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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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keinen Fanatismus verlangt, weiterhin unbeteiligt vertrocknen lassen.“ 42 Nur wer den dr<strong>am</strong>atischen<br />

K<strong>am</strong>pf mit der Natur pathetisch zu gestalten wisse, wer den Existenzk<strong>am</strong>pf an sich, der sich darin<br />

wiederspiegele, bestünde, könne den sozialen K<strong>am</strong>pf überhaupt ernst nehmen. Und er denkt an die<br />

„Sturmszenen des Montblanc-Filmes“: „Heroische K<strong>am</strong>pfszenen der Kreatur, die die Grenzen ihrer<br />

als Heimat bestimmten Natur überschritten hat und Aug’ in Aug’ dem finstern Weltall<br />

gegenübersteht. Jenseits der Lebensgrenze, wo nur noch das Wunder des menschlichen Willens<br />

standhält.“ 43<br />

13.3 Auf dem Weg zum blauen Licht<br />

Das Wunder des menschlichen Willens hatte auch Leni Riefenstahl im Auge, als sie an die Planung<br />

ihres ersten Filmes ging. Sie hatte sich vorgenommen „einen Bergfilm zu machen, in dem die Frau<br />

eine wichtigere Rolle spielen sollte als die Berge“. 44 Die Geschichte, die sie erzählen will, handelt von<br />

einem Dorf in den Bergen, dessen junge Männer jedesmal wenn Vollmond ist, von einem magischen<br />

blauen Licht angezogen werden, das von einem Berggipfel herabscheint. Regelmäßig stürzen die<br />

Männer nachts in den Tod. Nur ein junges, verwildertes Mädchen, eine Außenseiterin, kennt das<br />

Geheimnis des Berges. Über den Ursprung der Idee zu diesem Film gibt es eine ganze Reihe von<br />

Versionen. Leni Riefenstahl schrieb den Ursprung mal einer alpinen Legende, mal sich selbst zu. In<br />

ihrer Autobiographie wird das „blaue Licht“ in einer Traumvision geboren 45 und schon 1938 erinnert<br />

sie in einem Interview des Film-Kurier daran, dass ihr erster Tanz „Die blaue Blume“ hieß. 46 Hier<br />

wie dort ginge es um die Sehnsucht nach einem Ideal. Doch die Wahrheit ist sehr viel prosaischer.<br />

Die Grundidee des Film ist offenkundig eine Adaption von Gustav Renkers Roman Bergkristall, so<br />

wie auch schon Fancks Film DER HEILIGE BERG auf ein Buch von Renker zurückging. 47<br />

42<br />

Balázs, „Der Fall Dr. Fanck“, S. 290.<br />

43<br />

Ebd.<br />

44<br />

Rentschler, „Hochgebirge und Moderne“, S. 23.<br />

45<br />

Leni Riefenstahl, Memoiren. 1902-1945. <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>/Berlin: Ullstein, 1996 [1987], S. 137f.<br />

46<br />

Siehe „Gespräch mit Leni Riefenstahl. So entstand ‘Das blaue Licht’“, in: Film-Kurier, Jg. 20, Nr. 224, 24.9.1938.<br />

Dieser Allgemeinplatz findet sich bei den den unterschiedlichsten Autoren aufgegriffen. Vgl. Charles Ford,<br />

Riefenstahl, S. 41; John Ralmon, „Béla Balázs in German Exile“, in: Film Quarterly, Bd. 30, H. 3 (Frühjahr 1977), S.<br />

17; Thomas Koebner, „Der unversehrbare Körper. Anmerkungen zu Filmen Leni Riefenstahls“, in: Hickethier u.a.<br />

(Hg.), Der Film in der Geschichte, S. 183f.; Gisela von Wysocki, „Die Berge und die Patriarchen. Leni<br />

Riefenstahl“, in: dies., Die Fröste der Freiheit. Aufbruchsphantasien. <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>: Syndikat, 1980, S. 75.<br />

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