Jahresbericht XENIA, Fachstelle Sexarbeit 2016
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XenIa<br />
<strong>Fachstelle</strong> sexarbeit<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2016</strong>
Inhaltsverzeichnis<br />
Liebe*r Leser*in<br />
03 Editorial<br />
04 Thema: Gesundheit,<br />
Professionalität und Respekt –<br />
Interview mit <strong>Sexarbeit</strong>erinnen<br />
und einem Freier<br />
12 Die Finanzen der <strong>Fachstelle</strong><br />
und des Vereins<br />
13 Spendenverdankung<br />
23 Personal<br />
Die <strong>Fachstelle</strong><br />
14 Schwerpunkte<br />
im ver gangenen Jahr<br />
16 Öffentlichkeitsarbeit<br />
16 Statistische Angaben<br />
zu den Beratungen<br />
18 Statistische Angaben zum<br />
Gesundheits förderungs- und<br />
Aidspräventionsangebot<br />
Der Verein<br />
21 Rückblick Vorstandsarbeit<br />
Jeden Tag setzen sich die Frauen von der<br />
Beratungsstelle mit viel Herzblut und Professionalität für<br />
die Anliegen der <strong>Sexarbeit</strong>er*innen ein. Unermüdlich,<br />
unerschrocken. Dafür möchten wir ganz fest danken.<br />
Und auch Ihnen, liebe*r Leser*in, gebührt ein grosses<br />
Dankeschön: dass Sie sich mit der Arbeit der <strong>Fachstelle</strong><br />
<strong>Sexarbeit</strong> <strong>XENIA</strong> auseinandersetzen, dass Sie sich für<br />
unsere Arbeit interessieren. Wir brauchen jede Unterstützung,<br />
die wir kriegen können. Ohne Mitgliederbeiträge,<br />
Spenden und Gönnerschaften wären wir heute nicht da,<br />
wo wir sind – nämlich eine geschätzte und geachtete<br />
<strong>Fachstelle</strong>, die über die regionalen Grenzen hinaus für<br />
Ihre Kompetenzen bekannt ist.<br />
Im <strong>2016</strong> konnte der Verein dank den Unterstützungsbeiträgen<br />
zusätzliche 45 Stellenprozente berappen,<br />
dies für die Leitung der <strong>Fachstelle</strong> und für die Beratung.<br />
Damit können wir unseren Auftrag für den gesamten<br />
Kanton Bern wahrnehmen und die Sex arbeiter*innen<br />
professionell begleiten.<br />
Für den Vorstand bedeutete <strong>2016</strong> den Abschied<br />
von einer wunderbaren Frau, einer guten Kollegin und<br />
von riesigem Fachwissen: Margreth Schär, Vorstandsmitglied<br />
und Vizepräsidentin, hat privat eine neue Stelle<br />
angetreten, mit der sie zeitlich sehr ausgelastet ist.<br />
Wir danken ihr für ihre wertvolle Arbeit und kompetenten<br />
Inputs über all die Jahre! Wir schauen gerne aufs nächste<br />
Jahr, wir freuen uns, die Mitarbeiterinnen von <strong>XENIA</strong><br />
unterstützen zu können und neue Projekte anzugehen.<br />
Wir danken allen, die uns auch <strong>2016</strong> begleitet und<br />
unterstützt haben und freuen uns, wenn Sie auch im<br />
2017 an uns denken. Als <strong>XENIA</strong>-Mitglied, Gönner*in oder<br />
Spender*in.<br />
Nun wünsche ich Ihnen viel Lesevergnügen!<br />
eva Hauser<br />
Präsidentin Verein Xenia <strong>Fachstelle</strong> <strong>Sexarbeit</strong><br />
3
Gesundheit,<br />
Professionalität<br />
und Respekt<br />
L Diese Kunden werden von mir darauf aufmerksam gemacht, dass die<br />
<strong>Sexarbeit</strong>erinnen auch Mütter, Ehefrauen und Grossmütter sind und ihnen deshalb<br />
ihre Gesundheit wichtig ist. Und dass er ja vielleicht auch noch eine Freundin,<br />
Ehefrau oder Kinder hat. Fast 80 Prozent der Kunden sind verheiratet oder in einer<br />
Beziehung.<br />
Aufgrund der medialen Berichterstattung im letzten Jahr hätte man den<br />
Ein druck gewinnen können, dass die Mehrheit der <strong>Sexarbeit</strong>erinnen ungeschützte<br />
Praktiken anbieten und die Freier nur noch Dienstleistungen ohne Gummi<br />
ver langen. Die Nachfrage nach Risikopraktiken ist nach der Erfahrung von <strong>XENIA</strong><br />
aus 30 Jahren Beratung jedoch kein neues Phänomen, sondern ein Thema<br />
das kommt und geht. Wir haben uns entschieden, für den diesjährigen Jahres -<br />
bericht mit vier <strong>Sexarbeit</strong>er innen, wir nennen sie L, V, B und E und einem Freier,<br />
F, über ihre subjek tiven Erfahrungen und Einschätzungen zu sprechen, was<br />
Professionalität, Gesund heit und gute Geschäftsbeziehungen ausmachen – und<br />
was es erschweren kann.<br />
Wir bedanken uns bei den Interviewpartner*innen für ihre Zeit und ihre<br />
Offenheit im Gespräch.<br />
Welche Fähigkeiten sind wichtig im Umgang mit den Kunden?<br />
Was macht am meisten Freude an der Arbeit mit den Kunden?<br />
Was ist eher schwierig?<br />
L Für mich ist eine klare Haltung wichtig. Eine Frau muss wissen, was sie will<br />
und was sie nicht will. Sie selber muss die «Chefin» sein, da sie dann auch mit dem<br />
Kunden auf das Zimmer geht. Der Kunde ist Gast, er ist in den «Privaträumen» der<br />
