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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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jedenfalls geht nach Zwingenberg, zwischen <strong>Frankfurt</strong> und Heidelberg, um eine Gartenbaulehre zu<br />

beginnen.<br />

Währenddessen betreibt Lukács in Heidelberg nun mit Nachdruck den Abschluss seiner Habilitation.<br />

Im März 1917 spricht Lukács in einem Brief an Gustav Radbruch davon, bis zum Sommer den<br />

ersten Band seiner Ästhetik von 900 Seiten fertiggestellt haben zu wollen.<br />

Im August 1916 hatte Max Weber ihn ernsthaft ermahnt. Ein „sehr guter Freund von Ihnen - nun<br />

also: Lask 99 - war der Ansicht: er ist geborener Essayist, er wird nicht bei systematischer (zünftiger)<br />

Arbeit bleiben; er sollte sich deshalb nicht habilitieren.“ 100 Max Weber habe Lask d<strong>am</strong>als, von<br />

Lukács’ ersten Teilen der Ästhetik höchst eingenommen, scharf widersprochen. Und eben darum<br />

habe ihn Lukács’ “plötzliches Abschwenken zu Dostojewskij“ 101 so enttäuscht, würde er die<br />

Theorie des Romans allein darum hassen. „Ist es Ihnen wirklich eine unerträgliche Qual und<br />

Hemmung, eine systematische Arbeit fertig zu stellen und Anderes inzwischen zu lassen - ja dann<br />

würde ich schweren Herzens Ihnen raten: lassen Sie die Habilitation.“ 102 Schon seit Ende 1915 hatte<br />

Lukács verschiedentlich bei ihm angefragt ob, zumal er nun nach Budapest eingezogen worden sei,<br />

die Habilitation nicht auf einfachere Weise bewerkstelligt werden könnte, als durch eine große,<br />

abgeschlossene Arbeit in Philosophie. Lukács spielt offenkundig verschiedene Varianten durch, von<br />

der Einreichung der ersten beiden Kapitel der Ästhetik bis hin zu einem Wechsel zu Max Webers<br />

Bruder Alfred, der ebenfalls in Heidelberg lehrt, und d<strong>am</strong>it ins Fach Soziologie. Lukács scheint<br />

jedenfalls Heinrich Rickert, dem neukantianischen Ordinarius für Philosophie, eher aus dem Wege<br />

gehen zu wollen. Lukács’ Beziehungen zu Ernst Bloch und Paul Ernst sind ebenfalls dazu geeignet,<br />

seine Beliebtheit unter den Heidelberger Professoren auf die Probe zu stellen. So spricht aus Max<br />

Webers Briefen des Jahres 1916 ein wachsender Unmut und eine zugleich nicht aufgebende<br />

Hoffnung auf Lukács’ wissenschaftliche Karriere. „Ich wünsche Sie als Kollegen so sehr wie ich<br />

irgend etwas wünsche. Die Frage ist der Weg. [...] Seien Sie ganz sicher: Sie werden Rickert nicht<br />

im Licht eines ‘Bewerbers’ erscheinen, sondern eines ihn sehr lebhaft interessierenden Geistes!“ 103<br />

99<br />

Emil Lask (1875-1915), Philosoph, Schüler Rickerts und Vertreter des Neukantianismus, ab 1913 Extraordinarius<br />

in Heidelberg. Lukács hatte sich mit Lask angefreundet. Lask meldete sich freiwillig an die Front, wo er 1915 fiel.<br />

100<br />

Max Weber an Georg Lukács, 14.8.1916, in: Lukács, Briefwechsel, S. 372.<br />

101<br />

Ebd.<br />

102<br />

Ebd.<br />

103<br />

Max Weber an Georg Lukács, 23.8.1916, in: Lukács, Briefwechsel, S. 377.<br />

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