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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Werte der Klassik“ 197 , markiert keinen Anfang einer neuen Entwicklung, sondern einen<br />

eindrucksvollen Schlusspunkt.<br />

Ende 1929, Anfang 1930 entstehen die Exposés „Himmlische und irdische Liebe“ sowie „Dein Kind<br />

sieht dein Leben“. Eisenstein, dem Balázs im Februar 1930 die Exposés übersendet, kann (oder will)<br />

für Balázs nichts tun, er ist auf dem Weg in die USA und nach Mexiko, wo er selbst seine größten<br />

Fehlschläge erleiden wird. Balázs sendet eines seiner Exposés auch Alexander Korda, mit dem er<br />

1926 MADAME WÜNSCHT KEINE KINDER realisiert hatte und der mittlerweile in den USA einigen<br />

Erfolg hat. Balázs vertraut das Exposé im März seinem Freund René Spitz an, der zu einem<br />

psychoanalytischen Kongress in die USA fährt und Korda in Hollywood besuchen will. Aus einem<br />

Brief Balázs’ an Korda lässt sich schließen, dass es sich um „Dein Kind sieht dein Leben“ gehandelt<br />

haben muss. 198 Es liegt nahe, dass Balázs und René Spitz miteinander über die kindliche<br />

Wahrnehmung, die den Ausgangspunkt von Balázs’ Filmexperiment bilden sollte, schon vorher ins<br />

Gespräch gekommen waren. René Spitz hatte begonnen, seine wissenschaftlichen Studien der<br />

frühkindlichen Perzeption zu widmen, Forschungen, die schließlich in seine grundlegenden Arbeiten<br />

über die Entstehung der ersten Objektbeziehung, der Wahrnehmung der Mutter und ihres<br />

Gesichtes mündeten. Wenige Jahre später, 1933, begann René Spitz d<strong>am</strong>it, den Film als<br />

Beobachtungsmedium in der psychoanalytischen Säuglingsforschung einzuführen. Doch eine<br />

Gelegenheit für Spitz, Alexander Korda in Hollywood zu treffen, ergab sich nicht. Angewidert von<br />

der <strong>am</strong>erikanischen Filmindustrie, verließ Korda 1930 die USA wieder und kehrte nach Europa<br />

zurück.<br />

Balázs’ Exposés finden keine Verwirklichung. Anfang 1930 erhält Balázs wenigstens den Auftrag, für<br />

die deutsche Fassung eines Par<strong>am</strong>ount-Films, THE DEVIL’S HOLIDAY, das Drehbuch zu schreiben,<br />

die Regie führt Leo Mittler. 199 Doch das ist Broterwerb, keine Erfüllung.<br />

Als Balázs im August 1930, von seiner schweren Herzkrankheit genesen, das Angebot erhält, mit<br />

Pabst zus<strong>am</strong>menzuarbeiten, kann er kaum widerstehen. Und vermutlich vermag er nicht zu erahnen,<br />

zu welchen Konflikten es im Sommer zwischen Bertolt Brecht und dem Drehbuchautor Leo Lania<br />

auf der einen Seite, und der Nero-Film und Georg Wilhelm Pabst auf der anderen Seite über das<br />

Drehbuch gekommen war. Während Pabst bemüht war, die Dreigroschenoper für den Film populär<br />

197 Gersch, „Versuche auf breiter Front“, S. 24f.<br />

198 Vgl. Zsuffa, Balázs, S. 181.<br />

199 Die deutsche Fassung des Film erhält den Titel SONNTAG DES LEBENS und kommt 1930 in die Kinos.<br />

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