Frau zu Besuch. Mundgeruch hingegen ist für mich tödlich. Ungepflegte Menschen<br />
nehmen dir so viel Energie, du machst alles, dass sie zufrieden sind, aber es zieht<br />
so viel Energie ab. Da brauche ich nachher eine längere Pause, um mich zu erholen.<br />
Was mir und meinen Kolleginnen Sorgen macht, ist die Nachfrage nach «ohne Gummi».<br />
Schwierig ist auch der Umgang mit ungepflegten Kunden, solche die ver suchen<br />
den Preis zu drücken, solche die einem einfach anfassen, bevor der Service geklärt ist<br />
und alkoholisierte Kunden. Einige wollen hier nicht duschen und wir können sie<br />
nicht dazu zwingen, dass sie beim Duschen auch nass werden. Es gibt auch viele<br />
Kunden mit sexuellen Deviationen, wie Kaviar 1 , etc. Das sind Angebote für spezielle<br />
Studios. Heute haben die Kunden das Gefühl, sie können das überall verlangen.<br />
Und der Respekt der Kunden gegenüber den <strong>Sexarbeit</strong>erinnen hat über die Jahre<br />
abgenommen.<br />
V Vor 20 Jahren, als ich in Österreich und Deutschland angefangen habe,<br />
war Küssen beim Service nicht enthalten. In der Regel war es entweder Französisch<br />
einseitig oder beidseitig, oder normaler Sex. Kaviar und Anal wurde nur in Domina-<br />
Studios angeboten und nachgefragt und nicht bei Privatwohnungen oder Salons.<br />
Ich habe den Eindruck, dass einigen Kunden ihre Gesundheit egal ist. Sie machen<br />
Bemerkungen wie «du bist doch gesund».<br />
1. Sexualpraktiken mit Kot<br />
Wenn die Frauen, die den Job machen, unbedingt Geld brauchen und deshalb<br />
ungeschützte Praktiken anbieten, machen sie das Geschäft für alle kaputt.<br />
Die Frauen müssen die Männer erziehen, das ist ein bisschen wie bei einem Hund.<br />
Gibt man ihm einmal etwas, will er es immer wieder. Wir wollen nicht, dass die<br />
Kunden Infektionen zu ihren Ehefrauen bringen, wir wollen auch keine Infektionen<br />
in unsere Familien tragen, weder eine Grippe noch Hepatitis noch sonstwas.<br />
Aber andere machen das halt. Deshalb gehen die Kunden einfach weiter, bis sie<br />
eine finden, die sich bereit erklärt, die Dienstleistung ohne Gummi anzubieten.<br />
B Oft wissen die Kunden am Telefon nicht, wie sie das Gespräch anfangen<br />
und gestalten sollen und sind deshalb grob, fordernd oder frech. Sie sagen direkt<br />
«Wo bist du» oder «Wie viel kostest du?»<br />
L Alkoholisierte Kunden sind schwierig, weil sie kein Gefühl mehr in den<br />
Händen haben. Ich will keine blauen Flecken und will auch nicht gebissen werden.<br />
Und ich will auch keinen, der wegen dem Alkohol das Gefühl hat, alles zu be kommen.<br />
Kunden mit körperlichen Beeinträchtigungen sind oft die anständigsten, sind<br />
gepflegt und respektvoll. Wir machen die Arbeit wegen den Kunden, die anständig<br />
sind, die Spass haben und die Dienstleistungen auch geniessen. Aber Arschlöcher<br />
triffst du jeden Tag.<br />
E Am Telefon gibt es eindeutig mehr unangenehme Kunden. Sie sind frech,<br />
schreien, etc. Kunden vom Militär sind oft sehr angenehme Kunden.<br />
L Diejenigen mit Kravatten sind oft die grössten Schweine. Aber es gibt<br />
klar auch die Männer, die sich bewusst sind, welcher Wert die Dienstleitung hat,<br />
wie der Preis ist und die nicht versuchen, die Preise zu drücken. Das sind die angenehmen<br />
Kunden.<br />
Beziehung zum Kunden – welche Fähigkeiten und Eigenschaften<br />
braucht es, um eine gute bzw. professionelle Beziehung zum Kunden<br />
aufzu bauen? Was würdest du als «gute Beziehung» bzw. als<br />
«professionelle Beziehung» beschreiben?<br />
L Das Alter ist irrelevant. Wir sind ja alle etwas älter, die Jüngste ist 38.<br />
Aber das spielt keine Rolle. Was es braucht ist Klarheit und Durchsetzungsvermögen.<br />
Wenn beispielsweise Männer klingeln und fragen für ohne Gummi, frage ich sie<br />
immer, ob sie nicht lesen können, weil bei uns bereits an der Türe steht, dass wir nur<br />
mit Kondom arbeiten. Und wenn sie mich am Telefon fragen, ob ich alleine sei,<br />
4 5
dann finde ich das verdächtig. Da sage ich immer gleich, dass wir mehrere sind,<br />
auch wegen der Sicherheit.<br />
B Ich finde Humor ganz wichtig. Wenn einer anruft und fragt, «wie teuer<br />
bist du» – und ich dann sage «ich bin unbezahlbar». Da gibt es Männer, die sich entschuldigen,<br />
andere werden wütend oder verstehen gar nicht, was ich sagen will.<br />
Mit anderen Männern hat man wirklich Spass am Telefon. Dann gibt es diese, die dich<br />
mit einem Laptop bezahlen wollen – es ist wirklich lustig, was ich hier alles erlebe.<br />
Ich arbeite aber hier auch nur, um Taschengeld für mich zu verdienen, seit September.<br />
Ich habe noch einen anderen Job und ich brauche auch Sex. Und Taschengeld.<br />
