die Arbeiten waren zudem eher weniger plakativ.<br />

Man kann die Entwicklung der englischen Pop-Art grob in zwei Phasen gliedern.<br />

Als Vorläufer der Pop-Art-Bewegung gilt die „Independent Group (IG)”, die sich um<br />

1952 in London gründete. Zu dieser kleinen Gruppe zählten Maler, Bildhauer,<br />

Architekten, Autoren und Kritiker. Bei ihren Treffen diskutierten sie die Folgen<br />

moderner kultureller Elemente wie Massenwerbung, Filme, Comics, Science Fiction<br />

und Technologie. Anlässlich ihres ersten Treffens im Winter 1952/1953<br />

präsentierte der Bildhauer Eduardo Paolozzi eine Serie von Collagen mit dem Titel<br />

„Bunk!“. Die Collagen setzten sich aus sogenannten „Objets trouvés“ zusammen,<br />

z.B. aus Werbung, Titelseiten von Magazinen und weiteren Grafiken, die oft die<br />

amerikanische Kultur zeigten.<br />

Auf einer dieser Collagen, „I was a Rich Man's Plaything" (dt.: Ich war eines reichen<br />

Mannes Spielzeug), war das Wort „Pop“ zu lesen, welches aus der Pulverwolke<br />

eines Revolvers erschien. Hier taucht das Wort „Pop“ erstmalig in der Kunst auf.<br />

Die „Independent Group“ beschäftigte sich vor allem mit der amerikanischen Pop-<br />

Kultur, speziell der Werbung in den Massenmedien.<br />

Ob das Wort „Pop-Art“ nun von John McHale, dem britischen Maler (1922–1978),<br />

geschaffen wurde oder von dem englischen Kunstkritiker Lawrence Alloway (1926–<br />

1990), die im Winter 1954/1955 im Rahmen eines Treffens der IG über Populärkultur<br />

diskutierten, ist strittig. Unstrittig ist jedoch, dass die Collage „Just what is it that<br />

makes today's homes so different, so appealing?" (dt.: Was macht eigentlich unser<br />

Zuhause heute so anders, so anziehend?) des Londoner Künstlers und<br />

Gründungmitgliedes der IG, Richard Hamilton (geb. 1922), aus dem Jahr 1956 eines<br />

der Schlüsselwerke der Pop-Art ist und zu einer Ikone avancierte. Dieses Werk ist<br />

noch der ersten Phase zuzuordnen. Eine wichtige Ausstellung dieser ersten<br />

Generation von PopArt-Künstlern trug den Titel „This Is Tomorrow“ (1956).<br />

Künstler wie <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, David Hockney (geb. 1937) und Ronald B. Kitaj (geb. 1932)<br />

bilden die zweite Generation. Alle drei kannten sich aus der gemeinsamen<br />

Studienzeit am Royal College of Art in London.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> prägte mit seinen unkonventionellen und provokativen Werken die<br />

moderne Kunst der 60er und 70er Jahre. Bekannt wurde er durch Skulpturen, die<br />

Frauenfiguren als Möbelstücke inszenieren.<br />

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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© Simon Thompson<br />

(Quelle: http://www.telegraph.co.uk/culture/art/3668398/<strong>Allen</strong>-<strong>Jones</strong>-The-day-Iturned-down-Stanley-Kubrick.html)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

In seiner über fünfzigjährigen Werkphase wird deutlich, dass <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> vor<br />

allem ein Ziel verfolgt: „Off the Wall“ – Von der Leinwand wegzukommen und<br />

in der Dreidimensionalität zu arbeiten. Dies geschieht über unkonventionelle<br />

Bildformate („Shaped Canvases“) über Reliefs bis hin zu Skulpturen. Dabei<br />

nimmt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> kritisch und persiflierend den Lifestyle unserer modernen<br />

Gesellschaft ins Visier.<br />

Sein umfangreiches Oeuvre wurde bei wichtigen Pop-Art-Ausstellungen im<br />

Museum of Modern Art (MoMA), der Tate Gallery London, dem Centre<br />

Pompidou Paris oder der documenta in Kassel präsentiert. Die Werkschau<br />

„<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Off the Wall. Pop-Art 1957 – 2009“ bietet einen<br />

repräsentativen Überblick zu dem Oeuvre von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> und entstand<br />

anlässlich des 75. Geburtstages des Künstlers.<br />

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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

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5. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – Biografie<br />

1937<br />

Geburt von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> am 1. September in Southampton, England<br />

1955–1959<br />

Studium der Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London<br />

1959–1960<br />

Studium der Malerei am Royal College of Art in London<br />

Studienkollegen sind Ronald B. Kitaj, Peter Phillips und David Hockney<br />

1960–1961<br />

Ausbildung zum Zeichen- und Mallehrer am Hornsey College of Art in London<br />

1961<br />

Mit weiteren Pop-Art-Künstlern wie Derek Boshier, Patrick Caulfield, David Hockney,<br />

Ronald B. Kitaj und Peter Phillips Teilnahme an der Ausstellung „Young<br />

Contemporaries“<br />

1961–1963<br />

Lehrtätigkeit am Croydon College of Art in London im Fach Lithografie<br />

1963<br />

Verleihung des Prix des jeunes artistes auf der III. Biennale de Paris<br />

1964<br />

Teilnahme an der documenta III<br />

1964–1966<br />

Aufenthalt in New York mit Ehefrau Janet und Kollege David Hockney<br />

1966<br />

Geburt der Zwillinge Sarah und Thea<br />

Erste dreidimensionale Werke<br />

1968<br />

Teilnahme an der documenta IV<br />

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1968–1970<br />

Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg<br />

1969<br />

Frauenfiguren aus Fiberglas<br />

1970<br />

entwirft für das Musical „Oh! Calcutta!“ in London Set und Kostüme<br />

1973<br />

Verleihung des Design and Art Direction Silver Award für den Pirelli-Kalender<br />

1977<br />

Gastprofessor an der University of California in Los Angeles im Fachbereich Malerei<br />

1978<br />

Scheidung von seiner ersten Frau<br />

Model Deirdre Morrow ist seine neue Lebensgefährtin<br />

1979<br />

Erste Retrospektive im National Museum Liverpool<br />

1986<br />

Vollmitglied der Royal Academy of Arts in London<br />

1989<br />

Verleihung des Art and Work Awards<br />

1990–1999<br />

Trustee am British Museum in London, Kurator in der ägyptischen Abteilung<br />

1994<br />

Heirat mit Deirdre Morrow<br />

1995<br />

Retrospektive in der Barbican Art Gallery in London<br />

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1996<br />

Retrospektive in der Kunsthalle Darmstadt<br />

2002<br />

Einzelausstellung in der Royal Academy of Arts in London<br />

2007<br />

Ernennung zum Ehrendoktor der Kunst durch die University of Southampton<br />

Ausstellung in der Tate Britain zum 70. Geburtstag<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> lebt und arbeitet in London und Oxfordshire.<br />

Hot Wire<br />

1970 - 1971<br />

Öl auf Leinwand<br />

243,8 x 365,6 cm<br />

Sammlung Gil Weiss<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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6. Werkphasen<br />

1. Studium<br />

In seiner Studienzeit entsteht sein nach eigenen Aussagen erstes eigenständiges<br />

Werk – ein Selbstporträt, das ihn als schüchternen, verletzlich und verunsichert<br />

wirkenden Zwanzigjährigen zeigt. Dem detailreichen Gesicht steht der flächige<br />

Pullover und Hintergrund gegenüber. Er wendet sich schon hier einer<br />

abstrahierenden Vereinfachung zu. Es finden sich in Farbgebung und<br />

expressionistisch-flächiger Darstellung Anklänge an den britischen Expressionisten<br />

Mark Rothko (1903–1970) und in der klaren Zeichnung des Gesichts Parallelen zu<br />

Ben Shahn (1898–1969), ein Maler des amerikanischen naiven Realismus.<br />

Self-Portrait<br />

1957<br />

Öl auf Holz<br />

54,6 x 38,1 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© l<br />

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2. Fauvismus, Kubismus, Expressionismus<br />

Ende der 1950er Jahre reist er nach Frankreich und sieht die Bilder von Paul<br />

Cézanne, Fernand Léger und Robert Delaunay. In seinen Gemälden der<br />

beginnenden 60er Jahre zeigt sich deren, von kräftigen Farbflächen in Primär-<br />

und Sekundärfarben geprägte Stil. In der Auflösung der klassischen Ansichten<br />

sowie der Vernachlässigung von Perspektive werden Einflüsse von Fauvismus,<br />

Kubismus und Expressionismus deutlich. Das stark abstrahierte Motiv lässt<br />

sich gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Farbabstufungen<br />

werden durch kräftige Farbflächen, häufig in den Grundfarben, abgelöst.<br />

The Artist Thinks<br />

1960<br />

Öl auf Leinwand<br />

121 x 121 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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3. Farbe und Bewegung<br />

Als Lehrer stützt er sich z.B. auf die Schriften des Bauhaus-Künstlers Paul Klee, wie<br />

dessen „Pädagogisches Skizzenbuch“. So entsteht während eines Kurses für Kinder,<br />

die sich mit der normannischen Eroberung Englands beschäftigen, das Bild „The<br />

Battle of Hastings“. Die Schlacht fand am 14. Oktober 1066 statt und stellt den<br />

ersten militärischen Erfolg der französischen Normannen bei der Eroberung<br />

Englands dar. Das normannische Heer unter Herzog Wilhelm dem Eroberer besiegte<br />

die Angelsachsen und deren König Harold II.<br />

<strong>Jones</strong> zeichnet als Verdeutlichung den Schlachtenverlauf mit Hilfe taktischer,<br />

militärischer Symbole an die Tafel. Bei wiederholter Betrachtung der Zeichnung<br />

erkennt er die Flugbahn eines Pfeils. <strong>Jones</strong> setzt die Skizze in einem Gemälde um.<br />

Im linken, oberen Bildteil ist eine abstrahierte Person zu erkennen, die den Pfeil<br />

abschießt. Leicht abfallend setzt sich die Flugbahn in einer Reihe kleinerer<br />

Farbfelder fort. Im unteren Teil des Bildes endet sie mit drei Feldern, die in<br />

zunehmend figurativer Darstellung den Tod Harolds durch einen Pfeil zeigen.<br />

Weiterhin wird diese Flugbahn von einem Linienbündel von oben nach unten<br />

durchbrochen, welches die Stoßrichtung der Normannen verdeutlichen soll. Die<br />

Linien münden schließlich in der Formation der Angelsachsen, die als ein<br />

feuerballähnlicher Kreis dargestellt werden.<br />

Auf Wassily Kandinsky und Paul Klee beruhend werden also hier Bewegung und<br />

Dynamik in kraftvollen, farbigen Flächen erzeugt.<br />

The Battle of Hastings<br />

1961 – 1962<br />

Öl auf Leinwand<br />

182,9 x 182,9 cm<br />

Tate Gallery<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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4. Shaped Canvases<br />

Schon zu Beginn seines Schaffens bricht er die Formen der Malerei auf, indem er die<br />

Leinwände an den Inhalt anpasst. Eine Technik, die u.a. auch sein Studienfreund<br />

David Hockney anwendet. Er nennt sie „Shaped Canvases“ (geformte Leinwände).<br />

Bei den „Busbildern“ erzeugen die teilweise schräg gestellten Seiten den Eindruck<br />

von Geschwindigkeit, „Räder“ werden als zusätzliche, kleine Leinwandstücke<br />

angesetzt. Andere Leinwände vermitteln z.B. den voyeuristischen Blick durch ein<br />

Schlüsselloch. Auf der III. Biennale de Paris erhält er u.a. für zwei seiner Busbilder<br />

den Prix des jeunes artistes.<br />

Large Bus<br />

1966<br />

Lithographien auf zwei Blättern<br />

72 x 108 cm/30 x 51,5 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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5. Collage<br />

Auf anderen Bildern nutzt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> in klassischer Pop-Art-Manier Fotos aus<br />

Zeitschriften, die er farblich verändert und in seine Gemälde einpasst. Diese<br />

Technik, banale Ausschnitte und Fotos aus Zeitschriften zu benutzen, verwendete<br />

der Pionier der britischen Pop-Art, Richard Hamilton, 1956 für „Just What Is It that<br />

Makes Today‟s Homes So Different, So Appealing?”, das als eines der erstes Pop-<br />

Art-Bilder gilt. Die isolierten Versatzstücke werden meistens verfremdet und allein<br />

oder in größerer Zahl zu Collagen verarbeitet.<br />

Self-Portrait<br />

1963<br />

Lithographie mit Fotografie<br />

76,2 x 49,5 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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6. Die Verschmelzung des Weiblichen und Männlichen<br />

In der Farbgebung seiner Gemälde zeigt sich der theoretische Einfluss der<br />

Expressionisten und des Bauhauses. Dabei sollen die Farben bestimmte<br />

Emotionen wecken. Das verbindet er mit F. Nietzsches und C.G. Jungs<br />

Theorien über das Weibliche und Männliche in beiden Geschlechtern, welches<br />

in der Vereinigung zur Perfektion führe. Der „männliche“ Intellekt und die<br />

„weibliche“ Emotion sind nach Nietzsche für den kreativen Akt<br />

gleichbedeutende Kräfte, die gemeinsam zur Vollkommenheit führen. <strong>Jones</strong>„<br />

Bilder mit eng umschlungenen Paaren geben diese Symbolik des<br />

künstlerischen Schaffens wieder, nämlich das Männliche und Weibliche beim<br />

Malprozess zu vereinigen, um so Perfektion zu schaffen. So sind seine Figuren<br />

oft anonym und zeigen eine androgyn, hermaphroditische Weltsicht als<br />

Sinnbild für Ganzheitlichkeit und Kreativität.<br />

Man Woman<br />

1963<br />

Öl auf Leinwand<br />

214,6 x 188,6 cm<br />

Tate Gallery<br />

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7. New York<br />

Im Jahr 1964 zieht er für zwei Jahre nach New York um. Während des Aufenthalts<br />

bereist er die gesamten USA. Die Bilderflut von Werbeanzeigen, Katalogen,<br />

Hochglanzzeitschriften und Fetischmagazinen dient ihm als Materialsammlung, die<br />

er z.T. als Versatzstücke in seinen Bildern verarbeitet. Schon 1962 lässt er sich von<br />

dem Bild „Step-On Can with Leg“ des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Roy<br />

Lichtenstein beeindrucken. Frauen oder nur deren Beine in hochhackigen Pumps, in<br />

Seidenstrümpfen oder Latex, zeigen jetzt eine bisher nur andeutungsweise in<br />

seinem Werk vorhandene Erotik sehr plastisch.<br />

(Quelle: http://thinkmuseum.files.wordpress.<br />

com/2012/08/step-on-can-with-leg1.jpg)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

Roy Lichtenstein<br />

Step-On Can with Leg<br />

1961<br />

First Step<br />

1966<br />

Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung<br />

91,5 x 91,5 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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8. Off the Wall<br />

Er geht nun in der Anpassung seiner Formate einen Schritt weiter und verformt<br />

nicht mehr nur wie bei seinen Busbildern die Leinwand, sondern sprengt sie, indem<br />

er den zweidimensionalen Bildern dreidimensionale plastische Elemente wie<br />

Treppenstufen oder Holzkrawatten anfügt. In den sogenannten „Step Paintings“<br />

sollen die angesetzten Sockel den Betrachter in das Bild hineinführen.<br />

Sheer Magic<br />

1967<br />

Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung<br />

91,4 x 91,4 cm<br />

Privatsammlung<br />

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9. Die plastische Wirkung der Malerei<br />

Sein Malstil wird nun sehr linear und umreißt die Konturen der Figuren, um deren<br />

Körperlichkeit zu betonten. Der ausgearbeitete, sehr feine, manchmal nur lasierende<br />

Farbauftrag und die plastische Auffassung seiner Motive lassen seine Gemälde<br />

skulptural erscheinen. Das unterstreicht die scheinbare Schlichtheit und<br />

Unkompliziertheit seiner Komposition.<br />

A New Perspective on Floors<br />

1966<br />

5 Farblithographien aus einer Serie von 6<br />

76,5 x 56 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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10. „What Do You Mean What Do I Mean?“<br />

Auch andere Künstler und Kunstrichtungen beeinflussen ihn. In den sogenannten<br />

„Cadavre Exquis“-Gemälde der Surrealisten gestaltet jeder Künstler einen Teil eines<br />

Bildes, ohne zu wissen, wie die übrigen Stücke aussehen. <strong>Jones</strong> spiegelt diese<br />

Technik in „What Do You Mean What Do I Mean?“, indem er ein älteres seiner Bilder<br />

fotografisch reproduziert, in Pop-Art-Manier im Airbrush-Verfahren behandelt und<br />

an ein neues Gemälde anfügt.<br />

What Do you mean What Do I mean?<br />

1968 – 1974<br />

Öl auf Fotografie auf Hartfaserplatte<br />

335 x 91 cm<br />

Act Art Collection<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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11. Furniture Sculptures<br />

1969 entstehen seine berühmten Möbel-Skulpturen, inspiriert durch einen<br />

Glücksspielautomaten in einem Casino, der in den Torso einer Frau eingelassen<br />

ist. Die „Furniture Sculptures“ bilden eine Gruppe aus Hutständer, Tisch und<br />

Stuhl. Die Figuren tragen Fetischkleidung aus Leder, sind stark geschminkt und<br />

wirken unpersönlich und puppengleich. Nach eigener Aussage waren die<br />

Figuren gegen das gängige Kunstverständnis, wie eine Skulptur auszusehen<br />

habe, gerichtet.<br />

Diese provokativ sexuelle Darstellung von Frauen als Objekte führte trotz aller<br />

Freizügigkeit der „Swinging Sixties“ auch zu Protesten, gerade seitens der<br />

Frauenbewegung. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wird auf einen Schlag berühmt.<br />

Hat Stand<br />

1969<br />

Mischtechnik<br />

191 x 108 x 40 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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12. Neue künstlerische Felder in den 70er Jahren<br />

Eine Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick für seinen Film „Clockwork Orange“<br />

zerschlägt sich wegen dessen Absicht an <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> kein Honorar zu zahlen.<br />

Die Ausstattung der „Korova Milchbar“ mit Möbeln, die seinen Skulpturen<br />

ähneln, werden schließlich von einem Set-Designer entworfen. Neben der<br />

Ausstattung für die WDR-Fernsehserie „Männer wir kommen!“ übernimmt er<br />

auch die Ausstattung des freizügigen Musicals „Oh! Calcutta!“ in London. 1976<br />

ist <strong>Jones</strong> für das Szenenbild und die Plakate des Films „Maîtresse“ mit Gérard<br />

Depardieu verantwortlich. <strong>Jones</strong> erhält Aufträge aus der Industrie. „Kneeling<br />

Woman“ entsteht als Tapetenmuster. Er entwirft ein Plakat für die<br />

Olympischen Spiele in München, gestaltet den Pirelli-Kalender von 1973 und<br />

Werbeplakate für die Strumpffirma Fogal.<br />

Maîtresse<br />

1976<br />

Öl auf Leinwand<br />

154 x 110 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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13. Die Plastiken beginnend mit den 80er Jahren<br />

In den 80er Jahren beschäftigt er sich wieder mit Möbelskulpturen; die<br />

geschwungenen Holzplastiken sind jedoch weniger provokant als die<br />

Dreiergruppe von 1969, obwohl auch sie meist weibliche Züge aufweisen. Mit<br />

„Tango“ schafft er für das International Garden Festival in Liverpool 1984<br />

seine erste große Stahlplastik. Der scherenschnittartige Stil seiner<br />

großformatigen Plastiken findet sich auch in zahlreichen kleinformatigen<br />

Figurengruppen aus unterschiedlichen Materialien. Den Metall- und<br />

Holzskulpturen gehen Maquetten aus Papier, Karton oder Aluminium voraus,<br />

deren einzelne Elemente von Hand zugeschnitten sind. Diese werden<br />

zusammengesetzt, gedreht und gebogen. So schafft er es, seinen Figuren eine<br />

große Leichtigkeit zu schenken.<br />

Fascinating Rhythm<br />

1982<br />

bemaltes Holz<br />

205,7 x 193 x 98 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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14. Table-Plastiken<br />

Schon in den 80er Jahren gestaltet er im bewussten Rückgriff auf seine<br />

realitätsnahen Plastiken wieder streng geformte Frauenfiguren, die in<br />

Hintergründe eingebunden sind oder auf kleinen Tischen bzw. Sockeln stehen.<br />

Die Frauen sind entweder nackt oder in hautenge Lederkleidung gezwängt. Sie<br />

sind kräftig bemalt, entsprechend der Farbgebung seiner Malerei. Teilweise<br />

erinnert die Strenge dieser Statuen an altägyptische Plastiken. So ist <strong>Jones</strong><br />

dann auch zwischen 1990 und 1999 Trustee, das bedeutet Kurator, in der<br />

ägyptischen Abteilung des British Museum in London.<br />

Enchanteresse<br />

2006<br />

Fiberglas, Leder, rostfreier Stahl<br />

196 x 45 x 45 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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15. Malerei beginnend in den 80er Jahren<br />

Wie bei der Skulptur bleibt er auch bei der Malerei seinem bevorzugten Thema, der<br />

Dynamik des Männlichen und Weiblichen, treu. Die Werke greifen verschiedene<br />

Themenbereiche auf. In einer Reihe von Motiven werden Mann und Frau in Form von<br />

