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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Helmar Lerski oder Berthold Viertel. Er bietet seinen Rat für Filmprojekte an, und dies nicht immer<br />

mit glücklicher Hand.<br />

Am 9. April 1948 beispielsweise schreibt Balázs an Wanda Jakubowska, deren gerade<br />

fertiggestellter Film OSTATNI ETAP (Die letzte Etappe) zu den ersten und bis heute zu den<br />

bedeutendsten Spielfilmen über Auschwitz zählt. Der Film war 1947 in den noch vollständig<br />

vorhandenen Baracken von Birkenau gedreht worden. Mit Jerzy Toeplitz, dem Leiter der Lodzer<br />

Filmhochschule, hat Balázs sich offenbar schon vor diesem Brief darüber verständigt, dem Film, der<br />

mit dem Tod der Hauptfigur endet - einer weiblichen Gefangenen, die als Dolmetscherin im<br />

Frauenlager arbeitet - einen anderen Schluss zu verpassen. Jakubowska solle doch bitte nach den<br />

von Balázs gleich „in Kader aufgeteilten“ Vorschlägen dafür sorgen, dass der Film „einen<br />

optimistischeren, lichteren Abschluss“ hätte, „da ja die historische Wirklichkeit selbst mit der<br />

Befreiung und neuem hoffnungsvollen Leben geendet hat“. 79 Ein Antwortschreiben Jakubowskas ist<br />

nicht überliefert, aber der Film blieb so, wie er war.<br />

Im März 1949 erhält Balázs - eher widerwillig und nach dem er, sein 65. Geburtstag stand bevor,<br />

selbst nachdrücklich bei József Révai 80 darum angefragt hatte - den Kossuth-Preis, zweiter Klasse.<br />

An der Haltung der Partei zu seiner Arbeit ändert dies wenig.<br />

Die kommunistischen Attacken gegen ihn ergreifen mittlerweile auch seine Studenten <strong>am</strong> Filminstitut.<br />

Hinter seinem Rücken werden Intrigen mit Ferenc Hont gesponnen, dem neuen starken Mann der<br />

ungarischen Theaterwelt und zu dieser Zeit auch künstlerischem Direktor der ungarischen<br />

Filmproduktion, der Balázs offen feindselig gegenübersteht.<br />

Doch Balázs betätigt sich weiter unbeirrt als Propagandist der kommunistischen Sache. Die<br />

kommunistische Diktatur in Ungarn hat sich weiter gefestigt. Seit 1948 ist das Land mit der<br />

Sowjetunion durch einen Bündnispakt verbunden. Die Zeit der stalinistischen Nachkriegsprozesse<br />

steht auch in Ungarn kurz bevor.<br />

Im Mai 1949 ist für Balázs dies alles vorbei. Im April war er noch einmal ehrenvoll in Berlin<br />

empfangen worden. Seine Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der DEFA, die schon in der Verfilmung seines<br />

79 Balázs an Wanda Jakubowska, 9.4.1948, in: Balázs -Nachlass, MTA, Ms 5021/102.<br />

80 József Révai (1898-1959), Politiker, Literaturkritiker und kommunistischer Ideologe, nach 1919 in der Emigration,<br />

zuletzt in der Sowjetunion, nach 1945 im engsen Führungskreis der Kommunistischen Partei, Chefredakteur des<br />

Parteiorgans Szabad Nép, zwischen 1949 und 1953 Kulturminister.<br />

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