Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz
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vermuteten „l’art pour l’art“). Ihre ganz spezifische Färbung erhält diese Verunsicherung durch die Erfahrung einer ganzen Generation jüdischer Intellektueller aus dem assimilierten Bürgertum, die im Ungarn der Jahrhundertwende (und nicht nur dort) auf halben Wege zwischen Emanzipation und sich radikalisierendem Antisemitismus in einer Art gesellschaftlichem Niemandsland gestrandet waren, die durch Konversion, kulturelles und politisches Engagement in der Gesellschaft aufzugehen versuchten und sich zugleich von ihr ausgeschlossen fanden. Für Balázs bedeutete Initiation Befreiung aus einem „falschen“ Leben. In den verschiedensten Formen hat er Anschluss an solidarische Gemeinschaften gesucht, an Geheimbünde und Parteiungen, intellektuelle und künstlerische Bündnisse. Zweimal erhoffte sich Balázs den Abschluss seiner Entwicklung von seinem Beitritt zur Kommunistischen Partei, im Dezember 1918 in Budapest und im Sommer 1931 in Berlin. Balázs’ innere Widersprüche kulminierten zu diesem Zeitpunkt in der Realisierung seines letzten Films in Deutschland, der Zusammenarbeit mit Leni Riefenstahl an DAS BLAUE LICHT. Der Analyse dieses Projektes ist das letzte Kapitel dieser Arbeit gewidmet. Konsequenz und Erfüllung, Verschmelzung von ästhetischer und gesellschaftlicher Utopie wollte Balázs im Oktober 1931 in der Sowjetunion finden. Ein Epilog zieht summarisch Bilanz aus diesem letzten Versuch, aus den Aporien einer antikapitalistischen Romantik in ein Land der Verheißung auszubrechen, Aporien, die keine Lösung zuließen, aber für die Ideengeschichte des Kino eine so paradoxe wie fruchtbare Ausgangsbasis geboten hatten. 503
- Seite 470 und 471: Epilog Das Paradies und die Rückke
- Seite 472 und 473: Heimat, der in zwei Sprachen schrei
- Seite 474 und 475: verhaftet. Seit 1934 hat Ervin eine
- Seite 476 und 477: Verwirrung und Panik zu stiften.“
- Seite 478 und 479: gemacht hätte, dass der Film weit
- Seite 480 und 481: Die Redaktionssitzung der Internati
- Seite 482 und 483: Parsifal aus Istra reitet aber zuwe
- Seite 484 und 485: und in den Zauberwesen der Märchen
- Seite 486 und 487: Balázs’ Buch, Karl, wo bist Du,
- Seite 488 und 489: Gerade einmal vier Jahre hatte Bal
- Seite 490 und 491: Helmar Lerski oder Berthold Viertel
- Seite 492 und 493: Literaturverzeichnis Abraham, Karl,
- Seite 494 und 495: Balázs, Béla, „Die Furcht der I
- Seite 496 und 497: Balázs, Béla, Tristan hajóján:
- Seite 498 und 499: Bloch, Ernst, „Die Melodie im Kin
- Seite 500 und 501: Eisenstein, Sergej M., Yo - Ich sel
- Seite 502 und 503: Gluck, Mary, Georg Lukács and his
- Seite 504 und 505: Karádi, Éva; Erzsébet Vezér (Hg
- Seite 506 und 507: Lesznai, Anna, „Babonás ézrevé
- Seite 508 und 509: Lukács, Georg, Gelebtes Denken. Ei
- Seite 510 und 511: Metz, Christian, The Imaginary Sign
- Seite 512 und 513: Riegl, Alois, Die Entstehung der Ba
- Seite 514 und 515: Sokal, Harry, „Über Nacht Antise
- Seite 516 und 517: Unveröffentlichte Quellen: Balázs
- Seite 518 und 519: Zusammenfassung Mit den Namen Béla
vermuteten „l’art pour l’art“). Ihre ganz spezifische Färbung erhält diese Verunsicherung durch die<br />
Erfahrung einer ganzen Generation jüdischer Intellektueller aus dem assimilierten Bürgertum, die im<br />
Ungarn der Jahrhundertwende (und nicht nur dort) auf halben Wege zwischen Emanzipation und sich<br />
radikalisierendem Antisemitismus in einer Art gesellschaftlichem Niemandsland gestrandet waren, die<br />
durch Konversion, kulturelles und politisches Engagement in der Gesellschaft aufzugehen versuchten<br />
und sich zugleich von ihr ausgeschlossen fanden.<br />
Für Balázs bedeutete Initiation Befreiung aus einem „falschen“ Leben. In den verschiedensten<br />
Formen hat er Anschluss an solidarische Gemeinschaften gesucht, an Geheimbünde und Parteiungen,<br />
intellektuelle und künstlerische Bündnisse. Zweimal erhoffte sich Balázs den Abschluss seiner<br />
Entwicklung von seinem Beitritt zur Kommunistischen Partei, im Dezember 1918 in Budapest und im<br />
Sommer 1931 in Berlin. Balázs’ innere Widersprüche kulminierten zu diesem Zeitpunkt in der<br />
Realisierung seines letzten Films in Deutschland, der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Leni Riefenstahl an DAS<br />
BLAUE LICHT. Der Analyse dieses Projektes ist das letzte Kapitel dieser Arbeit gewidmet.<br />
Konsequenz und Erfüllung, Verschmelzung von ästhetischer und gesellschaftlicher Utopie wollte<br />
Balázs im Oktober 1931 in der Sowjetunion finden.<br />
Ein Epilog zieht summarisch Bilanz aus diesem letzten Versuch, aus den Aporien einer<br />
antikapitalistischen Romantik in ein Land der Verheißung auszubrechen, Aporien, die keine Lösung<br />
zuließen, aber für die Ideengeschichte des Kino eine so paradoxe wie fruchtbare Ausgangsbasis<br />
geboten hatten.<br />
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