Satzzeichen wiedergegeben. Besonders die Bereiche Musik, Tanz, Theater, Varieté<br />

oder Gesellschaften und Partys nehmen einen breiten Raum ein. In der Piano-Serie<br />

ist gut zu erkennen wie Pianospieler und Sängerin miteinander verschmelzen.<br />

A Question of Grammar<br />

1986<br />

Öl auf Leinwand<br />

152 x 152 cm<br />

Privatsammlung<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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16. Diptychen und Triptychen<br />

Wie schon zu Beginn seiner Karriere schafft er Diptychen und Triptychen,<br />

wobei die nun häufig auftretenden, unterschiedlichen Formate der einzelnen<br />

Tafeln zur Erzeugung einer dreidimensionalen Tiefe benutzt werden und an die<br />

Abfolge von Comic-Strips erinnern. In der Malerei ist ein Diptychon ein<br />

zweiteiliges Gemälde, das zusammen eine Aussage bildet. Die Ausführung mit<br />

drei Tafeln/Bildteilen heißt Triptychon. Üblicherweise handelt es sich um<br />

Andachts- oder Altarbilder, die mit Scharnieren verbunden sind.<br />

Im Triptychon „Interval“ benutzt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine Bild im Bild Technik und<br />

setzt die Leinwände direkt aneinander. Das Werk zeigt das berühmte Bild von<br />

Pablo Picasso „Les demoiselles d'Avignon“.<br />

Interval<br />

2007<br />

Öl auf Leinwand<br />

183 x 183 cm / 138 x 138 cm / 92 x 102 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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17. Ehefrau und Muse<br />

Seit 1994 ist er mit der Designerin Deirdre Morrow, mit der er seit der Scheidung<br />

von seiner ersten Frau Janet Brown im Jahr 1978 zusammenlebt, verheiratet. Als<br />

seine Muse ist sie in zahlreichen Werken wiederzuerkennen.<br />

Lady Mirror<br />

1989<br />

Bleistift auf Papier<br />

150 x 102 cm<br />

Act Art Collection<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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18. Serien<br />

An <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>„ Oeuvre fällt auf, dass er Werkserien mit großem zeitlichem Abstand<br />

fortsetzt. So folgt seinem Werk „Maîtresse“ von 1976 „London Derrière“ von 2008.<br />

Seine Frauen in Möbelgestalt nimmt er angelehnt an den bereits erwähnten<br />

Glücksspielautomaten in „Refrigerator“ 2002 wieder auf. 1991 beschäftigt er sich<br />

darüber hinaus nochmals mit den „Bus-Bildern“.<br />

Refrigerator<br />

2002<br />

Mischtechnik<br />

188 x 84 x 37 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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7. Zeitleiste historischer und politischer Entwicklungen<br />

von den 1950er Jahren bis zur Gegenwart<br />

Die 1950er Jahre<br />

1953<br />

Queen Elizabeth II.<br />

1957<br />

Römische Verträge<br />

Die 1960er Jahre<br />

1960<br />

Bürgerrechtsbewegung<br />

in den USA<br />

Am 2. Juni 1953 wird Elisabeth II. zur Königin gekrönt.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien,<br />

Belgien, die Niederlande und Luxembourg schließen sich<br />

durch die Unterzeichnung der Römischen Verträge zur<br />

EWG zusammen.<br />

Seit Mitte der 1950er Jahre kämpfen große Teile der<br />

afroamerikanischen Bevölkerung und ihr Hauptvertreter<br />

Martin Luther King friedlich um die Aufhebung der<br />

Rassentrennung.<br />

Antibabypille In den USA kommt die Antibabypille auf den Markt und<br />

1961<br />

Bau der Berliner Mauer<br />

1962<br />

Kuba-Krise<br />

ebnet den Weg zur sexuellen Revolution.<br />

Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 trennt<br />

die Mauer West-Berlin vom Ostteil der Stadt.<br />

Ist eine äußerst ernste Konfrontation zwischen den<br />

Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Auslöser ist<br />

die Stationierung US-amerikanischer, nuklearer<br />

Mittelstreckenraketen in Italien und der Türkei im Jahre<br />

1959, gefolgt von der Stationierung sowjetischer<br />

Raketen auf Kuba im Jahre 1962. Niemals zuvor ist ein<br />

Atomkrieg so wahrscheinlich wie zu diesem Zeitpunkt.<br />

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Minirock Die britische Modeschöpferin Mary Quant entwirft den<br />

1963<br />

Ermordung John F.<br />

Kennedys<br />

Minirock, der bereits drei Jahre später ein<br />

Verkaufsschlager war.<br />

Am 22. November 1963 wird Präsident John F. Kennedy<br />

in Dallas/Texas mit mehreren Gewehrschüssen während<br />

einer Fahrt durch die Innenstadt im offenen Wagen<br />

ermordet.<br />

The Beatles Mit der Single „I Want to Hold Your Hand“ gelingt den<br />

1964<br />

Vietnamkrieg<br />

Beatles der internationale Durchbruch.<br />

Beginn der amerikanischen Beteiligung am zweiten<br />

Indochinakrieg. Die brutalen Kampfeinsätze der<br />

Amerikaner werden im Verlauf des Krieges von der<br />

eigenen Bevölkerung stark verurteilt.<br />

1965 Mehr als 17.000 Menschen arbeiten in der <strong>Völklinger</strong><br />

<strong>Hütte</strong>. Es ist die höchste Beschäftigtenzahl in der<br />

1966<br />

Kulturrevolution in China<br />

1967<br />

Jungfernflug der Boeing<br />

737<br />

Geschichte der <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>.<br />

Mao Zedong initiiert eine politische Kampagne, um seine<br />

Macht gegenüber realen und vermeintlichen Gegnern in<br />

der kommunistischen Partei zu behaupten und die<br />

Volksrepublik China ganz nach seinen persönlichen<br />

Vorstellungen umzugestalten. Während ihrer<br />

dreijährigen Hochphase kam es zu Morden,<br />

Misshandlungen, Zerstörungen und Restriktionen.<br />

Im Dezember 1969 erfolgte die Auslieferung der ersten<br />

Boeing 737-100 an die Lufthansa. Die Boeing 737 ist<br />

heute eines der meistgebauten Flugzeugtypen; etwa alle<br />

sechs Sekunden startet eine Maschine.<br />

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Start Farbfernsehen in<br />

der BRD<br />

1968<br />

Höhepunkt der<br />

Studentenbewegung<br />

1969<br />

erste Mondlandung mit<br />

Apollo 11<br />

ARD und ZDF übertragen ab dem 25. August 1967 um<br />

14.30 Uhr in Farbe. Als gemeinsame Testsendung wurde<br />

der französische Film „Cartouche, der Bandit“ gezeigt.<br />

Zusammenschluss von Studenten in den USA und<br />

Deutschland, die gegen die politischen und<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse (Vietnamkrieg, autoritäre<br />

Erziehung) und für die Gleichstellung von Minderheiten<br />

protestieren.<br />

Am 16. Juli 1969 starten Neil Armstrong, Michael Collins<br />

und Edwin Aldrin mit der Raumkapsel Apollo 11 in<br />

Richtung Mond. Vier Tage später betritt Armstrong als<br />

erster Mensch den Mond.<br />

Nordirland-Konflikt Die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten<br />

Die 1970er Jahre<br />

1972<br />

Geiselnahme von<br />

München bei den<br />

Olympischen Spielen<br />

zwischen den katholischen und protestantischen<br />

Bevölkerungsgruppen führen zunehmend zu<br />

gewaltsamen Auseinandersetzungen und<br />

Terroranschlägen, sodass sich die britische Armee zum<br />

Eingreifen gezwungen sieht.<br />

Am 5. September nehmen palästinensische Terroristen<br />

elf israelische Athleten als Geiseln. Bei einem<br />

gescheiterten und unzulänglichen Befreiungsversuch<br />

kommen alle Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf<br />

Terroristen ums Leben.<br />

Erstes Videospiel Das von Atari entwickelte Spiel „Pong“ gilt als Urvater<br />

der Videospiele. Es ist ein virtuelles Tischtennisspiel.<br />

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1973<br />

Ölkrise<br />

EG-Beitritt<br />

Großbritanniens<br />

1974<br />

Watergate-Affäre<br />

1975<br />

Ende des Vietnamkrieges<br />

1977<br />

Deutscher Herbst<br />

Die erste und bisher folgenreichste Ölkrise beginnt im<br />

Herbst 1973, als die Organisation der<br />

erdölexportierenden Länder bewusst die Fördermengen<br />

drosseln, um den Preis für Erdöl zu erhöhen. Dieses<br />

Ereignis geht auch unter dem Namen "Ölembargo" in die<br />

Geschichte ein. Die angesprochene Drosselung der<br />

Fördermengen ist Kalkül und politisches Druckmittel der<br />

OPEC-Staaten, die mit der Politik einiger<br />

erdölimportierender Staaten nicht einverstanden sind.<br />

Am 1. Januar erfolgt unter Premierminister Edward<br />

Heath der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft.<br />

Gravierende Missbräuche von Regierungsvollmachten,<br />

während der Amtszeit des republikanischen US-<br />

Präsidenten Richard Nixon zwischen 1969 und 1974.<br />

Deren Offenlegung ab Juni 1972 führt zum<br />

Verfassungskonflikt, der mit dem Rücktritt Nixons endet.<br />

Trotz der amerikanischen Interventionen steht Indochina<br />

ab diesem Zeitpunkt unter kommunistischer Kontrolle.<br />

Die Zeit und die politische Atmosphäre in<br />

Westdeutschland im September und Oktober 1977 ist<br />

geprägt durch Anschläge der linksextremistischen<br />

Terrororganisation Rote Armee Fraktion. Die Entführung<br />

und Ermordung Hanns Martin Schleyers, die Entführung<br />

des Lufthansa-Flugzeugs "Landshut" und die<br />

Selbstmorde der inhaftierten führenden Mitglieder der<br />

ersten Generation der RAF stellen den Höhepunkt des<br />

deutschen Terrorismus dar.<br />

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Die 1980er Jahre<br />

1981<br />

der erste PC kommt auf<br />

den Markt<br />

Der erste Personal Computer des Unternehmens IBM<br />

kommt auf den Markt. Apple hatte bereits 1977 den<br />

ersten industriell gefertigten Computer vorgestellt.<br />

Aids Aids wird als Pandemie eingestuft.<br />

1986<br />

Stilllegung der <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>: Der letzte Hochofen<br />

wird abgestochen.<br />

1985 Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ erscheint. Bis<br />

heute wurde er in 46 Sprachen übersetzt und 2006<br />

1986<br />

Atomreaktor<br />

Katastrophe in<br />

Tschernobyl<br />

1989<br />

Fall der Berliner Mauer<br />

Die 1990er Jahre<br />

1990<br />

Wiedervereinigung<br />

Deutschlands<br />

verfilmt.<br />

Bedienungsfehler und Mängel der Konstruktion des<br />

Reaktors lösen einen so genannten Super-GAU aus, das<br />

heißt einen Unfall, der die Möglichkeiten der<br />

eingesetzten Sicherheitstechnik überfordert. Große<br />

Mengen an radioaktiver Materie werden in die Luft<br />

geschleudert und verteilten sich hauptsächlich über die<br />

Region nordöstlich von Tschernobyl, sowie über viele<br />

Regionen Europas.<br />

Nach mehr als 28 Jahren Bestand werden in der Nacht<br />

vom 9. auf den 10. November die Grenzen der DDR zur<br />

Bundesrepublik geöffnet.<br />

Am 3. Oktober vollzieht sich die offizielle Deutsche<br />

Einheit.<br />

Das Internet wird für kommerzielle Zwecke nutzbar<br />

gemacht.<br />

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1991<br />

Zweiter Golfkrieg<br />

1991–1995<br />

Zerfall Jugoslawiens<br />

1993<br />

Internet<br />

Der Irak überfällt Kuwait. Alliierte Kräfte unter der<br />

Führung der USA befreien den Golfstaat.<br />

Der Balkankonflikt, der durch<br />

Unabhängigkeitserklärungen der Teilrepubliken<br />

Slowenien, Kroatien, Mazedonien und Bosnien-<br />

Herzegowina und der damit verbundenen Problematik<br />

der ethnischen Vielfalt in den neu gebildeten<br />

Nationalstaaten entsteht, zieht eine Reihe von<br />

Bürgerkriegen nach sich.<br />

Nachdem bereits 1990 beschlossen worden war, das<br />

Internet für kommerzielle Zwecke freizugeben, setzt mit<br />

dem ersten, zudem kostenlosen grafikfähigen Browser<br />

„Mosaic“, eine rasende Entwicklung ein, da nun der<br />

Zugang zum Internet auch für Laien problemlos möglich<br />

ist.<br />

1994 Die UNESCO erklärt die <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong> zum<br />

Weltkulturerbe.<br />

Völkermord in Ruanda Der Völkermord in Ruanda unter den Gruppen der Tutsi<br />

1996<br />

Schaf Dolly<br />

und der gemäßigten Hutu beginnt in der Nacht vom 6.<br />

April zum 7. April 1994 und kostet innerhalb von nur 100<br />

Tagen 500.000 bis 1 Million Menschenleben. Anlass ist<br />

der Konflikt zwischen der damaligen ruandischen<br />

Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische<br />

Patriotische Front.<br />

Nach dem Ende der Apartheid wird Nelson Mandela zum<br />

ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt.<br />

Dolly, das erste geklonte Säugetier, wird geboren.<br />

Der letzte von Frankreichs 210 Atombombentests wird<br />

auf dem Moruroa-Atoll durchgeführt.<br />

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1997<br />

Lady Diana stirbt<br />

1998<br />

Game Boy<br />

Am 31. August 1997 kommt Lady Di bei einem Autounfall<br />

in Paris ums Leben. Die Unfallursache bleibt ist bis heute<br />

ungeklärt.<br />

Die Sonde Pathfinder landet am 4. Juli mit dem<br />

Geländewagen Sojourner auf dem Mars.<br />

In Japan kommt „Game Boy“ auf den Markt.<br />

„Karfreitagsabkommen“ Am 30. April wird das Friedensabkommen für Nordirland<br />

1999<br />

Weltbevölkerung<br />

geschlossen, das „Karfreitagsabkommen“ (Good Friday<br />

Agreement).<br />

Die Anzahl der weltweit lebenden Menschen übersprang<br />

nach Berechnungen der UN erstmals die 6-Milliarden-<br />

Marke.<br />

Sonnenfinsternis Am 11. August 1999 findet in Europa eine totale<br />

Die 2000er Jahre<br />

2001<br />

9/11<br />

2002<br />

Euro<br />

2003<br />

Zweiter Irakkrieg<br />

Sonnenfinsternis statt.<br />

Fundamentalistische Terroristen unternehmen Flugzeug-<br />

Anschläge auf das World Trade Center in New York<br />

sowie das Pentagon und das Weiße Haus in Washington,<br />

wobei letzterer fehlschlägt.<br />

Am 1. Januar 2002 löst der Euro als Zahlungsmittel die<br />

nationalen Währungen von 17 Mitgliedsstaaten der EU<br />

ab.<br />

Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September<br />

2001 beginnt die sogenannte „Koalition der Willigen“<br />

unter der Führung der USA und Großbritanniens den<br />

Zweiten Irakkrieg gegen Saddam Hussein. Die Truppen<br />

werden im Jahr 2011 wieder abgezogen.<br />

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2008<br />

Bankenkrise<br />

2009<br />

Barack Obama<br />

Die 2010er Jahre<br />

2011<br />

Arabischer Frühling<br />

Ungehemmte Spekulationen führen zu einer<br />

Bankenkrise, die zunächst die USA, dann auch die<br />

meisten europäischen Staaten in eine schwere<br />

Wirtschaftskrise stürzt.<br />

Barack Obama wird am 20. Januar 2009 als erster<br />

afroamerikanischer Präsident der USA vereidigt.<br />

Bereits im Dezember 2010 beginnt eine Serie von<br />

Protesten, Aufständen und Revolutionen gegen die<br />

autoritären Regime in der arabischen Welt. Im Jahr 2011<br />

führen diese Protestbewegungen zum Sturz einiger<br />

Staatsoberhäupter, z.B. in Ägypten Muhammad Husni<br />

Mubarak.<br />

Free Spirit<br />

1999<br />

Bronze<br />

64 x 25 x 30 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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8. Unterrichtsvorschläge<br />

Fächerübergreifende Unterrichtsvorschläge für Bildende<br />

Kunst und Politik (gymnasiale Oberstufe)<br />

Unterrichtsvorschlag für das Fach Kunst (Oberstufe)<br />

Thema: Pop-Art<br />

Im Unterricht<br />

Um die Arbeiten des Pop-Art Künstlers <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> erfassen zu können, ist es<br />

wichtig zu klären, was man unter dieser Kunstrichtung versteht. Dazu können<br />

Vertreter der englischen Pop-Art-Bewegung mit den wichtigsten Vertretern<br />

Eduardo Paolozzi, Peter Blake, David Hockney, <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> oder Ronald B.<br />

Kitaj besprochen werden. Zum Vergleich kann die amerikanische Pop-Art mit<br />

Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Jasper Johns herangezogen<br />

werden. Begleitend zu dieser Unterrichtseinheit sind im <strong>Lernpaket</strong><br />

Informationen zu einigen genannten Künstlern enthalten, sowie eine kurze<br />

Erläuterung zur Pop-Art und ein Pop-Art-ABC, in dem die wichtigsten Begriffe<br />

zum Thema aufgeführt sind.<br />

Die theoretische Behandlung der Kunstrichtung kann durch eine praktische<br />

Arbeit ergänzt werden. Vorschläge:<br />

Seriendrucke/Siebdruckverfahren<br />

Werbegrafiken<br />

Collagen<br />

In der Ausstellung<br />

Anhand der Exponate ist es möglich, die Merkmale der Pop-Art noch einmal<br />

nachzuvollziehen oder den Besuch als Vorbereitung für den theoretischen Teil<br />

zu nutzen.<br />

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Thema: Farbe<br />

Im Unterricht<br />

In der Farbgebung der Werke von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> zeigt sich der Einfluss der<br />

Expressionisten und des Bauhauses. Wie auch die Expressionisten benutzt der<br />

Künstler reine und intensive Farben und sagt: „Ich vermeide es nach<br />

Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine Farbe man direkt aus der Tube<br />

aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische Intensität.“<br />

Farbkreis nach Itten<br />

(Quelle:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Jo<br />

hannesItten)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

Sein Einsatz der Farben ist stark von der Theorie des zwölfteiligen Farbkreises<br />

des Bauhauskünstlers Johannes Itten beeinflusst. In seinen Werken spielt die<br />

Gegensätzlichkeit der Farben eine große Rolle.<br />

Die Verwendung von Ausdrucksfarbe soll beim Betrachter bestimmte<br />

Emotionen hervorrufen. Durch Friedrich Nietzsche und Carl Gustav Jung<br />

beeinflusst, spiegelt sich in seinen Werken auch ihre Theorie, nach welcher der<br />

Intellekt eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft ist wider.<br />

Die häufig dargestellten, eng umschlungenen Paare sind eine Metapher für die<br />

Vereinigung der beiden Kräfte, die im kreativen Akt gemeinsam zu<br />

Vollkommenheit führen.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

The Artist Thinks<br />

1960<br />

Öl auf Leinwand<br />

121 x 121 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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In der Ausstellung<br />

Wie wurde Farbe bei den Bildern/den Objekten eingesetzt?<br />

Wo besonders kontrastreich, besonders farbintensiv oder symbolisch?<br />

Wie wurde die Theorie des Farbkreises nach Itten umgesetzt?<br />

Thema: Werkvergleich<br />

Im Unterricht<br />

Innerhalb der Kunstgeschichte ist häufig zu beobachten, dass sich Künstler<br />

durch ihre Werke gegenseitig inspirieren. Auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> adaptierte im<br />

Rahmen seiner Laufbahn Arbeiten von Künstlern wie Henri Matisse oder Joan<br />

Miró, beides Vertreter der Klassischen Moderne. Der 1869 geborene,<br />

französische Künstler Henri Matisse gilt als Begründer des Fauvismus und<br />

malte großflächig, mit intensiven Farben. Der spanische Künstler Joan Miró<br />

wurde 1893 in Barcelona geboren und durch seine fantasievolle Malerei, die oft<br />

an Kinderzeichnungen erinnert, bekannt. Auch er nutze kräftige Farben und<br />

vereinfachte Formen.<br />

Es bietet es sich an, das Original und die Adaption einander gegenüber zu<br />

stellen. Da ein Werkvergleich formalen Kriterien unterliegt, können diese zur<br />

Vorbereitung besprochen werden.<br />

Vorschläge für den Werkvergleich:<br />

siehe nächste Seite<br />

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Henri Matisse<br />

L´Etrange Farandole<br />

1938<br />

(Quelle:<br />

http://www.amolenuvolette.it/root/image/abrupt_cli<br />

o_team.folder/matisse%201931-<br />

1953.folder/010%5Bamolenuvolette.it%5D1938%20projet%20de%20rideau%20pour%20etrange%2<br />

0farandole.jpg) [22.Oktober 2012]<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Arabesque<br />

1997<br />

Holz und Stahl, bemalt<br />

53 x 70 x 35 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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(Quelle: http://media.kunst-fueralle.de/img/15/m/15_egim512~joan-miro_blau-ii.jpg)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

Joan Miró<br />

Bleu II<br />

1961<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Falling Figure<br />

1964<br />

273 x 244 cm<br />

Sammlung Museum Ludwig<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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Thema: „Shaped Canvases“<br />

Im Unterricht<br />

In den sechziger Jahren malt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> seine Werke auf geformte<br />

