Trike und Eimerkralle - Strukturfonds in Sachsen - Freistaat Sachsen

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12.12.2012 Aufrufe

SCHulE In SACHSEn mIT EFRE + ESF Beste laune beim Gute-nacht-song in der Jugendherberge strUktUrfonds AktUEll 3|2011 12 Schulferien mal anders Sachsens Schülerinnen und Schüler in den Ferien: Sie können ausschlafen und genießen die schulfreie Zeit. Wirklich? Es ist 6:45 Uhr. In Großenhain herrscht auf einem Parkplatz an der radeburger straße hektisches treiben. Autos parken ein und aus, koffer, reisetaschen und weitere Utensilien werden zu einem sammelplatz geschafft. dort steht schon eine große Palette mit Getränkeflaschen, dazu kisten mit Äpfeln und Bananen. Immer mehr Jugendliche, überwiegend Mädchen der klassenstufen 7 bis 12, versammeln sich auf dem Parkplatz, um sich aufzumachen auf große reise. Ziel ist st. Gallen in der schweiz. Wer jetzt denkt: „Ab in den Urlaub!“, der irrt. die etwa 40 Jugendlichen begeben sich auf fünftägige Bildungsreise, um zu lernen, zu singen, zu präsentieren. All dies aus eigenen stücken – freiwillig und zusätzlich zur schule! ferienakademie, so heißt das Projekt, das den kerngedanken schon im namen trägt: Bildung in den ferien. das sächsische kultusministerium fördert aus Mitteln des Europäischen sozialfonds (Esf) Projekte wie dieses, damit schülerinnen und schüler über das lernen in der schule hinaus ihre stärken ausbauen können. Unruhig läuft stefan Jänke an diesem Morgen auf dem Parkplatz umher. Er plant und organisiert diese ferienakademie, kümmert sich um viele details, hat immer ein offenes ohr für seine teilnehmer, Eltern und beteiligte dozenten. Als freischaffender komponist hat er langjährige Erfahrung in der leitung von kinder- und Jugend- chören, betreut eigene Ensembles und überregionale Projekte. Chorreisen führten ihn schon nach sri lanka, Ungarn, rumänien und litauen. „lampenfieber ist immer dabei“, sagt er, nimmt sein Handy und telefoniert mit dem Busunternehmen. Es ist kurz vor 7 Uhr, gleich soll es losgehen, und noch ist kein reisebus in sicht. den Jugendlichen, die zum großen teil im gemeinsamen Jugendchor des Gymnasiums Großenhain, der evangelischen kirchgemeinde reinersdorf und der Mittelschule Ebersbach singen, ist die Aufregung ebenfalls anzusehen. für die Jüngeren und die 18 neulinge unter ihnen ist es die erste große Chorreise. Im vorher absolvierten theoretischen teil der ferienakademie gab es zwar schon ein gemeinsames Probenwochenende im sächsischen schmiedeberg, bei dem das konzertprogramm einstudiert und im kleineren kreis vor heimischem Publikum aufgeführt wurde, doch die „großen“ Auftritte in der fremde stehen jetzt unmittelbar bevor. Endlich, der Bus kommt! koffer, reisetaschen, noten, technik und natürlich die Verpflegung werden verstaut. schon sitzen alle im Bus. Ilona reichel, selbst begeisterte Chorsängerin und Gymnasiallehrerin für Englisch und latein, ge- Blick auf den säntis, höchster Berg im Alpsteinmassiv

