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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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advance of knowledge: it is an inconsolable discourse that consoles itself, that takes itself by the hand<br />

and goes to work. Lost objects are the only ones one is afraid to lose, and the semiologist is he who<br />

rediscovers them from the other side...“ 129<br />

Herman Weigel sieht einen kritischen Impuls darin, wie Riefenstahl den Konflikt des Films darstelle:<br />

„[A]ls einen zwischen der Realität, der Dorfbewohner, und der Welt des Traums, in der das<br />

Mädchen lebt. Und das ganz konkret: Nur schlafwandelnd findet das Mädchen zu der Höhle; und<br />

wenn sie <strong>am</strong> Schluß abstürzt, so, weil ihre Traumwelt zerstört wurde.“ 130 Doch die Konsequenz des<br />

Films ist keine romantische Bejahung von Juntas Traum, sondern der fatalistische Blick auf die<br />

Notwendigkeit einer Entzauberung, die einen sekundären Mythos gebiert: die Verwandlung des<br />

Mädchens in eine Berglegende. Der Tod Juntas bringt keine Rettung und ist dennoch notwendig. Der<br />

Alltag geht darüber hinweg, und die Kinder, die <strong>am</strong> Anfang des Filmes Kristalle und Heiligenbildchen<br />

verkaufen, die Touristen, die staunend die Geschichte Juntas vernehmen, wir selbst genießen das<br />

Schauspiel ihrer Opferung. Die Initiation in das Geheimnis des kosmischen Zyklus, des Berges und<br />

des Lichts, nimmt den Verrat als gegeben, als unumgänglich hin.<br />

Es scheint so, als hätten Riefenstahl und Balázs gemeins<strong>am</strong> eine Legende erzählt, und doch sind es<br />

zugleich zwei Geschichten, zwei Utopien und zwei Enttäuschungen, die der Film entwirft. Balázs<br />

erzählt eine traurige Geschichte über das Scheitern des Künstlers, sein Unvermögen „zu sehen“ was<br />

er wünscht, das Bild zu lieben und festzuhalten, ohne es zu zerstören, er erzählt von der Motte, die<br />

ins Licht, ins Feuer fliegt und abstürzt, er erzählt vom Vergessen und seinem Preis, von der<br />

Faszination des Mediums als Medium und der Gefahr, die darin liegt, seinem Geheimnis zu nahe zu<br />

kommen.<br />

Riefenstahls Geschichte ist die Vision einer heroischen Selbstopferung, einer Technisierung des<br />

Mythos um jeden Preis, keine traurige Geschichte sondern recht eigentlich ein Triumph, ihr Triumph<br />

des Willens über ihren Körper, der als sterbliche Hülle <strong>am</strong> Fuße des Berges liegen bleibt. So nah<br />

sind sie sich gewesen und doch so fern. Der Film, der in die Kinos k<strong>am</strong>, gehörte ihr. Sie hatte ihn zu<br />

Ende gekämpft, und sie hat ihn sich schließlich auch alleine angeignet.<br />

129 Metz, The Imaginary Signifier, S. 80.<br />

130 Weigel, „Randbemerkungen zum Thema“, S. 427.<br />

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