Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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vermuteten „l’art pour l’art“). Ihre ganz spezifische Färbung erhält diese Verunsicherung durch die Erfahrung einer ganzen Generation jüdischer Intellektueller aus dem assimilierten Bürgertum, die im Ungarn der Jahrhundertwende (und nicht nur dort) auf halben Wege zwischen Emanzipation und sich radikalisierendem Antisemitismus in einer Art gesellschaftlichem Niemandsland gestrandet waren, die durch Konversion, kulturelles und politisches Engagement in der Gesellschaft aufzugehen versuchten und sich zugleich von ihr ausgeschlossen fanden. Für Balázs bedeutete Initiation Befreiung aus einem „falschen“ Leben. In den verschiedensten Formen hat er Anschluss an solidarische Gemeinschaften gesucht, an Geheimbünde und Parteiungen, intellektuelle und künstlerische Bündnisse. Zweimal erhoffte sich Balázs den Abschluss seiner Entwicklung von seinem Beitritt zur Kommunistischen Partei, im Dezember 1918 in Budapest und im Sommer 1931 in Berlin. Balázs’ innere Widersprüche kulminierten zu diesem Zeitpunkt in der Realisierung seines letzten Films in Deutschland, der Zusammenarbeit mit Leni Riefenstahl an DAS BLAUE LICHT. Der Analyse dieses Projektes ist das letzte Kapitel dieser Arbeit gewidmet. Konsequenz und Erfüllung, Verschmelzung von ästhetischer und gesellschaftlicher Utopie wollte Balázs im Oktober 1931 in der Sowjetunion finden. Ein Epilog zieht summarisch Bilanz aus diesem letzten Versuch, aus den Aporien einer antikapitalistischen Romantik in ein Land der Verheißung auszubrechen, Aporien, die keine Lösung zuließen, aber für die Ideengeschichte des Kino eine so paradoxe wie fruchtbare Ausgangsbasis geboten hatten. 503

vermuteten „l’art pour l’art“). Ihre ganz spezifische Färbung erhält diese Verunsicherung durch die<br />

Erfahrung einer ganzen Generation jüdischer Intellektueller aus dem assimilierten Bürgertum, die im<br />

Ungarn der Jahrhundertwende (und nicht nur dort) auf halben Wege zwischen Emanzipation und sich<br />

radikalisierendem Antisemitismus in einer Art gesellschaftlichem Niemandsland gestrandet waren, die<br />

durch Konversion, kulturelles und politisches Engagement in der Gesellschaft aufzugehen versuchten<br />

und sich zugleich von ihr ausgeschlossen fanden.<br />

Für Balázs bedeutete Initiation Befreiung aus einem „falschen“ Leben. In den verschiedensten<br />

Formen hat er Anschluss an solidarische Gemeinschaften gesucht, an Geheimbünde und Parteiungen,<br />

intellektuelle und künstlerische Bündnisse. Zweimal erhoffte sich Balázs den Abschluss seiner<br />

Entwicklung von seinem Beitritt zur Kommunistischen Partei, im Dezember 1918 in Budapest und im<br />

Sommer 1931 in Berlin. Balázs’ innere Widersprüche kulminierten zu diesem Zeitpunkt in der<br />

Realisierung seines letzten Films in Deutschland, der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Leni Riefenstahl an DAS<br />

BLAUE LICHT. Der Analyse dieses Projektes ist das letzte Kapitel dieser Arbeit gewidmet.<br />

Konsequenz und Erfüllung, Verschmelzung von ästhetischer und gesellschaftlicher Utopie wollte<br />

Balázs im Oktober 1931 in der Sowjetunion finden.<br />

Ein Epilog zieht summarisch Bilanz aus diesem letzten Versuch, aus den Aporien einer<br />

antikapitalistischen Romantik in ein Land der Verheißung auszubrechen, Aporien, die keine Lösung<br />

zuließen, aber für die Ideengeschichte des Kino eine so paradoxe wie fruchtbare Ausgangsbasis<br />

geboten hatten.<br />

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