hört zum dozententeam und kontrolliert, ob alle anwesend sind. Es ist 7:10 Uhr, der Bus startet. der Praxisteil der ferienakademie hat begonnen. nach über neun stunden fahrt erreicht der Bus um 16:30 Uhr sein Ziel. schnell beziehen die reisenden ihre Quartiere in der Jugendherberge st. Gallen. nach dem Abendessen gibt es noch individuelle Übungen für die solistischen Aufgaben und eine gemeinsame Probe. danach werden die Jugendherberge und das nähere Umfeld entdeckt. Am nächsten Vormittag wird st. Gallen erkundet. spontan wird am rande einer führung die berühmte stiftskirche st. Gallus und otmar für eine Probe genutzt. schnell finden sich Zuhörer und lauschen gespannt der Musik. danach geht es mit dem Bus zur talstation des säntis, dem höchsten Berg im Alpsteinmassiv. dank seilbahn und bei schönstem Wetter kann hier schließlich von jedem der 2.502 Meter hohe Gipfel „erklommen“ werden. später geht es nach stein, zur Appenzeller schaukäserei. Hier lernen alle nicht nur etwas über traditionelle sowie moderne käseproduktion, sondern auch über „schweizer Mundart“. fast jeder hat hinterher ein Mitbringsel, „e stack Appenzeller“, wie die schweizer Eidgenossen sagen, im Gepäck. die fahrt geht weiter nach teufen. Hier findet das erste konzert statt. Aufbau des sets, stell- und technikproben sowie diverse Arbeitsphasen in kleingruppen folgen. 17 Uhr ist Generalprobe, nicht alles klappt. die spannung steigt sichtlich bei allen Beteiligten. Abendimbiss um 18:15 Uhr, danach geben die dozenten und der Chorleiter noch ein paar Hinweise, und die sängerinnen und sänger „erwärmen“ ihre stimmen, damit diese optimale leistung bringen können. Ein letzter soundcheck, die technik funktioniert. nach und nach treffen die konzertbesucher ein, in der Hand das konzertprogramm, das jeder an der Eingangstür bekommt. der Eintritt ist frei. Endlich 19 Uhr: das konzert beginnt! Im Programm ist Musik aus verschiedenen ländern in sieben sprachen und unterschiedlichen stilen vertreten. klassische Musik von Händel, schütz und fauré ist zu hören. den Hauptteil des konzerts nehmen jedoch Arrangements von „Popmusik mit Hintergrund“ ein: titel, die sich ernsthaft Gedanken um unsere Welt machen. stücke von die Ärzte (deine schuld), silbermond (Irgendwas bleibt) und Marvin Gaye (Ain‘t no Mountain High Enough) gehören neben vielen anderen zum repertoire. die Chormitglieder haben die songs selbst ausgewählt, moderieren das Programm, und viele sängerinnen und sänger sind mit soloparts dabei. An diesem Abend gelingt fast alles perfekt, der lang anhaltende Applaus der konzertbesucher sowie die eingeforderten Zugaben sind der beste Beweis dafür. stolz und glücklich fahren die Jugendlichen zu später stunde zurück in die Jugendherberge. An den nächsten zwei tagen folgen noch vier konzerte an verschiedenen orten. All dies wäre so im schulalltag nicht möglich gewesen. „das Programm war nicht nur in musikalisch-technischer Hinsicht anspruchsvoll, sondern auch konzeptionell“, erklärt stefan Jänke nach der rückkehr. „die stücke im Chor einzustudieren und aufzuführen, schult an sich schon die Ausdrucksfähigkeit und hilft, Gruppenprozesse zu lernen und zu üben. darüber hinaus hat fast jedes Chormitglied eine zusätzliche Aufgabe übernommen, entweder in form eines soloauftritts oder der Übernahme eines Moderationsabschnitts. Was im theorieteil geübt wurde, konnte im Praxisteil umgesetzt werden“, berichtet stefan Jänke weiter. Begabtenförderung hört man von ihm in diesem Moment nicht, aber genau darauf läuft es hinaus. spezielle talente der schülerinnen und schüler entdecken und stärken – dies leisten die aus Esf- und landesmitteln finanzierten ferienakademien, deren Angebot breit gefächert ist und nicht zwingend etwas mit schulstoff zu tun hat. so gibt es zum Beispiel auch rhetorik- und Animationskurse und kurse wie „Medien- und Grafikdesign“ oder „English Intensive“. Inzwischen plant stefan Jänke schon die nächsten Projekte. Im frühjahr 2012 ist ein Probenwochenende in der landesmusikakademie Colditz geplant. danach soll Helsinki angesteuert werden, und dort wird es eine Begegnung und ein gemeinsames konzertprogramm mit einem finnischen Jugendchor geben. 13 Zum singen in die schweiz: Auftritt in der stadt rorschach strUktUrfonds AktUEll 3|2011

hört zum dozententeam <strong>und</strong> kontrolliert, ob alle<br />

anwesend s<strong>in</strong>d. Es ist 7:10 Uhr, der Bus startet.<br />

der Praxisteil der ferienakademie hat begonnen.<br />

nach über neun st<strong>und</strong>en fahrt erreicht der Bus<br />

um 16:30 Uhr se<strong>in</strong> Ziel. schnell beziehen die reisenden<br />

ihre Quartiere <strong>in</strong> der Jugendherberge st.<br />

Gallen. nach dem Abendessen gibt es noch <strong>in</strong>dividuelle<br />

Übungen für die solistischen Aufgaben <strong>und</strong><br />

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<strong>und</strong> das nähere Umfeld entdeckt.<br />

Am nächsten Vormittag wird st. Gallen erk<strong>und</strong>et.<br />

spontan wird am rande e<strong>in</strong>er führung die<br />

berühmte stiftskirche st. Gallus <strong>und</strong> otmar für<br />

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<strong>und</strong> lauschen gespannt der Musik. danach<br />

geht es mit dem Bus zur talstation des säntis,<br />

dem höchsten Berg im Alpste<strong>in</strong>massiv. dank<br />

seilbahn <strong>und</strong> bei schönstem Wetter kann hier<br />

schließlich von jedem der 2.502 Meter hohe Gipfel<br />

„erklommen“ werden. später geht es nach<br />

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alle nicht nur etwas über traditionelle sowie<br />

moderne käseproduktion, sondern auch über<br />

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schweizer Eidgenossen sagen, im Gepäck.<br />

die fahrt geht weiter nach teufen. Hier f<strong>in</strong>det<br />

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<strong>und</strong> technikproben sowie diverse Arbeitsphasen<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>gruppen folgen. 17 Uhr ist Generalprobe,<br />

nicht alles klappt. die spannung steigt sichtlich<br />

bei allen Beteiligten. Abendimbiss um 18:15 Uhr,<br />

danach geben die dozenten <strong>und</strong> der Chorleiter<br />

noch e<strong>in</strong> paar H<strong>in</strong>weise, <strong>und</strong> die sänger<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> sänger „erwärmen“ ihre stimmen, damit<br />

