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Volken im 19. Jahrhundert - Gemeinde Volken

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Johann Conrad Keller (28. Januar 1817 – 7. März 1888)<br />

Johann Conrad Keller wurde bekanntlich mit knapp 4 ½ Jahren Waise. Seine Geburt fiel in die Zeit einer<br />

allgemeinen Hungerkrise. Die Arbeiten auf dem Feld und <strong>im</strong> Rebberg waren mangels technischer Hilfsmittel<br />

äusserst anstrengend. Seine Mutter Susanna führte den Bauernbetrieb mit Wiesen, Äckern, Wald und<br />

Reben weiter, ebenso die Weinschenke. Man kann füglich annehmen, dass Johann Conrad rasch in Haus<br />

und Hof mithalf.<br />

Dennoch holte er sich eine gute Schulbildung. Die Stellung und Tätigkeit seines früh verstorbenen Vaters<br />

schien ihn zu verpflichten und anzuspornen, sich frühzeitig der Dorfpolitik zuzuwenden. So erschien er, 23<br />

Jahre alt, in der Vormundschaftsrechnung vom 11. August 1840 für die Jahre 1837 bis 1839 als zwar noch<br />

bevormundet, aber doch schon als <strong>Gemeinde</strong>schreiber, der seit mehr als einem Jahr <strong>im</strong> Amt ist(!). Bei dieser<br />

Gelegenheit baten seine Mutter und er angelegentlich um Entlassung aus der Vormundschaft. Dies wurde<br />

ihnen gewährt, „da sowohl der Witwe als auch den Vogtkindern―, d.h. ihm und seiner Schwester Annebärbeli,<br />

„in jeder Hinsicht haushälterisches Betragen nirgends abgeht, sodass für die Zukunft für dieselben<br />

weder in ökonomisch noch in moralischer Hinsicht auf ihre Existenz auch ohne weitere Bevogtetung<br />

gar keine Besorgnis obwalte“. Ein sehr gutes Leumundszeugnis also. Bereits in der vorangegangenen<br />

Vormundschaftsrechnung vom 3. März 1838 (Johann Conrad war knapp 21 Jahre alt) wurde der Familie<br />

attestiert, dass sie fähig sei, ihre Güter ohne weitere Aufsicht und Bewilligungspflicht zu bewirtschaften.<br />

Trotz seines Alters wurde Johann Conrad noch „Vogtknab― genannt.<br />

Am 11. August 1840 genehmigte der <strong>Gemeinde</strong>rat <strong>Volken</strong>s den „angelegentlichen Antrag auf Entlassung<br />

aus der Vormundschaft― von Vormund und Mutter, unter Vorbehalt der Zust<strong>im</strong>mung des loblichen Bezirksrates.<br />

Johann Conrad scheint keine Zeit verloren zu haben. Das Wohnhaus mit Weinschenke wurde<br />

ausgebaut, es wurden eine Scheune und eine Stallung angebaut und deshalb die Gebäudeschatzung des<br />

Hauses 40A von 3200 Gulden auf 4000 Gulden erhöht. Im Wohnhaus der Familie befand sich ja auch die<br />

Weinschenke, der Gastraum des heutigen Restaurants Post. Das Waschhaus Liegenschaft 40B erhielt zusätzlich<br />

einen Schweinestall. Die Trotte Haus Nr. 41 wurde ebenfalls neu geschätzt, sicherlich auch hier<br />

wegen eines Ausbaus. Aus dem Blatt der Kantonalen Gebäudeversicherung geht nicht hervor, ob die nun<br />

detailliert aufgeführten Werkzeuge, die für das Verarbeiten der Trauben benötigt wurden, neu waren oder<br />

lediglich erstmals in allen Einzelheiten aufgeführt wurden.<br />

In der Schluss-Haushalts-Rechnung der Vormundschaft vom 30. März 1842 steht geschrieben, dass er Seckelmeister,<br />

d.h. für die Finanzen zuständiger <strong>Gemeinde</strong>rat der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Volken</strong>, war. Die „bevogteten<br />

Kinder― wurden auf ihr Ersuchen hin aus der Bevormundung entlassen (nochmals!), da sie ihr Mündigkeitsalter<br />

erreicht hätten. Johann Conrad war nun zusammen mit seiner Mutter selbständiger Bauer, Winzer,<br />

Bäcker und Weinschenk. Er spielte in <strong>Volken</strong> zu seinen Lebzeiten eine grosse Rolle in der <strong>Gemeinde</strong>politik.<br />

So war er mit 23 Jahren <strong>Gemeinde</strong>schreiber, kurz darauf <strong>Gemeinde</strong>rat und gleich Seckelmeister,<br />

1847 – 1850 <strong>Gemeinde</strong>präsident, 1853 – 1856 sowie 1863 – 1865 <strong>Gemeinde</strong>ammann. Daneben hatte er das<br />

Amt eines Feuerwehrkommandanten inne und von 1867 bis 1888 das des Posthalters. Während seinem<br />

ganzen Erwachsenenleben war er „Weinschenk― <strong>im</strong> Restaurant Post, das als einziges aller Weinschenken<br />

des <strong>19.</strong> <strong>Jahrhundert</strong>s heute noch existiert und auch unter der Familie Erb wegen seiner hervorragenden<br />

Küche und sauber gekelterten Weinen, aber auch als Informationszentrum <strong>im</strong>mer noch eine wichtige Rolle<br />

spielt.<br />

Mit Ausnahme der ältesten Tochter, die kurze Zeit nach ihrer Heirat in Zollikon wieder zurückkehrte, verliessen,<br />

wie nachstehend beschrieben, sämtliche Kinder <strong>Volken</strong>.<br />

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