Leinwände, sogenannte „Shaped Canvases“. Er gibt das traditionelle,<br />

rechtwinklige Bildformat auf und gestaltet die Leinwand nach dem Bildinhalt,<br />

der dadurch verstärkt wird. Die innere Struktur bestimmt den äußeren Rahmen<br />

und umgekehrt.<br />

2 nd Bus<br />

1962<br />

Öl auf Leinwand<br />

123 x 153 cm sowie zwei Leinwände mit<br />

31 x 31 cm<br />

Privatsammlung<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

(Quelle: http://www.bridgemanart.com/en-<br />

GB/news-and-features/collectionhighlights/2009/june/allen%20jones)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

Beispiel: Das<br />

Werk „Falling Woman“ hat die Form eines Schlüssellochs. Man blickt unter den<br />

Rock einer fallenden Frau. Die schlüssellochartige Form und der Blick in den<br />

Intimbereich versetzen den Betrachter in eine voyeuristische Rolle.<br />

Beispiel: Bei der „Bus-Serie“, soll durch eine schräge Leinwand der Eindruck<br />

von Geschwindigkeit vermittelt werden.<br />

Wunderbare Landung<br />

1963<br />

122 x 75 cm<br />

Sammlung Ferens Art Gallery<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

(Quelle:<br />

http://ichef.bbci.co.uk/arts/yourpaintin<br />

gs/images/paintings/fg/large/ery_fg_2<br />

005_5086_large.jpg)<br />

[22.Oktober 2012]<br />

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Beispiele für Thematiken im Unterricht:<br />

Wie wird Geschwindigkeit bei anderen Künstlern dargestellt (z.B. Futurismus)?<br />

Wo wird der voyeuristische Blick in der Kunst noch angewendet?<br />

In der Ausstellung<br />

Bilder der Bus-Serie betrachten und mit eigener Thematik im Unterricht<br />

verbinden.<br />

Thema: Skulpturen<br />

Im Unterricht<br />

Ab den 80er Jahren schafft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> scherenschnittartige Plastiken sowohl<br />

großformatig, für den öffentlichen Raum, als auch kleinformatig, für<br />

Innenräume. Den Skulpturen aus Holz oder Metall gehen verkleinerte Modelle<br />

aus Papier, Karton oder Aluminium voraus. Sie werden mit der Hand<br />

ausgeschnitten, zusammengesetzt, gedreht und gebogen. Den Plastiken<br />

gemein ist die große Leichtigkeit.<br />

Arbeitsvorschlag:<br />

Gestalten eines verkleinerten Modells nach Vorbild der Plastiken von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>.<br />

Acrobat<br />

1992<br />

Chelsea and Westminster<br />

Hospital<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

(Quelle:<br />

http://www.digitimaging.com/wp<br />

-content/uploads/2011/01/Artin-the-City...London_009-<br />

200x300.jpg) [22.Oktober 2012]<br />

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Fascinating Rhythm<br />

1982<br />

bemaltes Holz<br />

205,7 x 193 x 98<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Two to Tango<br />

1997<br />

TaiKoo Place, Hong Kong<br />

© Armand Attard<br />

(Quelle: http://www.weheart.co.uk/uploadimages/swirehotelsart8.jpg)<br />

[22.Oktober<br />

2012]<br />

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Unterrichtsvorschlag für das Fach Politik (Oberstufe)<br />

Thema: Die gesellschaftliche Stellung der Frau<br />

Im Unterricht<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wirkte in den 60er Jahren in einer Zeit, in der die feministische<br />

Bewegung in Europa und den USA immer mehr an Raum gewinnt. Noch 1958<br />

konnte der Ehemann in Deutschland nach Belieben den Anstellungsvertrag<br />

seiner Frau kündigen und bereits gute zehn Jahre später bekennen 374<br />

Frauen, darunter Romy Schneider und Senta Berger: "Wir haben abgetrieben!“<br />

Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft durchlebt einen rasanten Wandel.<br />

Eines der durchgehend behandelten Themen bei <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ist die Frau. Oft<br />

werden sie in Lack- und Lederkleidung dargestellt. Das aufsehenerregendste<br />

Werk sind seine „Furniture Sculptures“, die bei ihrer Erstausstellung 1970 auf<br />

heftige Kritik seitens der Emanzipationsbewegung stoßen. In dem Werk<br />

verdinglicht er die spärlich in Lack gekleideten Frauenfiguren zu Möbelstücken.<br />

Die Empörung gipfelt in einem Säureattentat auf die Skulptur „Chair“.<br />

In der Ausstellung<br />

Bei diesem Thema ist es sinnvoll, sich die Werke vor Ort anzuschauen.<br />

Hat Stand<br />

1969<br />

Mischtechnik<br />

191 x 108 x 40 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong><br />

<strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Table<br />

1969<br />

Mischtechnik<br />

60,9 x 83,8 x 144,8 cm<br />

Sammlung Gunter Sachs<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Chair<br />

1969<br />

Mischtechnik<br />

77 x 100 cm<br />

Sammlung Gunter Sachs<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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Thema: Historische und gesellschaftliche Ereignisse von 1960–2007<br />

Im Unterricht<br />

Hier kann die im <strong>Lernpaket</strong> enthaltene Zeitleiste den Ausgangspunkt bilden,<br />

um Themen auszusuchen.<br />

Mögliche Themen:<br />

Bürgerrechtsbewegung in den USA<br />

Ölkrise<br />

Fall der Berliner Mauer<br />

Poster für die Olympischen Spiele<br />

in München<br />

1972<br />

Lithografie<br />

102 x 64 cm<br />

Sammlung Institut für<br />

Kulturaustausch, Tübingen<br />

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9. Quellentexte<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Leben und Werk<br />

von Otto Letze<br />

»Er war jung, dynamisch und britisch – und der provokanteste Pop-Künstler jener Zeit. Nur<br />

Galerien wagten, seine lackbestiefelten, naturgetreuen Frauenfiguren zu zeigen.«<br />

Andy Warhol hat seine Marilyns, Roy Lichtenstein seine »comic book paintings«, Tom<br />

Wesselman seine Great American Nudes. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> hat seine »furniture sculptures«, die<br />

ihm einen Stern auf dem Walk of Fame der Pop-Art gesichert haben. Nur war es für <strong>Jones</strong><br />

sicherlich am schwierigsten, seinen Stern zu erlangen. Heftige Kontroversen, Rauchbomben<br />

und sogar Säureattacken hinderten diese dreiteilige Möbelfigurengruppe lange Zeit daran,<br />

ihren wohlverdienten Platz am Firmament der Pop-Art-Meisterwerke einzunehmen. Besagte<br />

drei 1969 entstandene Frauenfiguren bilden zusammen ein elementares<br />

Wohnzimmermobiliar der ungewöhnlichsten Art: Eine der Frauenfiguren kniet auf allen<br />

Vieren – leicht bekleidet in Leder, lediglich mit Slip, Korsett, Handschuhen sowie<br />

hochhackigen Stiefeln. Ihr flacher Rücken dient als Untergestell einer Glastischplatte, die sie<br />

dank eines auf dem Boden vor ihren Augen liegenden Handspiegels wiederum betrachten<br />

kann. Die zweite Figur agiert in ähnlicher Aufmachung – mit nacktem Oberkörper, ebenso<br />

stark geschminkt – als Stuhl beziehungsweise Sessel: Sie liegt auf dem Rücken, ihre<br />

Oberschenkel berühren ihre Brüste und die Unterschenkel streckt sie in die Höhe, sodass<br />

diese als Rückenlehne dienen können. Das lebensgroße Trio wird durch eine stehende und<br />

ebenfalls leicht bekleidete weibliche Figur vervollständigt, die als Hutständer konzipiert ist.<br />

Eine Radikalisierung der Aussage dieser Möbelskulpturen ergibt sich aus ihren plakativen<br />

Titeln: Table, Chair und Hat Stand. Sie reduzieren die Frauenfiguren auf ihre Funktion; die<br />

weiblichen, ihrer Persönlichkeit beraubten Wesen mutieren zu Möbelstücken. Eine derartige<br />

voyeuristische Präsentationsform brachte dem damals 32-jährigen Künstler auf einen Schlag<br />

zum einen internationale Bekanntheit und immer vollere Auftragsbücher, zum anderen aber<br />

auch heftige Kritik der Emanzipationsbewegung ein, die sich bis zum heutigen Tag noch nicht<br />

ganz gelegt hat. Vermutlich sind die Verantwortlichen für den Vandalismus an seinen Werken<br />

in eben diesen Kreisen zu suchen. Aber all dies hat <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nicht daran gehindert, den<br />

Frauenkörper weiterhin in seinen Werken zu thematisieren.<br />

Geboren wurde <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> am 1. September 1937 in Southampton als Sohn walisischer<br />

Eltern. Bereits kurz nach seiner Geburt siedelt die Familie nach London über. Dort erlebt er<br />

im jungen Alter von vier Jahren »The Blitz«, die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf<br />

London; dieses einschneidende, schreckliche Ereignis gehört zu seinen frühesten<br />

Kindheitserinnerungen.<br />

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Von 1955 bis 1959 studiert er Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London.<br />

In dieser Zeit entsteht eines seiner frühesten Werke, Self-Portrait (1957). Es zeigt den 20-<br />

jährigen, sehr schüchtern und verunsichert wirkenden Künstler mit Hemd und dunklem<br />

Pullover vor einem neutralen rötlichen Hintergrund. Während das Gesicht noch detailliert<br />

ausgearbeitet ist, sind Pullover und Hintergrund sehr flächig gehalten und markieren damit<br />

schon eine Hinwendung zur abstrahierenden Vereinfachung. Die weiche, runde<br />

Pinselführung folgt der Form des Porträtierten, wodurch das Zusammenspiel von Fläche<br />

und Farbe an Bedeutung gewinnt. In diese frühe Schaffensphase fallen auch seine ersten<br />

grafischen Werke.<br />

Ende der 1950er-Jahre reist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nach Frankreich, wo er in der Provence neben<br />

Arles auch das einstige Atelier von Paul Cézanne in Aix-en-Provence sowie das Musée<br />

national Fernand Léger in Biot besucht. In Paris sind es vor allem die Bilder des Malers<br />

Robert Delaunay im Musée d‟Art Moderne de la Ville, die ihn nachhaltig beeindrucken. Von<br />

1959 bis lediglich 1960 setzt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> sein Malereistudium am renommierten Royal<br />

College of Art in London fort, wo er zusammen mit dem amerikanischen Maler und<br />

Druckgrafiker Ronald B. Kitaj sowie mit den englischen Malern Peter Phillips, David<br />

Hockney und Derek Boshier in einer Klasse arbeitet. Sie alle waren Zeugen der Geburt der<br />

britischen Pop-Art-Bewegung, setzten sich kritisch damit auseinander und wurden bald –<br />

nach den Pionieren Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi – zu den wichtigsten Vertretern<br />

der zweiten Generation der britischen Pop-Art. Bereits am Ende seines ersten<br />

Studienjahres am Royal College of Art musste <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wegen heftiger<br />

Auseinandersetzungen mit dem Lehrkörper das College verlassen. Das Lehrerkollegium<br />

hatte offensichtlich mit mehreren provokanten Künstlern aus seiner Klasse Probleme. Die<br />

Ausbildung am Royal College of Art zielte darauf hin, Kunstlehrer und nicht freie Künstler<br />

auszubilden. Freie Kunst und Interpretation stellte nur einen kleinen Anteil im<br />

Lehrprogramm dar und das enge Korsett des klassischen Kunstlehrekanons wurde von<br />

vielen Künstlern am College immer wieder gesprengt. Dass es ausgerechnet <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

war, der des Colleges verwiesen wurde, war eine willkürliche Entscheidung. Es sollte ein<br />

Exempel statuiert werden, das ihn und seine Kommilitonen abschrecken sollte; es hätte<br />

auch jeden anderen treffen können.<br />

Während seiner Studienjahre interessiert <strong>Jones</strong> sich für formale Fragen der abstrakten<br />

Malerei, ohne die Figürlichkeit ganz aufzugeben. Er beginnt schon zu diesem frühen<br />

Zeitpunkt seiner Karriere, die formalen Konventionen der klassischen Malerei zu<br />

durchbrechen. In den 1960er-Jahren schafft er seine ersten sogenannten Shaped Canvases.<br />

Diese Leinwände überwinden die viereckige Form, um dadurch einerseits Inhalte zu<br />

verstärken, andererseits um die Expressivität der Werke zu akzentuieren. Ein Beispiel dafür<br />

ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Bus-Serie, in der die schrägen Leinwände den Eindruck von Geschwindigkeit<br />

vermitteln.<br />

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Oder auch sein 1964 entstandenes Werk Falling Woman: Durch die schlüssellochförmige<br />

Leinwand erhascht der Betrachter einen Blick auf den Intimbereich einer fallenden Frau. Die<br />

ungewöhnliche Form versetzt den Betrachter in die physische Position des Voyeurs. Um die<br />

Illusion des Schlüssellochblicks zu komplettieren, bedient sich <strong>Jones</strong> der Farbabstufung und<br />

schafft somit den Anschein von Tiefe. Auch Marriage Medal, Wunderbare Landung und<br />

Cockpit (alle von 1963) sind Beispiele für Shaped Canvases.<br />

1961 kehrt <strong>Jones</strong> an das Hornsey College zurück, wo er eine Ausbildung zum Zeichen- und<br />

Mallehrer absolviert. Zwischen 1961 und 1963 unterrichtet er Lithografie am Croydon<br />

College of Art und 1964 Zeichnen an der Chelsea School of Art. Die Lithografie, sein<br />

bevorzugtes grafisches Verfahren, begleitet den Künstler bis heute. Ideen und Motive, die<br />

sich in seinen Gemälden kristallisieren, sind oft in seinen Lithografien und Zeichnungen<br />

bereits zuvor bearbeitet worden. Andere, in Gemälden entstandene Motive werden später<br />

häufig in Lithografien verarbeitet oder neu dargelegt. Die Interaktion und die<br />

Gleichwertigkeit dieser und weiterer Gattungen sind charakteristisch für <strong>Jones</strong>‟ Œuvre.<br />

Auch seine Lehrtätigkeit wird über die nächsten 40 Jahre ein fester Bestandteil seines<br />

Lebens bleiben.<br />

Angeregt durch die Lektüre Friedrich Nietzsches, Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs,<br />

auf die sich bereits vor <strong>Jones</strong> verschiedene Künstler bezogen haben, wie zum Beispiel René<br />

Magritte, Salvador Dalí und Willem de Kooning, ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Werk Anfang der 1960er-<br />

Jahre inhaltlich stark psychologisch ausgerichtet. Nietzsche und Jung definierten den<br />

Künstler als jemanden, der über sich selbst hinaus schafft. Nach Nietzsche ist der Intellekt<br />

eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft. Für den kreativen Akt sind beide<br />

gleichbedeutende Kräfte. <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> folgt diesem kulturpsychologischen Ansatz, indem er<br />

seine Bilder als Versuch darstellt, beide Bestandteile der menschlichen Seele miteinander<br />

zu versöhnen. Seine eng umschlungenen Paare sind Metaphern des kreativen Akts und der<br />

ganzheitlichen Synthese zwischen gleichberechtigten männlichen und weiblichen Elementen<br />

im künstlerischen Schaffensprozess. Hieraus entwickelt sich das prägnanteste Bildmotiv,<br />

das heute noch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Werke bevölkert: Wo-Men! Frauen-Männer! So wie das<br />

englische Wort für »Frau« sich den Stamm mit jenem für »Mann« teilt, so entwickelte <strong>Jones</strong><br />

eine androgyne, hermaphrodite Weltsicht, die er in seinen Bildern immer wieder zum<br />

Ausdruck bringt.<br />

Wenn man von einigen Auftragswerken oder auch der Tatsache, dass er gerne seine<br />

Ehefrauen als Modell nahm, absieht, bleiben die männlichen und weiblichen Figuren bei<br />

<strong>Jones</strong> stereotypisch anonym. Ihn interessiert ihre Kraft und Präsenz auf der Leinwand weit<br />

mehr als einzelne Menschen. Ein frühes Beispiel hierfür ist das Ölgemälde Hermaphrodite<br />

aus dem Jahr 1963 (Abb. 10), übrigens das erste Werk von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, das von einem<br />

Museum angekauft wurde.<br />

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In seiner Dialektik zwischen Maskulinität und Femininität reflektiert dieses Werk Intellekt<br />

versus Emotion, Spiritualität versus Sensualität.<br />

Hinsichtlich dieses Aspekts versteht <strong>Jones</strong> ein Werk des amerikanischen Malers Jackson<br />

Pollock, Guardians of the Secret von 1943, als ein Schlüsselwerk. Der abstrakte<br />

Expressionist war in den 1940er-Jahren vom Surrealismus und von der Idee fasziniert, dass<br />

die Quelle der Kunst aus dem Unterbewusstsein kommt. i Im frühen Stadium seines<br />

Schaffens hatte Pollock, wie die Surrealisten und auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, einen engen Bezug zur<br />

Psychoanalyse. In diesem noch vor seiner »Dripping«-Technik entstandenen Werk setzt der<br />

amerikanische Künstler sich mit unterschiedlichen Einflüssen auseinander: amerikanischer<br />

naiver Malerei und Masken, Picasso sowie den Ideen Carl Gustav Jungs. Der Bildinhalt ist<br />

auf zwei konzentrische, rechteckige Bereiche verteilt: Links im Außenbereich steht eine<br />

weiblich anmutende Figur, zu der rechts symmetrisch das männliche Pendant wacht. Diese<br />

Wächter scheinen ein Geheimnis im inneren Bereich zu schützen, das wie auf einer Bühne<br />

präsentiert wird. Diese Präsentationsart zusammen mit der männlich-weiblichen Dualität<br />

sind Verknüpfungspunkte zu <strong>Jones</strong>‟Œuvre. Einige seiner Werke tragen sogar als Titel Zitate<br />

aus Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra (1891). Dies unterstreicht die wesentliche<br />

Rolle, die der Philosoph und speziell dieses Werk für <strong>Jones</strong>‟ künstlerisches Schaffen spielt:<br />

»Ich habe es als Prüfstein verwendet. In Schaffenskrisen habe ich durch Zarathustra eine<br />

Erkenntnis gewonnen, wenn ich ›Kreativität‹ durch ›Superman‹ ersetzt habe.«<br />

Stilistisch ist sein Frühwerk – ähnlich wie das von David Hockney – geprägt von Rückgriffen<br />

auf die Kunst vor 1945: Während sein Grey Self-Portrait von 1960 mit seinen kühlen<br />

Grautönen noch sehr vom Einfluss der europäischen Kubisten zeugt, steht sein Selbstporträt<br />

The Artist Thinks aus demselben Jahr mit seinen leuchtenden und flächenbildenden Farben<br />

eher in der Tradition der Fauvisten wie Henri Matisse oder André Derain. Wie die Wegbereiter<br />

der Abstraktion, Wassily Kandinsky und Robert Delaunay, so malt auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> bis heute<br />

abstrahierend von Gegenstand und Lokalkolorit, ohne dass sich sein Werk je völlig von der<br />

Präsenz der Figur löst. Als Maler und Sekretär beteiligt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> 1961 an der<br />

Ausstellung Young Contemporaries, die vor allem der zweiten Generation der britischen Pop-<br />

Art – das öffentliche Interesse an den Werken der Pioniere Richard Hamilton und Eduardo<br />

Paolozzi war Ende der 1950er-Jahre schon etwas abgeebbt – zum internationalen<br />

Durchbruch verhilft. Nicht zuletzt durch die Teilnahme an dieser Gruppenausstellung wurde<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> anschließend von der Galerie Arthur Tooth & Sons in London unter Vertrag<br />

genommen und in den darauffolgenden Jahren regelmäßig in Einzelausstellungen<br />

präsentiert. 1963 erhält <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> auf der Troisième Biennale de Paris: Manifestation<br />

biennale des jeunes artistes im Musée d‟Art Moderne de la Ville de Paris den Prix des jeunes<br />

artistes für seine Werke 3 rd Big Bus Red (1962), 10 th Bus Cornering (1962) sowie Parachutiste<br />

No. 2 (1963).<br />

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»1905 wollte man [als Künstler] nach Paris gehen. Und in den frühen 1960er-Jahren war für<br />

jedermann klar, dass New York der Ort war, an dem man sich messen wollte.« Kurz nach der<br />

Pariser Biennale zieht es <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> wie seinen Studienkollegen David Hockney 1964 mit<br />

seiner damaligen Ehefrau Janet (geb. Bowen) nach New York. Zwei Jahre zuvor hatte er<br />

bereits seine erste Begegnung mit der amerikanischen Pop-Art, die ihn schwer beeindruckte.<br />

Speziell das Werk Step-On Can with Leg von Roy Lichtenstein faszinierte <strong>Jones</strong> und<br />

motivierte ihn, künstlerisch lieber seinen Träumen nachzugehen anstatt sich an die Regeln<br />

der formellen Kunsterziehung zu halten. ii Nachdem sich <strong>Jones</strong> zuerst in der berühmten<br />

Künstler- und Bohemienunterkunft, dem Chelsea Hotel in New York, eingemietet hatte,<br />

unternimmt er eine ausgedehnte Reise durch die USA. Eine besondere Begeisterung<br />

entwickelt er für Kalifornien; nach einem Aufenthalt in New Mexico hält er sich im Rahmen<br />

eines Stipendiums am Tamarind Lithography Workshop, Inc. in Los Angeles auf. iii Immer<br />

wieder wird <strong>Jones</strong> dorthin zurückkehren, um unter anderem auch an der University of<br />

