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s'Magazin usm Ländle, 14. Mai 2017

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ARCHITEKTUR<br />

<br />

Verena Konrad wünscht sich für die<br />

Zukunft des Vorarlberger<br />

Architekturinstituts mehr Ressourcen<br />

für Forschungsarbeit.Ein Bereich, den sie<br />

intensivieren will.<br />

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die Bewerbung den Effekt hätte, das<br />

überregionale Kooperieren zu stärken,<br />

würden wir uns gerne einbringen. Die<br />

Zusammenarbeit der Städte und die<br />

Bearbeitung des Raumplanungsthemas<br />

wären wichtige Dinge. Die Kulturhauptstadt<br />

könnte dafür ein gutes<br />

Vehikel sein. Ich bin für einen guten<br />

Austausch der Städte, aber ich habe<br />

nicht das Gefühl, dass das von allen<br />

wirklich gewollt wird. Es gibt derzeit<br />

einige kulturpolitische Entscheidungen,<br />

die ich überhaupt nichtnachvollziehen<br />

kann.<br />

Zum Beispiel?<br />

Etwa Arno Eggers Kunstforum<br />

„Kunst Palais Liechtenstein“ in Feldkirch,<br />

das plötzlich keinen Ausstellungsraum<br />

mehr hat. Dabei habendie<br />

dort beteiligten Personen mit wenig<br />

Budgetsehr gute Arbeit geleistet. Das<br />

verstehe ich nicht. Dasselbe gilt für das<br />

Bregenzer Magazin4. Ich zweifle ein<br />

wenig an der Aufrichtigkeitdes Vorhabens<br />

einiger Städte, sich als Kulturhauptstadt<br />

zu bewerben, wenn sie<br />

gleichzeitigsolcheAktionensetzen.<br />

Fotos: lisamathis.at<br />

Der Ford Mustang<br />

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Der Herr B. hatte zwei Gesichter.Das eine mochten<br />

und schätzten alle an ihm. Er war freundlich,<br />

sprach mit leiser Stimme, drückte sich höflich aus,<br />

drängte sich niemandem auf,war sehr gebildet und<br />

zuvorkommend. Man konnte alles vonihm haben,<br />

und ich glaube, er hätte sein letztes Hemd gegeben,<br />

um jemandem zu helfen, der in Not geraten war.<br />

Die ihn kannten, sagten gern: „Der B. ist einfach zu<br />

gut für dieses Leben. Die Leute nehmen ihn bloß<br />

aus.“Das andereGesicht des Herrn B. ist furchtbar –<br />

einfach unbegreiflich. Davon erzähle ich später.<br />

Herr B. arbeitete in einer großen Baufirma als<br />

technischer Zeichner.Ich glaube, er machte irgendwas<br />

mit Statik im Brückenbau. Er besaß einen roten<br />

Ford Mustang Cabrio,Baujahr 1968. Zur Arbeit fuhr<br />

er jedoch immer mit seinem alten Fahrrad. Als später<br />

das wahreGesicht des Herrn B. öffentlich wurde,<br />

hieß es, man habe immer geahnt,dass mit dem<br />

was nicht stimme. Dabei liebte er einfach schöne<br />

Autos. Einen Ford Mustang zu fahren, ist noch kein<br />

Indiz dafür,dass einer ein Verbrecher ist.Oder<br />

doch? Der B. war groß, hatte noch immer blondes,<br />

dichtes Haar,obwohl er schon auf die Fünfzig ging.<br />

Er war verwitwet,hatte eine Tochter,die erwachsen<br />

war und Familie hatte. Vater und Tochter hielten<br />

keinen Kontakt.Sie waren sich im Lauf der Jahre<br />

fremd geworden. So fremd, dass sie einander überhaupt<br />

nichts mehr zu sagen hatten. Er lebte allein in<br />

einer Wohnung mit Blick auf den See.<br />

An sonnigen Wochenenden –besondersim<br />

Herbst –holte Herr B. seinen funkelnden Mustang<br />

aus der Garage und fuhr ihn spazieren. Die Kinder,<br />

besondersdie Jungs, blickten dem Cabrio johlend<br />

hinterher und wären zu gerne einmal mitgefahren.<br />

Es war einfach ein cooles Auto. Mit dem Ford Mustang<br />

brauste Herr B. die steilen Passstraßen des<br />

Landes hoch, und sein blondes Haar wirbelte im<br />

Wind. Hoch oben, auf versteckten Forstwegen, ist<br />

es dann geschehen. Unzählige Male. Die Polizei ging<br />

davon aus, dass sich die meisten Buben gar nicht<br />

gemeldet haben –aus Scham.<br />

s’Magazin 9

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