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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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durch Maschinenbetrieb herzustellen. Daß der Versuch scheitern muß, ist ja klar; daß er aber<br />

gemacht werden kann, das ist eines der schlimmsten Zeichen der Verwilderung unserer Zeit.“ 61<br />

5.2 „Gehirntaubheit“ oder „Schaulust“<br />

Die Kino-Debatte 1909-1914<br />

1907 erschien mit der Zeitschrift Der Kinematograph die erste Kinozeitschrift in Deutschland. Im<br />

selben Jahr hatte Hanns Heinz Ewers in seinem Aufsatz „Der Kientopp“ über die „Preßleute“<br />

geschimpft: „[W]issen sie nicht, daß der Kientopp ein Kulturfaktor ist, so erstrangig, so<br />

durchschlagend, wie nicht einer der andern? Daß er der Gutenbergischen Erfindung, der wir<br />

Bücherschreiber unser Leben verdanken, getrost an die Seite zu stellen ist?“ 62 Den Beginn einer<br />

Filmkritik, die den N<strong>am</strong>en verdient, datiert Helmut H. Diederichs auf das Jahr 1909. 63<br />

Von einer öffentlich und diskursiv geführten Kino-Debatte kann freilich erst ab 1911 und<br />

insbesondere in der Zeit zwischen 1912 und dem Beginn des Weltkrieges gesprochen werden.<br />

Beteiligt an dieser Debatte waren Juristen und Pädagogen, Psychologen und Ärzte, aber zunehmend<br />

und schließlich vor allem Schriftsteller: Essayisten und Theaterautoren, Romanciers und Kritiker. 64<br />

Allen gemeins<strong>am</strong> war freilich die Konfrontation mit einem Medium, das sich anschickte, aus den<br />

gesellschaftlichen Niederungen der Jahrmärkte und rauschhaften Volksbelustigungen die Sphären der<br />

bürgerlichen „Kultur“ zu erobern. In den Jahren zwischen 1907 bis 1913 wurden zunächst immer<br />

häufiger literarische Stoffe als Vorlagen für kurze Filmdr<strong>am</strong>en entdeckt, die noch als Teil der üblichen<br />

Progr<strong>am</strong>mfolgen dargeboten wurden. 65 Mit der Entwicklung der Technik wurde es aber zunehmend<br />

sicher günstiger wäre als der heutige. Die notwendige Differenzierung hätte dann stattgefunden.“ (Paul Ernst,<br />

„Kinematograph und Theater“, in: Güttinger, Kein Tag ohne Kino, S. 68f. [Zuerst in: Der Tag, Nr. 57, 8.3.1912.])<br />

61 Paul Ernst, „Möglichkeiten einer Kinokunst“, in: Güttinger, Kein Tag ohne Kino, S. 73. [Zuerst in: Der Tag, Nr.<br />

49, 27.2.1913.]<br />

62 Hanns Heinz Ewers, „Der Kientopp“, in: Güttinger, Kein Tag ohne Kino, S. 12. [Zuerst in: Morgen, Jg. 1, H. 18<br />

(11.10.1907).]<br />

63 Vgl. Helmut H. Diederichs, Anfänge deutscher Filmkritik, S. 36.<br />

64 Eine Reihe von kommentierten Anthologien machen, mit unterschiedlichen Deutungsrahmen und<br />

Datierungsvorschlägen, mit vielen dieser Texte vertraut. Die meisten orientieren sich dabei bezeichnenderweise an<br />

der Geschichte des Stummfilms. Siehe Anton Kaes (Hg.), Kino-Debatte. Texte zum Verhältnis von Literatur und<br />

Film 1909-1929. Tübingen: Niemeyer, 1978; sowie Fritz Güttinger (Hg.), Kein Tag ohne Kino. Schriftsteller über<br />

den Stummfilm. <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>: Deutsches Filmmuseum <strong>Frankfurt</strong>, 1984. Auf die Zeit vor dem Weltkrieg<br />

beschränkt sich die Texts<strong>am</strong>mlung von Jörg Schweinitz (Hg.), Prolog vor dem Film. Nachdenken über ein neues<br />

Medium 1909-1914. Leipzig: Recl<strong>am</strong>, 1992.<br />

65 In der Literatur immer wieder zitiert: die Empfehlung der Lichtbild-Bühne Nr. 116 von 1910: „Musikpiéce,<br />

Aktualität, Humoristisch, Dr<strong>am</strong>a, Komisch. -Pause.- Naturaufnahme, Komisch, Die große Attraktion,<br />

Wissenschaftlich, Derbkomisch.“ (Zitiert nach Heinz B. Heller, Literarische Intelligenz und Film. Zu<br />

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