California (in Los Angeles und Irvine) zu unterrichten. Er bleibt insgesamt zwei Jahre in den<br />

USA, bevor er nach England zurückkehrt. Kurze Zeit später werden seine Zwillingstöchter<br />

Sarah und Thea geboren. Während Hockney seine Aufmerksamkeit auf die Bildwelt des<br />

Massenkonsums lenkt, entdeckt <strong>Jones</strong> in den USA den reichen Bildervorrat erotischer,<br />

sexuell konnotierter Illustrationen und populärer Druckgrafik, wie sie unter anderem in<br />

Bestellkatalogen, Hochglanzzeitschriften, Werbeanzeigen und auf Merchandising-Produkten<br />

der 1940er- und 1950er-Jahre zu finden sind. Diese stereotypen, bislang nicht kunstwürdigen<br />

Darstellungen des weiblichen Körpers verwendet er, um eine neue, unkonventionelle und<br />

irritierende Bildsprache zu entwickeln. Versatzstücke aus Fetischcomics und<br />

Transvestitenkleidung sowie Nachtclubschönheiten werden zum Bildgegenstand erhoben:<br />

Frauen tragen oft Kleidung aus Leder oder Gummi. Diese Themen dienen <strong>Jones</strong> als Vorlage<br />

für künstlerisch ambitionierte, motivisch jeweils scharf umrissene Gemälde, die für sein<br />

weiteres Schaffen charakteristisch werden sollten. Von nun an konzentriert <strong>Jones</strong> sich<br />

darauf, die in seiner Arbeit bislang eher latent angelegte Erotik mit deutlich aggressiverer<br />

Geste herauszuarbeiten.<br />

<strong>Jones</strong>‟ Werke dieser Zeit sind teils noch zweidimensional, doch werden immer wieder auch<br />

dreidimensionale Elemente ins Bild eingebracht. Mit dem Einfügen realer Sockel oder<br />

Treppenstufen (First Step, 1966 und La Sheer, 1968), dem Montieren einer hölzernen<br />

Krawatte auf ein Porträt (Curious Man, 1964) oder einem mit Epoxidharz befüllten<br />

Plastikbusen (Curious Woman, 1964/65) bewegt sich <strong>Jones</strong> künstlerisch einen Schritt weiter<br />

in Richtung Skulptur, hinein in die Dreidimensionalität. Für den Betrachter potenziert sich so<br />

die Illusion der Nähe zum Geschehen im Bild. In den sogenannten Step Paintings dienen die<br />

Sockelkonstruktionen dazu, den Betrachter ins Bild hineinzuführen.<br />

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Für die Akteure auf der Leinwand wirken diese dreidimensionalen Elemente wie eine subtile<br />

Einladung, das Medium Leinwand zu verlassen und den realen Raum zu betreten. Der<br />

Prozess des konturierten Überzeichnens, des »Aufblasens« seiner erotischen<br />

Fetischbildinhalte, gipfelt vorerst 1969 in der Schaffung der eingangs erwähnten berühmt-<br />

berüchtigten Möbelskulpturen. Er lässt die Figurengruppe nach einem Besuch in einer<br />

Spielhalle in Reno, Nevada, anfertigen. Von dort hat er die Fotografie einer sogenannten<br />

»slot machine« mitgebracht, eines Spielautomaten in Form einer Frauenfigur, die auf<br />

sexistische Weise als Showgirl inszeniert wird. In Anlehnung daran sind <strong>Jones</strong>‟ surreal-<br />

masochistische Schaufensterpuppen-Möbel Frauenfiguren in engen Korsagen.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Malstil dieser Zeit entwickelt sich zu einem sehr linearen, der die Konturen klar<br />

umreißt, als Mittel, um die Körperlichkeit der dargestellten Figuren zu betonen, ja zu<br />

überbetonen. Aufgrund des feinen, elaborierten Duktus und der plastischen Auffassung<br />

seiner Motive erscheinen die gemalten Bilder durchaus skulptural. Ein Beispiel hierfür stellt<br />

<strong>Jones</strong>‟ Beitrag für die documenta 4 in Kassel 1968 dar, wo er zusammen mit Andy Warhol<br />

und anderen Künstlern einige seiner Werke als Repräsentant der nun etablierten Pop-Art-<br />

Bewegung vorstellte. Das ungewöhnliche Triptychon Perfect Match von 1966/67 besteht aus<br />

drei übereinander montierten Leinwänden, die durch scharfe schwarze Konturen sowie Licht-<br />

und Schattendarstellungen einen Frauenkörper wiedergeben. Weitere auf der documenta 4<br />

ausgestellte Werke waren A Matter of Fact (1967/68) sowie What Do You Mean What Do I<br />

Mean? (1968). Bei Letzterem handelt es sich um ein Diptychon in schmalem Hochformat. Der<br />

untere Teil des Gemäldes stellt ein älteres Werk des Künstlers, Wet Seal von 1966, dar. Diese<br />

Vorlage ist hier in Form einer mit Airbrush übermalten Fotografie auf Holz bearbeitet und<br />

zeigt ein Paar muskulöser Frauenbeine in eng anliegenden schwarzen Leggins mit hohen<br />

Absatzschuhen. Der obere Teil des Diptychons gibt eine vollbusige Frau mit wehenden<br />

Haaren, erschrockenem Gesichtsausdruck und tränenden Augen wieder.<br />

Im Jahr der documenta-Teilnahme produziert <strong>Jones</strong> sein erstes Künstlerbuch mit dem Titel<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Figures. Das Buch vereint einen umfangreichen Fundus an Material wie<br />

Zeitschriften und Werbung aus <strong>Jones</strong>‟ Beständen, das ihn zu zahlreichen seiner Kunstwerke<br />

inspiriert hat. Außerdem sind Skizzen und Studien sowie Fotografien zu einer Reihe von<br />

bedeutenden Werken darin enthalten, wie zum Beispiel von A Figment in Pigment (1969),<br />

Perfecto (1969) sowie Chair und Hat Stand (1969). Besonders interessant ist dabei <strong>Jones</strong>‟<br />

Kategorisierung des Quellenmaterials in Themen wie etwa »Women in ecstasy«, »Women in<br />

synthetic garments«, »Women as rhythm«, »Women on benches«, »Water women« und<br />

»Women as men«. Die Frau erweist sich für den Kreativen <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> als unerschöpflicher<br />

Fundus an Ideen und Motiven. Im Anschluss an die documenta 4 erhält <strong>Jones</strong> von 1968 bis<br />

1970 eine Gastdozentur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1969 lehrt er als<br />

Gastprofessor Malerei an der University of South Florida in Tampa.<br />

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Die 1970er-Jahre stehen im Zeichen der Auseinandersetzung mit weiteren künstlerischen<br />

Disziplinen: 1970 entwirft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Ausstattung und Kostüme für die erotisch-freizügige<br />

Bühnenrevue 0h! Calcutta! in London, geschrieben vom britischen Theaterkritiker Kenneth<br />

Tynan. Wieder geht es um die Beziehungen von Mann und Frau und deren Wirrnisse. Die aus<br />

sechs Sketchen bestehende Show war zu jener Zeit sehr kontrovers, denn das Ensemble –<br />

sowohl seine männlichen als auch weiblichen Mitglieder – trat in mehreren Szenen nackt auf.<br />

Der Titel stellt eine Verballhornung aus dem Französischen dar: Oh quel cul t‟as (»Oh, was<br />

für einen Hintern Du hast«) ist abgeleitet aus dem Titel eines Kunstwerks des französischen<br />

Malers Clovis Trouille. In dieser Inszenierung experimentiert <strong>Jones</strong> mit dem Licht. Die<br />

Theaterbühne gestaltet er als »Lichtschachtel«, in die er anstatt farbiger Kulissen Darsteller<br />

als mobile Bildpunkte einsetzt und mit deren Schattenwurfeffekten überrascht. Die Kostüme<br />

der Schauspieler sind wie bei den Figuren seiner Gemälde und Skulpturen eng anliegend,<br />

knapp und äußerst freizügig.<br />

Für die Fernsehproduktion Männer wir kommen! des Westdeutschen Rundfunks mit Senta<br />

Berger in der Hauptrolle entwirft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> die Kostüme und das Set-Design. Sein<br />

Engagement für diesen 1970 unter der Leitung des holländischen Regisseurs Bob Rooyens<br />

entstandenen Film belegt erneut, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er sei ein –<br />

wenngleich intellektuell zynischer – männlicher Chauvinist, nicht zutreffen. Die Sendung ist<br />

aus heutiger Sicht eine moderne, ironische Satire auf die Emanzipationsbewegung der Frau,<br />

umgesetzt in Form einer farbenfrohen, poppigen Show, bei der stark mit den damals neuen<br />

Möglichkeiten der elektronischen Bildbearbeitung experimentiert wurde. Unter anderem<br />

bewegen sich Frauen auf einem lebensgroßen Brettspiel und dürfen sich entsprechend ihrer<br />

Aktionen vor- und zurückbewegen: »Politikerin, ein Feld vor ... Hausfrau, vier Felder zurück,<br />

Sie haben Ihrem Mann die Schuhe geputzt ... Arbeiterin, 3 Felder vor, Sie haben eine andere<br />

Partei gewählt als Ihr Mann ...«<br />

Kurz nach seiner Kooperation mit dem WDR veröffentlicht <strong>Jones</strong> sein zweites Künstlerbuch,<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Projects (1971), in dem neben Männer wir kommen! einige andere seiner<br />

realisierten und auch nicht realisierten Projekte für Film, Fernsehen sowie Oper und Theater<br />

anhand von Aufschrieben, Entwürfen und Fotografien beziehungsweise Filmstills vorgestellt<br />

werden. Darunter befindet sich auch das nicht realisierte Filmprojekt A Clockwork Orange:<br />

Als Reaktion auf einen Ausstellungsbesuch und der Betrachtung seiner Möbelskulpturen<br />

erhält <strong>Jones</strong> im Februar 1970 eine Anfrage von Regisseur Stanley Kubrick, der die<br />

Figurengruppe in einer Szene seines neuen Films A Clockwork Orange einsetzen will. Der<br />

Versuch Kubricks, <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ohne jegliches Honorar für das komplette Set-Design und die<br />

Kostümgestaltung zu gewinnen, scheitert – vermutlich aufgrund der zu direkten, plumpen<br />

Art, mit der Kubrick dem intellektuellen Künstler begegnet.<br />

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So blieben in der Endfassung des Films nur <strong>Jones</strong>‟ Entwürfe der Kaffeetische und der<br />

Kostüme der Kellnerinnen als Inspirationsquelle für die Innenausstattung der Korova Milk<br />

Bar, einer der Hauptschauplätze des Films, wo Milch und Drogen serviert werden.<br />

In den 1970er-Jahren avanciert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – auch ohne die Hilfe von Stanley Kubrick, von<br />

dem er später sagen wird, er habe ein größeres Ego als jeder andere Künstler, den er kenne iv<br />

– zu einem berühmten und gefragten Mann in der Kunstszene. Seine Preise steigen und für<br />

die meisten seiner Ölbilder sind damals schon mehr als 50 000 DM zu bezahlen. Die<br />

Auftragsarbeiten häufen sich und stehen teilweise im Gegensatz zu seinen künstlerischen<br />

Ambitionen. In Kooperation mit <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> entwirft das Designerehepaar Ritva und Mike<br />

Ross 1971 einen Pullover, den sein berühmtes Gemälde Sheer Magic aus den 1960er-Jahren<br />

ziert und für den er hinterher mit seiner damaligen Ehefrau sogar Modell steht. Mit dem als<br />

Tapete konzipierten Multiple Kneeling Woman erregt <strong>Jones</strong> 1972 Aufsehen bei der Xart<br />

Walls-Schau im Rahmen der documenta 5. Die von der Marburger Tapetenfabrik hergestellte<br />

Tapetenserie Xart Walls, an der neben <strong>Jones</strong> unter anderem auch Jean Tinguely und Niki de<br />

Saint Phalle mitwirkten, zeigt in <strong>Jones</strong>‟ Abschnitt eine Comic-Heldin vor silberfarbigem<br />

Hintergrund: kniend, leicht bekleidet, mit hohen Stiefeln und mit üppigem Dekolleté, einen<br />

Reifen in ihrer linken Hand haltend. Parallel zur documenta 5 wurde in Kassel neben anderen<br />

Entwürfen <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Plakatvorschlag für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München<br />

gezeigt, wobei der Künstler sich hier ausnahmsweise für die Darstellung vier athletischer<br />

männlicher und nicht weiblicher Beine unter den fünf olympischen Ringen entschieden hat.<br />

1973 übernimmt er eine Gastdozentur an der University of California in Irvine und erhält den<br />

Auftrag, den Pirelli-Kalender, einen jährlich erscheinenden Pin-up-Kalender des italienischen<br />

Reifenherstellers, zu gestalten, der aufgrund seiner streng limitierten Auflage und der<br />

Berühmtheit seiner Gestalter – Fotografen und Künstler – sowie Modelle längst Kultstatus<br />

genießt. Für die Gestaltung des Kalenders erhält <strong>Jones</strong> den Design and Art Direction Silver<br />

Award.<br />

1976 zeichnet sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> verantwortlich für das Set-Design sowie das Werbeplakat zu<br />

Barbet Schroeders französischem Liebesfilm Maîtresse mit Gérard Depardieu und Bulle<br />

Ogier, für den Karl Lagerfeld die Kostüme entwirft. Auf dem Plakat ist eine in Leder<br />

gekleidete Frau zu sehen, die zwischen zwei Farbflächen beziehungsweise Vorhängen steht.<br />

Das grelle gelbe Licht, das hinter den Vorhängen durchscheint, bildet zugleich den Boden in<br />

der unteren Partie des Plakats, auf dem der Filmtitel zu lesen ist. Dieser Effekt verleiht der<br />

Szene auf dem Plakat Tiefe. Programmatisch für <strong>Jones</strong>, handelt der Film von den Extremen<br />

in den Geschlechterrollen. Ariane (Bulle Ogier) betreibt in ihrem Haus, dem Ort ihrer<br />

bürgerlichen Existenz, ein Sadomaso-Studio und arbeitet als professionelle Domina. Oliver<br />

(Gérard Depardieu) ist gleichzeitig ihr Liebhaber und Gehilfe. Das Paar ist zwischen realem<br />

Alltag und der Welt des Sadomasochismus genauso hin- und hergerissen wie zwischen<br />

männlicher und weiblicher Dominanz.<br />

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1977 ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Gastdozent in der Abteilung für Malerei der University of California in<br />

Los Angeles, im Sommer Gaststudienleiter für Malerei und Zeichnen an der Banff Centre<br />

School of Fine Arts in Alberta, Kanada. 1978 lässt sich <strong>Jones</strong> von seiner ersten Frau Janet<br />

scheiden. Seit dieser Zeit lebt er zusammen mit Deirdre Morrow, einer Designerin, die er als<br />

sein »Modell und [seine] Muse« bezeichnet und deren Züge häufig in seinen Werken<br />

erkennbar sind. 1978 entwirft <strong>Jones</strong> eine überdimensionale Werbetafel für das Schweizer<br />

Strumpfwarenunternehmen Fogal, die damals temporär am Bahnhof in Basel zu sehen ist.<br />

Das zweiteilige Plakat war über 21 Meter hoch und stellte eine Frau dar, die einen sich von ihr<br />

entfernenden Mann zur Rückgabe ihrer Strümpfe auffordert. Einige Jahre später, 1981, setzt<br />

<strong>Jones</strong> diese Thematik in einem Folgeauftrag fort: Die Frau hat den nun liegenden Mann<br />

eingeholt und hält seinen Kopf zwischen ihren Knöcheln fest. Zu sehen sind von der<br />

weiblichen Gestalt nur die Unterschenkel in roten Strümpfen. Diese zweite Werbetafel wurde<br />

für den Bahnhof in Zürich entworfen.<br />

Im Jahr 1979 richten die National Museums Liverpool in der Walker Art Gallery <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟<br />

erste umfangreiche Retrospektive aus, die anschließend mit großem Erfolg auch in der<br />

Serpentine Gallery in London sowie der Kunsthalle in Baden-Baden und in Bielefeld gezeigt<br />

wird. In diesem Jahrzehnt entstehen trotz seiner intensiven Hinwendung zu anderen<br />

Disziplinen ebenfalls wichtige Gemälde und Skulpturen, die die explizite Aggressivität der<br />

Werke aus den 1960ern-Jahren allmählich hinter sich lassen: Ein Beispiel hierfür ist das<br />

Ölgemälde mit der Seiltänzerin, Hot Wire (1971), das Marco Livingstone in seinem Essay auf<br />

Seite 55 ausführlich beschreibt.<br />

In den 1980er-Jahren schafft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine Fülle von Werken, in denen er seine stets<br />

gehegte Liebe zum Dreidimensionalen, zur Skulptur, weiter ausleben kann. Er beginnt zum<br />

Beispiel mit der Arbeit an einem Typus Skulptur, der ihn bis heute beschäftigt und den er in<br />

unterschiedlichsten Varianten und Materialien produziert hat: Girl on Table oder Waiting on<br />

Table nennt <strong>Jones</strong> seine Skulpturen, die wesentlich schmaler und mit rund 150 Zentimetern<br />

auch kleiner sind als seine berühmten Möbelskulpturen. Die Girls on Table sind meist haarlos<br />

und gleichen eher Schaufenster- und Modepuppen als echten Menschen. Sie haben seltsame<br />

androgyne, roboterähnliche Züge und strahlen Verletzlichkeit und Fragilität aus. Dieser Typ<br />

Frau taucht in zahlreichen seiner Skulpturen auf, besonders in seinen Reliefs wie Stand Out<br />

(1990) und Stand In (1991/92) oder den aktuelleren wie Diva (2010) und Think Pink (2011).<br />

Ihre Körper sind – bis auf die Ledervarianten – selten bekleidet, sondern nur bemalt; die<br />

Körperformen werden dementsprechend sehr betont. Auch diese Werke bestätigen erneut<br />

<strong>Jones</strong>‟ Liebe zur seriellen Arbeit und unterstreichen auf beeindruckende Weise, wie sehr er<br />

Meister der Variation bestimmter Themen oder Motive ist. In den Jahren 1982 bis 1983 ist<br />

<strong>Jones</strong> Gastprofessor an der Hochschule der Künste in Berlin.<br />

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Seit den 1980er-Jahren beschäftigt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> zudem mit einer anderen Art von<br />

Möbelskulptur, die zwar weibliche Züge aufweist, doch sind diese weit weniger offensichtlich<br />

und kritikprovozierend als bei besagter Dreiergruppe von 1969. Die Skulpturen Odalisque<br />

(1983) und Sungoddess (1987) stellen abstrahierte Frauenoberkörper dar, können aber<br />

gleichzeitig als Sitzbänke fungieren. Auch die Skulptur Bathers (2000) mit ihren<br />

Treppenstufen ist als Sitzmöbel vorgesehen.<br />

Dank mehrerer Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum schafft <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ab den 1980er-<br />

Jahren auch einige großformatige Skulpturen, unter anderem für das Liverpool International<br />

Garden Festival (1984), für das Cottons Atrium in der London Bridge City (1987), für das<br />

Hilton Hotel am Terminal 4 des Flughafens Heathrow (1990) und für das Chelsea and<br />

Westminster Hospital (1992). Acrobat, die Skulptur im Innenhof des Krankenhauses, ist ein<br />

beeindruckendes Beispiel für <strong>Jones</strong>‟ plastisches Schaffen. Beinahe 20 Meter hoch ragt die<br />

Figur eines Akrobaten, der auf nur eine Hand gestützt, die Beine in die Luft gestreckt, einen<br />

Ball balanciert. Sein Kopf ist auf ein zweidimensionales rautenförmiges Stahlstück gemalt<br />

und hängt nahe am Boden. Das Balancieren des Riesen auf einer Hand verleiht ihm Anmut<br />

und Leichtigkeit. Programmatisch für <strong>Jones</strong>‟ skulpturale Werke ist das Schaffen von Figuren<br />

aus geschnittenem Metall, so wie im Fall des Akrobaten. Bei seinen Werken für den<br />

öffentlichen Raum besteht <strong>Jones</strong>‟ Hauptinteresse darin zu beobachten, wie ein realer<br />

architektonischer Raum sich verändert, wenn ein Objekt, eine Skulptur, darin platziert wird.<br />

So schafft es die Skulptur Acrobat im Chelsea and Westminster Hospital, die bisher<br />

architektonisch streng separierten Etagen des Gebäudes miteinander zu verbinden und das<br />

Atrium als einen einheitlichen Raum erscheinen zu lassen.<br />

Thematisch bleibt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> treu: Die Dynamik des Männlichen und Weiblichen, die<br />

Gender-Frage, ist auch in seinen Gemälden der 1980er- und 1990er-Jahre präsent,<br />

wenngleich die Figuren freier werden und der Umgang mit der Farbe expressiver. Beim Werk<br />

A Question of Grammar (1986) reduziert <strong>Jones</strong> männliche und weibliche Formen gar zu<br />

semantischen Zeichen. Ein großes Fragezeichen verkörpert den Mann, ein überdimensionales<br />

Ausrufezeichen die Frau. Beide stehen sich wie in einem ungleichen Dialog gegenüber, sie<br />

leicht nach hinten gelehnt, während ihr männliches Pendant sich zu ihr nach vorne beugt. Im<br />

selben sowie in den darauffolgenden Jahren entstehen zahlreiche Variationen von Gemälden<br />

mit Verkörperungen von Mann und Frau in Form von Satzzeichen. In The Sitter (1986) taucht<br />

das Motiv schließlich als Bild im Bild auf. Parallel zu seinem künstlerischen Schaffen wird das<br />

inszenatorische Talent <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ zunehmend öffentlich wahrgenommen und gewürdigt.<br />