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<strong>in</strong> der Hand das konzertprogramm, das jeder an<br />

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Endlich 19 Uhr: das konzert beg<strong>in</strong>nt! Im Programm<br />

ist Musik aus verschiedenen ländern <strong>in</strong><br />

sieben sprachen <strong>und</strong> unterschiedlichen stilen<br />

vertreten. klassische Musik von Händel, schütz<br />

<strong>und</strong> fauré ist zu hören. den Hauptteil des konzerts<br />

nehmen jedoch Arrangements von „Popmusik<br />

mit H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>“ e<strong>in</strong>: titel, die sich ernsthaft<br />

Gedanken um unsere Welt machen. stücke von<br />

die Ärzte (de<strong>in</strong>e schuld), silbermond (Irgendwas<br />

bleibt) <strong>und</strong> Marv<strong>in</strong> Gaye (A<strong>in</strong>‘t no Mounta<strong>in</strong><br />

High Enough) gehören neben vielen anderen zum<br />

repertoire. die Chormitglieder haben die songs<br />

selbst ausgewählt, moderieren das Programm,<br />

<strong>und</strong> viele sänger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> sänger s<strong>in</strong>d mit soloparts<br />

dabei.<br />

An diesem Abend gel<strong>in</strong>gt fast alles perfekt, der<br />

lang anhaltende Applaus der konzertbesucher<br />

sowie die e<strong>in</strong>geforderten Zugaben s<strong>in</strong>d der beste<br />

Beweis dafür. stolz <strong>und</strong> glücklich fahren die Jugendlichen<br />

zu später st<strong>und</strong>e zurück <strong>in</strong> die Jugendherberge.<br />

An den nächsten zwei tagen folgen noch<br />

vier konzerte an verschiedenen orten.<br />

All dies wäre so im schulalltag nicht möglich<br />

gewesen. „das Programm war nicht nur <strong>in</strong><br />

musikalisch-technischer H<strong>in</strong>sicht anspruchsvoll,<br />

sondern auch konzeptionell“, erklärt stefan<br />

Jänke nach der rückkehr. „die stücke im Chor<br />

e<strong>in</strong>zustudieren <strong>und</strong> aufzuführen, schult an sich<br />

schon die Ausdrucksfähigkeit <strong>und</strong> hilft, Gruppenprozesse<br />

zu lernen <strong>und</strong> zu üben. darüber<br />

h<strong>in</strong>aus hat fast jedes Chormitglied e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Aufgabe übernommen, entweder <strong>in</strong> form<br />

e<strong>in</strong>es soloauftritts oder der Übernahme e<strong>in</strong>es<br />

Moderationsabschnitts. Was im theorieteil geübt<br />

wurde, konnte im Praxisteil umgesetzt werden“,<br />

berichtet stefan Jänke weiter.<br />

Begabtenförderung hört man von ihm <strong>in</strong> diesem<br />

Moment nicht, aber genau darauf läuft es h<strong>in</strong>aus.<br />

spezielle talente der schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> schüler<br />

entdecken <strong>und</strong> stärken – dies leisten die aus Esf-<br />

<strong>und</strong> landesmitteln f<strong>in</strong>anzierten ferienakademien,<br />

deren Angebot breit gefächert ist <strong>und</strong> nicht<br />

zw<strong>in</strong>gend etwas mit schulstoff zu tun hat. so gibt<br />

es zum Beispiel auch rhetorik- <strong>und</strong> Animationskurse<br />

<strong>und</strong> kurse wie „Medien- <strong>und</strong> Grafikdesign“<br />

oder „English Intensive“.<br />

Inzwischen plant stefan Jänke schon die nächsten<br />

Projekte. Im frühjahr 2012 ist e<strong>in</strong> Probenwochenende<br />

<strong>in</strong> der landesmusikakademie Colditz<br />

geplant. danach soll Hels<strong>in</strong>ki angesteuert<br />

werden, <strong>und</strong> dort wird es e<strong>in</strong>e Begegnung <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames konzertprogramm mit e<strong>in</strong>em<br />

f<strong>in</strong>nischen Jugendchor geben.<br />

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Zum s<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die schweiz: Auftritt <strong>in</strong> der<br />

stadt rorschach<br />

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