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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Wirklichkeit erduldet, bis wir dies schaffen, und mit starker Hand erhalten, über das Leben<br />

erhebend.“ 313 Lukács kennt auch in seinen Kritiken von Balázs’ Dr<strong>am</strong>en nur eine Wirklichkeit<br />

jenseits der Wirklichkeit, wo „alles Berührung und alles gleichermaßen Berührung ist“, und das<br />

Schicksal in jedem seiner Momente seiner selbst bewusst, das Ganze und seine Teile mit sich, ihrer<br />

Idee identisch werden.<br />

Lukács fordert von Balázs - die Tödliche Jugend als „Sehnsucht des Absoluten“, des „nicht-leben-<br />

können in dem Relativen des Lebens“ 314 charakterisierend - „das neue Seelendr<strong>am</strong>a, das<br />

dr<strong>am</strong>atische Gegenstück der Epik von Dostojewski“. 315<br />

Balázs aber schrieb nach 1912 beinahe zehn Jahre lang kein Dr<strong>am</strong>a mehr, experimentierte hingegen<br />

mit anderen Formen szenisch-visuellen Ausdrucks.<br />

1913 schrieb er das Libretto zu einem Ballett, Der holzgeschnitzte Prinz. Auch hier steht im<br />

Mittelpunkt ein Wanderer auf der Suche, ein Prinz, der sich in eine Prinzessin verliebt, die von einer<br />

Fee beschirmt und in einer Burg zurückgehalten wird. Um sich bemerkbar zu machen, formt der<br />

Prinz eine Puppe, sein Double, der er seine eigene Schönheit verleiht, sein Goldhaar für sie opfernd.<br />

Nun verliebt sich die Prinzessin in den holzgeschnitzten Prinzen, der, von der Fee animiert, zu tanzen<br />

beginnt. Zu tanzen beginnen auch die Natur, die Bäume und der Bach, und schließlich „die Dinge“.<br />

„Das muß man erklären“, so schreibt Balázs in einer Fußnote: „Das geschieht nämlich jeden Abend.<br />

Nachts nehmen die Dinge ihre Masken ab. Das fühlen wir nur, wir sehen es nicht, denn es ist ja<br />

dunkel.“ 316 Die Fee hat Mitleid mit dem Prinzen und gibt ihm seine Schönheit zurück. Die Prinzessin<br />

erkennt ihren Irrtum - und als sie schließlich sich selbst entstellt, ihren Mantel abwirft und ihre eigenen<br />

Haare abschneidet, finden Prinz und Prinzessin zus<strong>am</strong>men. Balázs bietet das Libretto dem<br />

königlichen Opernhaus an, und er erhält tatsächlich einen Vertrag, geknüpft an die Bedingung,<br />

Bartók für die Musik zu gewinnen. Vier Jahre später erst, <strong>am</strong> 12. Mai 1917 hatte das Ballett, mit<br />

Bartóks Musik, tatsächlich in Budapest Premiere.<br />

312<br />

Ebd.<br />

313<br />

Ebd.<br />

314<br />

Georg Lukács, „Halálos Fiatalság“, in: ders., Balázs Béla és akiknek nem kell, S. 80-102 [zitiert nach einer<br />

Übersetzung von Ferenc Csóka].<br />

315<br />

Ebd., S. 102.<br />

316<br />

Hier zitiert nach der deutschen Übersetzung, die 1921 erschien. Béla Balázs, „Der hölzerne Prinz“, in: ders.,<br />

Sieben Märchen. Wien/Berlin/Leipzig/München: Rikola, 1921, S. 167.<br />

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