<strong>Jones</strong> wird 1986 zum ordentlichen Mitglied der Royal Academy of Arts in London v ernannt<br />

und hat daher Stimmrecht im Ausstellungsprogramm. Von 1990 bis 1999 ist er Kurator<br />

(Trustee) in der Abteilung Ägyptologie des British Museum in London und seit dem Jahr<br />

2000 emeritierter Kurator.<br />

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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Motivwahl und Bildsprache werden oft über die unterschiedlichen<br />

Kunstgattungen hinweg beibehalten. Hat er sich 1992/93 in seinen Gemälden Boogie Woogie<br />

und Let‟s Dance erneut mit dem Thema Musik und Tanz beschäftigt, so verwendet er dieses<br />

nun auch im Medium Lithografie. In den Jahren 1992/93 entsteht zum Thema Piano<br />

beziehungsweise den Akteuren rund um das Piano und deren sozialem Milieu eine Vielzahl an<br />

Zeichnungen, in denen <strong>Jones</strong> die Farben für die späteren Lithografien und Gemälde<br />

theoretisch festlegt. Erneut ist es die Beziehung zwischen Mann und Frau, zwischen Pianist<br />

und Barsängerin, die ihn fasziniert und antreibt. Er will die Verschmelzungen, Trennungen,<br />

Stimmungen, Aggressionen und Ermunterungen der beiden Geschlechter in diesem<br />

stimulierenden Milieu verarbeiten. Nach mehreren Bildern und Bildserien, die die obige<br />

Thematik am Beispiel größerer sozialer Zusammenkünfte wie Partys oder Festgesellschaften<br />

behandeln, wirken diese Zwei-Protagonisten-Werke aus dem Nachtleben in Bars viel intimer<br />

und persönlicher. Sein erfinderisches Wesen verleiht den immer wiederkehrenden Themen<br />

neue Dimensionen und Entfaltungsmöglichkeiten. Mehr als zehn Jahre lang befasst sich<br />

<strong>Jones</strong> immer wieder mit Variationen des Piano-Motivs.<br />

1993 beauftragt die National Portrait Gallery in London den Künstler mit einem Porträt der<br />

berühmten Balletttänzerin Darcey Bussell. Für <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> erweist es sich als bedeutende<br />

Herausforderung, das Porträt eines lebenden Modells zu malen, denn er hat seit seiner<br />

Studienzeit nicht mehr auf diese Weise gearbeitet. Doch der Auftrag bietet ihm, als<br />

begeistertem Opern- und Ballettgänger, die Gelegenheit, hinter die Kulissen des<br />

faszinierenden Ballettbetriebs zu schauen. Zunächst beobachtet er Darcey Bussell während<br />

des Tanzens, fotografiert sie in typischen Posen und klassischen Figuren sowie bei<br />

Tanzschritten, um hinterher verschiedene Skizzen und Aquarelle und schließlich 1994 das<br />

Ölgemälde daraus zu fertigen. Am 28. Dezember desselben Jahres heiratet <strong>Jones</strong> seine<br />

Muse Deirdre Morrow, nachdem sie mehr als 15 Jahre zusammengelebt hatten.<br />

Ab den frühen 1990er-Jahren beginnt <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> mehr und mehr, mit Galerien und<br />

Sammlern zu kooperieren und die Welt zu bereisen, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.<br />

Durch diese Kooperationen erhält er wiederholt Aufträge für den öffentlichen Raum, auch<br />

aus dem Ausland. Zwischen 1997 und 2003 beauftragt Swire Properties, eine englische<br />

Immobilienentwicklungsfirma mit Sitz in Hongkong, den Künstler, mehrere Skulpturen auf<br />

ihrem Firmengelände zu realisieren. Es entstehen die überdimensional großen Werke Two to<br />

Tango (1997) sowie City Boy und City Girl (2003); wieder ist der Tanz sowie die<br />

Verschmelzung von weiblichen und männlichen Figuren das Thema. 2006 entwirft und<br />

fertigt <strong>Jones</strong> für eine chinesische Stiftung die dreiteilige Skulpturengruppe Banquet, die an<br />

einem See im Yuzi Paradise Sculpture Park in Guilin steht. Die drei sieben Meter hohen<br />

Figuren, an die chinesische Schrift angelehnt, stehen auf einem gewaltigen, fünf Meter hohen<br />

Granitsockel.<br />

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Ab 2001 realisiert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine Reihe von Gemälden mit altbekannten Motiven, denen er<br />

den Überbegriff Stage Paintings gibt. Die Themen dieser Werke sind die Bühne,<br />

Bühnenperformances, Zirkus, Zauberei und Magie, Tanz sowie die Modewelt. Dass sich <strong>Jones</strong><br />

dazu entschließt, eine Serie mit Werken zu diesen immer wiederkehrenden Motiven zu<br />

schaffen, bekräftigt, wie wesentlich die Welt der performativen Künste für ihn seit jeher ist.<br />

Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends entsteht darüber hinaus eine Reihe von<br />

kleinformatigen Kompositionen, die sich mit dem Motiv der Bühne, des Bühnenvorhangs und<br />

des Bildes im Bild befasst. Die Werke nehmen Bezug auf <strong>Jones</strong>‟ künstlerische Vorbilder, die<br />

zugleich Pioniere der klassischen Moderne sind: Matisse Curtain (2006), Picasso Curtain<br />

(2006), Delaunay Curtain (2009) und Mirror Miró (2009) sind einige Beispiele dieser<br />

Hommageserie. Dabei befinden sich im Vordergrund, am Rand der Bilder angedeutet,<br />

Frauenköpfe vor einer Säule und hinter ihnen Gemälde der jeweiligen im Titel genannten<br />

Künstler, denen gehuldigt wird.<br />

Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn experimentiert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> immer wieder mit<br />

ungewöhnlichen, zum Teil überdimensional großen Formaten, zum Beispiel in Form von<br />

Diptychen und Triptychen. Mit Invitation Only (2006) hat er ein dreiteiliges Gemälde in ganz<br />

besonderem Format geschaffen. Die einzelnen Bildteile, die insgesamt einen langen Laufsteg<br />

mit weiblichen Models sowie einigen Fotografen zeigen, sind in ihrem Format unterschiedlich,<br />

von links nach rechts kleiner werdend. Dadurch wird dem Triptychon eine besondere Tiefe<br />

gegeben und seine erzählerische Komponente verstärkt. Die einzelnen Szenen sind durch<br />

pinke Säulen getrennt. Im rechten Bildteil ist am Ende des Laufstegs ein Vorhang zu sehen,<br />

hinter dem ein Model gerade zweideutig von einem knienden Mann auf ihren Auftritt<br />

vorbereitet wird. Das außergewöhnliche Format des Triptychons, wie es sich zum Beispiel<br />

auch in Interval (2007) findet, erlaubt es dem Künstler, den Aspekt der Bewegung sowie<br />

mehrere simultane Handlungen auf verschiedene Einzelbilder verteilt darzustellen. Er knüpft<br />

damit an filmische Sequenzen oder Comics an.<br />

Ebenso an Cartoons oder Comics erinnern <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Zeichnungen, die er stets als<br />

Vorbereitung und zur Ideenentwicklung für viele seiner Werke anfertigt: Jahrzehntelang hat<br />

er die Angewohnheit, in Skizzenbüchern zu zeichnen. Später entwickelt er stattdessen<br />

großformatige Storyboards, Blätter mit mehreren Skizzen zu einem Thema. Farbe verwendet<br />

er dabei in der Regel erst, wenn die Produktion eines konkreten Gemäldes oder Aquarells<br />

beginnt. Auch bei seinen Skulpturen arbeitet er mit verschiedensten Stufen von Vorstudien<br />

wie etwa Zeichnungen, Maquetten und Modellen; die Letztgenannten werden oftmals in<br />

unterschiedlich großen Formaten, im ersten Schritt aus Papier oder Karton, später aus<br />

Weißblech, Aluminium oder auch in Bronze, gefertigt.<br />

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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> greift immer wieder dieselben Motive für Werke in unterschiedlichen Medien auf<br />

und setzt häufig Serien mit einem großen zeitlichen Abstand fort. So auch beispielsweise<br />

beim Werk Maîtresse von 1976, das ihn im Jahr 2008 in London Derrière wieder beschäftigt.<br />

Der Spielfilm ist vorbei: die Buchstaben des Titels liegen nun zerstört am Boden, die Dame –<br />

diesmal von hinten zu sehen – verlässt die Bühne durch den Vorhang, eine Peitsche in der<br />

Hand haltend. Auch im Bereich der Skulptur tauchen thematische Wiederholungen in seinem<br />

Werk auf: Hatte sich <strong>Jones</strong> im Jahre 1965 durch eine »slotmachine« in Reno, Nevada, sowie<br />

durch Anzeigen und Werbung der 1940- und 1950er-Jahre dazu inspirieren lassen, einige<br />

Jahre später seine berühmt gewordenen Möbelskulpturen zu kreieren, so entsteht<br />

wesentlich später, im Jahr 2002, Refrigerator, eine weibliche Skulptur ähnlicher Anmutung,<br />

die gleichzeitig die Funktion eines kleinen Kühlschranks hat.<br />

Das Leitmotiv, das sich beinahe ungebrochen bis heute durch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Werk verfolgen<br />

lässt, ist das der Figuren von Frauen und Männern. Seine sinnlichen Frauen- und<br />

Männergestalten – teils ausgearbeitet als hermaphrodite Zwitterwesen in einer modernen<br />

Gesellschaft ohne Tabus, teils vielleicht auch nur das Bild der Frauen in den Männerköpfen<br />

repräsentierend – geben heute noch ein hochaktuelles Statement des Künstlers zur<br />

Gesellschaft ab. Mittels Erotik und provokanter Aussagen zu den Geschlechterbeziehungen<br />

sowie deren Fetischreliquien erreicht <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> mit seinem facettenreichen Œuvre ein<br />

breites Publikum. Die individuell rezipierbaren und rezipierten Aussagen seiner über alle<br />

Kunstgattungen hinausreichenden Werke verwandeln jeden Betrachter in einen<br />

Kunstkritiker. Es bedarf keiner übergreifenden wissenschaftlichen Erklärung durch die<br />

Kunstgeschichte. Die Pop-Art wollte die Kunst demokratisieren, sie durch die Schaffung von<br />

neuen Ebenen im Ausdruck und in den Bildmotiven für jedermann zugänglich machen. <strong>Allen</strong><br />

<strong>Jones</strong> schafft diese Ebene mithilfe der Erotik, zu der jeder Betrachter unmittelbar aufgrund<br />

seiner persönlichen Erfahrungen eigene Vorstellungen beziehungsweise eine Meinung<br />

entwickeln kann. In über 50 Jahren künstlerischen Schaffens ist <strong>Jones</strong> diesem<br />

demokratischen Ansatz der Pop-Art treu geblieben. Im Jahr 2012 feiert <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> nun<br />

seinen 75. Geburtstag; er lebt und arbeitet in London und Oxfordshire.<br />

Auszüge aus dem Katalogtext: Dr. Otto Letze: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Leben und Werk, in:<br />

Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–<br />

2009, Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />

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<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Einige Gedanken<br />

von Sir Norman Rosenthal<br />

Das Erste, was an <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass er 1937 geboren<br />

wurde, also vor einer ganzen Weile. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt,<br />

dass sein in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren entstandenes Frühwerk, in dem<br />

er im Wesentlichen seine unverwechselbare Formensprache und Bildthematik entwickelte,<br />

nach wie vor jugendlich und modern wirkt, was selbstverständlich auch für seine neueren<br />

Arbeiten gilt, die paradoxerweise deutlicher in einem kulturellen Kontext verankert sind.<br />

Der Betrachter – und der Verfasser dieses Textes schließt sich mit ein – kann sich daran<br />

erfreuen, seinen Blick über ein ganzes Spektrum an Quellenmaterial aus gehobener und<br />

populärer Kultur, aus der Gegenwart, aber auch aus längst vergangenen Zeiten schweifen<br />

zu lassen. Bekannt geworden ist <strong>Jones</strong> aber natürlich vor allem durch sein legendäres<br />

Ensemble fetischistischer Möbelstücke, die inzwischen Kultstatus besitzen. Selbst wenn er<br />

mit Chair, Table und Hat Stand jene sonderbare Spielart der Perversität, die unter dem<br />

Namen Forniphilie bekannt ist, nicht gerade erfunden hat, sind seine Möbel doch ohne<br />

Zweifel die berühmtesten und für viele anrüchigsten Darstellungen dieses Phänomens.<br />

Gewiss, die Sexpuppe als Kulturobjekt hat eine lange Geschichte. Allem Anschein nach<br />

nahmen die Seeleute solche Puppen bereits im 17. Jahrhundert als Seelentrost mit auf<br />

lange Seereisen. Opernfreunde und Kenner der deutschen Literatur der Romantik werden<br />

an die Puppe Olimpia aus Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen denken, in die sich<br />

der Dichter und Titelheld E.T.A. Hoffmann unsterblich verliebt. Künstler einer jüngeren<br />

Generation, etwa Jeff Koons oder die Brüder Chapman – ganz zu schweigen von einigen<br />

eher erschreckenden Verkleidungen Cindy Shermans –, setzen die Puppe, die auch ein mehr<br />

oder weniger perverses Sexobjekt ist, für Überraschungseffekte ein. Erst kürzlich hat Jeff<br />

Koons eine Figur von Betty Page geschaffen, einem amerikanischen Model der 1950er-<br />

Jahre, das in seiner Ikonografie eine zentrale Rolle spielt. Mit ihren tiefschwarzen Haaren,<br />

den blauen Augen, dem dick aufgetragenen Make-up und nicht zuletzt mit ihrem<br />

Riesenbusen wurde sie zu einem neuen Rollenmodell der amerikanischen Sexualität, wie es<br />

sich heute noch in jeder »niederen« Vergnügung – vom Stripteaselokal bis hin zum Internet<br />

und natürlich dem Kino – manifestiert.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> war neben einer Handvoll amerikanischer und europäischer Künstler wie Mel<br />

Ramos, Tom Wesselmann und Martial Raysse, um nur einige zu nennen, ohne Zweifel einer<br />

der ersten seriösen Künstler, die bildliche Darstellungen von derart offensichtlicher<br />

Schamlosigkeit bereits in den frühen 1960er-Jahren bewusst verwendeten. Dabei ist nicht<br />

so sehr von Interesse, welcher dieser Künstler hier eine Vorreiterrolle spielte, sondern<br />

vielmehr die Frage nach dem Zeitgeist, der es möglich machte, derart unmissverständliche<br />

Bilder zu schaffen.<br />

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Und selbstverständlich beschränkt sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>‟ Kunst bei Weitem nicht nur auf Sex<br />

und Sexualität, auch wenn die Erotik seit jeher eine Triebfeder jeder kulturellen<br />

Manifestation ist. <strong>Jones</strong>‟ Kritiker – und derer gab es viele, vor allem jene, die an die Kunst<br />

puritanische feministische Maßstäbe anlegten – gehen sogar so weit zu behaupten, sein<br />

gesamtes Œuvre sei, genau wie die berüchtigten Möbelskulpturen, eine einzige<br />

»Versachlichung der weiblichen Form«.<br />

Doch selbst dabei muss man irgendwie an das Wort »Sachlichkeit« denken, das in der Kunst<br />

eine ganz eigene Konnotation hat, die auf die deutsche Kunst der 1920er- und 1930er-<br />

Jahre zurückgeht. Und genau in diesem Sinn ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, sind der Künstler und sein<br />

Werk von einem Wissen geprägt, das seine Inspiration aus allen nur erdenklichen<br />

kulturellen Kontexten bezieht.<br />

Tatsächlich ist <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> eine zentrale Gestalt jener internationalen Strömung, der man<br />

den Namen Pop-Art gab und deren beeindruckendste Vertreter ohne Zweifel zumeist aus<br />

Amerika, vor allem aus New York, kamen, der damals neuen Hauptstadt der Kunstwelt, die<br />

diese Rolle erst ein Jahrzehnt zuvor – um die Jahre 1950 bis 1955 – von Paris übernommen<br />

hatte. Interessanterweise kamen viele der damals bahnbrechenden Ideen, aus denen sich<br />

die Pop-Art entwickelte, jedoch aus London – Künstler wie Eduardo Paolozzi und Richard<br />

Hamilton suchten 1952 in Diskussionen und beim Herumspielen mit und Collagieren von<br />

erotischen Bildern und entsprechender Symbolik nach adäquaten Ausdrucksformen, um<br />

aufzuzeigen, in welche Richtung die moderne Gesellschaft sich ihrer Ansicht nach<br />

entwickelte. Nur ein Jahr zuvor hatte in London das Festival of Britain stattgefunden,<br />

dessen Symbol, der geschwungene Skylon, auf geradezu erotische Weise gen Himmel ragte<br />

– dieses Festival war zugleich der gesellschaftliche Versuch, die Bedrücktheit zu<br />

zerstreuen, die noch immer über dem Großbritannien der Nachkriegszeit hing, das mit<br />

Lebensmittel- und Konsumgüterknappheit und einer massiven Verschuldung zu kämpfen<br />

hatte. Damals sah es so aus, als habe der Sieg kaum Früchte getragen. Dies sollte sich<br />

Anfang der Sechzigerjahre mit dem Aufstieg der Beatles und anderer Popgruppen ändern,<br />

die die Welt eroberten, ganz zu schweigen von der Modewelt dieses Jahrzehnts, die<br />

samstags nachmittags auf der Londoner King‟s Road Parade lief – und selbstverständlich<br />

den jungen Kunststudenten, die seit 1959 das Londoner Royal College of Art besuchten:<br />

David Hockney, Ron Kitaj, Derek Boshier, Peter Phillips und natürlich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Peter<br />

Blake und Joe Tilson hatten ihr Studium bereits etwas früher aufgenommen.<br />

Es waren unbeschwerte Tage, in denen man als junger Kunststudent bilderstürmerisch<br />

daran mitwirken konnte, der verlogenen Selbstgefälligkeit und der vermeintlichen<br />

Ernsthaftigkeit ein Ende zu setzen, die damals an der Akademie, die nach wie vor unter<br />

dem Einfluss missverstandener cézannescher Orthodoxien stand, vorherrschte.<br />

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Zu diesen Studenten gehörte ohne Zweifel auch <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> – sein farbenfrohes Frühwerk,<br />

inspiriert durch die Londoner Doppeldeckerbusse, wies starke Anklänge an den<br />

italienischen Futurismus auf.<br />

Bald darauf sollte Bewegung zu einem wesentlichen Element seiner Kunst werden, von der<br />

er sehr schnell und fast ausschließlich zum menschlichen Körper und zur menschlichen<br />

Gestalt überging.<br />

In den Jahren 1964 und 1965 lebte <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> überwiegend in den USA, vor allem in New<br />

York, wo er mit den »Freuden« der amerikanischen Popkultur vertraut gemacht wurde,<br />

primär über Zeitungen und Zeitschriften. <strong>Jones</strong> war von jeher ein besessener Sammler von<br />

Druckerzeugnissen, wobei das Spektrum von den teuren, in den Fünfzigerjahren in Paris<br />

herausgegebenen Livres de luxe mit Bildern von Künstlern wie Matisse, Léger und Picasso<br />

bis hin zu den kurzlebigen amerikanischen Fetischmagazinen reichte, die man zerschneiden<br />

und für Collagen verwenden konnte oder die ganz allgemein als buntes Quellenmaterial<br />

dienten. Wie viele Künstler seiner Generation legte auch <strong>Jones</strong> größten Wert darauf,<br />

genauestens zwischen kommerziellen Werbezeichnungen und wirklicher Kunst zu<br />

unterscheiden.<br />

Man denke etwa an die »kommerziellen Arbeiten« von Henri de Toulouse-Lautrec auf der<br />

einen Seite und jene von Kurt Schwitters auf der anderen, um nur zwei bedeutende<br />

Beispiele aus der Vergangenheit zu nennen, die kaum gegensätzlicher sein konnten, ganz<br />

zu schweigen von den zahllosen Künstlern des vergangenen Jahrhunderts, die sich mit<br />

Begeisterung auf dem Gebiet der politischen Propaganda betätigten. Kunst wird nicht<br />

immer nur um der Kunst willen gemacht, doch <strong>Jones</strong> verwendet das kommerzielle<br />

Quellenmaterial auf eine sehr spezielle, für die Pop-Art-Künstler seiner Generation typische<br />

Art, um Kunst um ihrer selbst willen zu schaffen: Eine politische oder<br />

gesellschaftspolitische Intention findet sich hier nicht.<br />

Kunst um der Kunst willen ist eine Vorstellung, die eine ganze Reihe von Themen<br />

beinhaltet, die mit reiner Ästhetik und vor allem mit Fragen der Abstraktion zu tun haben,<br />

die ein elementares Leitmotiv der Malerei des 20. Jahrhunderts waren. Seit der<br />

Geburtsstunde des Kubismus 1907 in Paris und der des (auf der Farbentheorie<br />

aufbauenden) Expressionismus 1911, als Wassily Kandinsky sein berühmtes Manifest Über<br />

das Geistige in der Kunst veröffentlichte, waren diese beiden Lösungsansätze zentraler<br />

künstlerischer Fragen von besonderer Bedeutung für alle Künstler des 20. und auch 21.<br />

Jahrhunderts. Der Kubismus konzentrierte sich auf geometrische Formen und multiple<br />