V Für mich ist es wichtig, den Menschen zu sehen, ob er Respekt hat.<br />
Hautfarbe, Alter, Herkunft interessiert mich nicht. Es gibt überall Arschlöcher.<br />
B Wir passen auch aufeinander auf.<br />
V Ich bin sehr nett, kann aber auch hart sein. Ich lehne Kunden teilweise ab.<br />
Aber wir sprechen uns ab, wer die Türe öffnet, wir können nicht alle mit den gleichen<br />
Kunden gut umgehen. Auch eine professionelle Haltung ist wichtig. Beispielsweise,<br />
dass eine Frau nicht selber einen Kunden anruft. Ausser es ist ein Stammkunde,<br />
der eingewilligt hat. Diskretion ist wichtig, d.h. keine Telefone, keine SMS, weil du ja<br />
nicht weisst, ob seine Partnerin nicht seine SMS liest oder die Nummern überprüft.<br />
Schwierig sind in diesem Zusammenhang die anonymen Anrufe – einerseits ist es<br />
nachvollziehbar, wollen die Kunden maximale Diskretion, gleichzeitig haben wir so gar<br />
keine Angaben über die Kunden.<br />
Wir sind Psychologinnen, Schauspielerinnen. Es kommen Kunden, die wollen<br />
nur sprechen, kuscheln. Andere kommen, weil die Partnerin keinen Sex mehr möchte<br />
oder gestorben ist. Da ist das Sprechen wichtig oder auch Tipps – z.B. für eine<br />
Partner massage. Zentral ist auch das Wissen um die Wirkung von Berührungen. Viele<br />
Kunden, die kommen, wissen nicht, wie sie eine Frau berühren sollen oder wurden<br />
selber schon lange nicht mehr auf eine angenehme Weise berührt.<br />
B Ich würde die Beziehung als «gut» beschreiben, wenn der Kunde anständig<br />
ist, mir gegenüber Respekt zeigt und mit der Dienstleistung zufrieden ist.<br />
L Wichtig ist auch Respekt gegenüber dem Kunden, dass wir es wertschätzen,<br />
dass er sich die Zeit genommen hat und auch Arbeitszeit investiert hat, um überhaupt<br />
zu uns kommen zu können. Ich sage den fordernden Kunden auch klar, dass ich nicht<br />
immer verfügbar bin, noch einen anderen Job und ein anderes Leben habe – das<br />
irritiert die Kunden häufig: «Was, du hast noch ein anderes Leben?!». Wenn sie wollen,<br />
spreche ich mit den Männern auch über ihr Sexleben zu Hause, frage, ob sie mit<br />
der Partnerin über ihre Bedürfnisse sprechen können, wenn sie äussern, dass zu Hause<br />
nichts läuft. Viele können das nicht, ihre Beziehung ist diesbezüglich kaputt. Und dann<br />
kommen sie zu uns.<br />
V Die Jungen sprechen auch nicht mehr miteinander, im Zug oder an anderen<br />
Orten. Viel spielt sich im Internet ab und wenn sie sich das erste Mal sehen, sollte<br />
es dann schon um Sex gehen. Das ist ein Problem. Die Leute haben keine Zeit, aber<br />
wollen Sex. Sie wissen aber nicht wie.<br />
7
Was braucht es, damit die Gesundheit bei der arbeit nicht gefährdet<br />
wird? Was erschwert es, bei der arbeit auf die eigene Gesundheit<br />
zu achten?<br />
V Es braucht Ausgleichsmöglichkeiten. Das Schöne an dieser Arbeit ist,<br />
dass man auch immer wieder Zeit für sich selber hat, wenn keine Kunden da sind<br />
und wir hier im Salon sind. Man kann sich viel mehr um den eigenen Körper und<br />
das eigene Wohlbefinden kümmern als bei einer anderen Erwerbsarbeit. Für mich<br />
sind auch Rückzugsmöglichkeiten zur Erholung wichtig. Ich schaue sehr gerne<br />
Filme oder lese, wenn nicht die anderen Frauen im Zimmer sind und miteinander<br />
sprechen. Die Kunden nehmen Energie, insbesondere dann, wenn sie Eigenschaften<br />
und Eigenheiten mitbringen, die ich als unangenehm empfinde.<br />
L Von fünf Kunden, die hier anrufen, fragen etwa drei für «Blasen ohne<br />
Gummi». Vielen Kunden fehlt es an Wissen über HIV/STI 2 und Wissen zur Prävention.<br />
Insbesondere die jungen Kunden wissen weniger als noch vor 20 Jahren. Auch wissen<br />
die Jungen oft nicht, wie sie eine Beziehung anfangen sollen – das liegt auch an<br />
der Digitalisierung der Kontakte. Sie sind schlecht aufgeklärt, die sexuelle Gesundheit<br />
und Sex im Allgemeinen wird in der Schule zu wenig thematisiert. Und dann informieren<br />
sie sich irgendwo – oder gar nicht. Und nicht alle Eltern sind bereit und nehmen<br />
sich die Zeit mit ihren Kindern über Sexualität zu sprechen.<br />
Wenn ich die Anrufe von den Kunden entgegen nehme, die «ohne Gummi»<br />
verlangen, versuche ich so schnell wie möglich über die Risiken von HIV und anderen<br />
Infektionen zu informieren. Aber 90% interessiert sich nicht dafür. Kürzlich waren<br />
auch zwei junge Schülerinnen von einer Fachschule für ein Interview zu besuch. Auch<br />
sie wussten nicht, dass man sich bei Französisch 3 , oder Blowjob, wie sie es nennen,<br />
die Infektionen 4 an den Schleimhäuten im Hals holen kann.<br />
2. Sexually Transmitted Infections (engl.):<br />
sexuell übertragbare Krankheiten<br />
3. Oralverkehr<br />
