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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Ausdrucksformen eines präsentativen Symbolismus aufeinander zu beziehen, ist in der deutschen<br />

filmtheoretischen Diskussion hingegen weitgehend allein geblieben. 108<br />

Allen gemeins<strong>am</strong> ist die Beobachtung, dass die Struktur der Filme und der Träume auf ähnlichen<br />

Mechanismen zu beruhen scheinen, jenen Mechanismen, die Sigmund Freud in der Traumdeutung<br />

und den d<strong>am</strong>it verbundenen einzelnen Aufsätzen seit Beginn des Jahrhunderts identifiziert und<br />

beschrieben hatte: Verschiebung, Verdichtung und Rücksicht auf Darstellbarkeit, also<br />

Verbildlichung. 109 Christian Metz hat, von diesen Mechanismen ausgehend, versucht, mögliche<br />

Gesetze der Beziehung zwischen Verdichtung und Verschiebung einerseits, und Formen der<br />

Metapher und Metonymie andererseits im Film zu identifizieren und zu analysieren. Hier aber geht es<br />

um die Beziehung zwischen der beobachteten Regression des Subjektes und der Besetzung der<br />

geschauten oder halluzinierten Bilder, die Formen der Objektbesetzung im Kino - jenen Vorgang<br />

also, den Edgar Morin, an Lévy-Bruhl anknüpfend, als Verwandlung von Projektion und<br />

Identifikation in emotionale Partizipation zu beschreiben versucht hat. Auch Morin vermochte<br />

freilich die Frage danach nicht zu klären, welchen Ort die von ihm „filmische Partizipation“ genannte<br />

Synthese von Veräußerlichung und Einverleibung - von Projektion einer Vorstellung in die uns<br />

umgebende Objektwelt und Identifikation mit dem Geschauten - zwischen Traum und Wachen,<br />

Wirklichkeit und Halluzination einnimmt.<br />

Freud hatte den Traum als eine Form der Regression interpretiert, in der das Bewusstsein zu einem<br />

"Stück des überwundenen Kinderseelenlebens“ 110 zurückfindet, wenn es von dem Ansturm äußerer<br />

Reize im Schlaf entlastet wird:<br />

„Das Träumen sei im ganzen ein Stück Regression zu den frühesten Verhältnissen des Träumers, ein<br />

Wiederbeleben seiner Kindheit, der in ihr herrschend gewesenen Triebregungen und verfügbar<br />

gewesenen Ausdrucksweisen. Hinter dieser individuellen Kindheit wird uns dann ein Einblick in die<br />

phylogenetische Kindheit, in die Entwicklung des Menschengeschlechts versprochen, von der die des<br />

108 Uwe Gaube, Film und Traum. Zum präsentativen Symbolismus. München: Wilhelm Fink, 1978.<br />

109 Uwe Gaube hebt hervor, dass diese grundlegenden Mechanismen, die nach Susanne K. Langer auch die Basis<br />

jedes präsentativen Symbolismus bilden, von den unterschiedlichen, sich von Freud absetzenden Theorien über<br />

den Traum nicht in Frage gestellt wurden (vgl. Gaube, Film und Traum, S. 65).<br />

110 Sigmund Freud, Die Traumdeutung [= Studienausgabe Bd. II]. <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>: S. Fischer, 1972 [1900], S.<br />

540.<br />

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