Perspektiven als Mittel zur Darstellung der Realität.<br />

Die Farbsymbolik war das Kennzeichen des Expressionismus. Aus diesen beiden Positionen<br />

entwickelte sich ein Diskurs, der nicht nur für die Malerei, sondern auch für die verwandten<br />

Kunstgattungen der Bildhauerei und Grafik ein schier unerschöpfliches Potenzial an<br />

kompositorischen und fantasievollen Abbildungen der Welt zu eröffnen schien.<br />

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Als bildender Künstler, der eine eigene Vision und ein besonderes Gespür für Bildsprache<br />

besitzt, hat sich <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> mehr als ein halbes Jahrhundert einerseits mit den abstrakten<br />

Themen Farbe, Oberfläche, Dynamik, ja sogar mit Kinetik beschäftigt und andererseits mit<br />

menschenbezogenen Themen wie Mann und Frau beziehungsweise ihren physischen und<br />

geistigen Beziehungen sowie mit Geschichte, Theater, Tanz und Musik. Natürlich<br />

überschneiden sich diese beiden Aspekte, doch als Betrachter sind wir ebenso in der Lage,<br />

sie in unseren Köpfen zu trennen. Was die formalen Eigenschaften der Arbeiten des<br />

Künstlers betrifft, so hat er mit seinen unverwechselbaren, aus Quadraten, Kuben, Ellipsen<br />

etc. zusammengesetzten Formen eindeutig seinen eigenen Weg gefunden. Auf einer Ebene<br />

kann man <strong>Jones</strong>‟ Werk als privaten und persönlichen Diskurs über Picassos legendäres<br />

poetisches Meisterwerk Les demoiselles d‟Avignon von 1907 interpretieren. Dies ist schon<br />

ein Gemälde an sich, mit all den formalen Innovationen, die sich hier, gepaart mit sexuellen<br />

Anspielungen, Bahn brechen. Darüber hinaus war <strong>Jones</strong> allem Anschein nach jedoch auch<br />

durchdrungen von dem, was Kandinsky in seinem berühmten Traktat von 1911 als »die<br />

innere Notwendigkeit der Farbe« bezeichnete, denn seine Arbeiten sind stets ganz bewusst<br />

in reine, charakteristische Farben von geradezu magischer Intensität getaucht. Wie rein<br />

und intensiv die Farben sind, die er verwendet – sei es nun Gelb, Blau, Rot, ja sogar Weiß<br />

oder Schwarz – erkennt man beim Betrachten seiner Werke. In Bildern wie Sheer Magic,<br />

einem Gemälde in quadratischem Format, das gleichermaßen an die amerikanische<br />

Ikonografie eines Kenneth Noland und Jasper Johns erinnert, sehen wir eine Spirale –<br />

aufgemalt auf einen breiten, sich über die gesamte Länge des Bildes erstreckenden gelben<br />

Streifen –, deren Farbspektrum einem Regenbogen ähnlich von einem intensiven Grün und<br />

Blau bis zu einem ebenso intensiven Rot und Orange reicht.<br />

Die Farbe wird überlagert von einem auf einem Brett stehenden weiblichen Bein in einem<br />

transparenten Seidenstrumpf beziehungsweise einem hochfetischistischen glänzenden<br />

schwarzen Stiletto. Auch wenn es sich hier streng genommen nicht um ein geistiges Thema<br />

im kandinskyschen Sinne handelt, so ist die Farbsymbolik ohne Zweifel der<br />

Hauptbezugspunkt des Gemäldes. Hohe und seicht-erotische Kunst treffen hier aufeinander<br />

– und dies setzt sich in zahllosen fantasievollen Variationen in Gemälden, Grafiken und<br />

Skulpturen fort. Denn 1967 hatte <strong>Jones</strong> seine Sprache bereits weitgehend gefunden und<br />

diese war eine Quelle, die in ihrer Vielfalt schier unerschöpflich war. Toulouse-Lautrec fand<br />

seine Sujets in den Pariser Varietés, wo er seine subtile impressionistische »Linie«<br />

entfalten konnte. Es gelang ihm, verschiedene Aspekte des Pariser Kaffeehausmilieus zu<br />

vermitteln und dieses reale Leben durch seine Kunst für alle Zeiten festzuhalten.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> ist in der Lage, die schäbige Kneipe und das Treiben auf der Tanzfläche für eine<br />

zukünftige Zeit zu dokumentieren, was dann schlimmstenfalls vielleicht etwas altmodisch<br />

wirkt und eines Tages vielleicht sogar ganz verschwindet. Dies ist eines der vielen Dinge,<br />

die Kunst so hervorragend kann.<br />

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Und deshalb hat es vermutlich auch seinen Grund, dass einige der erstaunlichen erotischen<br />

Skulpturen, die <strong>Jones</strong> in den vergangenen Jahren entworfen und geschaffen hat, den alten<br />

ägyptischen Skulpturen so verblüffend ähneln – vor allem jenen aus der glanzvollen<br />

Amarna-Zeit, die mit der Regentschaft des legendären revolutionären Pharaos Echnaton<br />

begann, der gegenständliche Skulpturen von außergewöhnlicher Ebenmäßigkeit, Strenge<br />

und Eleganz schuf, deren glänzende Oberflächen zu ihrer Zeit gewiss ebenso<br />

farbenprächtig waren wie etwa <strong>Jones</strong>‟ Girl on Table (1987) oder Enchanteresse (2006).<br />

Diese und andere Skulpturen aus jener Zeit strahlen eine durchdringende, ja geradezu<br />

furchteinflößende Autorität aus, die an den außergewöhnlichen Kopf jener Domina erinnert,<br />

die uns aus dem alten Ägypten erhalten geblieben ist. Sie ist eine Ikone der weiblichen<br />

Schönheit und residiert heute in Berlin. Und selbst nach vielen tausend Jahren durchdringt<br />

sie uns noch mit ihrem Blick. Ihr Name ist Nofretete.<br />

Auszüge aus dem Katalogtext: Sir Norman Rosenthal: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Einige Gedanken,<br />

in: Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–<br />

2009, Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />

La Sheer<br />

1968<br />

Öl auf Leinwand<br />

183 x 152 cm<br />

The Berardo Collection, Lissabon<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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Der Schwerkraft trotzen<br />

von Marco Livingstone<br />

Balanceakte, wie der der Seiltänzerin in Hot Wire einem gleichermaßen leichtfüßigen wie<br />

imposanten Gemälde von 1970/71, mit denen er sein Publikum in atemlose Begeisterung<br />

versetzen möchte, sind das zentrale Thema im Schaffen des englischen Malers <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>.<br />

Man könnte in der hier dargestellten Hochseilartistin einfach nur eine Akrobatin sehen,<br />

tatsächlich handelt es sich jedoch wie so häufig bei den Figuren in den Gemälden des<br />

Künstlers um eine Metapher, das heißt, die Figur steht für den Maler, der den Betrachter in<br />

seinen Bann zu ziehen versucht. Dass <strong>Jones</strong> hier stellvertretend eine weibliche Figur wählte<br />

– es könnte sich allerdings genauso gut um ein androgynes männliches Wesen handeln –, ist<br />

an sich bereits ein symbolischer Akt, zeigt der Künstler damit doch, dass er dem weiblichen<br />

Prinzip eine zentrale Bedeutung im Schöpfungsakt zuerkennt. Die balancierende Figur, deren<br />

Gewicht wie bei einer Balletttänzerin auf den Zehenspitzen ruht und die dabei in der Luft zu<br />

schweben scheint, lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die ebenso schön<br />

ausgearbeiteten kompositorischen und stilistischen Kräfte, die das Gemälde permanent in<br />

der Schwebe halten: hell gegen dunkel, volle Formen in einem leeren Raum von geringer<br />

Tiefe, Gefülltheit gegen Leere, Gegenständlichkeit und satte Farben versus Transparenz und<br />

Abstraktion. Die Kraftlinien, die auf den Drehpunkt – die Spitze des linken Fußes – zulaufen<br />

und zugleich in Form des Drahtseils und der gebogenen Stange in den Händen der Artistin<br />

dargestellt sind, setzen die Komposition und die gemalte Oberfläche mit der Metaphorik des<br />

Bildes und in der Folge auch mit dessen philosophischem und subjektiven Inhalt gleich.<br />

Artisten spielen eine zentrale Rolle im Schaffen des Malers, und sie stehen dabei stets<br />

stellvertretend für den Künstler selbst. Wie er nehmen Zauberer und Musikanten, Tänzer und<br />

Varietékünstler, Clowns und Zirkuskünstler für sich in Anspruch, Schöpfer von Illusionen und<br />

visuellen Fantasien zu sein. Und wie er versuchen auch sie, uns glauben zu machen, sie<br />

brächten ihre grandiosen Kunststücke mit einer Mühelosigkeit zuwege, die es zu einem noch<br />

größeren Vergnügen macht, ihnen bei ihrer Darbietung zuzusehen. Die Spannung, die sich<br />

einstellt, wenn man diesen Unterhaltungskünstlern zusieht, rührt zum Teil von dem damit<br />

verbundenen Nervenkitzel her, von der Tatsache, dass uns bewusst ist: Wenn etwas<br />

schiefgeht – wenn der Akrobat einen falschen Schritt macht, wenn der Zauberkünstler seiner<br />

hübschen Assistentin in der Kiste mit der Säge zu nahe kommt –, wäre dies nicht nur<br />

peinlich, sondern hätte geradezu katastrophale Folgen. Machte der Künstler jedoch zu viel<br />

Aufhebens um dieses Risiko, würde er seine Leistung dadurch schmälern, wirkte eine<br />

derartige Dramatisierung auf uns doch nicht sehr überzeugend, sondern vielmehr<br />

übertrieben theatralisch.<br />

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Deshalb kommt es auch hier auf eine geschickte Balance an, darauf, uns davon, wie schwierig<br />

das Unterfangen ist, nur gerade so viel erahnen zu lassen, um uns nach geglückter<br />

Ausführung zum Applaudieren zu animieren – eine Taktik, derer sich der Maler <strong>Jones</strong><br />

bediente, indem er die Farben dünn oder gerne auch als durchsichtige Lasuren auftrug. Auf<br />

diese Weise unterstreicht er die scheinbare Schlichtheit und Unkompliziertheit der<br />

Komposition und gibt dabei gerade so viel von seinen Zweifeln und seinen ursprünglichen<br />

Ideen preis, dass wir die verschiedenen Phasen des Prozesses erkennen können, aus dem das<br />

scheinbar einfache Endergebnis hervorgegangen ist. Dabei arbeitet er, wie er William Feaver<br />

in Jake Auerbachs 2007 entstandenem Film <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Women and Men erläuterte, seit<br />

Mitte der 1970er-Jahre nach folgender Faustregel: Malt er etwas, um eine Form darzustellen,<br />

so nimmt er dafür nur gerade so viel Farbe, um diese Illusion zu vermitteln. Ist jedoch ein Teil<br />

des Bildes von dieser Funktion befreit, so verwendet er dort so viel Farbe, wie er benötigt,<br />

um der Farbe als solcher ausreichendes Gewicht zu verleihen.<br />

Seit den frühen 1960er-Jahren zählte <strong>Jones</strong> zu den führenden Vertretern der britischen Pop-<br />

Art-Bewegung. Das lag zum Teil daran, dass er einer Gruppe von Studenten angehörte, die<br />

1959 ihr Studium am Royal College of Art in London aufgenommen hatte und die auf<br />

unterschiedliche Weise mit traditionellen bildlichen Darstellungen experimentierte, wobei sie<br />

bewusst in ein und demselben Bild extrem kontrastierende Stile und Bildsprachen mischte.<br />

Ihre Gemälde wollten sie ausdrücklich als materielle Objekte verstanden wissen, die mit<br />

Dingen der Alltagswelt und mit Inspirationsquellen verknüpft sind, die bislang in dem Ruf<br />

standen, mit der bildenden Kunst nicht vereinbar zu sein. Aus diesen Studienkollegen – dem<br />

fünf Jahre älteren Amerikaner R. B. Kitaj (der, obwohl er keinen Hehl aus seiner Abneigung<br />

gegen die Popkultur machte, einen gewissen Einfluss auf die anderen hatte), David Hockney,<br />

Derek Boshier und Peter Phillips – wurden schon bald Freunde, die eine verschworene<br />

Gemeinschaft bildeten. Die führenden Kräfte des Colleges empfanden den Nonkonformismus<br />

dieser ungestümen, fantasievollen jungen Maler allerdings als Bedrohung, und so wurde<br />

<strong>Jones</strong> als abschreckendes Beispiel für die anderen bereits nach einem Jahr exmatrikuliert.<br />

Bedenkt man, welche Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit der Künstler bereits in diesen<br />

frühen studentischen Arbeiten an den Tag legte, erscheint es aus heutiger Sicht<br />

verwunderlich, dass man in ihm ein gefährliches Potenzial vermutete, das es zu eliminieren<br />

galt. Denn das radikale und wirklich verstörende Potenzial seiner Kunst kam erst nach seiner<br />

kurzen New Yorker Zeit 1964 zum Vorschein. Die sanfte Erotik, die die eng umschlungenen<br />

Figuren in den Werken der frühen Sechzigerjahre verkörpern – man denke etwa an das<br />

Gemälde Bikini Baby von 1962 oder die miteinander verschmelzenden männlich-weiblichen<br />

Paare, wie sie uns beispielsweise in Hermaphrodite von 1963 begegnen – wurde gesteigert zu<br />

einer weitaus stärker sexuell-fetischistisch geprägten Darstellungsweise, die nun tatsächlich<br />

als Bedrohung des bürgerlichen Sittenkodex empfunden werden konnte.<br />

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Durch die begeisterte Hinwendung zur subversiven, »seichten« Erotikdarstellung vollzog<br />

<strong>Jones</strong> zur gleichen Zeit auch den endgültigen Wandel zum Pop-Art-Künstler, der sich von der<br />

traditionellen Kunst losgelöst hatte. Als er Ende der 1960er-Jahre seine höchst<br />

außergewöhnlichen und umstrittenen Symbole fetischistischen Verlangens, die hyperrealen<br />

und dennoch stark stilisierten lebensgroßen Frauenfiguren in Bondage-Outfits als<br />

Möbelstücke präsentierte, machte er sich damit endgültig zum Geächteten. In gewisser<br />

Hinsicht wurde ihm dies zum Verhängnis, zumindest was das Echo der Kritik anbelangte und<br />

in Anbetracht der Empörung, die Chair, Table und Hat Stand bei den Feministinnen<br />

auslösten. Im Hinblick auf seine Identität als Künstler erwies sich diese Entwicklung hin zu<br />

einer eher provokativen Ästhetik dagegen als notwendig und überaus fruchtbar.<br />

Selbst wenn <strong>Jones</strong>, unter anderem mit seinen originellen Lithografien und seinen<br />

Möbelskulpturen, einen wichtigen Beitrag für diese Strömung geleistet hat, würde man ihm<br />

nicht gerecht, wollte man ihn lediglich als Popkünstler sehen, ließe man damit doch außer<br />

Acht, dass sich die moderne europäische Kunstgeschichte seit seiner Studienzeit bis heute<br />

wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen zieht. Zu den Strömungen, die seine<br />

studentischen Arbeiten prägten, zählten der Kubismus und der Orphismus, die uns etwa in<br />

der gebrochenen Struktur des kleinen Grey Self-Portrait von 1960 begegnen. Vor allem aber<br />

beeinflussten ihn die Werke von Robert Delaunay und der Fauves mit ihren kräftigen, direkt<br />

aus der Tube aufgetragenen Primär- und Sekundärfarben, wie <strong>Jones</strong> sie bereits in seinem<br />

ebenfalls 1960 entstandenen Gemälde The Artists Thinks bevorzugte. Die Vorliebe, in ein und<br />

demselben Werk eine ganze Palette satter Farben zu verwenden, an der er sein Leben lang<br />

festhielt, ist zum Teil aus der Bewunderung für die Werke Delaunays und Wassily Kandinskys<br />

entstanden – das eher monochromatische Arbeiten und die deutlich erkennbaren fließenden<br />

Übergänge waren stets, in seinen Augen, die bequemere Lösung. In einem Interview, das<br />

Irène Salas kürzlich für die undatierte Ausgabe Nr. 4 des Modemagazins Twill mit dem<br />

Künstler führte, erklärte <strong>Jones</strong> seine Haltung mit der für ihn typischen Offenheit: »Ich kaufe<br />

gerne viele verschiedene Versionen ein- und derselben Farbe [...] von verschiedenen<br />

Herstellern, um eine größere Auswahl an Farbtönen zur Verfügung zu haben. Denn obwohl<br />

man meinen könnte, es handle sich nur um winzige Nuancen, macht das auf der Leinwand<br />

einen großen Unterschied. Ich vermeide es nach Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine<br />

Farbe man direkt aus der Tube aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische<br />

Intensität. « Inspiration fand <strong>Jones</strong> in den Werken und Schriften Paul Klees, insbesondere in<br />

seinem Pädagogischen Skizzenbuch von 1925. Er ging sogar so weit, die Übungsstücke, die<br />

Klee für seine Studenten entworfen hatte, als Ausgangspunkt für seine Gemälde zu<br />

verwenden. So ist etwa das Bild The Battle of Hastings (1961/62), das auf schematischen<br />

Darstellungen basiert, die <strong>Jones</strong> für seine Schüler angefertigt hatte, um den Flug des Pfeils<br />

zu demonstrieren, der König Harold tötete, eine spielerische Interpretation des kleeschen<br />

Gedankens der Linie, die einem Spaziergang gleicht.<br />

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<strong>Jones</strong> war fasziniert von diesem frühen Pionier der abstrakten Malerei, vor allem aber von<br />

dem historischen Augenblick, als begrifflich-abstrakte Sprache und darstellende Funktion<br />

noch nebeneinander bestanden. Sein besonderes Interesse galt den Werken, die Kandinsky<br />

vor seiner Bauhaus-Zeit geschaffen hatte, vor allem seinen Improvisationen aus den frühen<br />

1910er-Jahren – ein Einfluss, der sich sowohl in der Komposition von The Battle of Hastings<br />

als auch in den vieldeutigen Darstellungen der Figuren in Gemälden wie Here and There<br />

Faces (1961) widerspiegelt.<br />

Schon als Student – und dabei darf man nicht vergessen, dass <strong>Jones</strong> 1962, als er einen<br />

Zyklus mit neun herrlich geformten Gemälden mit Darstellungen der roten Londoner<br />

Doppeldeckerbusse schuf, gerade einmal 25 Jahre alt war – zeigte er bei seiner<br />

Neuinterpretation modernistischer Sujets und Themen eine erstaunliche Reife und<br />

außergewöhnliches Selbstvertrauen. Die Busse beispielsweise entstanden ebenfalls aus<br />

einem – diesmal futuristischen – Übungsstück, in dem es darum ging, mit den statischen<br />

Formen auf der Leinwand den Eindruck von Bewegung zu vermitteln. <strong>Jones</strong>‟ Lösung, bei der<br />

er von der futuristischen Methode, Bewegungsabläufe fortlaufend wie mehrfach belichtete<br />

Fotografien wiederzugeben, abwich, war ebenso einfach wie meisterhaft: Er nahm statt der<br />

konventionellen rechteckigen eine trapezförmige Leinwand. Der dadurch entstehende<br />

Eindruck der Neigung impliziert die Bewegung eines mit hoher Geschwindigkeit nach links<br />

fahrenden Fahrzeugs. Durch die ungewöhnliche, gestreckte Form der Leinwand hatte der<br />

Künstler die Freiheit, die Oberfläche nach Belieben zu »dekorieren« und konnte sich dabei<br />

dennoch sicher sein, dass das Gemälde das Bild eines fahrenden Busses vermittelte. <strong>Jones</strong><br />

war nicht der Einzige, der um diese Zeit das Potenzial der geformten Leinwand auslotete.<br />

Auch andere britische Künstler wie David Hockney (in seinem Tea Painting in an Illusionistic<br />

Style von 1961) und Richard Smith (in seinen zunehmend skulpturalen Interpretationen<br />

überdimensionaler Zigarettenschachteln von 1962/63) sowie abstrakte amerikanische Maler<br />

wie Frank Stella und Ellsworth Kelly suchten nach Wegen, um die traditionelle Leinwandform<br />

aufzubrechen. Die Bus-Bilder, vor allem aber andere ungewöhnlich geformte Gemälde aus<br />

dieser Zeit wie zum Beispiel Wunderbare Landung von 1963 (der deutsche Titel ist eine<br />

Hommage an ein Gemälde von Paul Klee) sind die wohl heitersten und spielerischsten unter<br />

diesen Werken und nehmen – obwohl nach wie vor unterbewertet – eine herausragende<br />

Stellung innerhalb dieser Werkgruppe ein.<br />

Unter seinen Kollegen war <strong>Jones</strong> nicht der Einzige, der sich von den Wegbereitern der<br />

Moderne inspirieren ließ. Hockney etwa wurde, insbesondere was seine stilistischen<br />

Freiheiten anbelangt, stark durch die Begegnung mit den Arbeiten Picassos anlässlich einer<br />

großen Retrospektive, die die Tate Gallery 1960 veranstaltete, beeinflusst.<br />

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Patrick Caulfield, der einige Monate nach <strong>Jones</strong>‟ Exmatrikulation ein Aufbaustudium am<br />

Royal College of Art aufnahm, orientierte sich dagegen am Kubismus Juan Gris‟ und am<br />