Was macht für dich den unterschied zwischen einer professionellen<br />
Dienstleistung und bspw. einem one-night-stand aus? Gibt es<br />
aspekte an der sexarbeit, die du als eher schwierig empfindest?<br />
4. Zu den bei Oralverkehr (OV) übertrag baren Infektionen gehören:<br />
HIV (wenn Sperma oder Blut in die Mundhöhle gelangen); SYPHILIS,<br />
(wenn der/die Sexualpartner*in ein akutes Primärgeschwür an<br />
Penis oder Scheide oder im Mund hat); TRIPPER (kann durch den<br />
eitrigen bakterienhaltigen Ausfluss des passiven Parts auf den<br />
aktiven übertragen werden. Der/die passive Partner*in ist dann<br />
gefährdet, wenn der/die aktive Partner*in eine Tripperinfektion<br />
in seinem/ihrem Rachen hat (die Symptome hierbei wären starke<br />
Halsschmerzen ähnlich denen einer Angina)); CHLAMYDIEN:<br />
(Bakterien können sich im Anus, in der Harnröhre oder in der<br />
Scheide befinden); HP-Viren; HEPATITIS B (sowohl durch aktiven<br />
(HBV ist wie HIV in Scheiden- und Samenflüssigkeit enthalten)<br />
als auch – in sehr seltenen Einzelfällen! – durch passiven OV (bei<br />
HBV ist eine Übertragung durch Speichel nicht auszuschließen);<br />
Akute HERPES-Bläschen (sie können bis einige Tage nach ihrem<br />
Abheilen noch Herpesviren «abgeben», so dass eine Übertragung<br />
von Genital-Herpes durch OV ebenfalls möglich ist)<br />
5. Freier können sich auf der Seite www.verantwortlicherfreier.ch<br />
informieren, was mögliche Hinweise auf eine Zwangs situation<br />
sein können, wie sie sich bei einem Verdacht verhalten sollen und<br />
wen sie kontaktieren können. Sie können sich bei Unsicherheit<br />
und einem unguten Gefühl auch telefonisch oder per Mail<br />
bei <strong>XENIA</strong> melden.<br />
6. «alles ohne» – d.h. ungeschützte Praktiken.<br />
F Ich habe lieber <strong>Sexarbeit</strong>erinnen als One-Night-Stands – der Sex ist besser,<br />
es ist eine klare Sache, um was es geht und die Frauen gehen richtig offensiv an<br />
die Sache. Sie hat Sex mit mir, sie vögelt mich, nicht ich sie. Das ist ein Unterschied<br />
und das habe ich gerne. Schwierig ist es für mich, wenn ich eine Zwangssituation<br />
antreffen würde, da würde ich sofort wieder gehen. Also beispielsweise, wenn es eine<br />
Minder jährige wäre oder es Anzeichen für Menschenhandel oder Sklaverei gibt 5 .<br />
Was ist ein guter kunde? Welche Fähigkeiten und eigenschaften braucht<br />
es von deiner seite, um eine gute beziehung zur sexarbei te rin aufzubauen?<br />
Was würdest du als «gute (Geschäfts-) beziehung» beschreiben?<br />
Da kann ich nur von mir selber sprechen: Ich märte nicht, ich bezahle gut, ich<br />
gehe sauber und gepflegt dorthin und verlange kein AO 6 . Ich behandle die Frauen<br />
einfach so, wie es sich gehört und so, wie ich auch gerne behandelt werden möchte.<br />
Ich habe gerne Menschen mit Witz, ich habe es gerne einigermassen sauber<br />
und schön in diesen Räumen, die Frau sollte selber auch gepflegt sein. Dann habe<br />
ich es gerne, wenn der Sex so ist, wie ich ihn gerne habe, dass sie mir einen Service<br />
anbietet, der mir auch passt.<br />
Wenn nach dem Sex beide zufrieden sind und wir es noch ein bisschen lustig<br />
haben, würde ich sagen, dass es eine gute Geschäftsbeziehung war. Auch habe ich<br />
es gerne, wenn ich die Frauen verstehe, d.h., wenn sie Englisch, Französisch, Deutsch<br />
oder Italienisch sprechen.<br />
8 9
Was braucht es, damit die Gesundheit bei sexuellem Kontakt mit unterschiedlichen<br />
Partnerinnen nicht gefährdet wird? Was erschwert es,<br />
auf die eigene Gesundheit zu achten? Welche Rolle hat dabei der Kunde,<br />
welche die <strong>Sexarbeit</strong>erin?<br />
Ja, da zieht man einen Gummi an, oder?! Die Frage, was es mir erschwert,<br />
auf meine Gesundheit zu achten, kann ich so eigentlich nicht beantworten, weil mein<br />
Hirn beim Sex nicht ausschaltet, also ich werde immer einen Gummi benutzen.<br />
10
DIe FInanzen Der <strong>Fachstelle</strong><br />
unD Des vereIns<br />
JahresrechnunG <strong>2016</strong> In chF<br />
herzlIchen Dank!<br />
Wir danken ganz herzlich allen Spenderinnen und Spendern:<br />
bilanz aktiven 31.12.<strong>2016</strong> 31.12.2015<br />
Flüssige Mittel 154'534.79 143'461.04<br />
Forderungen und Rechnungsabgrenzung 12'553.55 17'000.95<br />
Einrichtungen 8'300.00 10'401.00<br />
Total 175'388.34 170'862.99<br />
bilanz Passiven 31.12.<strong>2016</strong> 31.12.2015<br />
Verbindlichkeiten und Rechnungsabgrenzung 12'720.75 19'087.15<br />
Nothilfefonds 6'105.90 8'047.35<br />
Projekt Nr. One 0.00 0.00<br />
Kapital 143'728.49 119'270.24<br />
Jahresergebnis 12'833.20 24'458.25<br />
Total 175'388.34 170'862.99<br />
