Komplett - DAS Sauerlandmagazin Ausgabe März/April 2017
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ZEPPELIN LZ3 GRÜSST <strong>DAS</strong><br />
64<br />
LENNETAL<br />
Spätestens mit dem Start des Förderprojektes Lenne-<br />
Schiene vor vier Jahren arbeitet eine ganze Region daran,<br />
ihren Freizeit- und Erlebniswert deutlich zu verbessern<br />
und sich zu profilieren. Das fällt Städten wie Altena<br />
mit seiner Burg und Plettenberg mit dem Aqua Magis<br />
nicht schwer. Aber was hat zum Beispiel Werdohl in dieser<br />
Hinsicht zu bieten?<br />
Zugegeben, ein eigenes Stadtmuseum, Frei- und Hallenbad,<br />
ein neugestaltetes Stadtzentrum, den Kulturbahnhof,<br />
oder die Kletterfelsen direkt am Lenneufer,<br />
das ist für eine nicht einmal 18000 Einwohner zählende<br />
Kommune nicht schlecht. Aber reicht das aus, um sich<br />
auch überregional zu profilieren? Wohl kaum. Mit einem<br />
richtigen Highlight müsste man aufwarten können, mit<br />
etwas, das jedermann mit dem Namen Werdohl sofort<br />
verbindet - so wie den Dom mit Köln, oder die Festspiele<br />
mit Bayreuth, oder Weimar mit Luther.<br />
Auf der Suche nach einem solchen Identifikationsmerkmal<br />
hat sich Werdohl-Marketing des Werdohler Ingenieurs<br />
und Fabrikanten Alfred Colsman erinnert, der<br />
maßgeblich an dem spektakulären Kapitel der deutschen<br />
Luftschifffahrt mitgewirkt hat. Mehr noch, man<br />
kann sogar mit Fug und Recht behaupten, Werdohl ist<br />
die Wiege der Luftschifffahrt. Schließlich wurden die<br />
Aluminiumteile für die ersten Luftschiffe und Zeppeline<br />
allesamt in der Berg‘schen Fabrik in Werdohl-Eveking<br />
hergestellt.<br />
Werdohl ist die Wiege der Luftschifffahrt<br />
von Martin Büdenbender<br />
Ihrem verdienten Bürger, Kommerzienrat und Ehrendoktor,<br />
der für seine Verdienste mit dem Großen Verdienstkreuz<br />
der Bundesrepublik ausgezeichnet wurde,<br />
hat die Stadt Werdohl ein Denkmal gesetzt und einen<br />
Platz nach ihm benannt. Damit wurde sein persönlicher<br />
Einsatz im Frühjahr 1945 beim Einmarsch der amerikanischen<br />
Truppen gewürdigt.<br />
Aber wer weiß von Alfred Colsmans und damit von<br />
Werdohls Verbindung zur Luftschifffahrt? Außerhalb<br />
Werdohls kaum jemand. Das sollte sich ändern, fordert<br />
Susanne Macaluso von Werdohl-Marketing: „Werdohl<br />
als Wiege der Luftschifffahrt, das ist eine Chance, ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
das Werdohl für viele Menschen<br />
interessant machen kann“.<br />
Alfred Colsman und die Zeppeline<br />
Für das <strong>Komplett</strong>-Magazin ist dieses Alleinstellungsmerkmal<br />
auf jeden Fall interessant genug, einmal in<br />
den Archiven zu wühlen.<br />
1892, also exakt vor 125 Jahren, unterzeichnete der<br />
Lüdenscheider Unternehmer Carl Berg einen Vertrag,<br />
in dem er dem Luftschiffpionier David Schwarz die Bereitstellung<br />
des gesamten Aluminiummaterials für den<br />
Bau eines Luftschiffes zusagte. Und tatsächlich wurden<br />
in der Folgezeit in der Berg‘schen Fabrik in Werdohl-<br />
Eveking die Einzelteile für das erste Luftschiff hergestellt.<br />
Schwarz erlebte die Verwirklichung seines Traumes<br />
nicht mehr. Er starb 1897 in Wien. Noch im gleichen<br />
Jahre erhob sich sein Luftschiff in Berlin-Tempelhof und<br />
flog bis nach Berlin-Dahlem, wo es jedoch bei der misslungenen<br />
Landung zu Bruch ging.<br />
Dennoch war das der Startschuss für das aufsehenerregende<br />
Kapitel der deutschen Luftschifffahrt, dass in<br />
der Folgezeit eng mit den Personen Graf Zeppelin und<br />
Alfred Colsman verbunden war. Zunächst war es Fabrikant<br />
Carl Berg, den Graf Zeppelin für die Fortsetzung<br />
des Baus von Luftschiffen gewinnen konnte. Die Alumi-