Purismus Le Corbusiers und Amédée Ozenfants, während sich Kitaj, der in seinen Collagen<br />

sowohl ikonografisch als auch hinsichtlich seiner Darstellungsmethoden in reichem Maße aus<br />

der gesamten Kunstgeschichte schöpfte, als Kind des Surrealismus betrachtete. Einflüsse<br />

des Surrealismus finden sich aber auch in <strong>Jones</strong>‟ Kunst: Die Gewohnheit, seine<br />

Kompositionen anhand winziger Skizzen auszuarbeiten, ging auf die »automatischen«<br />

Zeichnungen der Surrealisten zurück, und die Gestaltung manch späterer Arbeiten, etwa die<br />

des Gemäldes What Do You Mean What Do I Mean? (1968), lässt den Einfluss der von den<br />

Surrealisten als Gemeinschaftswerke entwickelten »Cadavre Exquis«-Gemälde (jeder<br />

Künstler zeichnet einen Teil der Figur, ohne zu wissen, wie der angrenzende Bildteil gestaltet<br />

wurde) erkennen.<br />

Worin sich <strong>Jones</strong> bei seinen Adaptionen der Errungenschaften der ersten modernen Künstler<br />

unterscheidet, ist das Interesse und die Begeisterung für ihre vielen verschiedenen<br />

Ausprägungen, und dies schloss auch solche Experimente ein, die zu ihrer Zeit als umstritten<br />

galten. Wer außer ihm setzte sich damals mit den frühen Werken Marc Chagalls auseinander<br />

und fand in den skurrilen, schwerelosen Figuren des Russen Anregungen für die<br />

schwebenden Körper in seinen eigenen Bildern, etwa dem bereits erwähnten<br />

Hermaphrodite? Und wer verband diese Bezüge dann auch noch mit einer Reminiszenz an<br />

die beinahe abstrakten Improvisationen eines Joan Miró, woraus so kühne Kompositionen<br />

wie die Female and Male Composition (1964/65) entstanden? Der Schwerkraft trotzen, und<br />

dies nicht nur in der wörtlichen Bedeutung von »sich den physikalischen Kräften entziehen«,<br />

sondern auch im übertragenen Sinn des Strebens nach Leichtigkeit, sowohl des Geistes als<br />

auch der Pinselführung: Dieses Thema sollte zu einem Leitmotiv und einem<br />

charakteristischen Merkmal von <strong>Jones</strong>‟ Kunst werden, das sich immer wieder Bahn bricht: So<br />

findet es sich zum Beispiel in den humorvollen Einfällen, die uns in seinem Œuvre immer<br />

wieder begegnen, und auch als Metaphern in Gestalt der Akrobaten der späteren Werke. Des<br />

Weiteren wird das Thema evident in den Frauen, die auf dem Schoß oder den Schultern von<br />

Pianisten Pirouetten drehen, etwa in The Art of Allusion (1993), sowie auch in den wie von<br />

Zauberhand schwebenden Frauenfiguren in neueren Werken, etwa dem Gemälde Float aus<br />

dem Jahr 2003. In Gemälden, die Dirigenten und Tänzer oder Nachtschwärmer bei<br />

orgiastischen Festen zeigen, knüpfte <strong>Jones</strong> folglich an das an, was Kandinsky bereits<br />

hundert Jahre vor ihm getan hatte und was sich in der Begeisterung der französischen<br />

Symbolisten für die Synästhesie (der Begriff bezeichnet ein neurologisches Phänomen, das<br />

sich Dichter wie Arthur Rimbaud zunutze machten, um die durch einen Sinnesreiz ausgelöste<br />

gleichzeitige Wahrnehmung eines zweiten Reizes, etwa die Kopplung von Geschmack und<br />

Farbe oder von Farbe und Klang, zu beschreiben) niederschlug: die Verschmelzung von Musik<br />

und Malerei.<br />

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Obwohl der (häufig von der Norm abweichende) Sexualtrieb, der von Mitte der 1960er- bis<br />

Anfang der 1970er-Jahre eine zentrale Rolle im Schaffen des Künstlers spielte, ab seinem<br />

vierzigsten Lebensjahr an Radikalität abnahm, ist <strong>Jones</strong>‟ Kunst in ihrem Kern nach wie vor<br />

stark von Erotik und Sinnlichkeit geprägt. Partyszenen wie Encounter (1984/85) und Night<br />

Moves (1985), mit ihren Rollenspielfantasien, ihrem Exhibitionismus und ihrer Halbnacktheit,<br />

mit ihren leidenschaftlichen öffentlichen Geschlechtsakten und ihren Anspielungen auf<br />

Bondage und Partnertausch, haben auch heute noch ein beträchtliches provokatives<br />

Potenzial und können bei sensiblen Zeitgenossen Anstoß erregen. Die ungehemmte<br />

Darstellung der freien Liebe ist ohne Zweifel ein Relikt der sexuellen Befreiung der<br />

Sechzigerjahre, an dem der Künstler bis heute festhält, auch wenn er dadurch noch immer<br />

Gefahr läuft, von der Frauenbewegung kritisiert zu werden (und dies obwohl es in besagten<br />

Bildern häufig die Frauen zu sein scheinen, die die Oberhand haben). Allerdings hat sich die<br />

Bildsprache nun in eher matissesche Sphären und ganz allgemein hin zu einer<br />

Neuinterpretation der sinnesfrohen französischen Malerei des frühen 20. Jahrhunderts<br />

verlagert. Die Verschmelzung gegenständlicher Darstellungen zu vieldeutigen Abstraktionen,<br />

die Konzentration auf wohlgeformte Körper, das Nebeneinander von geschichteter<br />

räumlicher Komplexität und häufig abgeflachten Formen, vor allem aber die meisterhafte<br />

Komposition einer breiten Palette kräftiger reiner Farben – dies alles trägt dazu bei, die<br />

Atmosphäre dionysischer Hemmungslosigkeit zu verstärken. Vielleicht sind diese Bilder aber<br />

auch ganz anders zu interpretieren, vielleicht ist die narrative Bildsprache nicht als<br />

Selbstzweck zu verstehen, sondern vielmehr als Auslöseimpuls des sinnlichen Erlebnisses,<br />

das die Bildsprache ausschließlich mit den Mitteln der Malerei erzeugt. Das Gewirr von<br />

Formen, Farben, verführerischen Oberflächen und bruchstückhaften Begegnungen mit dem<br />

menschlichen Körper versetzen den Betrachter in eine Art Rausch.<br />

Obwohl die erotische Spannung bei <strong>Jones</strong> weit über die melancholisch-sehnsuchtsvolle<br />

Erotik hinausgeht, die man mit den matisseschen Odalisken verbindet, möchte auch <strong>Jones</strong><br />

wie sein Vorbild mit seiner Kunst zur Erholung von den täglichen Pflichten beitragen, gerade<br />

so, wie es Matisse 1908 in seinen Notizen eines Malers beschrieben hat: »Ich träume von<br />

einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, der Ruhe, ohne beunruhigende und sich<br />

aufdrängende Gegenstände, von einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter, für den<br />

Geschäftsmann so gut wie für den Literaten ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das<br />

Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen<br />

erholen kann.« Eher sittenstrenge Zeitgenossen mögen dies als Eskapismus bewerten, den<br />

sie ebenso ablehnen wie den sexuellen Eskapismus. <strong>Jones</strong> lädt den Betrachter ein, sich fallen<br />

zu lassen, der Versuchung nachzugeben und in Schönheit und reiner Körperlichkeit zu<br />

schwelgen.<br />

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Sein unapologetisches Oszillieren zwischen diesen beiden Arten intensiver Sinnesfreude, die<br />

beide, zumindest für kurze Zeit, jeden anderen Gedanken ausschalten können, lädt jeden<br />

Betrachter dazu ein, den Augenblick bewusst und in Gänze auszukosten, sich durch und<br />

durch lebendig zu fühlen.<br />

1978 schuf <strong>Jones</strong> ein großes und in gewisser Weise untypisches Gemälde. Es zeigt eine an<br />

einem Bambuszaun entlangschreitende Varietékünstlerin mit einer furchterregenden<br />

rituellen Maske, die ihren Rumpf und ihr Gesicht verdeckt. Dabei ließ er sich nicht nur von<br />

einem großen Gemälde eines unbekannten Künstlers inspirieren, das früher einmal als<br />

Dekoration in einer Bar gehangen hatte und das er in Los Angeles, wo er damals gerade<br />

lebte, erworben hatte, sondern er besaß auch noch die Unverfrorenheit, seiner Version exakt<br />

den gleichen französischen Titel zu geben, den ein zu Recht berühmtes fauvistisches<br />

Gemälde von Matisse aus dem Jahr 1904 trägt: Luxe, calme et volupté. Das in einer<br />

pointillistischen Technik gemalte matissesche Bild, das eine Gruppe von weiblichen<br />

Badenden zeigt, die sich an einem Mittelmeerstrand räkeln, war wiederum von Charles<br />

Baudelaires Gedicht »Einladung zur Reise« inspiriert, in dem der Dichter schreibt: »Dort wird<br />

nur Ordnung im Verein / Mit Schönheit, Frieden, Wonne sein.« 3 Matisse bleibt nahe an der<br />

Metaphorik des baudelaireschen Gedichts, einem der berühmtesten aus dem Gedichtband<br />

Die Blumen des Bösen, in dem die Schönheit der Frau, an die es gerichtet ist, mit der eines<br />

idyllischen Traumlandes gleichgesetzt wird, das für einen Zustand vollkommenen<br />

Wohlbehagens und inneren Friedens steht. Das exotische Flair, das <strong>Jones</strong> von seiner<br />

Barentdeckung übernommen hat, entführt den Betrachter in eine andere Welt, eine Welt, die<br />

an unbeschwerte Ferien an tropischen Stränden und an die romantischen, primitivistischen<br />

Anklänge in den Werken Paul Gauguins erinnert, die wiederum die matissesche Fantasie<br />

angeregt hatten. Für <strong>Jones</strong> werden die baudelaireschen Verse zu Passwörtern, die den<br />

Zugang in die Welt der Fantasie – insbesondere der sexuellen Fantasie – ermöglichen und uns<br />

in einen Zustand reiner Sinnesempfindung versetzen, der uns in Farben und visueller<br />

Sinnesfreude schwelgen lässt. So bringt uns <strong>Jones</strong> auch in diesem Gemälde, mit seinen<br />

räumlich wiedergegebenen Palmwedeln und Anspielungen auf den Südsee-Eskapismus, dazu,<br />

seine Kunst als Ort der Freude zu erleben, der frei von den Zwängen des Alltags ist.<br />

Der Maler und Aquarellist <strong>Jones</strong> hatte und brauchte in seinem Atelier nie einen Assistenten,<br />

war es für ihn doch stets ein Gebot, seine Arbeiten von Anfang bis Ende von eigener Hand<br />

auszuführen. Bei seinen Skulpturen und seinen zahlreichen editierten Lithografien, die in<br />

Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialdruckereien entstanden, arbeitete er jedoch<br />

sinnvollerweise mit Spezialisten zusammen, die in der Lage waren, seine Anweisungen<br />

hinsichtlich Gestaltung und Verarbeitung mit höchster Professionalität auszuführen. Dies<br />

galt bereits für die Möbelskulpturen von 1969, die Dick Beech unter Anleitung des Künstlers<br />

aus Ton modellierte und die anschließend in Fiberglas gegossen und von der Firma Atomage,<br />

einem Hersteller von Bondage-Outfits, mit hautengen Lederdessous bekleidet wurden.<br />

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Wie in seinen Gemälden soll dem Betrachter auch bei diesen Objekten suggeriert werden, die<br />

geschmeidigen Formen, die makellosen Oberflächen und die perfekte Konstruktion seien<br />

nicht das Ergebnis mühevoller Arbeit.<br />

Dennoch legt der Künstler Wert darauf, auch in diesen Arbeiten etwas von ihrem<br />

Entstehungsprozess zu vermitteln. Besonders augenfällig ist dies bei den ganz kleinen<br />

Plastiken, etwa der Bronzeskulptur Stretching Dancer von 1982 oder der bemalten<br />

Silberplastik Bathers von 1994, die den je nach Größe der Skulptur aus Papier, Karton oder<br />

Aluminium gefertigten Maquetten, die ihnen zugrunde liegen, sehr ähnlich sind. Die einzelnen<br />

Elemente wurden von Hand ausgeschnitten, zusammengesetzt und in die gewünschte<br />

Position gebogen oder gedreht. Das Vergnügen, das man beim Betrachten dieser Skulpturen<br />

empfindet, resultiert zu einem großen Teil daraus, dass sich die Verspieltheit, mit der sie<br />

entworfen und gestaltet wurden, auf den Betrachter überträgt, der sich so mit dem Künstler<br />

identifiziert und der – einfach indem er das Werk mit Interesse und Neugier betrachtet –<br />

selbst zum aktiven Partner dieses schöpferischen Akts wird.<br />

<strong>Jones</strong>‟ plastische Arbeiten nahmen ab Ende der 1960er-Jahre dieselbe Entwicklung wie seine<br />

Gemälde und druckgrafischen Werke: Die perfekte, realitätsgetreue Wiedergabe, die den<br />

fetischistisch-obsessiven Charakter der Figuren unterstrich, wich einer eher spielerischen,<br />

vereinfachten und abstrakten Darstellung (eine allgemeine Entwicklung, von der der Künstler<br />

jedoch auch hin und wieder abwich, denn spätere plastische Werke, etwa die 2006<br />

entstandene Skulptur Enchanteresse, lassen eine bewusste Rückkehr zu Sprache und<br />

Ausführung der Möbelskulpturen von 1969 erkennen). Was ursprünglich lediglich ein Exkurs<br />

von der Malerei war, hat in den letzten Jahren einen zentralen Platz in <strong>Jones</strong>‟ Kunst<br />

eingenommen, und das nicht nur in Gestalt von mitunter monumentalen öffentlichen<br />

Auftragsarbeiten, sondern auch in kleinen, geradezu handlichen »jeux d‟esprit«. Obwohl der<br />

Künstler seine eigenen dreidimensionalen Arbeiten stets als plastische Werke eines Malers<br />

bezeichnet hat, hat er sich inzwischen auch mit den Auftragsskulpturen, die er in den<br />

vergangenen beiden Jahrzehnten geschaffen hat, international einen Namen gemacht. Ein<br />

besonders gelungenes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der 18 Meter hohe Acrobat, der<br />

den Innenhof des Londoner Chelsea and Westminster Hospital mit solch großer<br />

Selbstverständlichkeit einnimmt. Die überschäumende Lebensfreude, die sich in der<br />

dynamischen Haltung dieser abstrahierten Figur ausdrückt, und die klaren, farbenfrohen<br />

Formen strahlen eine lebensbejahende Vitalität aus, die in einer Umgebung, die sonst von<br />

Gedanken an Krankheit und Tod infiziert sein könnte, eine erfreulich ansteckende Wirkung<br />

hat.<br />

Die Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum der Nachkriegszeit ist überreich an<br />

Beispielen ungeliebter, einer Umgebung willkürlich aufgezwungener Metallskulpturen.<br />

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Bei seinen Exkursionen in dieses ihm ursprünglich fremde Gebiet hat es sich <strong>Jones</strong> zur<br />

Aufgabe gemacht, mitunter gigantische Fantasiefiguren zu schaffen, die das Auge<br />

ansprechen und den Betrachter – nicht selten im wahrsten Sinne des Wortes – in einen<br />

heiteren Reigen hineinversetzen. In diesen Werken zeigt sich unübersehbar ein Faible für den<br />

ausgelassenen Modernismus Mirós und vor allem Calders.<br />

Stilelemente aus den unterschiedlichsten Epochen aufzugreifen, wie es die Künstler der<br />

Postmoderne zu tun pflegten, die auf diese Weise historische Stile wiederbelebten, die sie<br />

durch den distanzierenden Kunstgriff der Ironie gleichzeitig jedoch etwas ins Lächerliche<br />

zogen, war <strong>Jones</strong>‟ Sache nicht. Er zog es vielmehr vor, die Stilrichtungen, die eine starke<br />

Anziehung auf ihn ausübten, mit Leben zu erfüllen und nach Möglichkeiten zu suchen, sie zu<br />

erweitern und zu seinen eigenen zu machen. So diente ihm etwa als Ausgangspunkt für die<br />

aus bemaltem Stahl gefertigte Skulpturengruppe Le déjeuner sur l‟herbe, die 2008 im Park<br />

von Chatsworth House aufgestellt wurde, lediglich das einst umstrittene Gemälde von<br />

Édouard Manet aus dem Jahr 1863. Die Variationen, die Picasso dazu geschaffen hat, ließ er<br />

vollkommen außer Acht, und das aus dem einfachen Grund, dass er sie nicht kannte oder<br />

dass sie bei ihm in Vergessenheit geraten waren. Dennoch stehen <strong>Jones</strong>‟ Skulpturen nicht<br />

nur in der Tradition der zahlreichen Bilder, die Picasso zwischen 1954 und 1962 zu diesem<br />

Thema gemalt hat, sondern auch der monumentalen Skulpturen aus Gasbeton, die der<br />

Spanier am Ende dieser Periode geschaffen hat und die sich heute im Park des Moderna<br />

Museet in Stockholm befinden. Dass er diese außergewöhnlichen Neuinterpretationen<br />

Picassos von Manets Gemälde nicht vor Augen hatte, als er ein ähnliches Projekt für den<br />

Park eines großen englischen Landguts plante, erwies sich im Grunde genommen als Vorteil,<br />

denn so konnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, die nackte Frauenfigur und ihre<br />

bekleideten männlichen Begleiter auf seine individuelle Weise neu zu gestalten.<br />

Obwohl <strong>Jones</strong>‟ eigentliche Pop-Art-Periode nunmehr bereits fast vier Jahrzehnte<br />

zurückliegt, zieht sich ein Merkmal dieses Frühwerks bis heute unverändert durch sein<br />

Schaffen: ewige Jugendlichkeit und ungezügelte Libido. In vieldeutigen großformatigen, von<br />

zahlreichen Figuren bevölkerten Gemälden, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts<br />

entstanden, darunter etwa The Dance Academy (2002) und Invitation Only (2006),<br />

zelebriert der Künstler, obwohl inzwischen im »Rentenalter«, noch immer plastisch die<br />

jugendliche weibliche Schönheit, Wollust und Erotik. Das letztgenannte Bild, eine<br />

ungewöhnliche Spielart des traditionellen Triptychons, zeigt eine Gruppe von Models vor und<br />

während ihres Auftritts auf dem Laufsteg. Durch die allmähliche Verkleinerung der drei<br />

Tafeln suggeriert der Künstler hier mit einfachen Mitteln einen nach hinten fliehenden Raum,<br />

wobei die einzelnen Figuren beziehungsweise Figurengruppen, wie häufig bei <strong>Jones</strong>, jeweils<br />

von einem nicht weit in die Tiefe reichenden Raum umrahmt werden.<br />

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Die graziös auf ihren Stilettos balancierenden langbeinigen, großbusigen Frauen gehören<br />

offensichtlich zur gleichen Gattung von Superfrauen, denen <strong>Jones</strong> seit Mitte der 1960er-<br />

Jahre immer wieder ein Denkmal gesetzt hat. Sie befinden sich nun jedoch in einer weitaus<br />

komplexeren räumlichen Umgebung, in der die Farbkompositionen des Künstlers erst richtig<br />

zur Geltung kommen, und sie zeigen eine Handlung, die sie mit der »realen« Welt außerhalb<br />

der Malerei verbindet und sie ins neue Jahrtausend versetzt.<br />

Wie sinnig, dass ein Künstler, dessen künstlerische Einfälle die Haute Couture beeinflusst<br />

haben, seit er in den frühen Sechzigerjahren den Minirock vorwegnahm, auf diese Weise zu<br />

seinem Ausgangspunkt zurückkehrt und dabei der Modewelt als einer anderen Sphäre Tribut<br />

zollt, in der Fantasie, Erotik und ein idealisiertes Bild weiblicher Schönheit ein Fenster zu<br />

einer anderen Welt öffnen.<br />

Die für diese Ausstellung – die erste große <strong>Jones</strong>-Retrospektive seit der von mir für<br />

Großbritannien und Deutschland kuratierten Wanderausstellung seiner Gemälde von 1979/80<br />

– zusammengestellten Arbeiten erstrecken sich über <strong>Jones</strong>‟ gesamtes 50-jähriges Schaffen<br />

und zeigen, dass er nicht nur ein Meister auf dem Gebiet der Malerei ist, sondern auch auf<br />

jenem des Aquarells, der Lithografie und der Bildhauerei. Die Vorführung eines 1970 für das<br />

deutsche Fernsehen produzierten Beitrags mit dem Titel Männer wir kommen! gibt außerdem<br />

einen kleinen Einblick in seine zahlreichen Ausflüge in Gebiete jenseits der bildenden Kunst.<br />

Ein kleiner Teil dieser Projekte ist in einem 1971 unter dem Titel <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Projects<br />

erschienenen Buch dokumentiert; darunter finden sich neben gemeinsamen Arbeiten mit<br />

Fotografen (allen voran Brian Duffy, mit dem er den Pirelli-Kalender von 1973 realisierte) und<br />

Filmemachern (Stanley Kubrick adaptierte <strong>Jones</strong>‟ Möbelskulpturen von 1969 für die Szenen<br />

in der Korova Milk Bar in seinem Film A Clockwork Orange) auch Theaterarbeiten (zwei<br />

Szenen für die Londoner Inszenierung von Oh! Calcutta! und Kostümentwürfe (1987) für die<br />

Inszenierung von Richard Alstons Ballett Cinema, aufgeführt durch die Rambert Dance<br />

