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Ich hab frei! Und jetzt? - Lebenshilfe Wien

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Wir fordern: Freizeitassistenz ins Gesetz!<br />

Aktive Freizeitgestaltung und auch eine Urlaubsreise sind für viele erwachsene<br />

Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung ohne massive Unterstützung<br />

durch Angehörige oder bezahlte Assistent/innen nicht machbar, kommentiert<br />

Bernhard Schmid.<br />

Wie hat mir doch<br />

ein Vater unlängst<br />

berichtet:<br />

„Wie jede Woche<br />

schaue ich<br />

meinem 20-jährigen<br />

Sohn beim<br />

Schwimmtraining zu. Nicht<br />

dass mir das nicht auch Freude<br />

machen würde – jedoch bedeutet<br />

dies auch wöchentlich<br />

drei Stunden Einsatz für „Taxidienst“,<br />

Hilfe beim Umkleiden,<br />

Motivieren zum Duschen<br />

und Klogehen, Absprachen<br />

mit den Schwimmtrainern u.ä.<br />

Meine Frau erfüllt den gleichen<br />

„Dienst“ jeden Montag, wenn<br />

sie meinen Sohn mit dem Auto<br />

zum Reiten nach Niederösterreich<br />

führt. Neben dem Verkehrsrisiko<br />

auf Überlandstraßen<br />

bei jedem Wetter kommt<br />

noch das wiederkehrende Problem:<br />

Was tun während der<br />

Trainingsstunde? Beim Tanzkurs<br />

jeden Donnerstag und<br />

den Proben und Aufführungen<br />

heißt es ebenfalls, familiäre<br />

Betreuungsleistungen zur Verfügung<br />

zu stellen. <strong>Und</strong> am Wochenende<br />

sind die Eltern – und<br />

die Geschwister – noch mehr<br />

gefragt, da mein Sohn nicht<br />

ins Kino, in den Prater, zum<br />

Restaurant fahren und dort<br />

selbstständig seinen Vergnügungen<br />

nachgehen kann. Von<br />

der ständigen Unterstützung bei<br />

der Beziehungspflege zu Gleichaltrigen<br />

ganz zu schweigen …<br />

Natürlich machen wir diesen<br />

Begleitdienst auch gerne, aber<br />

er kostet viel Mühe und Zeit,<br />

und eine Begleitung z.B. in der<br />

Disco durch uns Eltern wirkt<br />

zunehmend unpassend …“<br />

So wie dieser Vater erzählt,<br />

kenne ich noch viele ähnliche<br />

Erfahrungen anderer Familien!<br />

Assistenz für uns<br />

derzeit zu teuer<br />

Aktuell gibt es in <strong>Wien</strong> neben<br />

internen Begleitdiensten von<br />

Betreuungseinrichtungen und<br />

einem Dienst speziell für Menschen<br />

mit Autismus nur ein<br />

einziges gefördertes Assis-<br />

tenzangebot für junge Menschen<br />

mit Beeinträchtigung,<br />

die noch bei den Eltern wohnen,<br />

nämlich vom Verein „Integration<br />

<strong>Wien</strong>“.<br />

Der Dienst erfreut sich regen<br />

Zuspruchs, es gibt aber lange<br />

Wartelisten für neue Interessent/innen.<br />

Eine Assistenzstunde<br />

kostet fünf Euro.<br />

Maximal 35 Stunden pro Monat<br />

sind möglich, das macht<br />

stattliche 165 Euro im Monat<br />

MITMACHEN Frühjahr 2012 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

aus, Fahrtspesen, Eintrittsgelder<br />

und Verköstigung noch<br />

gar nicht inbegriffen. Dass 35<br />

Stunden nicht viel sind, sieht<br />

man daran, dass z.B. im obigen<br />

Fallbeispiel damit lediglich die<br />

Wochentags-Aktivitäten des<br />

jungen Mannes abgedeckt wären,<br />

weitere dringend benötigte<br />

Stunden fürs Wochenende<br />

wären nicht mehr drinnen.<br />

Schritt zur Inklusion:<br />

<strong>Wien</strong> soll Assistenz fördern<br />

Damit alle Menschen mit (intellektuellen)Beeinträchtigungen<br />

bei der Ausübung ihrer<br />

Freizeitaktivitäten die notwendige<br />

Unterstützung erhalten,<br />

fordert die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

die Aufnahme der Freizeit-<br />

Assistenz als geförderte eigene<br />

Leistung im <strong>Wien</strong>er Chancengleichheitsgesetz!<br />

Nur durch eine systematisch<br />

geförderte Freizeit-Assistenz<br />

werden Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

aus mehreren<br />

Anbietern wählen und sich<br />

persönliche und gleichaltrige<br />

Begleitung von Freizeitaktivitäten<br />

leisten können. Die Betroffenen<br />

können ein selbstständigeres<br />

Leben führen, und<br />

die Zeit und das Geld der Angehörigen<br />

werden nicht über<br />

Gebühr beansprucht.<br />

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