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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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das ist viel dämonischer [...].“ 81 Und Simmel erwartet eine Philosophie, der es gelingen mag, die<br />

Gegensätze von Fließendem und Erstarrtem zum „verlöschen“ zu bringen und als<br />

„Offenbarungsweisen [...] des metaphysischen Lebens“ 82 zu erschauen.<br />

In seiner Philosophie des Geldes versucht er die Spur dieses „metaphysischen Lebens“ von dessen<br />

abstraktester Seite her aufzunehmen. Hans Blumenberg hat darauf hingewiesen, welche Rolle diese<br />

Wendung „im denkerischen Entwicklungsgang Simmels“ 83 von der Wert- zur Lebensphilosophie<br />

spielte, als Auseinandersetzung mit der engen „Beziehung dieses Abstrakten zu den menschlichen<br />

Leidenschaften“ 84 und der menschlichen Freiheit, als „Objektivation einer Fiktion, einer ganz und gar<br />

auf dem subjektiven und reziproken Wertungsverhältnis beruhenden Substitution.“ 85<br />

In Auseinandersetzung mit ökonomischen Werttheorien, der klassischen Nationalökonomie wie der<br />

Marx’schen Wertformanalyse, betrachtet er die gesellschaftliche Entstehung von Werten in der<br />

mikroskopischen Analyse des Tausches als generellen Ausdruck eines Wechselverhältnisses, das<br />

Tausch und Produktion gleichermaßen erfasse. Indem er den „Austausch zwischen Hingabe und<br />

Errungenschaft innerhalb des Individuums“ als Substanz jedes Tausches betrachtet, als<br />

„Ausgleichungsprozeß zwischen zwei subjektiven Vorgängen innerhalb des Individuums“ 86 ,<br />

erscheinen ihm Arbeit und Tausch, Produktion und Zirkulation auf einer Ebene liegend, als „Tausch<br />

zwischen Menschen genau so wie der mit der Natur, den wir Produktion nennen, die also beide<br />

unter den gleichen Wertbegriff gehören.“ 87 Simmel rechnet scharf mit allen Versuchen ab, zu einer<br />

objektiven Festsetzung von Werten, sei es über einen Nützlichkeitswert, oder den Arbeitswert der<br />

verwendeten Arbeitszeit zu gelangen, die das Tauschverhältnis erklären könnten. Weder<br />

gesellschaftlicher Bedarf, noch der Wert geleisteter Arbeit sei außerhalb des Wechselverhältnisses<br />

des Tausches bestimmbar. „Man mag den einen Gegenstand noch so genau auf seine für sich<br />

seienden Bestimmungen untersuchen: den wirtschaftlichen Wert wird man nicht finden, da dieser<br />

ausschließlich in dem Wechselverhältnis besteht, das sich auf Grund dieser Bestimmungen zwischen<br />

81<br />

Simmel, „Henri Bergson“, S. 138f.<br />

82<br />

Ebd., S. 145.<br />

83<br />

Hans Blumenberg, „Geld oder Leben. Eine metaphorologische Studie zur Konsistenz der Philosophie Georg<br />

Simmels“, in: Hannes Böhringer, Karlfried Gründer, Ästhetik und Soziologie um die Jahrhundertwende: Georg<br />

Simmel. <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>: Klostermann, 1976, S. 123.<br />

84<br />

Ebd., S. 122.<br />

85 Ebd.<br />

86 Simmel, Philosophie des Geldes, S. 36.<br />

87 Ebd., S. 37.<br />

62

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