erfolgsrechnung 01. – 12.<strong>2016</strong> budget <strong>2016</strong> 01. – 12.2015<br />
Subvention Kanton Bern 398'740.00 398'740.55 358'752.00<br />
Spenden 18'218.90 10'000.00 21'478.70<br />
Mitgliederfonds AHS 16'000.00 10'000.00 15'000.00<br />
Mitgliederbeiträge 2'640.00 3'000.00 3'240.00<br />
Vermietungen 5'717.50 3'000.00 3'175.00<br />
Übrige Erträge 890.00 600.00 1'790.00<br />
Personalaufwand -375'082.35 -394'470.35 -327'723.70<br />
Miete -12'803.00 -15'000.00 -14'203.10<br />
Unterhalt, Reparaturen, Ersatz -11'094.05 -2'200.00 -1'442.05<br />
Sachversicherungen -523.15 -527.40 -509.10<br />
Elektrizität -1'507.05 -2'000.00 -1'672.25<br />
Verwaltung und Informatik -28'061.15 -28'400.00 -25'851.55<br />
PR -2'981.20 -3'000.00 -4'742.80<br />
Übriger Aufwand 0.00 0.00 -38.70<br />
Finanzerfolg -443.90 -200.00 -211.40<br />
Abschreibungen -8'293.05 -9'540.00 -3'500.00<br />
Ausserordentliches 1'415.70 0.00 917.20<br />
Jahresergebnis 12'833.20 -29'997.20 24'458.25<br />
es spendeten über 100 schweizer Franken:<br />
Abt Anneros, Biel<br />
Ammann Peter, Bern<br />
Eugster-Geissmann Erna, Bern<br />
Glutz von Blotzheim Barbara, Solothurn<br />
König Adrian, Gümligen<br />
Meyer Walter und Christine, Ipsach<br />
Ritschard Barbara, Bern<br />
Scheidegger Michèle, Bern<br />
Schlüter Beul Werner, Bern<br />
Einwohnergemeinde Nidau<br />
Gemeinnütziger Frauenverein (GFV), Heimberg<br />
Kirchgemeinde Bümpliz<br />
Kirchgemeinde Burgdorf<br />
Kirchgemeinde Hilterfingen<br />
Kirchgemeinde Jegenstorf-Urtenen<br />
Kirchgemeinde Kehrsatz<br />
Kirchgemeinde Kirchlindach<br />
Kirchgemeinde Köniz<br />
Kirchgemeinde Münsingen<br />
Kirchgemeinde Muri bei Bern<br />
Kirchgemeinde Ostermundigen<br />
Kirchgemeinde Thun<br />
Kirchgemeinde Vechigen<br />
Kirchgemeinde Wohlen<br />
Petruskirchgemeinde, Bern<br />
Soroptimist Club Biel, Ipsach<br />
Vigier Beton Kies Seeland Jura AG, Lyss<br />
12 13
Infoveranstaltung für thailänderinnen<br />
In diesem Jahr hat die Thailändische Beraterin zusammen mit dem Verein<br />
Thaifrauen für Thaifrauen einen Infotag durchgeführt, um <strong>Sexarbeit</strong>er*innen aus<br />
Thailand über das System der AHV, Ergänzungsleistungen und der Krankenversicherung<br />
in der Schweiz zu informieren. Zudem wurde aufgeklärt, was zu berücksichtigen<br />
ist, wenn Personen nach der Pensionierung nach Thailand zurückkehren wollen.<br />
Der Infonachmittag stiess auf grosses Interesse.<br />
<strong>Fachstelle</strong><br />
berIcht Der<br />
<strong>Fachstelle</strong><br />
koPG - kommission Prostutionsgewerbegesetz<br />
Es war ein intensives Jahr in der Kommission Prostitutionsgewerbegesetz.<br />
Die Kommission hat sich in einer Unterarbeitsgruppe zusammen mit der Steuer -<br />
ver wal tung des Kantons Bern mit der Frage beschäftigt, wie <strong>Sexarbeit</strong>er*innen besteuert<br />
werden sollen. Die Steuerverwaltung stellt sich auf den Standpunkt, dass sämtliche<br />
Personen, die über eine Betriebsbewilligung nach Prostitutions gewerbe gesetz (PGG)<br />
verfügen automatisch als Arbeitgeber*innen gelten und somit die <strong>Sexarbeit</strong>er*innen<br />
an der Quelle besteuert werden sollen.<br />
<strong>XENIA</strong> wehrt sich gegen diese pauschale Lösung, sind doch die Etablissements<br />
viel zu unterschiedlich organisiert. In der Regel tragen die <strong>Sexarbeit</strong>er*innen das<br />
unternehmerische Risiko, erhalten keinen Grundlohn, wenn sie keine Kundschaft haben<br />
und sind somit selbständig erwerbend. In den Augen der <strong>Fachstelle</strong> wäre eine Einführung<br />
der Quellenbesteuerung für sämtliche <strong>Sexarbeit</strong>er*innen, die nicht über eine<br />
Nieder lassungsbewilligung oder einen Schweizerpass verfügen, eine Verletzung<br />
der Rechts gleichheit. Die Norm ist die Selbstdeklaration und die muss auch für das<br />
Sexgewerbe gelten.<br />
hohe Mobilität und viele Wechsel in den salons<br />
Die Mobilität der Personen, die in der <strong>Sexarbeit</strong> tätig sind, hat zugenommen.<br />
Viele <strong>Sexarbeit</strong>er*innen sind klassische Wanderarbeiter*innen, die nur kurz an einem<br />
Ort arbeiten und danach weiterziehen. Sei es, um an einem anderen Ort zu arbeiten<br />
oder um in ihre Heimat zurückzukehren. Oft kommen sie dann zu einem späteren<br />
Zeitpunkt im Kalenderjahr erneut ein paar Wochen in die Schweiz. Vor diesem<br />
Hinter grund hat die Aufsuchende Arbeit (ASA) einen noch grösseren Stellenwert<br />
gewonnen. Um die <strong>Sexarbeit</strong>er*innen erreichen zu können, ihnen das Angebot von<br />
<strong>XENIA</strong> vorzustellen und sie über ihre Rechte und Pflichten zu informieren, ist es<br />
unab dingbar, dass die Mitarbeiterinnen von <strong>XENIA</strong> mehr vor Ort unterwegs sind.<br />
