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Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

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Verschmelzung: „Du bist in ihm [der Komponist „der mit Musik spricht“] und in ihm bin ich. Dies ist<br />

die Stimme des Urstrudels in uns.“ 188<br />

Die zweite Szene des Dialogs spielt in einem Salon. Die beiden haben sich erst einmal versöhnt und<br />

nach einem Abendessen überredet Martha den widerstrebenden Michael, zu „Emma“ zu gehen,<br />

worunter sich wahrscheinlich Cecil Polányi verbirgt, in deren Salon Lukács und Balázs verkehrten<br />

und Lukács Irma Seidler kennengelernt hatte. Martha will, um ihre Nähe wieder zu spüren, unter<br />

Menschen. Im Salon eintreffend, behauptet Martha, sie hätten sich zufällig <strong>am</strong> Haustor getroffen, und<br />

schneidet d<strong>am</strong>it das Vorangegangene ab. Im Salon - neben Emma sind zwei (nicht näher<br />

bezeichnete) Herren anwesend - wird über „Themen“ gesprochen, und nun wird genau das zum<br />

„Thema“: „Die Rolle des Themas im Dialog.“ 189 Die Konversation ist hitzig und doppelbödig, denn<br />

Michael und Marthas Dialog schwingt nun mit, wovon nur die lebenskluge Emma etwas ahnt. Martha<br />

wirbt noch einmal für ihre Hoffnung, dass im Dialog „mit uns [...] etwas zus<strong>am</strong>men“ 190 geschehen<br />

könnte, die Schlacke der toten Dinge, der „gefrorenen Lava“ aufbrechen und die Wärme des<br />

darunter fließenden Stromes spürbar werden. Doch das Gespräch zu fünft schweift nun ab, tastet<br />

sich, wie soll es anders sein, in Vor- und Rücksprüngen an den Standpunkten und Eitelkeiten der<br />

Runde entlang, berührt die Frage nach der Rolle des Dialogs im Dr<strong>am</strong>a, der von Balázs behaupteten<br />

Unfähigkeit der Juden („Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel. Im übrigen verstehe ich nur einen<br />

Charaktertyp darunter“ 191 ) zu einfachen, aber doppelbödigen, weil von der Spannung des noch<br />

Entstehenden erfüllten Dialogen oder das Anderssein von Frauen und Männern. Auch hier ist noch<br />

Weininger’sche Geschlechterkunde spürbar, die Rede von den Werten der Frau, die sich nicht nur<br />

mit dem Gehirn auszudrücken vermag, sondern „durch das bloße Sein“. 192 Michael spricht <strong>am</strong> Ende<br />

auch über die Bedeutung der Salons. Aus ihnen würde der Stil einer Kultur hervorgehen, und nicht<br />

aus den Genies. „[S]olche Gesellschaften, Sekten, solche Salons machen es möglich, dass sie<br />

gleichzeitig, in zündender Unmittelbarkeit wirken und zu Kulturelementen werden können. Nur in<br />

solchen Glaubensgemeinschaften kann aus dem Wort Religion werden.“ 193 Nun steigert sich die<br />

Spannung, denn die Plauderei beginnt sich wieder dem anzunähern, was der Leser fortwährend<br />

mitliest, dem stummen bzw. verschlüsselten Dialog zwischen Martha und Michael. Emma beginnt<br />

188 Ebd., S. 17.<br />

189 Ebd., S. 21.<br />

190 Ebd., S. 22.<br />

191 Ebd., S. 26.<br />

192 Ebd., S. 29.<br />

193 Ebd., S. 32.<br />

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