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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Einleitung<br />

Mit den N<strong>am</strong>en Béla Balázs verbindet sich außerhalb Ungarns heute kaum mehr als die Erinnerung<br />

an einen Filmtheoretiker.<br />

Als Balázs 1924 sein erstes Buch über den Film, Der sichtbare Mensch, veröffentlichte, gab es<br />

zwar seit fünfzehn Jahren eine lebendige und kontroverse Diskussion für und wider das neue Medium<br />

des Kinematographen und die neue Kunst des Films. Das Buch des ungarischen Emigranten in Wien<br />

aber war die erste deutschsprachige Monographie zu diesem Streit und seinem Gegenstand, die bis<br />

heute Gültigkeit beanspruchen kann. Für Jerzy Toeplitz, der freilich die Bücher von Vachel Lindsay<br />

und Hugo Münsterberg übersah, war Der sichtbare Mensch gar „im Weltmaßstab gesehen der<br />

erste Versuch, die ästhetischen Probleme des Films zu systematisieren“. 1<br />

Es mag mit der so wenig vetrauten ungarischen Sprache, mehr wohl noch mit dem Abstand zwischen<br />

den Disziplinen, gewiss mit dem Qualitätsgefälle zwischen Balázs’ unterschiedlichen literarischen<br />

Produktionen, vor allem aber mit seinem zerissenen Lebenslauf zu tun haben, dass er als literarischer<br />

Autor, als Dr<strong>am</strong>atiker, Dichter, Märchenautor und Novellist außerhalb Ungarns bis heute weitgehend<br />

unbekannt blieb. Sein N<strong>am</strong>e ist, wenn nicht gerade vom Film gesprochen wird, allenfalls noch mit<br />

seinem Libretto zu Béla Bartóks Oper Herzog Blaubarts Burg verbunden, das ursprünglich ein<br />

selbständiges Mysteriendr<strong>am</strong>a darstellte.<br />

1884 unter dem N<strong>am</strong>en Herbert Bauer als Sohn eines ungarisch-deutsch-jüdischen Lehrerehepaars<br />

in Szeged geboren, spiegelt die Biographie Balázs’ die Widersprüche der ersten Hälfte dieses<br />

Jahrhunderts, die Aufbrüche der Moderne und die Phantasien einer neuen Romantik, die Bewegung<br />

von der Lebensphilosophie zum Marxismus und die riskanten Experimente gelebter Utopien in einer<br />

nicht nur exemplarischen, sondern geradezu abenteuerlich verdichteten Weise.<br />

Die vorliegende Arbeit nähert sich der Beziehung zwischen dem literarischen Autor und seinen<br />

Schriften über und für den Film, und dies zugleich in kritisch-biographischer und ideengeschichtlicher<br />

Weise.<br />

1 Jerzy Toeplitz, Geschichte des Films. Band 1. 1895-1928. Berlin: Henschelverlag für Kunst und Gesellschaft,<br />

1984, S. 492.<br />

I

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