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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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entbehren und den Autor als Drehbuchschreiber bürgerlicher Filme abqualifizierte. 183 Balázs hindert<br />

dies alles nicht, seine Kraft immer mehr in den Dienst kommunistischer Agitation zu stellen, sich ganz<br />

und gar der Sache der radikalen Linken zu verschreiben. Seine Vortragstätigkeit bringt ihn mit den<br />

unterschiedlichsten Vereinigungen und Verbänden zus<strong>am</strong>men, vom schon erwähnten<br />

„Klub der K<strong>am</strong>eraleute“ bis zur „Gesellschaft zur Förderung kultureller Interessen“, vom<br />

„Volksverband für Filmkunst“ bis zum „Arbeiter-Radio-Bund“, Balázs spricht auf internationalen<br />

Film- und Theaterkongressen und auf Agitationsabenden der kommunistischen Theaterbewegung,<br />

hält Seminare in der Marxistischen Arbeiter Schule, und im Juni 1931 unternimmt er eine<br />

Vortragsreise in der Tschechoslowakei auf Einladung der Organisation „Linksfront“, spricht über den<br />

sowjetischen Film und über das Zögern der Intellektuellen, sich für den Kommunismus zu<br />

entscheiden.<br />

Neben seinen Aufsätzen und Artikeln über den Film, die vor allem in der Zeitschrift Filmtechnik und<br />

im Film-Kurier, aber auch in Zeitungen wie dem Berliner Tageblatt, dem Berliner Börsen-<br />

Courier oder der BZ <strong>am</strong> Mittag erscheinen, schreibt Balázs Aufsätze über Theater und Kultur, u.a.<br />

für Die Weltbühne und Der Querschnitt, seltener auch für Die Linkskurve.<br />

Ende 1929 erscheint sein Roman Unmögliche Menschen und findet ein zwiespältiges Echo. Kein<br />

Wunder, zu sehr laufen politische Tendenz und lyrische Sehnsucht in diesem Buch, an dem Balázs<br />

schließlich fast fünfzehn Jahre lang gearbeitet hatte, auseinander. Wilhelm Michel (der das Buch in<br />

der Weltbühne als überfälligen Einblick in die ferne Welt der Menschen vor 1914 begrüßt 184 )<br />

schreibt, Balázs vernehme aus dem, „was ich mir als eine Weltscheu des Geistes erkläre, den Ruf zur<br />

Revolution [...] mit dem Ziel, ein Dasein herzustellen, in dem kein Stück Leben mehr leerzulaufen<br />

braucht“. 185 Doch zum Ziel, so wendet Michel ein, führe nur der „Verzicht auf die Hybris des Ichs<br />

[...] Von dieser Seite der Frage scheint mir das liebende, feurige und gläubige Herz des Buches mehr<br />

zu wissen als der Kopf des Autors“. 186<br />

183 Siehe T.K. Fodor, „Der Geist des Films“, in: Die Linkskurve, Jg. 4, H. 2 (Februar 1932), S. 34-35. Balázs’<br />

gewachsene Einsichten in den Charakter des Films als Massenmedium, das dem Zwang größtmöglicher<br />

Popularität unterliegt, weist Fodor als ideologische Ausflucht der Filmindustrie ab - und setzt dagegen die Fiktion<br />

eines revolutionären Massenbewusstseins, das auch im Kapitalismus nach revolutionären Filmen verlange. Als<br />

Balázs 1922 revolutionäre Filme forderte, hatte ihm die Rote Fahne noch vorgehalten, sich Illusionen über die<br />

Möglichkeiten im Kapitalismus zu machen. Zur Rezeption Balázs’ durch die kommunistische Presse vgl. Zsuffa,<br />

Balázs, S. 178f; S. 222f.<br />

184 „bürgerlich unbrauchbare, in lauter Protest und Ironie lebende Erscheinungen, vorwitzig mit sich und andern<br />

experimentierend, nirgends real behaust, nirgends angegliedert, außer etwa im Bereich einer völlig vom Leben<br />

gelösten Kunst“ (Wilhelm Michel, „Unmögliche Menschen“, in: Die Weltbühne, Jg. 26, H. 10, 4.3.1930, S. 359.<br />

185 Ebd., S. 361.<br />

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