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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Im Herbst 1930 bekommt Balázs auch wieder Post von Bartók, mit dem er sich 1928 in Berlin<br />

versöhnt hatte. Bartóks Ballett Der wunderbare Mandarin durfte aus Gründen der Prüderie in<br />

Budapest nicht aufgeführt werden, und das Opernhaus weigert sich auch, die beiden anderen<br />

Bühnenmusiken Bartóks (also den Blaubart und den hölzernen Prinzen) zu spielen, solange dessen<br />

Librettist nicht bereit ist, auf die Nennung seines N<strong>am</strong>ens und seine Royalties zu verzichten. Balázs<br />

willigt ein, umso mehr, als Bartók ihn darum bittet, ihm ein neues Libretto zuzusenden, das allerdings<br />

keine Verwendung finden wird. 194<br />

Erfolgreicher gestaltet sich Balázs’ Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Wilhelm Grosz. Am 23. März 1930 erlebt<br />

ihr Opern-Einakter „Achtung Aufnahme“ seine Uraufführung im <strong>Frankfurt</strong>er Opernhaus. Es ist dies<br />

wahrscheinlich die einzige Oper, die in einem Film-Studio spielt. 195<br />

Kurz darauf ereilt Balázs in Berlin ein schwerer Herzanfall, der ihn fast das Leben kostet. Drei<br />

Monate verbringt er im Krankenhaus, lernt mühevoll wieder zu laufen.<br />

Als Balázs Anfang August 1930 wiederhergestellt ist, erhält er einen verlockenden Auftrag, der sich<br />

bald als äußerst kontrovers herausstellen wird. Georg Wilhelm Pabst und die Nero-Film betrauen<br />

ihn d<strong>am</strong>it, das Drehbuch der Verfilmung von Brechts Dreigroschenoper zu überarbeiten und für die<br />

Produktion fertigzustellen.<br />

Balázs’ Erfahrungen mit dem Film waren in den Jahren zuvor ernüchternd genug gewesen. 1928, von<br />

der deutschen Filmproduktion praktisch ausgeschlossen, hatte er sich an das Zentralkomitee der<br />

Kommunistischen Partei Ungarns in Moskau gewandt, mit dem Vorschlag, einen Film über die<br />

ungarische Räterepublik zu realisieren. Im August 1928 wurde sein Vorschlag angenommen. Georg<br />

194 Joseph Zsuffa zufolge handelt es sich vermutlich um die Pantomime „Das kleine Mädchen in der großen<br />

Stadt“, das sich in Bartóks Nachlass in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften befindet, und ganz die<br />

künstlerische Handschrift von Balázs’ entsprechenden Versuchen der Wiener und Berliner Zeit trägt. Vgl. Zsuffa,<br />

Balázs, S. 188f.<br />

195 Ein Student, in verzweifelt enttäuschter Liebe zu einem Filmstar entbrannt, verschafft sich Zutritt zu einem<br />

Filmstudio, in dem gerade der Mord an der Heldin gedreht werden soll. Der Student hingegen ist gekommen, um<br />

sie wirklich zu erschießen, und wird, seine Pistole in der Hand, für die Rolle des Mörders engagiert. Am Ende<br />

siegt der Film über die Realität. „Student: ‘Ich wollte sterben.. Ich wollte morden...’ Regisseur: ‘Und das Ganze ist<br />

ein Film geworden in Hollywood.’“ (Béla Balázs, „Old-Hollywood / Achtung Aufnahme !“, Typoskript, in: Balázs -<br />

Nachlass, MTA, Ms 5013/37; Béla Balázs, Achtung, Aufnahme! Tragikomödie. Musik von Wilhelm Grosz. Wien:<br />

Universal Edition A.G., 1929)<br />

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