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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Folgenden: MTA) aufbewahrtes und in ungarischer Sprache verfasstes Tagebuch 10 oder einige seiner<br />

frühen, nie in deutscher Sprache publizierten Schriften, beginnend mit seiner Todesästhetik von<br />

1907. Seine Briefwechsel und Manuskripte wie auch seine auf Deutsch vorliegenden literarischen<br />

Veröffentlichungen sind ebenfalls im deutschprachigen Raum noch nie in einem breiteren Kontext<br />

diskutiert worden.<br />

Die Literatur zu Béla Balázs, ohnehin nicht zahlreich, hat sich bislang außerhalb Ungarns ganz<br />

allgemein fast vollständig auf den Filmtheoretiker und Filmautor beschränkt. 11 Eine bedeutende<br />

Ausnahme macht Joseph Zsuffas monumentale Biographie Béla Balázs. The Man and the Artist 12 ,<br />

die Balázs Selbstinterpretationen freilich oft auch dann noch folgt, wenn Zweifel unerlässlich werden,<br />

die über Biographie und Werk aber eine detaillierte Übersicht bietet, der kaum etwas hinzuzufügen,<br />

freilich manches korrigerend und kritischer bewertend zur Seite zu stellen ist. Magda Nagys frühe<br />

ungarische Biographie Béla Balázs Világa (Béla Balázs’ Welt) 13 , die Balázs für den sozialistischen<br />

Realismus rekl<strong>am</strong>ierte und seine Beschäftigung mit dem Märchen als Hinwendung zum Volk<br />

verkürzte, ist mit Zsuffas Buch jedenfalls hinfällig geworden.<br />

Helmut H. Diederichs Versuch, Balázs’ filmtheoretische Schriften systematisch in eine<br />

Phasenentwicklung der Filmtheorie von der „Schauspielertheorie“ über die „K<strong>am</strong>eratheorie“ zur<br />

„Formtheorie“ einzuordnen, blendet die Zus<strong>am</strong>menhänge zwischen Balázs’ Kinoästhetik und seiner<br />

literarischen Produktion weitgehend aus und ordnet die widersprüchlichen Elemente von Balázs’<br />

Künstler-Philosophie in ein Schema ein, das ihrer Komplexität nicht gerecht werden kann. 14 Ähnlich<br />

ergeht es auch der jüngsten hier diskutierten Veröffentlichung, der einzigen deutschsprachigen<br />

10<br />

Balázs’ erhaltene Tagebücher beginnen im Jahr 1899. Nach 1922 hat Balázs offenbar kein regelmäßiges<br />

Tagebuch mehr geführt. Erhalten sind jeweils nach kurzer Zeit abgebrochene Versuche, das Tagebuchschreiben<br />

wieder aufzunehmen, aus den Jahren 1932, 1938, 1940, 1941 und 1945. Seine Tagebücher aus den Jahren 1903-1922<br />

sind, leicht gekürzt und kommentiert, in einer ungarischen Ausgabe erschienen, auf die in der vorliegenden Arbeit<br />

zumeist zurückgegriffen wurde (Balázs Béla, Napló 1903-1914; Napló 1914-1922. Hg. von Anna Fábri.<br />

Budapest: Magvetö Könyvkiadó, 1982).<br />

11<br />

Dies gilt z.B. auch für Jean-Michel Palmiers ausführliches Vorwort zur französischen Ausgabe von Der Geist<br />

des Films, das zwar Balázs’ literarische Texte als Frühphase eines „romantischen Antikapitalismus“ erwähnt, aber<br />

auf diese Weise in die Teleologie einer Deutung Balázs’ als marxistischen Theoretiker des Kinos integriert (Jean-<br />

Michel Palmier, „Béla Balázs, théoricien marxiste du cinéma“, in: Béla Balázs, L’esprit du cinéma. Paris: Payot,<br />

1977, S. 7-116).<br />

12<br />

Joseph Zsuffa, Béla Balázs. The Man and the Artist. Berkeley/Los Angeles/London: University of California<br />

Press, 1987.<br />

13<br />

Magda Nagy, Balázs Béla Világa [Béla Balázs’ Welt], Budapest, Kossuth Könyvkiadó, 1973.<br />

14<br />

Siehe Helmut H. Diederichs, „Béla Balázs und die Schauspieltheorie des Stummfilms. ‘Der sichtbare Mensch’<br />

und seine Vorläufer“, in: Wechselwirkungen, S. 554-559, sowie ders., „Die Wiener Zeit: Tageskritik und ‘Der<br />

sichtbare Mensch’“, in: Balázs, Schriften zum Film. Band 1, S. 21-41.<br />

IX

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