Company). Darüber hinaus schuf er grandiose Dekorationsgemälde für verschiedene<br />

Londoner Spitzenrestaurants, unter anderem für das Ivy und für eine Brasserie von Terence<br />

Conran in Soho (Mezzo, 1995), sowie Postervorlagen (Maîtresse, 1976) und Vorlagen für<br />

Großwerbeflächen (Fogal Mural, 1978).<br />

<strong>Jones</strong>‟ Betätigungsfeld reicht weit über die Welt der Kunst hinaus, am stärksten war er dabei<br />

vermutlich auf den Gebieten der Mode, der Musik und des Grafikdesigns vertreten: Das<br />

Airbrush-Foto, das die Innenseite von David Bowies 1973 erschienenem Album Aladdin Sane<br />

ziert, hätte sich beispielsweise ebenso gut im Pirelli-Kalender desselben Jahres finden<br />

können, zweifellos auch als Hommage an Letzteren gedacht. Dass <strong>Jones</strong> jedes dieser Genres<br />

so nachhaltig beeinflusst hat, ist nicht verwunderlich, zählten zu seinen Bewunderern,<br />

Freunden und Sammlern doch unter anderem Modeschöpfer wie Zandra Rhodes, Fotografen<br />

wie Helmut Newton und Mick Rock und Popstars wie Adam Ant.<br />

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Doch so groß die Spuren, die er mit seinen Gemälden, die in den Sammlungen von Museen in<br />

aller Welt zu finden sind, und die er auch als langjähriges Mitglied der Royal Academy of Arts<br />

in der Kunstwelt hinterlassen hat, auch sein mögen – am stärksten wird der allgegenwärtige<br />

Einfluss seiner originellen, unverwechselbaren Visionen auch in Zukunft in diesem weiteren<br />

kulturellen Kontext spürbar sein.<br />

Auszüge aus dem Katalogtext: Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen, in: Meinrad<br />

Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–2009, Edition<br />

<strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />

A New Perspective on Floors<br />

1966<br />

Serie von 6 Farblithografien<br />

77 x 56 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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10. Zitate<br />

Mein Leben könnte viel leichter sein, wenn ich Quadrate malen würde - aber ich bin<br />

nun mal von Frauen besessen.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Ich sehe die Skulpturen nach wie vor als gutes Bildnis und Zeitzeugnis für die<br />

Feministenbewegung.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Man kann immer nur sein eigenes Umfeld verarbeiten, sich von befreundeten<br />

Künstlern, seiner Zeit und Umgebung, den politischen Umständen inspirieren lassen.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Und vergesst mir ja die Beine nicht.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Ich weiß nicht, woher Inspiration kommt oder welche Gestalt sie annehmen kann,<br />

deshalb halte ich die Augen weit geöffnet, damit ich ja nichts verpasse.<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Mir ist es wichtig, solche Dinge zu benutzen, die in der Gesellschaft bereits zu<br />

Klischees geworden sind und die jeder sofort erkennt.<br />

Mel Ramos<br />

Alles wird Kunst sein, und nichts wird Kunst sein, weil alles, wie ich glaube, schön ist.<br />

Andy Warhol<br />

Warenhäuser werden zu Museen, Museen werden zu Warenhäusern.<br />

Andy Warhol<br />

[…] Du kannst Fernsehwerbung für Coca Cola sehen und du weißt, daß der Präsident<br />

Coke trinkt, daß Liz Taylor Coke trinkt und, denk‟ nur – auch du kannst Coke trinken.<br />

Coke ist Coke, und keine Summe Geld kann dir ein besseres Coke verschaffen als<br />

das, das der Penner an der Ecke trinkt. Jedes Coke ist gut. Liz Taylor weiß es, der<br />

Präsident weiß es und du weißt es.<br />

Andy Warhol<br />

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Ich möchte eine Maschine sein.<br />

Andy Warhol<br />

Pop-Art ist gewiss eines der Dinge, von denen ich glaube, dass sie zu den frechsten<br />

und erschreckendsten Charakteristika unserer Kultur gehören, Dinge, die wir<br />

hassen, die aber doch einen starken Einfluss auf uns haben.<br />

Roy Lichtenstein<br />

Die Welt ist draußen, Pop-Art schaut hinaus in die Welt.<br />

Roy Lichtenstein<br />

Kunst soll etwas anderes tun als im Museum auf dem Hintern zu sitzen.<br />

Claes Oldenburg<br />

Ich bin für die Kunst verlorener oder weggeworfener Dinge… Ich bin für Kunst, die<br />

man raucht wie eine Zigarette… Ich bin für Kunst, die wie eine Fahne flattert.<br />

Claes Oldenburg<br />

In der PopArt wird Kitsch erlöst und in einen neuen Zustand ästhetischer<br />

Erhabenheit versetzt.<br />

Umberto Eco<br />

Neither Forget Your Legs<br />

1965<br />

Öl auf Leinwand<br />

127 x 102 cm<br />

Privatsammlung<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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11. Pop-Art-ABC<br />

Androgynität Die Vereinigung weiblicher und männlicher Merkmale.<br />

Peter Blake<br />

(geb. 1932)<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> versucht in seinen Werken Frau und Mann<br />

miteinander verschmelzen zu lassen.<br />

Das bekannteste Werk des britischen Pop-Art-Künstlers<br />

Peter Blake ist das Design des Schallplattencovers des<br />

Beatles-Albums „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“<br />

von 1967.<br />

Collage Ein Bild, das aus verschiedenen aufgeklebten und<br />

gemalten Teilen besteht.<br />

Dose Dosen werden häufig in Zusammenhang mit der Kunst von<br />

Andy Warhol gebracht, der 1968 Suppendosen der Firma<br />

Campell als Kunstwerk inszenierte.<br />

Expressionismus Insbesondere die Fauves (siehe Buchstabe „F“) können<br />

dieser Stilrichtung der Kunst zugeordnet werden, die sich<br />

u.a. durch eine starke Farbgebung und der Tendenz zur<br />

Vereinfachung auszeichnet.<br />

Fauves Die Fauves waren eine Vereinigung von Malern von ca.<br />

1905 bis 1907. Ihr Credo war, dass die Farbe Vorrang vor<br />

dem Motiv hat. Sie lehnten Perspektive und Tiefenwirkung<br />

ab, stattdessen standen Farbe, Fläche, Kontur im<br />

Vordergrund. Vertreter waren: Henri Matisse, André<br />

Derain und Maurice de Vlaminck.<br />

Gegenstand Der Gegenstand in der Pop-Art ist meist von trivialer<br />

Natur, dem Alltag, Comics oder der Werbung entnommen.<br />

Happening Als Happening bezeichnet man avantgardistische<br />

provokative Kunstveranstaltungen ab Ende der 1950er<br />

Jahre in Fortführung dadaistischer und surrealistischer<br />

Inszenierungen. Das Publikum ist Teil der vom Künstler<br />

erdachten Aktion.<br />

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Independant Group 1952 wurde die Gruppe um den Kunstkritiker Lawrence<br />

Jasper Johns<br />

(geb. 1930)<br />

Alloway in Großbritannien gegründet, die durch die<br />

Einbeziehung von Alltagsgegenständen in ihre Kunstwerke<br />

bahnbrechend war für die Durchsetzung der Pop-Art.<br />

Er ist zusammen mit Robert Rauschenberg einer der<br />

Wegbereiter der amerikanischen Pop-Art. Bekannt wurde<br />

Johns durch seine Serien von amerikanischen Flaggen und<br />

Zielscheiben.<br />

Konsum Die Welt des Konsums lieferte den Pop-Art Künstlern ihre<br />

Roy Lichtenstein<br />

(1923–1997)<br />

Bildmotive. Gegenstände wie Colaflaschen, Suppendosen<br />

und Hamburger wurden zu Kunstobjekten deklariert.<br />

Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Pop-Art.<br />

Lichtenstein griff für seine Arbeiten vor allem auf<br />

Zeitungsannoncen und Comic Hefte zurück. Er übertrug<br />

die Vorlagen in einer Rasterstruktur auf große Formate.<br />

Kurze, oft ironisierende Texte in Sprechblasen begleiten<br />

die Darstellungen.<br />

Medien Sie bilden eine entscheidende Inspirationsquelle für alle<br />

Pop-Art Künstler. Egal ob Zeitungsbericht, Werbeplakat<br />

oder Comic Heft. Die Künstler übernahmen die Motive und<br />

entwickelten sie in ihren Arbeiten weiter.<br />

Maquette Darunter versteht man ein kleinformatiges<br />

Bildhauermodell.<br />

Nouveaux Réalistes Die französische Künstlergruppe wurde 1960 gegründet.<br />

Mitglieder waren u.a. Pierre Restany (1930–2003), Yves<br />

Klein (1928–1962) oder Niki de Saint Phalle (1930–2002).<br />

Charakteristisch für die Werke dieser Gruppe ist die<br />

Verwendung sog. „Objets trouvés“ (s. Buchstabe „O“).<br />

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Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

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Objet trouvé Ein Objet trouvé (dt.: gefundener Gegenstand) kann ein<br />

Kunstwerk oder Teil eines Kunstwerks sein, welches aus<br />

gefundenen Alltagsgegenständen oder Abfällen gefertigt<br />

wird.<br />

Jackson Pollock<br />

(1912–1956)<br />

Der US-amerikanische Maler inspirierte <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>, z.B.<br />

sein Werk „Guardian of the Secret“ von 1943.<br />

Quellen Paul Klees „Pädagogisches Skizzenbuch“, Henri Matisse,<br />

oder auch Wassily Kandinsky waren Inspirationsquellen<br />

für <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>.<br />

Relief Als Relief werden sich plastisch erhebende Darstellungen<br />

aus einer Fläche bezeichnet. Man kann zwischen Hoch-,<br />

Halb- und Flachrelief unterscheiden.<br />

Shaped Canvas <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> arbeitet gerne mit speziellen Leinwänden,<br />

deren Form an das Bildmotiv angepasst wird, so z.B. bei<br />

den Bus-Bildern.<br />

Triptychon Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Gemälde oder Relief.<br />

Unterhaltungskultur Die Pop-Art lässt die Grenzen zwischen der E-Kultur, der<br />

ernsthaften Kultur, und der U-Kultur verschwimmen.<br />

Variation Eines von <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>„ Hauptthemen ist die Beziehung<br />

Andy Warhol<br />

(1928–1987)<br />

zwischen Frau und Mann, die er in den unterschiedlichsten<br />

Ausführungen in seinem Oeuvre behandelt.<br />

Andy Warhol ist wohl der bekannteste Vertreter der Pop-<br />

Art. Für seine Werke vergrößerte er Details aus der<br />

Werbung und anderen Medien, reproduzierte sie in<br />

Variationen und reihte sie nebeneinander. Seit 1962<br />

entstanden die meisten seiner Werke in der „Factory“,<br />

seiner Wohn- und Arbeitsstätte, durch eine Vielzahl von<br />

Assistenten.<br />

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Xart Walls Mit dieser Tapetenserie nahm <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> an der<br />

documenta 5 teil.<br />

Zarathustra „Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen“,<br />

(1883–1885) wird von vielen als das Hauptwerk des<br />

deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche angesehen.<br />

Zarathustra war ein persischer Religionsstifter aus dem 1.<br />

oder 2. Jahrtausend v.Chr.<br />

The Sitter<br />

1986<br />

Öl auf Leinwand<br />

152 x 152 cm<br />

Privatsammlung<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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12. Katalog zur Ausstellung<br />

Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.)<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>–Off the Wall. Pop Art 1957–2009<br />

Edition <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong>, Ostfildern 2012<br />

236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 €<br />

13. Literatur<br />

Literatur zur Pop-Art<br />

Martina Angelotti<br />

Pop Art<br />

Vercelli 2011<br />

Stefanie Mallon<br />

Die wichtigsten Vertreter der britischen Pop-Art<br />

Eduardo Paolozzi, Richard Hamilton, David Hockney, Peter Blake und Peter Phillips<br />

München 2010<br />

Hajo Düchting<br />

Wie erkenne ich? Die Kunst der Pop Art<br />

Stuttgart 2009<br />

Tobia Bezzola/Franziska Lentzsch (Hg.)<br />

Europop<br />

Köln 2008<br />

Karl Ruhrberg u.a. (Hg.)<br />

Kunst des 20. Jahrhunderts, Band I und II<br />

Köln 2005<br />

Mark Francis<br />

Pop<br />

London 2005<br />

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Walter Grasskamp (Hg.)<br />

Was ist Pop? Zehn Versuche<br />

Frankfurt am Main 2004<br />

Uta Grosenick (Hg.)<br />

Pop Art<br />

Köln 2004<br />

Clare Oliver<br />

1960–80. Experiments an new Direction. From Op and Pop Art to Super-Realism,<br />

Minimalism and Conceptual Art<br />

Milwaukee 2001<br />

David McCarthy<br />

Kunst Basics. Pop Art<br />

Ostfildern 2001<br />

Thomas Crow<br />

Die Kunst der Sechziger Jahre<br />

Ostfildern 1999<br />

Tilman Osterwold<br />

Pop Art<br />

Köln 1999<br />

Marco Livingstone (Hg.)<br />

Pop Art<br />

München 1992<br />

Jürgen Jacob<br />

Die Entwicklung der Pop Art in England<br />

Von ihren Anfängen bis 1957<br />

Frankfurt am Main 1986<br />

José Pierre<br />

DuMont‟s kleines Lexikon der Pop Art<br />

Köln 1978<br />

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Literatur zu <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Meinrad Maria Grewenig (Hg.)<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Off the Wall. Pop Art 1957–2009<br />

Völklingen 2012<br />

Showtime<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />

Hamburg 2009<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Magic. Works from 1999–2005<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />

Hamburg 2007<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. The City<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galeria António Prates<br />

Lissabon 2007<br />

Andrew Lambirth<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Between the Sheets – Paintings, Watercolours, Prints 1999-2007<br />

Katalog zur Ausstellung in der Alan Cristea Gallery<br />

London 2007<br />

Andrew Lambirth<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Works<br />

London 2005<br />

Enrico Mascelloni<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Believe It or Not<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore<br />

Bologna 2002<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore<br />

Bologna 1999<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Photo Files<br />

Little Sungoddess<br />

1989<br />

Bronze<br />

14 x 43 x 19 cm<br />

Sammlung <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />

Hamburg 1999<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Catwalk<br />

Katalog zur Ausstellung in der Fondazione Nicola Trussardi<br />

Mailand 1998<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Obras recientes<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />

Hamburg und Madrid 1995<br />

Marco Livingstone/Richard Llod<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Prints<br />

Katalog zur Ausstellung in der Barbican Art Gallery<br />

London u.a. 1995<br />

Nicola Hodges (Hg.)<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Art & Design Monographs<br />

London/Berlin 1993<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> 1976–1992<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galerie Frank Pages<br />

Baden-Baden 1992<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Bilder, Aquarell, Skulpturen und Lithographien<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY<br />

Hamburg 1992<br />

<strong>Allen</strong> Lambirth<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Sculpture<br />

Katalog zur Ausstellung in der Vivian Art Gallery<br />

Swansea 1992<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Katalog zur Ausstellung in der Wetterling Gallery<br />

Stockholm 1989<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. New Sculpture<br />

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Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries<br />

London 1988<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Skulpturen – Zeichnungen<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galerie Bogislav von Wentzel<br />

Köln 1984<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. An Exhibition of Recent Works<br />

Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries<br />

London 1983<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Stages: Lithographs 1981/82<br />

Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Galleries<br />

London 1982<br />

Marco Livingstone<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Sheer Magic<br />

London 1979<br />

Hans Albert Peters<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Retrospective of Paintings 1957-1978<br />

Katalog anlässlich der Ausstellung in der Walker Art Gallery/Serpentine Gallery/<br />

Staatlichen Kunsthalle<br />

Liverpool/London/Baden-Baden 1979<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Works on Paper<br />

Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Graphics Galleries<br />

London 1976<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong> Projects<br />

London 1971<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Il Fauno<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte<br />

Turin 1971<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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Katalog zur Ausstellung im Museum Boijmans Van Beuningen<br />

Rotterdam 1969<br />

<strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Recent Paintings<br />

Katalog zur Ausstellung in der Galerie Arthur Tooth & Sons<br />

London 1963<br />

Literatur zu weiteren Künstlern<br />

Derek Boshier<br />

Carolin Piontek<br />

Pop Art. R.B. Kitaj, Peter Phillips und Derek Boshier unter den Kriterien der Pop Art –<br />

Ikonographie<br />

München 2011<br />

Paul Cézanne<br />

Roberta Bernabei<br />

Cézanne<br />

München 2012<br />

Götz Adriani<br />

Paul Cézanne. Leben und Werk<br />

München 2006<br />

Robert Delaunay<br />

Gustav Vriesen<br />

Robert Delaunay. Licht und Farbe des Orphismus<br />

Köln 1992<br />

Michel Hoog<br />

Robert Delaunay<br />

München 1983<br />

David Hockney<br />

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David Hockney. A Bigger Picture<br />

Katalog zur Ausstellung in der Royal Academy of Arts<br />

London 2012<br />

Paul Melia/Ulrich Luckhardt<br />

David Hockney. Paintings<br />

München 2000<br />

Wassily Kandinsky<br />

Ulrike Becks-Malorny<br />

Kandinsky<br />

Köln 2008<br />

Hajo Düchting<br />

Wassily Kandinsky 1866-1944. Revolution der Malerei<br />

14. Aufl., Köln 2008<br />

Paul Klee<br />

Boris Friedewald<br />

Paul Klee. Sein Leben – Seine Kunst<br />

München 2011<br />

Fernand Léger<br />

Moma Artist Series<br />

Fernand Léger<br />

New York 2010<br />

Fondation Beyeler (Hg.)<br />

Fernand Léger. Paris – New York<br />

Ostfildern 2008<br />

Roy Lichtenstein<br />

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Gianni Mercurio<br />

Roy Lichtenstein. Kunst als Motiv<br />

Köln 2012<br />

Roy Lichtenstein/Janis Hendrickson<br />

Lichtenstein<br />

Köln 2010<br />

Henri Matisse<br />

Volkmar Essers<br />

Matisse<br />

Köln 2006<br />

Jean Selz<br />

Matisse<br />

München 1990<br />

Jackson Pollock<br />

Leonard Emmerling<br />

Pollock. An der Grenze der Malerei<br />

Köln 2009<br />

Jackson Pollock<br />

Jackson Pollock<br />

Heidelberg 1999<br />

Andy Warhol<br />

Mark Francis (Hg.)<br />

Andy Warhol: Photographs, films, videos, books, interviews<br />

München 2004<br />

Mirror Miró<br />

2009<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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Heiner Bastian (Hg.)<br />

Andy Warhol: Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie Berlin<br />

Berlin 2001<br />

Kunstgattungen<br />

Fauves<br />

Marcel Giry<br />

Der Fauvismus<br />

Ludwigsburg 1981<br />

Bernard Denvir<br />

Fauvismus und Expressionismus<br />

München/Zürich 1976<br />

Philosophen<br />

Carl Gustav Jung<br />

Tilman Evers<br />

Mythos und Emanzipation. Eine kritische Annäherung an C.G. Jung<br />

Hamburg 1987<br />

Carl Gustav Jung<br />

Gesammelte Werke<br />

Zürich/Olten 1958-1981<br />

Friedrich Nietzsche<br />

Günter Figal<br />

Nietzsche. Eine philosophische Einführung<br />

Stuttgart 1999<br />

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Giorgio Coli/Mazzino Montinari<br />

Friedrich Nietzsche. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe<br />

Berlin/New York 1967<br />

14. Links<br />

Links zur Pop-Art<br />

Überblick<br />

http://www.pop-art-kunst.de/<br />

Centre Pompidou, Artikel zur PopArt auf Englisch<br />

http://www.centrepompidou.fr/education/ressources/ENS-Object-EN/ENS-<br />

objet-EN.htm<br />

Links zu <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

Biografie<br />

http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=1640&RID=1<br />

Werke<br />

http://www.popartheaven.com/perl/search.pl?ARTISTL=<strong>Jones</strong><br />

Dokumentation<br />

http://kunstschau.netsamurai.de/2012/06/25/allen-jones-off-the-<br />

wall/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+<br />

KunstPresseSchau+%28Kunst+%7C+Presseschau%29&utm_content=FeedBu<br />

rner+user+view<br />

Links zu Andy Warhol<br />

Das Andy Warhol Museum Pittsburgh<br />

http://www.warhol.org/<br />

Burda Museum Baden Baden, Kurzbiographie<br />

http://www.bad-bad.de/burda-museum/warhol.htm<br />

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Links zu Roy Lichtenstein<br />

Die Roy Lichtenstein Foundation<br />

http://www.lichtensteinfoundation.org/<br />

Biographie<br />

http://www.roy-lichtenstein.de/<br />

Links zu den 1960er Jahren<br />

Planet Schule<br />

http://www.planet-schule.de/wissenspool/die-wilden-60er-jahre/inhalt.html<br />

Luxe, calme et volupté<br />

1978<br />

Öl auf Leinwand<br />

183 x 274 cm<br />

Privatsammlung<br />

© <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong><br />

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Impressum<br />

Herausgegeben von<br />

Meinrad Maria Grewenig<br />

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Konzept und Redaktion<br />

Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Recherche<br />

Jeanette Wagner<br />

Aufsätze<br />

Otto Letze: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Leben und Werk<br />

Sir Norman Rosenthal: <strong>Allen</strong> <strong>Jones</strong>. Einige Gedanken<br />

Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen<br />

Stand<br />

Oktober 2012<br />

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