s'Magazin usm Ländle, 14. Mai 2017
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ARCHITEKTUR<br />
FORTSETZUNG<br />
für temporäreWohnnutzung. Das andere<br />
ist die Einfamilienhaus-Manie.<br />
Grund und Bodensind nicht vermehrbar.<br />
Das öffentliche Interesse muss<br />
sein,den gesteigerten Wohnbedarf für<br />
eine wachsende Bevölkerung zur Verfügung<br />
zustellen –samt positiver öffentlicher<br />
Plätze. Das ist eine große<br />
Aufgabe.<br />
Bodenknappheit und Landesgrünzonen<br />
werden stark diskutiert.Welche Ansätze<br />
und Hebel wären sinnvoll?<br />
Derzeit müssen die Kommunen Aufgaben<br />
erfüllen,die sie de facto oft nicht<br />
erfüllen können, weildie Verwaltungseinheiten<br />
und damit die Kompetenz<br />
vor Ort nicht gegeben sind. Es kann<br />
nicht sein, dass die Gemeinden in so<br />
schwierigen Fragen allein gelassen<br />
werden. Eine städtische Entwicklung<br />
im Rheintal kann nur mit interkommunalen<br />
Austausch funktionieren,<br />
und da waren wir schon mal viel weiter.<br />
Man merkt, dass das Kirchturmdenken<br />
zurückkehrt. Eine zentrale Raumplanungwäre<br />
ein geeigneter Schlüssel,<br />
um dem entgegenzutreten. Ich glaube,<br />
die wenigsten Menschen sind in der<br />
Lage, die eigenen Interessen mit dem<br />
Gemeinwohl so in Einklang zu bringen,<br />
dass dieses Verhältnis angemessen<br />
ist.<br />
Geplant wird auch an der Stärkung der<br />
Ortskerne. Gleichzeitig werden die Erweiterungen<br />
diverser Einkaufszentren<br />
diskutiert. Ist das nicht ein Widerspruch?<br />
Diese Thematik hat viel mitGrenzräumen<br />
und Mobilität zu tun.Inden vergangenen<br />
Wochen war in den geäußertenMeinungenunterschiedlicher<br />
Personen<br />
zuerkennen, dass die Anliegen<br />
des Kulturraumes, des Wirtschaftsraumes<br />
und des Naturraumes gegeneinander<br />
ausgespielt werden.Aber das<br />
funktioniert nicht, denn niemandhier<br />
kann sich ohne Naturraum, ohne<br />
Wirtschaftsraum oder ohne Kulturraum<br />
bewegen. Eine Wohlstandsentwicklung<br />
braucht den Einzel- und den<br />
Geboren 1979 in Oberösterreich,<br />
STECK<br />
studierte Theologie, Kunstgeschichte<br />
und Geschichte in Inns-<br />
BRIEF<br />
bruck, Kuratorin in der Kunsthalle<br />
Wien, seit 2013 Direktorin des vai.<br />
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Großhandel, die auch ihre Orte brauchen.<br />
Aber esgibt ein paar Faktoren,<br />
über die zu wenig geredet wird. Beispiel<br />
Ikea Lustenau: Wieder versucht<br />
man, auf der grünen Wiese einen<br />
Großhandel hinzustellen, den man<br />
dann an den Verkehr anbinden muss<br />
und vor dem Hunderte Autos stehen.<br />
Esgibtaber auch positive Beispiele wie<br />
den siebenstöckigenIkea in Hamburg<br />
–mitten in derStadt.Sostelleich mir<br />
dasauchvor.DortwurdeeinLiefersystem<br />
installiert. Man geht also in den<br />
Laden, kauft Bett und Kasten und<br />
braucht kein Auto dafür. Diese Konzepte<br />
säheich gerne in Vorarlberg forciert.<br />
Esmuss nicht jeder für jeden<br />
Weg mit dem Autoherumkurven.<br />
Zum Einfamilienhaus: Viele wünschen<br />
sich immer noch das Eigenheim. Muss<br />
man diesen Traum aufgeben?<br />
Das Einfamilienhaus ist der kulturell<br />
prägendste Bautypus in Vorarlberg<br />
und Teilder Baukultur,das sollteman<br />
nicht negieren. Wer sich aber für ein<br />
solches Haus entscheidet, sollte auch<br />
seine Verantwortung erkennen und<br />
mit der Bodenressourcenthematik<br />
konfrontiert werden. Und die Wohnbauförderung<br />
für das Einfamilienhaus<br />
sollte gestrichenwerden. Wer sich diesen<br />
Luxus leistet, muss nicht die gesamte<br />
Gesellschaft bei Erschließungskosten<br />
mitzahlen lassen. Wichtiger<br />
wäredie Wohnbauförderungdort,wo<br />
sie wirklich relevant ist. Wohnungskauf<br />
zum Beispiel. So kann eine Entwicklung<br />
gefördert werden, die für<br />
Vorarlberg wichtiger ist als Privatbesitz<br />
im Einfamilienhaus.<br />
Zur im Rheintal eventuell geplanten Europäischen<br />
Kulturhauptstadt: Auch im<br />
vai gab es eine sogenannte „Denkwerkstatt“<br />
dazu.<br />
Eine Denkwerkstatt zum Thema<br />
Stadtplanung und Regionalentwicklung.<br />
Positiv gestimmt hat mich, dass<br />
ausschließlich Fachleute eingeladen<br />
waren. Bisher hat mir die Fachebene<br />
gefehlt. Ich nehme jedenfalls positiv<br />
zur Kenntnis,dass allein die Auseinandersetzung<br />
mit einer Bewerbung zu einer<br />
stärkeren Auseinandersetzung mit<br />
dem Kulturbegriff geführt hat. Wenn<br />
8<br />
s’Magazin