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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Dingen liegt, nur eine abstrakte, geschichtsphilosophische Vorstellung bleiben muss, wie Heinrich<br />

Schneider insistiert, oder im sinnlichen Erleben in die empirische Welt hineingeholt werden darf.<br />

Schneider operiert in diesem Dialog mit einer räumlichen Vorstellung. „Vorläufig nämlich sind im<br />

Leben nur die einzelnen Dinge sichtbar, und wenn Sie sich einem zuwenden, kommt dadurch alles<br />

andere hinter ihren Rücken.“ 308<br />

Balázs weist Schneider holzschnittartig formulierte Kernfiguren der Lukács’schen Position zu:<br />

„Vagabunden gehen der Seele nach! Denn entweder die Seele oder das Werk!“ 309 Und schließlich:<br />

„Denn nur der hat das Recht auf ein Werk, auf einen Weg, auf eine Wahl, der alles andere ins<br />

Wasser werfen kann und die Sünde, die letzte Sünde auf sich nehmen mag. Verstehen Sie?<br />

Töten!“ 310<br />

Beeendet wird die Szene im Schloss folgerichtig durch die Konfrontation des Initianden mit dem<br />

Tod. Klara behauptet vor allen anderen, ihr Gatte habe Selbstmord begangen, als sie ihn verließ. Sie<br />

will Johannes d<strong>am</strong>it auf eine Probe stellen. Und dieser scheitert kläglich, ist nicht fähig den Tod, die<br />

Schuld, die Konsequenz seines Lebens auf sich zu nehmen. Seine Initiation ist misslungen und Klara<br />

flieht, fort von ihm, zu ihrer Freundin Alice, der Gebieterin über den Zaubergarten Liszka, hinter der<br />

sich Balázs’ Muse Anna Lesznai verbirgt. Es ist die Zauberin, die „dieses Urdunkle,<br />

Traumgefährliche“ 311 in die Welt der großen Stadt gebracht hat. „Sie war Malerin und Dichterin<br />

geworden und brach mit der bäurisch-magischen Glut des Liszkaer Zaubergartens in die feinen<br />

Salons der Literatur und Kunst ein. Ein phantastisch-unwahrscheinliches Wesen. Eine trunkene<br />

Scheherazade, eine wilde Priesterin, eine junge Riesin. [...] Sie hatte immer eine junge Sekte von<br />

jungen Burschen und Mädchen um sich. Ein verworrenes Dickicht von Küssen, Tränen, Träumen.<br />

Mystisch-erotische Gelage wurden da zelebriert in ihrem großen Atelier. [...] Und wenn nach<br />

durchschwärmten, phantastischen Nächten der Morgen durch das Atelierfenster schien und die<br />

Burschen und Mädchen müde, mit staunend verträumten Augen auf den Teppichen herumlagen, da<br />

stand Alice noch aufrecht, fiebernd, ruhelos, unverwüstlich, und sprach und sprach in Metaphern ihre<br />

selts<strong>am</strong>en Märchenweisheiten von Gott und von dem Garten Eden.“ 312<br />

307 Ebd., S. 210.<br />

308 Ebd., S. 218.<br />

309 Ebd., S. 216.<br />

310 Ebd., S. 219.<br />

311 Ebd., S. 235.<br />

312 Ebd., S. 235f.<br />

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