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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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über den Kurs der Partei und die zu ergreifenden Maßnahmen an Schärfe gewinnen. Die<br />

Parteiopposition organisiert sich um Jenö Landler, den Chef der einflussreichen<br />

Eisenbahnergewerkschaft und Otto Korvin. Im April 1918 fordern Vertreter der unterschiedlichen<br />

Nationalitäten der Doppelmonarchie auf einem Kongress in Rom das Selbstbestimmungsrecht. D<strong>am</strong>it<br />

ist nun das Fortbestehen Ungarns in seinen bisherigen Grenzen auch von innen radikal in Frage<br />

gestellt.<br />

Die Bilanz des Krieges ist auch für Ungarn verheerend. 3,6 Millionen Ungarn nahmen <strong>am</strong> Krieg teil,<br />

von denen 661.000 starben, 743.000 verwundet wurden und 734.000 in Gefangenschaft gerieten. 124<br />

Nach der Februarrevolution k<strong>am</strong> es zu wachsenden und, wie sich noch erwies, höchst folgenreichen<br />

Kontakten zwischen den Kriegsgefangenen und den Bolschewisten in Russland.<br />

„Ungarn wurde“, wie Zoltán Horváth schrieb, „an die Schwelle der Revolution getrieben. Nicht die<br />

sozialistischen und radikalen Führer leiteten sie dahin, auch nicht einmal überwiegend die<br />

sozialistischen und radikalen Ideen, sondern die Kriegsmüdigkeit, die Niederlage, und die daraus<br />

folgende letzte Erbitterung.“ 125<br />

Am 28. Oktober 1918 demonstrieren in Budapest tausende für die Ernennung des Demokraten Graf<br />

Mihály Károlyi, eines der größten Latifundienbesitzer Ungarns, zum Premierminister. Seit Beginn des<br />

Monats verhandelte die Führung des deutschen Reiches und Österreich-Ungarns mit den Alliierten<br />

um einen Waffenstillstand. Der <strong>am</strong>erikanische Präsident Wilson machte die Auflösung Österreich-<br />

Ungarns zur Bedingung. Die Donaumonarchie war faktisch zus<strong>am</strong>mengebrochen, aber die radikalen<br />

bürgerlichen Kräfte um Oskar Jászi und auch die Sozialdemokraten unter Zsigmond Kunfi zögern<br />

noch, die Initiative endgültig zu ergreifen.<br />

Balázs und Lukács, Edith und Anna, Karl Mannheim und Anna Lesznai brechen <strong>am</strong> Abend des 28.<br />

Oktober von einem folgenlosen Treffen der „Ritter-Europas“ auf, um an der Volksvers<strong>am</strong>mlung vor<br />

dem Haus der Partei Károlyis teilzunehmen. Von den dort gehaltenen Reden enttäuscht, setzt sich<br />

die Menge in Richtung der Burg auf der anderen Donauseite in Bewegung. Am Donau-Corso auf<br />

dem Weg zur Kettenbrücke fallen die ersten Schüsse. Balázs ist auf die Barrikade geraten, von der<br />

124 Siehe Tökés, Béla Kun and the Hungarian Soviet Republic, S. 49f.<br />

125 Horváth, Die Jahrhundertwende in Ungarn, S. 511.<br />

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