Da die Mitarbeiterinnen von <strong>XENIA</strong> im letzten Jahr auch intensive Beratungen hatten,<br />
konnte jedoch nicht so viel Aufsuchende Arbeit gemacht werden wie geplant.<br />
Es beschäftigt uns weiterhin, dass wir aufgrund der hohen Nachfrage für Beratungen<br />
wenig Kapazitäten für die ASA haben.<br />
zwanzigjähriges Jubiläum von Martha Wigger<br />
Das Jahr <strong>2016</strong> war das Jubiläumsjahr von Martha Wigger. 1996 hat sie ihre<br />
Arbeit bei der <strong>Fachstelle</strong> <strong>XENIA</strong> aufgenommen und diese als Beraterin und Stellenleiterin<br />
(von 2006 bis 2014) geprägt. Sie hat Höhen und Tiefen von Klient*innen,<br />
vom politischen und gesellschaftlichen Diskurs oder von Finanzierungsfragen der<br />
<strong>Fachstelle</strong> unermüdlich begleitet. Herzlichen Dank!<br />
thema altern und Pensionierung von sexarbeiter*innen<br />
An einer Retraite haben sich die Beraterinnen mit dem Thema Alter und<br />
Pensionierung von <strong>Sexarbeit</strong>er*innen befasst. Es ging darum zu eruieren, ob es<br />
Massnahmen gibt, die als Gruppenangebote umsetzbar sind, welche bestehenden<br />
Angebote nutzbar sind und welche Bereiche in der Einzelberatung thematisiert<br />
und bearbeitet werden müssen. Aus Kapazitätsgründen konnten bisher keine<br />
Gruppen angebote konzipiert und umgesetzt werden, so dass die Erkenntnisse aus<br />
der Retraite vor allem in die Einzelberatungen eingeflossen sind.<br />
abschaffung tänzerinnen-statut<br />
Per 1.1.<strong>2016</strong> wurde gegen die Empfehlung der <strong>Fachstelle</strong>n der Beschluss<br />
umgesetzt, dass das Tänzerinnen-Statut national abgeschafft wird (siehe ausführlichen<br />
Artikel im <strong>Jahresbericht</strong> 2015). <strong>XENIA</strong> hat sich weiterhin an der Arbeitsgruppe<br />
Tänzerinnen von ProKoRe beteiligt, um die Veränderungen und Auswirkungen der<br />
Aufhebung des Statuts zu beobachten und zu diskutieren. Ebenfalls waren zwei<br />
Mit arbeiterinnen an der Generalversammlung der ASCO (Verband Schweize rischer<br />
Konzertlokale, Cabarets, Dancings und Discotheken), um auch mit den Betreiber*innen<br />
der Cabarets die Veränderungen diskutieren zu können.<br />
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass einige Cabarets weiterhin<br />
mit den gleichen Verträgen arbeiten, aber aufgrund der Abschaffung des Statuts<br />
nur noch mit EU-Bürgerinnen. Andere haben auch tagweise Tänzerinnen, die auf Basis<br />
einer selbständigen Erwerbstätigkeit in einem Cabaret arbeiten. Wieder andere<br />
schlies sen mündliche Verträge über kürzere Zeit als einen Monat ab.<br />
Seit der Abschaffung des Statuts fühlt sich keine Behörde mehr für die Kontrollen<br />
der Cabarets und der Arbeitsbedingungen der Tänzerinnen zuständig. Wo genau<br />
die Verbesserung des Schutzes der Tänzerinnen in dieser Entwicklung sein soll, bleibt<br />
im ersten Jahr nach der Abschaffung schleierhaft.<br />
14 15<br />
<strong>Fachstelle</strong>
ÖFFentlIchkeItsarbeIt<br />
Auch in diesem Jahr haben die Mitarbeiterinnen der <strong>Fachstelle</strong> zahlreiche<br />
Medienanfragen beantwortet, Referate gehalten, Studierenden und Lernenden<br />
ihre Fragen zum Thema <strong>Sexarbeit</strong> beantwortet oder sie auf bestehende Studien<br />
und andere weiterführende Literatur verwiesen.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Studierende, Lernende: 18<br />
Behörden, NGO's: 9<br />
Medien: 21<br />
PolitikerInnen: 1<br />
Referate, Podien: 7<br />
Privatpersonen: 2<br />
Absagen: 27<br />
Gute und fachlich fundierte Auskunft zu geben ist<br />
zeit intensiv und so musste <strong>XENIA</strong> die Anfragen<br />
priorisieren und einige davon ablehnen.<br />
anzahl kontakte mit Falleröffnung<br />
anzahl kontakte ohne Falleröffnung<br />
anzahl sexarbeitende <strong>2016</strong> 2015 anzahl sexarbeitende <strong>2016</strong> 2015<br />
<strong>Sexarbeit</strong>ende m. F. e. 129 123 <strong>Sexarbeit</strong>ende o. F. e. 1506 1478<br />
davon neue 47 29<br />
<strong>Fachstelle</strong><br />
verwaltungsregionen <strong>2016</strong> 2015 verwaltungsregionen <strong>2016</strong> 2015<br />
Bern-Mittelland 93 85 Bern-Mittelland 764 866<br />
Oberland 15 11 Oberland 274 187<br />
Emmental-Oberaargau 2 4 Emmental-Oberaargau 140 73<br />
Seeland 19 23 Seeland 299 323<br />
Berner-Jura 0 0 Berner-Jura 29 29<br />
<strong>Fachstelle</strong><br />
statIstIsche anGaben<br />
Der beratunGsstelle<br />
Im Jahr <strong>2016</strong> ist eine deutliche Zunahme der Neueröffnung von Fällen sichtbar.<br />
Dies hängt vor allem mit der Abschaffung des Tänzerinnenstatuts und dem damit<br />
verbundenen Anspruch auf Rückvergütung der AHV-Beiträge zusammen: Viele Tänzerinnen,<br />
