Der Barockaltar in der Kapelle Gspon - Staldenried - Gspon
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Brigger Ra<strong>in</strong>er 2007 13<br />
Die St. Jo<strong>der</strong>n-Kufe<br />
Diese Erzählung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Lesebüchern seit 1846 und entspricht <strong>der</strong> Vorliebe des<br />
we<strong>in</strong>liebenden Volkes bis <strong>in</strong> die heutige Zeit. Nicht umsonst wird dieser Heilige als Beschützer<br />
<strong>der</strong> We<strong>in</strong>berge gefeiert.<br />
Es war e<strong>in</strong>mal im Lande Wallis e<strong>in</strong> sehr heiliger Bischof mit Namen Jo<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong>st hatte <strong>der</strong><br />
Frost die We<strong>in</strong>lese völlig zerstört, und die guten Leute litten grossen Mangel. Jammernd kamen<br />
sie zum Bischof, <strong>der</strong> sich ihrer erbarmte. Er segnete e<strong>in</strong>e Kufe voller We<strong>in</strong> und lud alle<br />
tröstend e<strong>in</strong>, zu kommen und nach Bedürfnis We<strong>in</strong> aus dieser Kufe zu ziehen. Nur hatte er<br />
ihnen verboten, die Kufe zu öffnen. Und die Kufe gab des köstlichen We<strong>in</strong>es soviel man nur<br />
verlangte; sie versiegte nie und war nie leer. Man nannte sie darum die St. Jo<strong>der</strong>n-Kufe. (Sie<br />
soll im Bischofskeller gestanden haben).<br />
Und das währte viele Jahre; die Kufe gab noch We<strong>in</strong>, als <strong>der</strong> Bischof längst gestorben war.<br />
Da wollte das Unglück, dass e<strong>in</strong>mal vorwitzige Leute kamen und sehen wollten, was denn<br />
endlich letztlich diese Wun<strong>der</strong>kufe wohl <strong>in</strong> sich bergen möge. Mit freveln<strong>der</strong> Hand wurde sie<br />
aufgerissen, und sieh! Die Kufe war trockenleer – nur am oberen Spundloch h<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e schöne<br />
volle Traube, die jedoch gleich verdorrte und <strong>in</strong> Staub auflöste. Auch die Kufe fiel <strong>in</strong> Trümmer<br />
und liess sich nicht mehr zusammenfügen.<br />
<strong>Der</strong> Stab des hl. Theodul<br />
E<strong>in</strong>e weitere Legende <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ähnliche Richtung ist die Legende vom Stab des hl. Theodul.<br />
Diese sagt, dass <strong>der</strong> Bischofsstab aus e<strong>in</strong>em knorrigen Rebstock bestanden habe. Wo er das<br />
Land durchzog und Halt machte, um e<strong>in</strong>e neue Kirche e<strong>in</strong>zuweihen, da hat er se<strong>in</strong>en Stab vor<br />
<strong>der</strong> Pforte des Gotteshauses <strong>in</strong> die Erde gesteckt und dort stehen lassen. Beim Weiterwan<strong>der</strong>n<br />
hat er ihn nicht herausgerissen, son<strong>der</strong>n abgeschnitten. Aus diesem Rebstock wuchs die Rebe,<br />
gedieh prächtig und vermehrte sich zu e<strong>in</strong>em We<strong>in</strong>berg.<br />
Die St. Jo<strong>der</strong>nglocke<br />
Dem Bischof Jo<strong>der</strong>n wurde mitgeteilt, dass <strong>der</strong> Papst <strong>in</strong> Rom <strong>in</strong> Lebensgefahr schwebe und<br />
dass man diesen warnen solle. Unschlüssig und ratlos öffnete <strong>der</strong> Bischof das Fenster. Vor<br />
dem Schlosse sah er drei Teufel munter und freudig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> tanzen. Sofort rief sie <strong>der</strong><br />
Oberhirte und fragte, wer von ihnen <strong>der</strong> geschw<strong>in</strong>deste sei. Da antwortete <strong>der</strong> erste, er sei<br />
geschw<strong>in</strong>d wie <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d, und <strong>der</strong> zweite me<strong>in</strong>te, er laufe wie e<strong>in</strong>e Kugel aus dem Rohr. „Das<br />
s<strong>in</strong>d alles nur faule Bäuche gegen mich“, lachte <strong>der</strong> dritte, „ich fliege durch die Welt wie e<strong>in</strong><br />
Weibergedanke.“<br />
<strong>Der</strong> Bischof versprach diesem se<strong>in</strong>e Seele, wenn er ihn, noch bevor die Hähne morgens krähen,<br />
nach Rom und wie<strong>der</strong> nach Sitten zurück zu tragen vermöge. <strong>Der</strong> Satan nahm freudig<br />
das Anerbieten an und stellte e<strong>in</strong>en schwarzen Hahn als Wächter auf die Stadtmauer. Bischof<br />
Jordan brachte e<strong>in</strong>en weißen Hahn auf den Dachgiebel des Schlosses und schärfte ihm wohl<br />
e<strong>in</strong>, sich morgens nicht etwa zu verschlafen. Die Reise begann. Im Nu war Bischof Jor<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />
Rom. Er warnte den Papst noch zur rechten Zeit und erhielt von ihm als Dankbarkeit e<strong>in</strong>e<br />
Glocke. <strong>Der</strong> Teufel musste nun auch die Glocke mit aufladen und nach Sitten heimtragen. Es<br />
war noch nicht zwei Uhr morgens, als er glücklich mit se<strong>in</strong>er Doppellast zuunterst auf <strong>der</strong><br />
Planta ankam.