12.12.2012 Aufrufe

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ein süsses, volles Glück zu dreien [...] Und ein grenzlos Meer eint beide Ströme“ 276 ) treibt die<br />

kommende Katastrophe nur voran. Der „morgendländische“ Diener Hassan bringt beide Schalen<br />

(„Jeden stummen Wunsch erfüllt dir Hassan [...] Tat wird deiner Brust geheimste Sehnsucht“ 277 ) und<br />

das Spiel nimmt unerbittlich seinen Lauf. Bohemund zählt die Frauen auf, die sie gemeins<strong>am</strong> sich<br />

genommen hatten, „denn der Freund ist älter, als die Frauen“. 278 Schließlich öffnet Bohemund mit<br />

einem Schwerthieb den Weg zum Altar der Jungfrau („Hinter sieben Riegeln, sieben Mauern [...]<br />

Sieben Türen, sieben Mauern fällend“ 279 ) und Blanka will aufgeben: „Mit ihr nicht streit ich. Geh ins<br />

Kloster, das ich einst verlassen, Ruhe harrt dort mein und frühes Sterben.“ 280 Doch Bohemund<br />

verlangt, dass sie bleibt, verlangt, dass Baldwin selbst sich entscheidet. Die ausweglose Situation<br />

treibt unaufhalts<strong>am</strong> auf das Opfer zu, doch welches? Baldwin bietet sein Herz als erster dem Dolche,<br />

wie ein Opfer der Azteken. „Hier mein Herz in meines Busens Tiefe. [...] Hier mein Dolch,<br />

erschliesst es, öffnet’s, öffnet’s, / Wühlt und öffnet, grabt heraus die Wurzel.“ 281 Auch Bohemund<br />

und Blanka betrachten versunken den Dolch, als sei er der Rätsel Lösung. Bohemund und Blanka<br />

fordern vergeblich Baldwins Entscheidung heraus, und schließlich weiß Bohemund das Mittel, sie zu<br />

erzwingen. Baldwin an die „Wundersatzung“ ihres Blutsbundes erinnernd - dass nämlich jeder den<br />

anderen einmal vorm Tode zu retten vermag, indem er das Herzblut des ihm „Allerliebsten“ dafür<br />

opfert - lässt Bohemund sich von Hassan den Dolch ins Herz „tauchen“ und wartet nun darauf, was<br />

geschieht. Blanka, die meint, Baldwin hätte sich für sie entschieden, will nun ihrerseits sich opfern<br />

(„Abend wird’s schon. - Sieh’, das war das Leben“ 282 ), wäre dies doch der Beweis, wirklich „das<br />

Allerliebste“ zu sein, und Hassan vollstreckt auch diesen Wunsch, Blankas Blut in der goldenen<br />

Schüssel fangend. Doch Bohemund verweigert die Therapie: „Weg mit Blankas Blut; ich will nicht<br />

leben. / Herzen fallen aus Marias Händen.“ 283 Ein Wunder geschieht, denn die Jungfrau Maria ist es<br />

nun, die freigiebig spendet, was Bohemund braucht. Während Blanka stirbt, lässt auch Maria ihr Blut<br />

aus dem Herzen in die Schüssel rinnen. Bohemund erwacht und die beiden Kreuzritter ziehen<br />

gemeins<strong>am</strong> wieder in den K<strong>am</strong>pf. Balázs widmete sein Mysterium seinem „Waffenbruder“ und Edith<br />

276<br />

Die Mysterien wurden nur in ungarischer Sprache veröffentlicht. Im Archiv der Ungarischen Akad<strong>am</strong>ie der<br />

Wissenschaften befindet sich im Nachlass Balázs’ das Typoskript einer Übersetzung (vermutlich von Josef<br />

Kalmer), aus der im folgenden zitiert wird. MTA Ms 5012/2, S. 13.<br />

277<br />

Ebd., S. 14.<br />

278<br />

Ebd., S. 19.<br />

279<br />

Ebd., S. 21. Das Motiv der sieben Türen der Burg des Blaubart wiederholt sich hier.<br />

280 Ebd., S. 23.<br />

281 Ebd., S. 27.<br />

282 Ebd., S. 32.<br />

283 Ebd., S. 33.<br />

125

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!