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© Peter Leske, »Hände«<br />
ihrer, ebendieser lebenslangen Mission<br />
ausgesetzt sind.<br />
Solche Fotografien lassen sich weder<br />
vereinnahmen noch sind sie tauglich<br />
für vordergründige Propagandazwecke.<br />
Die unzähligen Bilder aus ihren Arbeits-<br />
und Lebenswelten untergraben den offiziellen<br />
DDR-Blick sicherlich nicht dringend<br />
– aber sie sind zu eigensinnig<br />
sensibel, zu genau, um sie allen Ernstes<br />
banal umfunktionieren zu können.<br />
Mit der Kamera dokumentieren Klöppel<br />
und Leske vielleicht das, was man<br />
unter den ´Mühen der Ebene´ verstand,<br />
eingeschlossen dieses zähe Bewusstsein<br />
der Menschen sich unfreiwillig und<br />
lebenslang mit einer, so empfundenen<br />
Provinzialität DDR abzufinden. Die<br />
stete Sehnsucht ins Gesicht geschrieben<br />
und doch ein kleines Glück genießen<br />
können; Feiern, Fasching, Liebe,<br />
Freunde, Späße… fernab der großen,<br />
weiten Welt, die unerreichbar schien<br />
und deshalb noch tausend mal schöner<br />
wurde in ihrer vergeblichen Begehrlichkeit.<br />
Es ist nicht das ganz große Unglück,<br />
die absolute Depression und Ausweglosigkeit,<br />
die als Spuren auf den fotografierten<br />
Gesichtern zu erkennen sind.<br />
Die Position einer Radikalisierung, das<br />
Bedürfnis nach Destabilisierung, Destruktion<br />
als Reflexion auf eine zutiefst<br />
unbefriedigende Zeit in einem Land der<br />
Auflösung, ist beiden Künstlern fremd<br />
und weicht dem Gefühl leiser Melancholie.<br />
Die Mittel von Ironie und Hinter-<br />
gründigem mit teilweise surrealen Tendenzen<br />
scheinen für diese Geisteshaltung<br />
auch adäquater zu sein.<br />
Pressefotografie, auch die, die in der<br />
Wochenzeitschrift ´Neue Berliner Illustrierte´<br />
(NBI), mit Anspruch veröffentlicht<br />
wurde, und bei der beide Bildjournalisten<br />
bis zur Wende angestellt waren,<br />
ist natürlich immer an eine medienimmanente<br />
Sprache gebunden. Was Klöppel<br />
und Leske zu dieser Zeit mit ihrem<br />
Können und mit ihrem Engagement<br />
tun, und in welcher Weise sie das tun,<br />
geschieht in eigenem Auftrag. Umso<br />
erfreulicher für sie, dass sie das Privileg<br />
hatten dasselbe gut bezahlt, gut ausgestattet<br />
mit der uneingeschränkten Möglichkeit<br />
auch jenseits der Grenzen zu<br />
reisen und zu Hause davon zu berichten.<br />
Und nicht zuletzt hatten sie die Zeit, die<br />
sie brauchten, um ihre großen Themen<br />
und Projekte in exzellenter Qualität<br />
auszuführen. »Wir waren die Fettaugen<br />
auf der Wassersuppe DDR.« – Einer<br />
von Beiden hat das in einem Interview<br />
gesagt. Entstanden sind meisterliche<br />
Bilder mit atemberaubender Wirkung,<br />
die berühren, erstaunen, nachdenklich<br />
machen und einen hohen ästhetischen<br />
Genuss bereiten. Pressefotografie vom<br />
Feinsten, die mit ihren autarken Werken<br />
zum einen zu Kunstgeschichte der DDR<br />
gehören und zum anderen einen dokumentarisch<br />
lauteren Blick in die gesellschaftliche<br />
Psyche eines untergegangenen<br />
Landes gestattet.<br />
© Peter Leske, »Feld«<br />
© Eberhard Klöppel, »Lebkuchen«<br />
<strong>brennpunkt</strong> 4/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
Es gibt also keinen Grund für rückblickende<br />
Klischees oder Pauschalisierungen,<br />
noch dazu und angesichts der<br />
Situation der Künstler und der Kunst in<br />
heutiger Zeit. Schlussendlich könnte der<br />
Eindruck vermieden werden, dass die<br />
unschädliche Lust auf einem eh´ toten<br />
Hasen herum zu trampeln – größer ist,<br />
als den neuen aufs Korn zu nehmen.<br />
Du kannst Leiharbeiter beschäftigen.<br />
Das ist rechtens. Sie in Ihrer Lebenswelt<br />
zu fotografieren, könnte die Würde<br />
des Menschen beschädigen. Wenn Du<br />
einen Sponsor findest, der sein Geld<br />
zum Beispiel mit Leiharbeitern gemacht<br />
hat, kannst Du Dir als Fotograf einen<br />
guten Anwalt nehmen. Angst vor der<br />
Kunst hat heute kein Geldgeber, kein<br />
Auftraggeber. Und das Blut im Schuh<br />
guckt sich weg.<br />
Vernissage:<br />
6. Dezember <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
7. Dezember <strong>2012</strong> bis 1. Februar 2013<br />
Fotogalerie Friedrichshain<br />
Helsingforser Platz 1<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Di – Sa 13 – 18 Uhr<br />
Do 10 – 18 Uhr<br />
Petra Hornung<br />
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