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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Teile und Kräfte sich zu bestimmten Bildern, zu den Gestalten der Dämonen und Göttern formt,<br />

sondern wo diesen Gestalten ein Hervorgehen, ein Werden, ein Leben in der Zeit zugesprochen<br />

wird.“ 140 Erst wenn der magische Raum seine „Tiefendimension“ 141 in der Zeit findet, wird aus ihm<br />

eine mythische Welt. So nimmt der Mythos, jedenfalls das zur Welt-Anschauung gewordene<br />

mythisch-magische Denken, für Cassirer eine Zwischenstellung ein, zwischen magischer<br />

Identitätswelt und kausalem Denkem. Die Zeitlichkeit des Mythos verweist schon auf die<br />

Verknüpfungen von Ursache und Wirkung, doch sie nimmt zugleich nie die Form einer bloßen<br />

Relation an. Sie verweist von jedem ihrer Momente zurück auf die Zeitlosigkeit einer Ursprungswelt,<br />

eine zyklische Struktur, die mit „Geschichte“ nicht zu vergleichen ist. Denn diese „Vergangenheit<br />

selbst hat kein ‘Warum’ mehr: sie ist das Warum der Dinge. Das eben unterscheidet die<br />

Zeitbetrachtung des Mythos von der der Geschichte, daß für sie eine absolute Vergangenheit<br />

besteht, die als solche der weitergehenden Erklärung weder fähig noch bedürftig ist.“ 142 Mythische<br />

Zeit kenne keine Entwicklung, keine lineare Abfolge. Ihr zyklischer Lauf bringe qualitativ voneinander<br />

unterschiedene „Zeiten“ hervor, die zu der Zeit des Ursprungs in gleichem, genauer: in einem nicht<br />

messbaren Verhältnis stehen. Tag und Nacht, Frühling und Sommer, Jugend und Alter folgen<br />

einander nicht in einer gerichteten Bewegung, sondern sind wie zwei Räume, zwei Orte (auf der<br />

Oberfläche eines Planeten gleichweit vom Mittelpunkt entfernt), zwischen denen wir hin und her<br />

gehen. Das „mythische Denken“, so Cassirer, kennt Beziehungen nur als eine Form des<br />

Ineinandergehörens, als eine Symbolisierung der Identität, auch im Bewusstsein der Zeit. „So ist<br />

insbesondere die Magie dadurch gekennzeichnet, daß sie ihr allgemeines Prinzip, das Prinzip des<br />

‘pars pro toto’, vom Raume auch auf die Zeit überträgt. Wie im physisch-räumlichen Sinne nicht nur<br />

jeder Teil das Ganze vertritt, sondern wie er, magisch betrachtet, das Ganze ist, so greift der<br />

magische Wirkungszus<strong>am</strong>menhang auch über alle zeitlichen Differenzen und Trennungsstriche<br />

hinweg.“ 143<br />

Jeder Relativismus nimmt von dieser mythischen Vorstellung seinen Ausgang. Doch lässt sich dieser<br />

„Mythos der ewigen Wiederkehr“ 144 höchst unterschiedlich in der Genese des Denkens verorten.<br />

Für Mircea Eliade liegt hier, in der „Nachahmung eines archetypischen Aktes“, der „Reaktualisierung<br />

140 Ebd., S. 129.<br />

141 Ebd., S. 130.<br />

142 Ebd., S. 130f.<br />

143 Ebd., S. 137.<br />

144 Siehe dazu Mircea Eliade, Kosmos und Geschichte. Der Mythos der ewigen Wiederkehr. <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>:<br />

Insel, 1984.<br />

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