brennpunkt 4-2012 .indd - Edition dibue
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»Harry & Nicole (Hasental)«, Ilfochrome, <strong>2012</strong>, © Christian Martinelli/galerie son, (O.i.F.)<br />
»Sporr Maggiore«, Lambda, 2010,<br />
© Christian Martinelli/galerie son, (O.i.F.)<br />
Tag dauern. Die Eingriffsmöglichkeiten<br />
des Fotografen selbst sind dabei auf ein<br />
Minimum reduziert.<br />
Die Bilder, die so im Cube entstehen,<br />
sind lebensgroße, gestochen scharfe<br />
Farbfotografien mit einer exzellenten<br />
Farbbrillianz. Die Stimmung der Bilder<br />
ist dabei immer ähnlich. Durch die<br />
große Dimension der Kamera und die<br />
minimalistische Ausstattung sind Brenn-<br />
weite, Tiefenschärfe und die Variation<br />
des Bildausschnittes begrenzt. Auch<br />
deshalb haben die Cube Stories ihre<br />
eigene Handschrift.<br />
Die Einmaligkeit der Bilder ist auch<br />
durch die Begrenztheit der Bildträger<br />
gegeben. Die Produktion des Ilfochrome-Fotopapiers,<br />
das als Bildträger<br />
zum Einsatz kommt, wurde 2011 - nach<br />
fast 50-jähriger Produktion - aufgrund<br />
sinkender Nachfrage eingestellt. Durch<br />
die dreifache Beschichtung, in die sich<br />
das Licht sozusagen einätzt, haben die<br />
Bilder geradezu eine haptische Tiefe. So<br />
steht jedes Foto auch für ein Stück Fotografie-Geschichte.<br />
150 Blätter befinden<br />
sich noch im Besitz von Christian Martinelli,<br />
Andrea Pizzini und Andrea Salvà,<br />
den drei Gesichtern hinter CubeStories.<br />
Mit dieser limitierten Anzahl an Bildern<br />
hat sich Christian Martinelli ein<br />
Ziel gesetzt. Er möchte das Triviale festhalten<br />
und hat das Objektiv des Cubes<br />
dafür auf jene Momente und Ausblicke<br />
in unserem Alltag gerichtet, die jeder<br />
zu kennen glaubt und deswegen nicht<br />
<strong>brennpunkt</strong> 4/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
weiter beachtet. In ihnen sucht er nach<br />
dem Wesen der Welt, so wie sich auch<br />
der Cube auf das Wesentliche der Fotografie<br />
konzentriert. Martinellis Bilder<br />
halten diese ephemeren Momente für<br />
die Ewigkeit fest und verfolgen dabei<br />
fast eine soziale Aufgabe. Indem er die<br />
Kleinigkeiten des Lebens zum Bildsujet<br />
erhebt, zeigt er seine Bewunderung für<br />
die Arbeit des italienischen Fotografen<br />
Luigi Ghirri. Martinelli adaptiert dabei<br />
das Konzept des demokratischen Blickes,<br />
das der amerikanische Fotograf<br />
William Egglestone in die Fotografie<br />
eingeführt hat.<br />
Dabei geht der Cube sehr dezent vor.<br />
Das Alu-Dibond verleiht dem Kubus<br />
seine reflektierende Eigenschaft, so<br />
kann er sich sehr unaufdringlich seinem<br />
Motiv nähern. Er wird von der Umgebung<br />
aufgenommen und nimmt die<br />
Umgebung in sich auf, denn das Bild,<br />
das er auf seiner Oberfläche reflektiert,<br />
wird gleichzeitig im Inneren festgehalten.<br />
Diese Dualität unterstreicht auch<br />
die Dokumentation, die Martinelli von<br />
den Einsätzen des Cubes macht, und<br />
die bereits für sich faszinierende Bilder<br />
liefert.<br />
CubeStories ist in jeder Hinsicht ein Projekt<br />
der Superlative, das seine Wirkung<br />
am besten am Original zeigt. Absolut<br />
sehenswert!<br />
Verena Malfertheiner<br />
Vernissage:<br />
6. Oktober <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
6. Oktober bis 24. November <strong>2012</strong><br />
galerie son<br />
Mauerstraße 80<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di – Sa 11 – 18 Uhr<br />
www.galerie-son.com<br />
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