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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Noch einmal arbeitete Balázs <strong>am</strong> Projekt eines Musikdr<strong>am</strong>as, diesmal gemeins<strong>am</strong> mit Zoltán<br />

Kodály, den er dafür gewann, eine Musik zu seinem 1944 geschriebenen Stück Die Ballade der<br />

Panna Cinka zu schreiben. Die symbolische Fabel des Freiheitsk<strong>am</strong>pfes aus der ungarischen<br />

Geschichte, die tragische Liebe der Zigeunergeigerin Panna Cinka zu dem seine Ziele verratenden<br />

Rebellenführer László Ocskay und ihr gemeins<strong>am</strong>er Tod, wurde kurz nach der Premiere <strong>am</strong><br />

15.3.1948 verboten. Georg Lukács hatte in der weitgehend fiktionalen Geschichte blanken<br />

Mystizismus ausgemacht und gegen das Stück protestiert. Die Parteipresse überschüttete Balázs mit<br />

Hohn. Nach der Premiere k<strong>am</strong> es noch zu einer vom Publikum bejubelten Aufführung, dann<br />

verschwand das Stück vom Spielplan des Opernhauses.<br />

1948 war auch Balázs’ letztes Filmbuch erschienen: Filmkultúra: A film müvészetfilozófiája<br />

(Kultur des Films: Die Kunstphilosophie des Films). Balázs zog noch einmal die Summe seines<br />

filmtheoretischen Lebenswerkes, integrierte Passagen seiner beiden ersten und große Teile seines<br />

dritten, des Moskauer Filmbuches.<br />

Balázs’ Vorschläge für die ungarische Filmproduktion waren weitestgehend verhallt. Lediglich der<br />

Film IRGENDWO IN EUROPA 78 , dessen Drehbuch er gemeins<strong>am</strong> mit Géza Radványi geschrieben<br />

hatte, wurde international ein Erfolg: die Geschichte vom Krieg entwurzelter Kinder, die als<br />

heimatlose Bande durchs Land ziehen und einen verbitterten, von der Welt zurückgezogenen<br />

Musiker treffen, der eine neue, ihn erfüllende Aufgabe darin findet, mit ihnen für eine andere Welt zu<br />

kämpfen.<br />

In Budapest immer stärker isoliert, und dennoch unermüdlich publizierend, findet Balázs stattdessen<br />

ein stetig wachsendes Interesse im Ausland. Einladungen zu den Filmfestivals in Venedig und<br />

Marienbad, Cannes, Berlin und Locarno, zu Vorträgen an Filmhochschulen und <strong>Universität</strong>en in<br />

Warschau, Rom und Wien, Paris, Prag und Belgrad erreichen ihn in dichter Folge. Balázs baut seine<br />

Kontakte auf, zu Jerzy Toeplitz und Umberto Barbaro, George Sadoul, Mikhail Romm und Guido<br />

Aristarco, Ugo Casiraghi und Joris Ivens, ja selbst sein alter Widersacher Herbert Ihering bittet ihn<br />

aus Berlin um einen Aufsatz über seine früheren Berliner Theater-Aktivitäten. Balázs reist durch<br />

Europa, korrespondiert über geplante Ausgaben seines letzten Filmbuches in englischer und<br />

französischer, italienischer und deutscher Sprache, sucht noch einmal Kontakt zu alten Partnern wie<br />

78 VALAHOL EURÓPÁBAN [Irgendwo in Europa] (Ungarn, 1947), Regie: Géza Radványi, Drehbuch: Béla Balázs,<br />

Géza Radványi.<br />

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