Komplett - DAS Sauerlandmagazin Ausgabe März/April 2017
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<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />
VOM KNOBLAUCH UND ANDEREN<br />
UNVERTRÄGLICHKEITEN<br />
Ein guter Freund, der hier<br />
wohl glücklicherweise nicht<br />
mitliest, weil er im westlichen<br />
Ruhrgebiet wohnt, verachtet<br />
Knoblauch. „Eine üble<br />
Allergie“, lässt er all jene<br />
wissen, die nach dem Grund<br />
fragen. Und überall dort, wo<br />
er Essen serviert bekommt, will der heute rüstige Rentner<br />
zuvor vom Gastgeber wissen, ob das gewünschte<br />
Gericht mit dem Lauchgewächs gewürzt sei. Wird die<br />
Frage verneint, schmeckt’s in der Regel gut. Beim Essen<br />
im Freundeskreis wird die Frage nur noch verneint,<br />
auch wenn der volle Knoblauch-Duft durch Küche und<br />
Haus zieht. Weiß er nichts vom verwendeten Knoblauch,<br />
mundet’s und allergische Reaktionen lassen auf<br />
sich warten.<br />
Warum erzähle ich Ihnen die Geschichte? Weil ich einer<br />
neuen Lebensmittelstudie der Techniker-Krankenkasse<br />
entnehme, dass 2016 sieben Prozent der Befragten<br />
angaben, beispielsweise unter Laktoseintoleranz zu leiden.<br />
Das waren doppelt so viele wie bei gleicher Befragung<br />
im Jahr 2013. Die Autoren der Studie vermuten,<br />
dass die Milchzucker-Unverträglichkeit überproportional<br />
gestiegen sei, weil immer häufiger Medien auf den Zug<br />
aufspringen und wahre Horror-Allergie-Geschichten verbreiten.<br />
Irgendwann glauben dann sensible Menschen,<br />
die vielleicht an einem Abend schlecht drauf sind oder<br />
zu viele Weine durcheinander getrunken haben, dass<br />
ihnen das Essen nicht bekommen sei. Und irgendeine<br />
Allergie lässt sich dann schnell als Ursache finden.<br />
Anspruchsdenken der Gäste genau so schnell wie die<br />
Laktose-Intoleranz.<br />
Selbst das Beispiel des Rathaus-Kantinenwirts aus Berlin-Kreuzberg,<br />
bei dem ich übrigens auch schon deftige<br />
Hausmannskost genossen habe, macht mich sprachlos.<br />
Weil nach einem Bürger-Begehren mindestens ein tägliches<br />
Gericht vegan sein muss, will er, der seit 1987 die<br />
Kantine betreibt, aus finanziellen Gründen das Handtuch<br />
schmeißen. Denn dann müsse er zusätzlich einen<br />
Koch einstellen, der auf veganes Essen spezialisiert sei,<br />
denn nebenbei könne man das nicht machen, wenn<br />
man es ernst meine, sagt der Kantinenchef resigniert.<br />
Der 2011 von den Grünen avisierte Veggie-Day lässt<br />
grüßen. . .<br />
Klar gibt es Allergiker, die von einigen Lebensmitteln<br />
krank werden, klar gibt es immer mehr Veganer, die auf<br />
tierische Produkte verzichten. Und selbst der Vegetarier<br />
stellt schon hohe Ansprüche an die jeweilige Küche.<br />
Nur darf es nicht zur Selbstverständlichkeit werden,<br />
dass sich jeder Gastronom auf jeden einzelnen Wunsch<br />
einstellen muss. Wer Lust hat, Alternativen anzubieten,<br />
soll es ja tun. Nur verlangen darf man es nicht.<br />
Und da wär’ ich zum Abschluss schon wieder in Gesellschaft<br />
einer früheren Bekannten. Die Frau besaß aufgrund<br />
ihres Berufes viele Privilegien. Und immer mokierte<br />
sie sich lautstark beim Servicepersonal, wenn das<br />
kostenfreie Buffet nicht ausreichend Alternativen zum<br />
Fleisch und Fisch beinhaltete. . .<br />
Wohl bekomm‘s!<br />
Erhöhtes Anspruchsdenken<br />
Ein ambitionierter Gastwirt erzählte mir neulich von<br />
einer zunehmenden Zahl an Gästen, die an Unverträglichkeiten<br />
von Obst, Nüssen, Meeresfrüchten, Fischen<br />
und, und, und litten und er angesichts seiner extrem<br />
geringen Gewinnspanne nicht mehr in der Lage sei, in<br />
seinen Menüs auf jeden einzelnen Wunsch einzugehen.<br />
Wenn jemand kein Fleisch esse, dürfe er eben nicht<br />
erwarten, dass die meisten Gänge durch andere Zutaten<br />
ersetzt werden können. Doch auch hier steige das<br />
Anregungen und Kritik wie immer unter<br />
schluechtermann@komplett-magazin.de<br />
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