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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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freilich aus, wenn man den Erfolg ihrer Propagandafilme weniger ihren künstlerischen Qualitäten<br />

zuschreibt, als den unerschöpflichen Mitteln, die ihr zur Verfügung gestellt wurden 6 , und ihrer eigenen<br />

unerschöpflichen Energie, mit der sie diese Filme produzierte und ihre Mitarbeiter begeisterte. Wenn<br />

man jenseits davon ihre schauspielerische und inszenatorische Leistung eher als ausgesprochenen<br />

Kitsch empfindet, dann erscheint es eher so, dass eine mittelmäßig begabte, aber von innerem,<br />

weniger ideologischem als selbstverliebtem, Fanatismus getriebene Persönlichkeit sich mit höchster<br />

Protektion einen Platz in der Filmgeschichte sicherte, den sie sonst womöglich niemals hätte<br />

einnehmen können. Die Frage erscheint heute hypothetisch, ob sich an Leni Riefenstahl ohne ihre<br />

Propagandafilme mehr Menschen erinnern würden, als an den fast vergessenen Arnold Fanck, der in<br />

den zwanziger Jahren den Versuch unternahm, ein deutsches Filmgenre zu etablieren, das es mit den<br />

„freundlichen Weiten“ des wilden Westens aufnehmen sollte: den „Bergfilm“. Und doch führt diese<br />

Frage ins Zentrum der Beschäftigung mit dem einzigen Spielfilm, den Leni Riefenstahl vor 1945<br />

realisierte: DAS BLAUE LICHT.<br />

Von beiden, von Arnold Fanck und von Leni Riefenstahl, war Béla Balázs 1931 jedenfalls<br />

begeistert. Sein letzter Aufsatz über den Film, der vor 1933 in Deutschland erscheint, ist sein<br />

Vorwort zu Arnold Fancks Filmbuch Stürme über dem Montblanc, das 1931 herauskommt.<br />

Und als, vermutlich im Mai 1931, Leni Riefenstahl ihn fragt, ob er bereit ist, aus einer von ihr in<br />

Stichworten entworfenen Filmidee ein Drehbuch zu machen, sagt er spontan zu. Über die Entstehung<br />

des Projekts hat sich Balázs selbst, aus nachzuvollziehenden Gründen, später nie schriftlich geäußert.<br />

So sind wir auf die eher legendenhaften Erzählungen Leni Riefenstahls angewiesen.<br />

In ihrem Buch K<strong>am</strong>pf in Schnee und Eis 7 schildert sie ihre Arbeit nicht nur als Ringen mit der Natur<br />

(„Der Film [DIE WEIßE HÖLLE VOM PIZ PALÜ] wird der schwerste, wildeste und gefährlichste<br />

K<strong>am</strong>pf, den wir bisher mit der Natur auszufechten hatten“ 8 ) sondern auch als K<strong>am</strong>pf mit dem<br />

technischen Medium: „[I]ch spüre, daß ich mich mit der Technik sehr vertraut machen muß, daß Film<br />

ohne Technik ein Nichts ist. [...] Und es vergehen immerhin einige Jahre, bis es mir gelingt, dem Film<br />

meinen eigene Willen aufzuzwingen. Erst im ‘Blauen Licht’, diesem Film, der ganz mein Eigentum<br />

6 TRIUMPH DES WILLENS wurde mit einem Te<strong>am</strong> von 170 Personen gedreht, darunter 9 K<strong>am</strong>eraleute für<br />

Luftaufnahmen, 36 K<strong>am</strong>eraleute und Assistenten unter der Leitung von Sepp Allgeier, 30 weitere Wochenschau-<br />

K<strong>am</strong>er<strong>am</strong>änner und 17 Beleuchter (siehe Infield, Leni Riefenstahl, S. 83).<br />

7 Leni Riefenstahl, K<strong>am</strong>pf in Schnee und Eis. Leipzig: Hesse & Becker Verlag, 1933.<br />

8 Ebd., S. 42.<br />

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