mit denen <strong>XENIA</strong> vorher nur sporadisch Kontakt hatte, haben sich gemeldet,<br />
weil sie Unterstützung bei der Rückforderung benötigten. Da die AHV Beiträge<br />
2015 von den Arbeitgeber*innen erst bis im Sommer <strong>2016</strong> einbezahlt werden mussten,<br />
konnte der Auszug erst dann bestellt und auf Vollständigkeit überprüft werden.<br />
Nicht bezahlte AHV-Beiträge einzufordern war aufwändig und führte rasch zu einer<br />
Dossiereröffnung. Die Abschaffung des Statuts erklärt auch die markante Zunahme<br />
der Falleröffnungen bei Personen aus Drittstaaten und die Abnahme der Anzahl<br />
Kontakte ohne Falleröffnung bei Personen aus Drittstaaten. Gleichzeitig nahm die<br />
Anzahl Kontakte ohne Falleröffnung bei Personen aus dem EU/EFTA-Raum zu.<br />
Die meisten Beratungen fanden wie im Vorjahr zu den Themen Arbeit, Finanzen<br />
und Gesundheit statt.<br />
alter<br />
alter<br />
bis 20 0 0 bis 20 10 14<br />
20 – 29 14 12 20 – 29 439 386<br />
30 – 39 48 40 30 – 39 439 526<br />
über 40 59 61 über 40 267 218<br />
unbekannt 8 10 unbekannt 351 334<br />
nationalität<br />
nationalität<br />
CH 17 20 CH 103 105<br />
CH/Osteuropa 3 1 CH/Osteuropa 5 3<br />
CH/Afrika 7 5 CH/Afrika 48 28<br />
CH/Asien 17 19 CH/Asien 58 75<br />
CH/Südamerika 2 6 CH/Südamerika 29 42<br />
CH/EU 0 0 CH/EU 3 5<br />
Ausländerin EU 32 37 Ausländerin EU 834 744<br />
Ausländerin* 51 35 Ausländerin* 426 476<br />
* <strong>Sexarbeit</strong>er*innen mit einem ausländischen<br />
Pass, ohne EU-BürgerInnen<br />
16 17
<strong>Fachstelle</strong><br />
statIstIsche anGaben zuM<br />
GesunDheItsFÖrDerunGs- unD<br />
aIDsPräventIonsanGebot<br />
Die Mediatorinnen von <strong>XENIA</strong> begeben sich bei der Aufsuchenden Arbeit<br />
(ASA) an Orte, wo <strong>Sexarbeit</strong> unmittelbar stattfindet. In Salons, Kontaktbars, Clubs<br />
etc. machen die Mediatorinnen das Angebot von der <strong>Fachstelle</strong> <strong>XENIA</strong> bekannt und<br />
schaffen Vertrauen. Sie informieren rund um das Thema <strong>Sexarbeit</strong>, über Gesundheit<br />
im Allgemeinen, HIV und andere sexuell übertragbaren Infektions krankheiten (STI).<br />
Die Begegnungen mit den <strong>Sexarbeit</strong>er*innen ist von Empathie, Wertschätzung<br />
sowie Respekt geprägt. Die Akzeptanz der jeweiligen persönlichen Lebenssituationen<br />
ist die Basis des Gesundheitsangebotes. Bei Neukontakten ist das Auftreten der<br />
Mediatorinnen entscheidend: Erstmals sind <strong>Sexarbeit</strong>er*innen gegenüber den Mediator -<br />
innen oft misstrauisch. So muss gleich von Beginn an klar sein, wer die Mediatorinnen<br />
sind und welchen Auftrag sie haben. Hilfreich sind hier der eigene Migrationshintergrund<br />
und die Mehrsprachigkeit der Mediatorin nen. Kleine Türöffner wie<br />
die Abgabe von Präservativen, Gleitmitteln, Präventions- und Informationsmaterial<br />
oder schon nur der Visitenkarte erleichtern den Zugang zu den <strong>Sexarbeit</strong>er*innen.<br />
Die Erscheinungsformen von <strong>Sexarbeit</strong> sind vielfältig. Darum braucht es bei<br />
der Arbeit als Mediatorin neben Fachwissen auch grosse Flexibilität, Spontaneität,<br />
Kontinuität sowie Kenntnisse des Milieus.<br />
Im vergangenen Jahr hatten die Mediatorinnen durch ihre engagierte und<br />
professionelle Arbeit 2‘889 Kontakte.<br />
herkunft bern- oberland emmental- seeland berner- total<br />
Mittelland oberaargau Jura<br />
Osteuropa 2 7 1 10 20<br />
Afrika 407 114 4 268 793<br />
Asien 45 67 47 159<br />
Latein Amerika 84 213 6 100 7 410<br />
Brasilien 18 27 2 6 53<br />
EU 433 427 74 424 3 1361<br />
Schweiz 11 51 24 1 87<br />
Andere 3 2 1 6<br />
total 1'000 909 89 880 11 2'889<br />
arbeitsort<br />
Strassenstrich 77 77<br />
Salon 661 657 25 394 2 1739<br />
Night-Club 111 67 12 119 309<br />
Bar-Sauna-Club 189 83 52 286 9 619<br />
Privat 33 25 33 91<br />
Weitere Orte 6 48 54<br />
total 1'000 909 89 880 11 2'889<br />
Materialabgabe * 13 16 20 49<br />
haupt. themen<br />
Recht 461 474 6 606 1547<br />
Gesundheit 1'000 909 89 880 11 2'889<br />
HIV/Aids 1'000 909 89 880 11 2'889<br />
STDs 1'000 909 89 880 11 2'889<br />
Arbiet 684 791 55 820 11 2'361<br />
Familie 529 585 5 552 11 1'682<br />
Gewalt 12 12<br />
Anderes 0<br />
total 1'000 909 89 880 11 2'889<br />
<strong>Fachstelle</strong><br />
Materialabgabe * 2 14 12 28<br />
1. kontakt / neu 568 541 83 616 11 1'819<br />
* Anzahl <strong>Sexarbeit</strong>er*innen, mit denen<br />
kein Gespräch stattgefunden hat,<br />
die aber Informationsmaterial zu<br />
Gesund heits förderung und Aidsprävention<br />
erhalten haben.<br />
18 19
enGaGIeren sIe sIch<br />
FÜr eInen Guten zWeck<br />
