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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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halten konnten und deren Kinn zitterte, während sie redeten. Währenddessen die ungeheure<br />

Beklemmung, dass wir das Feuer, das wir gelegt hatten, nicht lokalisieren werden können.“ 131 Balázs<br />

stellt nicht ohne Stolz fest, in der Rolle des Organisators nicht versagt zu haben.<br />

Zwei Wochen später ist Balázs d<strong>am</strong>it beschäftigt, seinen Roman zu beenden, den er nun im Nyugat<br />

im Frühjahr herausbringen will. 132 Er reicht das Manuskript bei Miksa Fenyö ein und hofft darauf,<br />

dass Mihály Babits, der die Redaktion übernommen hat, sich ihm gegenüber fair verhalten wird.<br />

Trotzig hält er im Tagebuch auch die Tatsache fest, dass er in die neugegründete Vörösmarthy-<br />

Akademie, trotz Babits Fürsprache nicht aufgenommen worden ist. „Jetzt, wo ich darüber schreibe,<br />

freue ich mich darüber wie über einen Erfolg.“ 133<br />

Mit diesen Eintragungen endet Balázs Tagebuch für ein Jahr. Nach dem katastrophalen Ende der<br />

Rätediktatur im Sommer 1919, das Balázs zur Flucht aus Budapest zwang, wird seine Wohnung<br />

durchsucht und seine Tagebücher werden von der Poizei beschlagnahmt. In der Tageszeitung A Nap<br />

(Die Sonne) erscheint <strong>am</strong> 29. November 1919 ein Bericht unter der Überschrift: „Pathologisches<br />

Porträt des Károlyi-Bolschewismus“. Dort heißt es weiter, „Die Budapester Polizei hat die<br />

Tagebücher des Schriftstellers Béla Balázs beschlagnahmt [...] da sie es als ihre Pflicht ansieht, alle<br />

Dokumente zu untersuchen, die Licht auf die geheimen und immer noch ungeklärten Ursprünge [...]<br />

des Kommunismus zu werfen [imstande sind]. Als Favorit von Dr. György Lukács spielte Balázs<br />

eine so bedeuts<strong>am</strong>e Rolle im Kommissariat für Volksbildung, dass jede Zeile, die er schrieb,<br />

abgesehen vom Mangel an literarischem Wert, für die Polizei von spezifischem Interesse ist.“ 134 Die<br />

Enttäuschung der Polizei war jedoch erheblich. Anstatt revolutionärer Theorien und teuflischer<br />

marxistischer Komplotte fanden sich metaphysische Visionen, mailiziöser Klatsch über literarische<br />

Gegner und kompromittierende Details über D<strong>am</strong>en. 135<br />

130 Ebd., S. 339.<br />

131 Ebd., S. 338.<br />

132 Tatsächlich erscheinen im Frühjahr zwei Folgen des Romans in der Zeitschrift Nyugat, dann unterbricht das<br />

Ende der Rätediktatur die weitere Veröffentlichung.<br />

133 Ebd., S. 341.<br />

134 Zit. nach Gluck, Georg Lukács and his Generation, S. 210f.<br />

135 Vgl. ebd.<br />

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