12.12.2012 Aufrufe

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hauptdarsteller. Von Juli bis September dauern die Dreharbeiten, im August stößt Balázs in den<br />

Dolomiten für etwa vier Wochen dazu 52 , um Riefenstahl bei der Regie zu unterstützen, insbesondere<br />

bei den Szenen, in denen sie selbst spielt. 53 Riefenstahls Schilderung der Dreharbeiten erinnert eher<br />

an das gemeins<strong>am</strong>e Abenteuer einer Kommune, als an eine Filmproduktion: „Wir waren wie eine<br />

F<strong>am</strong>ilie. Alles wurde aus einer gemeins<strong>am</strong>en Kasse bezahlt. Jeder bemühte sich, so wenig wie<br />

möglich zu verbrauchen, um die Kasse so lange wie nur möglich <strong>am</strong> Leben zu lassen. [...] abends<br />

sitzen wir beim K<strong>am</strong>infeuer zus<strong>am</strong>men und besprechen die Szenen. Jeder einzelne gibt seine Ansicht<br />

zum besten.“ 54 Bei der Premiere des Films <strong>am</strong> 24.3.1932 wurde der Film als Gemeinschaftswerk<br />

von Leni Riefenstahl, Béla Balázs und Hans Schneeberger ausgewiesen. 55 Die Mitarbeit von Carl<br />

Mayer <strong>am</strong> Drehbuch, aber auch die von Arnold Fanck <strong>am</strong> Schnitt des Films, blieb hingegen<br />

unerwähnt.<br />

Riefenstahl und Balázs hatten bei den Dreharbeiten dr<strong>am</strong>atische visuelle Effekte entwickelt. Balázs<br />

hatte Riefenstahl für die nächtlichen Szenen zur Verwendung eines infrarot high-speed Negativfilmes<br />

geraten, mit dem er zuvor bei den Dreharbeiten zu dem Film DIE LÖWIN in Algerien experimentiert<br />

hatte, und mit dem die Sonne in Vollmond verwandelt werden konnte. 56 Gegen Schneebergers<br />

Widerstand setzte Riefenstahl, intuitiv experimentierend, auch die Kombination von roten und grünen<br />

Filtern durch, die in Verbindung mit dem Filmmaterial zu einem eindrucksvollen „magical effect“ 57<br />

führten.<br />

Eine magische Präsenz erwartete Riefenstahl auch von den Sarntaler Bauern, die sie für die<br />

Dreharbeiten gewann, und - nicht unähnlich Balázs’ Erfahrungen in Algerien - kostete es einige<br />

Mühe, ihre Bereitschaft zu erlangen, sich filmen zu lassen. Ihre Rolle im Film wird durchaus<br />

mehrdeutig sein, als Symbol urwüchsiger „Erdgebundenheit“ 58 aber auch als Symbol materialistischer<br />

Verführbarkeit: eine traditionelle Welt, die selbst ihren Untergang herbeiführt.<br />

52<br />

Gedreht wird an drei Drehorten: im Tessin, in den Brenta-Dolomiten und im Sarntal.<br />

53<br />

Vgl. Zsuffa, Béla Balázs, S. 205.<br />

54<br />

Riefenstahl, K<strong>am</strong>pf in Schnee und Eis, S. 69 u. 73.<br />

55<br />

Am 5. Oktober veröffentlicht der Film-Kurier einen kurzen Bericht von Leni Riefenstahl über die Dreharbeiten.<br />

Darin heißt es: „Ich habe unter Bela Balazcs [sic] Führung glücklich gearbeitet. Überhaupt die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit<br />

Balazc und den anderen Leuten war sehr fruchtbar.“ („Leni Riefenstahl: Film-Arbeit in den Tiroler Bergen“, in:<br />

Film-Kurier, Jg. 13, Nr. 233, 5.10.1931)<br />

56<br />

Ralmon, „Béla Balázs“, S. 18.<br />

57<br />

Infield, Leni Riefenstahl, S. 33, sowie Peggy A. Wallace, „‘The Most Important Factor Was the Spirit’: Leni<br />

Riefenstahl during the Filming of The Blue Light“, in: Image, März 1974, S. 17-29. Die Quelle für all diese Berichte<br />

über technische Innovationen ist freilich Leni Riefenstahl selbst.<br />

429

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!