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Komplett - DAS Sauerlandmagazin Ausgabe März/April 2017

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Riecke ist passionierter<br />

Sammler, Fan des Mittelalters,<br />

Hobby-Gaukler und<br />

Geschichtenerzähler. Mit<br />

einem Erbstück des Großvaters<br />

fing es an. Einer<br />

seiner Lehrlinge in der<br />

Schreinerei „hatte auch<br />

so ein Ding“, erinnert er<br />

sich. Beide führten Bilder<br />

mit ihren „Laternen“ vor. „Das hat eine Oma zu<br />

Tränen gerührt“, erzählt Riecke, „da habe ich gedacht:<br />

Da musste was draus machen.“ Im Januar 2000 führte<br />

der Neuenrader seine Bilder erstmals mit Musik vom<br />

Grammophon in der Heesfelder Mühle in Halver vor. Besucher<br />

konnten ihre Bildplatten mitbringen. Das war sein<br />

Einstieg in ein neues Hobby. Laternist.<br />

Feingefühl bringt Bilder in Bewegung<br />

Die Technik ist alt. In Pompeji wurde eine alte Projektions-Laterne<br />

gefunden, so Riecke. Nach Einsätzen als<br />

Jahrmarkt-Attraktion wurde der Projektor, bei dem ein<br />

transparentes Bild - anfangs auf Glas gemalt - vor die<br />

Lichtquelle gehalten wurde, im 19. Jahrhundert zum<br />

Massenmedium.<br />

Bilder, Bildserien, mit denen bei feinfühliger Führung vor<br />

der Lichtquelle der Eindruck von Bewegung entsteht, hat<br />

Riecke kistenweise im Schrank stehen. Farben stehen<br />

für Themen. Grün beinhaltet Länder und Landschaften.<br />

Kriegs- und Schlachtenbilder gehören auch zum Repertoire.<br />

„Zur Abschreckung“, sagt Peter Riecke, „ich bin ja<br />

kein Militarist.“ Zehn Jahre lang hat er „schwer eingekauft“.<br />

Jetzt komme er mit dem Aufarbeiten der Bilder<br />

nicht mehr nach. Mehr als 1000 Motive lagern in Kisten.<br />

Der Wert der Sammlung entspricht dem Neupreis eines<br />

Mittelklasse-Wagens, bleibt der Laternist<br />

bewusst etwas vage. Für seine<br />

Vorführungen bedient sich Riecke<br />

aus dem Fundus, stellt Bilder zu<br />

Themen zusammen. Dazu braucht es<br />

auch Geschichten, die fesseln oder –<br />

stilgerecht – Musik vom Grammophon.<br />

„Nur Bilder zeigen, zu denen man keinen<br />

Bezug hat, bringt nichts“, weiß der<br />

Handwerker, der in seiner Freizeit auch<br />

als Vorführer von Hamburg bis Franken<br />

durchs Land tingelt und dabei Historie<br />

lebendig werden lässt, mal amüsant-ironisch,<br />

oft aber auch ernsthaft, etwa wenn es um Vorurteile<br />

oder Feindbilder mit Bezug zu Juden geht. Die<br />

Palette seiner Vorträge reicht von Cartoons über Glockenherstellung,<br />

Märchen, Militärgeschichte, Orient, Polarfahrten<br />

über Winter und Weihnachten bis zum Zirkus.<br />

Neuenrader bald der letzte Laternist?<br />

„Die Ästhetik der Projektoren, aber auch der Zeitgeist,<br />

den sie widerspiegeln“, macht für Riecke den Reiz an<br />

dem Hobby aus, dem er praktisch ein Alleinstellungsmerkmal<br />

hat. „Leute, die das noch machen, sind über<br />

80. Die sterben weg“, bilanziert der Neuenrader. Kollegen<br />

gebe es noch in England. Aber die Briten gelten ja<br />

ohnehin als Traditionalisten und etwas spleenig dazu. Er<br />

sei das „Küken“ in diesem Metier und bundesweit wohl<br />

bald der einzige Laternist. Gefragt dazu bei Heimatvereinen,<br />

historischen Märkten, Kultur- und Museumsnächten.<br />

Alte Vorführ-Technik in historischem Ambiente gibt<br />

es am 14. Juni. Dann baut der Neuenrader seine Laterna<br />

Magica in der Zeche Nachtigall in Witten auf, legt eine<br />

„Extraschicht“ ein. Zu dieser Nacht der Industriekultur,<br />

zeigt er vier Projektionen.<br />

• Termine für die Projektionen und andere Events:<br />

www.kleynholtz.de<br />

• Geschichte und Technik der Laterna Magica:<br />

www.planet-wissen.de/kultur/medien/filmtricks_von_metropolis_bis_matrix/<br />

pwielaternamagica100.html<br />

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