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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Männer dem Tode durch das Objektiv des Kurbelkastens ins Auge schauten. [...] Der innere Prozeß<br />

des Sich-Rechenschaft-Gebens hat sich nach außen verlegt. Dieses bis zum letzten Augenblicke<br />

Sich-Selber-Sehen wird mechanisch fixiert.“ 174 Fast wörtlich übernimmt er einige Passagen daraus in<br />

sein zweites Filmbuch. Doch jetzt, fünf Jahre später, ist weniger vom Sterben, als vom Überleben die<br />

Rede: „Der innere Prozeß des Sich-Rechenschaft-Gebens hat sich nach außen verlegt. Der ‘klare<br />

Blick’ wird mechanisch fixiert, d<strong>am</strong>it man ihn länger behalte.“ 175 Balázs ist vorsichtiger geworden. Oft<br />

genug hat man ihm vorgeworfen ein haltloser Romantiker zu sein. Doch das wird ihn, der im Frühjahr<br />

1931 auch offiziell der Kommunistischen Partei Deutschlands beitrat, nicht daran hindern, ein Jahr<br />

später noch einmal alle seine „romantischen“ Vorstellungen zu einem eindrucksvollen Bild zu<br />

verdichten, gemeins<strong>am</strong> mit Leni Riefenstahl.<br />

Balázs’ Traum aber, in der Film-Metropole Berlin Gegenwart und Zukunft des Films mitgestalten zu<br />

können, hatte sich seit 1926 zerschlagen.<br />

12.4 „... ein Outsider geworden.“<br />

Interventionen <strong>am</strong> Rande<br />

Nach dem das Jahr 1926 für Balázs so vielversprechend geendet hatte, schien der Weg für ihn als<br />

gefeierter Drehbuchautor offen zu stehen. Die Reaktion auf seine ersten beiden Berliner Filme waren<br />

günstig. Und doch wurde Balázs bald an den Rand des Filmgeschäfts gedrängt. 1927 entstehen noch<br />

vier Spielfilme, an denen er beteiligt ist 176 , 1928 nur ein kurzer agitatorischer „Dokumentarfilm“ des<br />

„Volks-Film-Verbandes“, den Balázs aus UFA-Wochenschauen montierte um deren Manipulation<br />

der Wirklichkeit zu entlarven. 177<br />

174<br />

Béla Balázs, „Kurbelndes Bewußtsein“, in: ders., Schriften zum Film. Band 1, S. 336 [zuerst in: Der Tag,<br />

22.3.1925].<br />

175<br />

Balázs, „Der Geist des Films“, S. 122. In der 1930 übernommenen Textpassage kurbelt Scott nur noch „fast sein<br />

eigenes Sterben“ (S. 122), und die Reflexion endet nicht mehr mit dem Tod und dessen Sinn: dem Ausdehnen der<br />

„Traumgrenzen des Unmöglichen“ (Balázs, „Kurbelndes Bewußtsein“, S. 338). Stattdessen bildet nun der<br />

folgende Satz die Pointe: „Man kurbelt nicht, solange man bei Bewußtsein ist, sondern man ist so lange bei<br />

Bewußtsein, als man kurbelt.“ (Balázs, „Der Geist des Films“, S. 123.)<br />

176<br />

Der erste, GRAND HOTEL...! (Regie: Johannes Guter), war der Versuch, einen populären Querschnittfilm mit<br />

Spielhandlungen zu entwerfen. DAS MÄDCHEN MIT FÜNF NULLEN (Regie: Kurt Bernhardt) fiel bei der Kritik<br />

durch. Der mit der kommunistischen „Prometheus-Film“ realisierte, die üblichen Filmfabeln selbst ironisierende<br />

„Filmscherz“ EINS PLUS EINS GLEICH DREI (Regie: Felix Basch, Drehbuch: Bèla Balázs und Hermann Kosterlitz)<br />

hingegen hatte einigen Erfolg. DONA JUANA (Regie: Paul Czinner) sollte schließlich Balázs’ Bruch mit der<br />

Filmindustrie einläuten. Zuvor hatte Balázs, ohne Credit, aber gegen gutes Geld, Czinner geholfen das Drehbuch<br />

für den Film LIEBE zu schreiben, der im Januar 1927 in die Kinos k<strong>am</strong>.<br />

177<br />

WAS WIR WOLLEN - WAS WIR NICHT WOLLEN.<br />

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