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s'Magazin usm Ländle, 14. Mai 2017

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ARCHITEKTUR<br />

IstderTraumvomEigenheim<br />

ausgeträumt, Frau Konrad?<br />

INTER<br />

VIEW<br />

Verena Konrad leitet das Vorarlberger Architekturinstitutvai, das heuer 20 Jahre alt<br />

wird. Im vai geht es schon lange nicht mehr „nur“ um Architektur. Raumplanung und<br />

Stadtentwicklung stehen auf der Prioritätenliste. Im Interview mit Angelika Drnek<br />

erzählt Verena Konrad von ihren Wünschen an Bauherren und die Wohnbauförderung.<br />

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Eben erst wurde sie als<br />

Kommissärin für den Österreich-Beitrag<br />

zur Architektur-Biennale<br />

in<br />

Venedig 2018 bestellt,<br />

und 20 Jahre vaiwollen auch gebührend<br />

gefeiert werden. Zeit, um über<br />

das Architektur-Land Vorarlberg zu<br />

sprechen, findet Verena Konrad<br />

trotzdem.<br />

Lange galten Architekten als abgehoben<br />

oder auch als realitätsfern. Inzwischen<br />

ist das aber nicht mehr so.<br />

Ich denke,dass es niesowar. Es gibt<br />

über jeden Beruf Vorurteile. Das<br />

hängt wohl mit Komplexität zusammen.Der<br />

Beruf ist ein Generalberuf,<br />

der viele Spezialisierungen aufweist.<br />

Und je spezialisierter etwasist, desto<br />

komplexer ist es auch.<br />

Anders gefragt, hat die Architektur<br />

heute nicht einen weit höheren Stellenwert<br />

in der öffentlichen Wahrnehmung,als<br />

sie das noch voreinigen Jahrzehnten<br />

hatte?<br />

Das wechselt historisch ab. In den<br />

60er-und 70erJahren hatte sie schon<br />

einmaleinenhohenStellenwert. Dieser<br />

Stellenwert lässt sich auch daran<br />

ablesen, wie öffentlich über solche<br />

Dinge debattiert wird. Die Situation<br />

derzeit hat mit einer demokratiepolitischen<br />

Krise zutun. Die Menschen<br />

hinterfragen wieder ihren Entscheidungsspielraum<br />

–das zeigt sich auch<br />

im Bauen.<br />

Wie vielVision brauchen Architekten,<br />

und wie viel Vision vertragen Architekten?<br />

Wenn man Architektenfragen würde,<br />

wie viele ihrer Visionen angenommen<br />

werden, würden sie fürchterlich<br />

jammern. Wie viel Vision<br />

wird von der anderen Seite angenommen?<br />

Esgibt wohl kein Pauschalurteil.<br />

Es gibt eine große Gruppe,<br />

die Architektur als soziale Praxis<br />

verstehen. Büros, die nur noch<br />

partizipativplanen,dieMediationsausbildungen<br />

imHintergrund haben,<br />

aber auch Büros, die das Gegenteil<br />

davon sind. Der Markt der<br />

Haltungen und Zugänge ist groß,<br />

und es ist die Verantwortung der<br />

Bauherrenseite, öffentlich oder privat,<br />

sich einen Partner zu suchen,<br />

der der eigenen Haltungentspricht.<br />

Verantwortung muss auch im Bereich<br />

der Gesetzgebung, der Planung<br />

und im Bereich der Auftraggeber<br />

übernommen werden.<br />

Ein Wunsch an die Bauherren?<br />

Mich interessiert der Suffizienzgedanke,<br />

also der Bereich der Genügsamkeit.Esist<br />

die Aufgabe des Bauherren,<br />

die eigene Bauaufgabe zu<br />

hinterfragen: Was ist wirklich notwendig?WogibteseineUmwegrentabilität?<br />

Was ist der Beitrag zum<br />

Gemeinwohl? Das fängt beim kleinen<br />

privaten Projekt an und endet bei<br />

Hotellerie, Landwirtschaft, Industrieund<br />

den öffentlichen Bauten.<br />

Vorarlbergwar lange Zeit für seine Architektur<br />

bekannt. Wie steht es jetzt<br />

um Vorarlbergals Architekturland?<br />

Unterschiedlich. Wirklich gut ist in<br />

Vorarlberg der öffentliche Bau: Kindergärten,<br />

Schulen, Gemeindezentren.<br />

Woes hakt, ist der Wohnbau. Sowohl<br />

politisch als auch ästhetisch.Im<br />

Wohnungsbau herrscht eine große<br />

Uniformität:Wohnkonzepte, die ein<br />

sehr konventionelles Bild von Familie<br />

und Zusammenleben zeichnen.<br />

Die Unzufriedenheit ist groß, aber<br />

die Bauträger erklären,dass sie nach<br />

Kundenwunsch handeln. Die Verantwortung,<br />

zu artikulieren, dass<br />

man etwas Anderes will, kann man<br />

den Menschen in Vorarlberg nicht<br />

abnehmen. Die Architekturschaffenden<br />

leiden auch unter dieser Uniformität.<br />

Viele von ihnen planen hier<br />

zwar mit, unter wirtschaftlichem<br />

Druck, aber die Detailplanung bekommen<br />

sie oft nicht mehrzusehen.<br />

Da wird ausradiert, was nicht dem<br />

SchemaFentspricht. Wichtig wären<br />

neue Projekte, die ein positives Bild<br />

von Verdichtungzeigen, von Diversität:<br />

Mischnutzungen,bessereAnbindungen<br />

an verschiedene Mobilitätskonzepte,<br />

Generationenwohnen,<br />

flexiblere Wohnmodelle <br />

6<br />

s’Magazin

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