eIn blIck zurÜck auF<br />
Das vorstanDsJahr <strong>2016</strong><br />
Für nur 50 Franken im Jahr treten Sie als Privatperson dem Verein <strong>XENIA</strong><br />
bei. Selbstverständlich freuen wir uns über Gönnerbeiträge. Bestimmen Sie Ihre<br />
Spendensumme selbst.<br />
Zwei aneinandergeschobene Tische, sieben Stühle, zahlreiche Traktanden,<br />
herzhaftes Lachen, engagiertes Diskutieren – das sind die Sitzungen des Vereinsvorstandes.<br />
Dazu ein kleiner Rückblick:<br />
<strong>Fachstelle</strong><br />
Für jeden betrag bedanken wir uns herzlich.<br />
Pc 30-37914-2.<br />
Institution<br />
anMelDunG<br />
als vereInsMItGlIeD<br />
Privatperson<br />
Juristische Person<br />
Name / Vorname<br />
Adresse<br />
Zu Beginn des Jahres zogen wir uns in einer eintägigen Retraite mit dem<br />
Status Quo, den Zukunftsperspektiven, den Problemfeldern sowie und nicht zuletzt mit<br />
der Strategie von <strong>XENIA</strong> auseinander. Die Motivation der Vorstandsmitglieder ist<br />
ungebrochen hoch, man sprach über mögliche Projekte, schaute auch ins ferne Ausland.<br />
Ein Ergebnis war <strong>2016</strong> die Zusammenarbeit mit dem Theaterfestival AUAWIRLEBEN:<br />
An zwei Abenden im Mai erzählte der Tänzer und Choreograf Daniel Hellmann im<br />
Schlachthaustheater von seiner nebenberuflichen Tätigkeit als <strong>Sexarbeit</strong>er und<br />
konfrontierte die Besucher*innen mit den eigenen und den gesellschaftlichen Vor -<br />
ur teilen. Christa Ammann stellte sich im Anschluss an die Vorstellung gemeinsam<br />
mit Daniel Hellmann den Fragen, die den Theater besucher*innen zum Thema <strong>Sexarbeit</strong><br />
unter den Nägel brannten. Im Rahmen der Theateraufführung gab es ausser dem<br />
während zwei Wochen in einer kleinen Galerie neben dem Schlachthaus theater<br />
Momentaufnahmen in Etablissements zu sehen, die im Rahmen des Fotoprojekts<br />
zum dreissigjährigen Jubiläum vom Verein <strong>XENIA</strong> entstanden waren.<br />
Mit der Erarbeitung des neuen Betriebskonzeptes und auf der Suche nach<br />
einer Nachfolge für Margreth Schär starteten wir in den Sommer. Besonders am<br />
27. August machte sich dieser bemerkbar; bei 30 Grad im Schatten folgten die Mitarbeiterinnen<br />
der <strong>Fachstelle</strong> und des Vereins bei einem gemeinsamen Ausflug<br />
den Spuren von Frauenpersönlichkeiten in Bern. Die heissen Köpfe wurden danach<br />
bei einem wunderbaren Abendessen im schattigen Park abgekühlt.<br />
Im September traf man sich zu einer weiteren Strategiesitzung. Ideen sollten<br />
konkretisiert werden, Rollen verteilt. Als NGO war vor allem das Thema Fundraising<br />
präsent und die Entwicklung neuer Projekte.<br />
vereIn<br />
PLZ / Ort<br />
Der <strong>XENIA</strong>-Vorstand beendete das Jahr mit der Organisation des legen dären<br />
Weihnachtsessens, zu dem die Mitarbeiterinnen der <strong>Fachstelle</strong>, <strong>Sexarbeit</strong>ende sowie<br />
die Vereinsmitglieder eingeladen waren.<br />
Talon ausschneiden und senden an<br />
<strong>XENIA</strong>, Langmauerweg 1, 3011 Bern.<br />
Sie können sich auch via Mail anmelden:<br />
info@xeniabern.ch. besten Dank!<br />
Wir freuen uns sehr, auch nächstes Jahr wieder im Einsatz für die <strong>Fachstelle</strong><br />
<strong>Sexarbeit</strong> zu sein.<br />
20 21
Vorstand<br />
und Personal<br />
Vorstand Verein<br />
Eva Hauser, Präsidentin<br />
Margreth Schär, Vizepräsidentin (bis Mai <strong>2016</strong>),<br />
Miriam Schwarz, Vizepräsidentin (ad interim seit September <strong>2016</strong>)<br />
Corinne Seebeck-Scheidegger (Aktuarin)<br />
Maria Schultheiss (Recht)<br />
Myriam Stucki (Öffentlichkeitsarbeit)<br />
Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle<br />
Christa Ammann (Stellenleiterin)<br />
Martha Wigger<br />
Jacqueline Suter<br />
Radka Pfund<br />
Sujaree Junbua Flück<br />
Mediatorinnen des Gesundheitsförderungsund<br />
Aidspräventionsangebotes<br />
Mathilde Bürgin-Ndo<br />
Patricia Carmona-Astete (bis Juni <strong>2016</strong>)<br />
Paulina Estremadoyro (ab Juni <strong>2016</strong>)<br />
Tatjana Kunz<br />
Bernadette Oswald (temporär Juni /Juli <strong>2016</strong>)<br />
Olga Vasiliuc<br />
Raumpflegerin<br />
Tukkata Srisomchai<br />
Impressum<br />
Redaktion: <strong>Fachstelle</strong> und Verein<br />
<strong>Sexarbeit</strong> <strong>XENIA</strong><br />
Illustrationen: Serafine Frey<br />
Gestaltung: Andrea Stebler<br />
Fotografien: aus dem Buch «Bordelle»<br />
von Yoshiko Kusano,<br />
Verlag Scheidegger & Spiess,<br />
ISBN 978-3-85881-476-0.<br />
Das Buch ist in jeder Buchhandlung<br />
erhältlich.<br />
Druck: Basisdruck Bern<br />
23
www.facebook.com/xeniabern<br />
www.xeniabern.ch