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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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So, wie der N<strong>am</strong>e Balázs 1933 aus den Credits des Filmes verschwand 87 , so tauchte er 1952, als<br />

Leni Riefenstahl den Film ohne Zutun von Harry Sokal erneut herausbrachte, wieder auf, als<br />

„Mitarbeit[er] <strong>am</strong> Drehbuch“. „Buch, Regie und Bildgestaltung“ beanspruchte nun Leni Riefenstahl<br />

für sich. Carl Mayer und Arnold Fanck wurden wie schon 1932 nicht genannt.<br />

Das Originalnegativ war verschwunden, das Dubnegativ von den Franzosen beschlagnahmt. Aber<br />

anhand einer alten Kopie konnte Riefenstahl den Film aus dem 1950 von den Amerikanern<br />

zurückgegebenen Restmaterial rekonstruieren. 88 Sie nahm die Dialoge neu auf und Giuseppe Becce<br />

überarbeitete die Musik. Die beiden Fassungen 89 unterscheiden sich gleichwohl nur an einem<br />

wesentlichen Punkt voneinander: die ursprüngliche Rahmenhandlung wurde weggelassen und d<strong>am</strong>it<br />

die zeitliche Distanz zwischen der Gegenwart und der prämodernen Welt aufgehoben. „Instead, we<br />

now have a melancholy tale adressed to a timeless present.“ 90<br />

Selbst in Goebbels -Tagebuch sind dessen Spuren überliefert. So notierte Goebbels <strong>am</strong> 5.2.1939 nach einem<br />

Gespräch mit Leni Riefenstahl: „Abends berichtet Leni Riefenstahl mir von ihrer Amerikareise. Sie gibt mir ein<br />

erschöpfendes Bild, das alles andere als erfreulich ist. Wir haben da nichts zu bestellen. Die Juden herrschen mit<br />

Terror und Boykott. Aber wie lange noch?“ (Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente. Teil 1.<br />

Band 3. 1.1.1937-31.12.1939. Hg. von Elke Fröhlich. München/New York/London/Paris: K.G.Saur, 1987, S. 569.)<br />

Glenn B. Infield gibt auch Briefe von Riefenstahl an Hitler als Faksimile wieder, so z.B. ein Glückwunschtelegr<strong>am</strong>m<br />

zum Einmarsch der deutschen Truppen in Paris: „Mit unbeschreiblicher Freude, tiefbewegt und erfüllt mit heissem<br />

Dank erleben wir mit Ihnen mein Führer, Ihren und Deutschlands grössten Sieg, den Einzug deutscher Truppen in<br />

Paris. Mehr als jede Vorstellungskraft menschlicher Fantasie vollbringen Sie Taten die ohnegleichen in der<br />

Geschichte der Menschheit sind...“ (Infield, Leni Riefenstahl, zwischen S. 164 und 165). Auch ein Danktelegr<strong>am</strong>m<br />

ist erhalten, in dem Riefenstahl sich für die roten Rosen zu ihrem Geburtstag bedankt: „[... ] und weiss nur, dass<br />

ich unsagbar glücklich bin.“ (ebd.)<br />

87<br />

Als der Film 1938 im Gefolge des Olympia-Films wieder in die Kinos gebracht wurde (mit der schon erwähnten<br />

Begründung, die jüdischen Kritiker hätten ihn seinerzeit behindert, war zwar vom „Traum des Kollektivs“ die<br />

Rede, der von einer Frau und sechs Männern verwirklicht worden sei, aber Balázs’ N<strong>am</strong>e fehlte<br />

selbstverständlich. (Vgl. „Gespräch mit Leni Riefenstahl“)<br />

88<br />

Soweit jedenfalls Leni Riefenstahl im Gespräch mit Herman Weigel, „Interview mit Leni Riefenstahl“, in:<br />

Filmkritik, H. 8 (1972), S. 398.<br />

89<br />

Eine englisch untertitelte Originalfassung der ersten Version konnte ich im Filmarchiv in Budapest eingehend<br />

studieren. Die Version von 1952 ist als Video-Kopie erhältlich.<br />

90 Rentschler, The Ministry of Illusion, S. 46.<br />

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