Komplett - DAS Sauerlandmagazin Ausgabe März/April 2017
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In dieser Zeit entstand seine Künstlername „Markuschu“.<br />
Aus Markus und Schulte zusammengesetzt. Ein<br />
Name mit einem asiatischen Anklang, was ihm gut<br />
gefällt und seinem Faible für asiatische Filme entgegenkommt.<br />
2015 starb ganz plötzlich seine Mutter und er fiel in<br />
das größte persönliche Loch in seinem jungen Leben.<br />
Doch jetzt zeigte sich in all der Tragik, dass die Musik<br />
in Markus Leben ein Fundament geschaffen hatte.<br />
Ein starkes Fundament. Etwas, dass auch in den<br />
dunkelsten Stunden trägt. Mit Hilfe der Musik krabbelte<br />
er aus dem Abgrund heraus, der sich nach dem<br />
Tod seiner Mutter aufgetan hatte.<br />
2016 lernte er Nicolas Leitgeb kennen, der mit<br />
„Sound of Centuries“ ein Tonstudio in Lüdenscheid<br />
besitzt. Auch Nicolas ist noch sehr jung, gerade einmal<br />
22 Jahre alt. Die beiden verstehen sich auf Anhieb.<br />
Markus’ Ziel: eine eigene EP. Er schreibt die<br />
Texte, die Melodie singt er Nicolas erst einmal vor,<br />
daraus komponiert Nicolas dann die Musik. Die beiden<br />
feilen solange herum, bis die erste Single fertig<br />
ist. „ Free Rainbow“ heißt das Stück. Der Regenbogen<br />
symbolisiert für Markus einfach endlose Freiheit.<br />
Die Single „Free Rainbow“ richtet sich so auch an alle,<br />
die unter Verfolgung und Mobbing zu leiden haben.<br />
Der Song erschien am 15. September 2016 erst einmal<br />
auf der Plattform Soundcloud, weil Markus eine<br />
EP mit mehreren Liedern auf den Markt bringen<br />
möchte und hier schon einmal risikofrei austestet,<br />
wie gut der Song ankommt. Die zweite Single ist in<br />
Arbeit.<br />
Im Gespräch mit <strong>Komplett</strong>-Autorin Iris Kannenberg erzählt<br />
Markuschu, was ihn antreibt, was ihm die Musik<br />
bedeutet und seine Heimatstadt Werdohl.<br />
Wie kommt es, dass Du Dein Ziel, Musiker zu werden<br />
so konsequent weiterverfolgst, obwohl Du ja<br />
auch schon einige wirkliche Schicksalsschläge eingesteckt<br />
hast?<br />
Ein kleiner Werdohler Junge möchte einfach seinen<br />
Traum verwirklichen und anderen Zuversicht auf den<br />
Weg geben, sich nicht von Umständen aufhalten zu<br />
lassen, sondern dranzubleiben. Meine Liebe gilt der<br />
Live-Musik und dem Performen vor Publikum. Auch<br />
meine Leidenschaft fürs Chorsingen ist wieder aufgeflammt<br />
und so singe ich aktiv bei „ArtVocal“ mit, einem<br />
Lüdenscheider Pop/Jazz Chor, mit dem ich z.B.<br />
bei „Genuss am Fluss“ aufgetreten bin. So kam eins<br />
zum anderen. Ich habe Mut gefasst, mich meinen<br />
Umständen zu stellen. Es gibt immer etwas, das dir<br />
sagt, dass Du es nicht schaffst. Aber das stimmt nicht.<br />
Man darf sich nicht von den Umständen leiten lassen,<br />
sondern muss sich ein Herz fassen und trotz der Umstände<br />
seinen Traum weiterverfolgen. Dann passiert<br />
etwas eigentlich Unerwartetes. Der Gegenwind legt<br />
sich. Türen gehen auf, man kann weitergehen.<br />
Was hältst Du denn von so etwas wie Casting-<br />
Shows als Karrieremotor? Würde es nicht schneller<br />
gehen mit Deiner Karriere als Musiker, wenn Du<br />
dort erfolgreich wärest?<br />
Sicher, der Bereich Casting ist eine Möglichkeit, aber<br />
man sollte dort stark differenzieren. Viele Formate<br />
sind einfach nicht mehr glaubwürdig. Immer dann,<br />
wenn die Show über der Musik steht. Das wird unseriös.<br />
Junge Musiker werden dort oft verbrannt<br />
und verlieren komplett den Mut. Das passt zu unserer<br />
schnelllebigen Zeit, ist aber nicht mein Weg. Ich<br />
möchte einfach nur ein Leben als Musiker.<br />
Klar, es gibt Formate, wie „The Voice of Germany“,<br />
die kommen seriöser daher. Dahin zieht es mich eher.<br />
Auf jeden Fall kann es eine Chance sein, sich bekannt<br />
zu machen. Wenn man die Kraft hat, auch den kommerziellen<br />
Hype, der dahintersteckt, durchzustehen.<br />
Mir ist es jedoch wichtig, ganz ernsthaft Musik zu machen.<br />
Ein Leben lang, nicht nur für eine kurze Zeit.<br />
Was bedeutet Dir Deine Heimatstadt Werdohl?<br />
Werdohl bedeutet mir Heimat und Inspiration gleichermaßen.<br />
Der Fluss, die schöne Landschaft. Das<br />
Sauerland an sich ist für mich Berge, Lenne und Geborgenheit.<br />
Ich beschäftige mich in meiner Freizeit<br />
auch gerne mit der fast 1000-jährigen Geschichte<br />
meiner Stadt. Ich bin mir sicher, dass Kultur und Kunst<br />
immer noch einen großen Teil meiner Stadt ausmachen,<br />
einen Teil, der gerade dabei ist, seine Auferstehung<br />
zu erleben. Für mich symbolisieren Werdohl<br />
und überhaupt die Städte an der Lenne echtes Leben.<br />
Mir ist es zudem ein Herzensanliegen, Kultur im Lennetal<br />
zu installieren. Ich bin stolz darauf, Teil zu sein<br />
in dem kulturellen Aufbruch, den das Lennetal gerade<br />
erfasst. Sollte meine EP tatsächlich in den Charts landen,<br />
ist jedenfalls bewiesen, dass man nicht aus Berlin<br />
oder Hamburg kommen muss, um Erfolg zu haben,<br />
sondern ebenso gut aus dem Sauerland. Ich bin sehr<br />
gespannt und würde mich einfach freuen, wenn dieser<br />
Traum, als Musiker leben zu können, wahr würde.<br />
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